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Der Mörder rief nicht an

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Kommissar Steffen sah zu seinem Assistenten Kröger hinüber. »Die Frau muss einen verdammt harten Schädel haben … gehabt haben«, verbesserte er sich gleich. Beide betrachteten die blutüberströmte Leiche zu ihren Füßen.

»Sonst hätte sie sich mit dieser Kopfverletzung nicht mehr bis zum Telefon schleppen können«, ergänzte Kröger.

»Nur schade, dass es ihr nicht gelang, den Notruf zu wählen.« Kommissar Steffen legte den herunterbaumelnden Telefonhörer auf den Apparat. »Dann hätte sie noch den Namen des Täters nennen können. Lässt sich schon etwas über den Kreis der Verdächtigen sagen, Kröger?«

»Da kommen nicht viele in Frage.« Der Kriminalassistent zählte sie der Reihe nach auf. »Ein alter Jugendfreund, der geschiedene Ehemann und vielleicht noch der Hausmeister.«

»Der Hausmeister?«

»Ja, er ist verheiratet. Die Nachbarn behaupten er hätte etwas mit ihr gehabt.«

»Und sonst niemand? Briefträger, Müllmänner, Vertreter? – Nichts?«

Kröger schüttelte den Kopf. »Ich glaube den Jugendfreund können wir ausklammern. Der sitzt in einer Nervenheilanstalt.«

Da klingelte es. Eine männliche Person in einem grauen Arbeitskittel trat ein. Seine Augen sahen den Kriminalbeamten ausdruckslos an.

»Sie sind der Hausmeister?«, vergewisserte sich Kommissar Steffen. »Wann sahen Sie die Ermordete zum letzten Mal?«

»Gestern Nachmittag, als ich ihren Wasserhahn reparierte.«

»Die Frau wurde gegen Mitternacht umgebracht. Haben Sie irgendwelche verdächtigen Geräusche gehört …?«

»Nein, äh … gegen Mitternacht sagen Sie? Weil ich … ich hatte sie versucht, heute Morgen telefonisch zu erreichen.«

»Telefonisch?«

»Ja, so früh ging sie morgens nicht an die Tür, nur an’s Telefon. Aber es war laufend besetzt. Ich hatte es öfters probiert …« Unruhig knetete er seine Finger.

Kommissar Steffen stellte eine Reihe weiterer Fragen. Der Hausmeister beantwortete sie, ohne lange nachzudenken.

Kurz darauf öffnete sich die Tür. Stefan Hanisch, ihr geschiedener Ehemann, trat ein. »Was höre ich da?«, wandte er sich an die Kriminalbeamten, »meine ehemalige Gattin wurde ermordet?«

Kommissar Steffen sah in forschend an. »Im Terminkalender Ihrer ehemaligen Gemahlin steht an dem heutigen Tag Ihr Name.«

»Wir wollten noch einmal über die Höhe der Unterhaltszahlung sprechen. Sie war so geldgierig, wissen Sie. Ich wollte mit ihr eine genaue Uhrzeit ausmachen, deshalb rief ich heute Morgen bei ihr an. Aber sie ging nicht ans Telefon, obwohl ich es öfters probierte und auch lange läuten ließ …«

»Herr Kommissar!« Ein Polizeibeamter kam aufgeregt mit einem Telegramm hereingestürzt. »Der Jugendfreund der Toten ist vor zwei Tagen aus der Anstalt geflohen.«

Vom Polizisten gefolgt kam eine Hausbewohnerin mit in das Zimmer. »Der Hausmeister«, sprach sie halblaut, »ich habe gestern Abend um zehn Uhr den Hausmeister hier aus der Wohnung kommen sehen. Ich sah zufällig durch den Türspion …«

Kommissar Steffen gab ein Zeichen die Bewohnerin hinauszuleiten.

Stefan Hanisch wandte sich an den Kriminalbeamten. »Meinen Sie ihr Jugendfreund war es?«

»Nein, Herr Hanisch, damit wollten Sie uns nur auf eine falsche Fährte locken.«

»Ich?!«, stieß er verblüfft hervor.

Der Kommissar antwortete nicht.

»Sie behaupten ernsthaft, dass ich meine ehemalige Gattin umgebracht haben soll?«

»Obwohl die Unterhaltszahlung bereits gerichtlich abgesegnet war, wollte Ihre Frau mit Ihnen noch einmal darüber sprechen? Kannte sie Ihre Geschäftsbücher besser, als Sie ahnten? Wollte Ihre ehemalige Gattin Sie erpressen?«

Stefan Hanisch rang nach Luft.

»Sie haben heute Morgen gar nicht Ihre geschiedene Frau angerufen.«

Absolute Stille herrschte im Raum.

»Warum sollten Sie auch?!« Der Kommissar sah ihn durchdringend an. »Sie wussten ja, dass niemand abnehmen würde. Und das wiederum konnte nur der Mörder wissen.«

»Ich habe es minutenlang läuten lassen«, grinste Hanisch. »Beweisen Sie mir das Gegenteil.«

»Hätten Sie wirklich angerufen«, sprach Kommissar Steffen gelassen, »wäre es Ihnen wie dem Hausmeister ergangen. Sie hätten das Besetztzeichen gehört. Der Hörer baumelte nämlich neben dem Apparat.«

Stefan Hanisch ließ sich widerstandslos festnehmen.

Grüße von Charon

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