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3Woher die Reichsstadt Goslar ihre Dächer holte

Auf der alten Fernstraße zur Ratsschiefergrube und zum Steinberg

Diese Runde führt von der durch Bergbau schon früh reich gewordenen Welterbe-Stadt über ein Stück einer alten Fernhandelsstraße zum Fundort des Dachschiefers und zu einem Aussichts-Highlight gegenüber vom jahrtausendelang nach Schätzen emsig durchwühlten Rammelsberg.


Tourencharakter

Gut zu gehende bequeme Rundwanderung auf meist naturnahen Wegen, teils auch Sträßchen

Ausgangspunkt

Parkstreifen an der Rammelsberger Straße

Anfahrt

Mit dem Auto bis zum P, Bahn bis Goslar, Bus bis Rammelsberger Straße

Empfohlene Karten

Wandern im Harz 1:50000, lgn mit Harzklub, Blatt Westharz

Einkehr

Unterwegs möglich in der Steinberg-Alm

Info

www.goslar.de, Reiseauskunft www.bahn.de

Im Talgrund entlang der Gose Von der Rammelsberger Straße biegen wir in die ebenso benannte Seitenstraße und gehen nach links, südwärts zum Parkplatz des Seniorenheims Theresienhof . Hier folgen wir dem rechten unteren Weg weiter in Richtung Auerhahn unweit des Baches Gose talaufwärts. Nach einigen Minuten sehen wir vor dem Komplex »Harz Lodge« unter einer Brücke im Bachbett anstehende Gesteinsschichten. Wir gehen über die Brücke und biegen gleich danach links in den weiter nahe dem Bach talaufwärts führenden Weg ab. Diesem folgen wir etwa 600 Meter, überqueren dabei wieder den Bach und gelangen nach dem Parkplatz unter einem Gebäudekomplex »Fuchsbau« zu einer weiteren Brücke. Wir überschreiten sie und die oberhalb verlaufende Bundesstraße 241 und gelangen so dahinter auf die Schotterstraße Alte Harzstraße .


Auf der Alten Harzstraße und zur ehemaligen Grube Glockenberg Auf dieser steigen wir nach links an und gelangen so bald von der Autostraße weg. Der Weg zeigt talwärts eine Art Wall, weil er als Hohlweg stärker eingetieft ist. Auch rechts im Wald sind parallel verlaufende Hohlwege zu erkennen. So gelangen wir unterhalb und oberhalb vom Wiesengelände in den Wald. Dort führt die Alte Harzstraße in gleicher Richtung weiter. Bald sind beidseitig die Halden und überwachsenen Löcher der Ratsschiefergrube zu sehen. Nach einigen Minuten führt von unten her eine asphaltierte Straße heran und leitet auf der Trasse der alten Harzstraße weiter. Wir gelangen zu einer Tafel mit Informationen zur Ratsschiefergrube . Nochmals einige Minuten immer in gleicher Richtung ansteigend erreichen wir die Wegabzweigung Alte Pferdetränke bei einem historischen Steintrog. (Ab hier führte die Alte Harzstraße links steiler auf der jetzt von schweren Holzerntemaschinen frisch überprägten Linie, aktuell mit üppigem Brombeerbewuchs, weiter bergan zur Bergschulter Hohekehl und später am Talhang des Bocksberges entlang, und immer wieder durch alte Hohlwege noch zu erkennen, zum Bergsattel mit dem historischen Gebäude des alten Wegehauses Auerhahn.) Wir folgen stattdessen jetzt der Asphaltstraße weiter hinauf zu einem Wegekreuz. Dahinter liegt eine weite, inzwischen wieder bewaldete Fläche, unter der sich früher die Grube Glockenberg befand.


Der originale Steintrog der alten Pferdetränke an der Alten Harzstraße

Über den Taubenstieg zum Steinberg Den Weiterweg nehmen wir auf dem nach rechts (links vom Beginn des ausgeschilderten Schlackenweges) horizontal westwärts verlaufenden Weg. Er führt als Hangweg bald in einem Bogen nach rechts um die oberhalb gelegene Kuppe des Glockenberges herum. Nach einer Wegeinmündung von rechts herab und der Abzweigung eines steilen Weges nach links (hinab zu den Margaretenklippen) gelangen wir zu einer Wegegabelung. Hier nehmen wir den nach rechts oberhalb weiterführenden schmaleren Taubenstieg . Er führt immer auf etwa der gleichen Höhe nordostwärts weiter. Bald gibt es an frischen Lichtungen durch frisch verloren gegangenen Nadelwald schöne Ausblicke zum Grane-Stausee. Der Taubenstieg führt schließlich hinab in den Bergsattel mit dem Parkplatz »Unter den Eichen«.

Wir durchqueren die bei Schönwetter oft beachtlichen Blechansammlungen und steigen nach einem Kinderspielplatz auf dem Weg zwischen Wiesen und mit Blick zur Altstadt von Goslar hinauf zur Gaststätte Steinberg-Alm . Dort leitet nach der Terrasse ein steiler Weg an einem Haus vorbei zum oberhalb verlaufenden Sträßchen. Diesem folgen wir nach rechts, mit Durchblicken zum berühmten Rammelsberg, bis zu einem Wegekreuz unterhalb von einem Parkplatz. Von hier führt ein Asphaltsträßchen direkt hinauf. Wir gehen stattdessen auf dem unbefestigten geraden Weg nach links hinauf zum Waldrand. Der Weg biegt danach nach rechts und gabelt sich. Der rechte, obere »Rundweg« führt in gleicher Höhe unter der Gipfelkuppe durch zu einer unterhalb gelegenen Lichtung mit Ausblicken. Nun steigen wir auf dem hier scharf nach rechts emporführenden schmalen Weg steil hinauf zum Bergrücken und links rasch zum Gipfel mit dem Steinbergturm (59 Stufen zu herrlich weitem Rundblick).


Der Aussichtsturm auf dem Steinberg


Die Brüstung des Steinbergturms

Abstieg Vom Turm gehen wir wieder kurz südwärts zurück. Noch vor der Einmündung des Aufstiegsweges biegen wir jetzt links, ostseitig zu einem Sitzplatz mit Tisch und folgen daran vorbei einem schmalen Weg hinab zum Rundweg. Diesen gehen wir nach rechts. Nach etwa 150 Metern zweigt links unauffällig ein schmalerer Weg ab. Er führt zuerst noch fast parallel tiefer. An jungem Wald vorbei führt er, zuletzt steiler, zu einem schmalen asphaltierten Fußweg. Diesem folgen wir nach links geradeaus weit hinab zu einer Kreuzung, unweit von einem großen Haus. Hier gehen wir nach rechts, geradeaus hinab zu einer Wiese und dort links den festeren Weg im Talgrund hinab zu einer Straße. Wir überschreiten sie und folgen einem schmalen, asphaltierten Weg vor Häusern nach links zum hübschen Frankenberger Teich . An diesem gehen wir rechts vorbei bis zu einer Wiese kurz vor großen Häusern. Von hier steigen wir auf dem zweiten nach rechts führenden Weg ein kurzes Stück an, passieren oberhalb von einem steilen Hang (Geländer), einen Bergsporn querend, einen kleinen Felsen und gelangen danach rasch zu einem nach links steil hinab führenden asphaltierten Weglein. Es mündet in den Nonnenstieg. Der bringt uns gleich darauf zur großen Mündung der Straße Nonnenweg in die Bundesstraße 241. Nach ihrer Überquerung gehen wir links bis hinter den großen Kasten Rammelsberghaus und gelangen rechts rasch zurück in die Rammelsberger Straße und zum Ausgangspunkt .

Ein Sonderangebot der Natur machte Goslar reich

Am sich stetig erweiternden Riss in der Mitte des Meeresbodens des Atlantiks, der mittelatlantischen Schwelle (aber auch im Roten Meer und im Ostpazifik), gibt es noch heute live zu beobachtende heiße Vulkanquellen. Das heiße Wasser aus der Tiefe enthält ein Gemisch von Mineralien. Beim Zusammentreffen mit dem kühleren Meerwasser fallen diese aus und setzen sich in hoher Konzentration am Meeresboden der Umgebung ab. Von komplizierten Tauchbooten, die diese menschenfeindlichen Tiefen erreichen können, ist dieser Vorgang auch heute zu beobachten. Weil diese Quellen so aussehen, wurden sie »qualmende schwarze Schornsteine (black smokers)« genannt. So muss es auch ausgesehen haben, als vor etwa 350 Millionen Jahren am Grund des Meeres der Silur- und Devonzeit die Erze des heutigen Rammelsberges abgelagert wurden. Es Es entstanden hier hochwertige Erze der Buntmetalle Kupfer, Blei und Zink (20–30 %, also pro Tonne 200–300 kg Metall) mit Anteilen von Silber (120 g/t) und Gold (1 g/t). Mit einer Förderung von mehr als 27 Millionen Tonnen Erz war es eine der reichsten Lagerstätten der Erde.

Dieses Lager wurde in der Devonzeit gebildet. Später wurde es bei der Bildung und Heraushebung des Variszischen Gebirges gefaltet und gehoben. Bei dessen Abtragung gelangte es an die Oberfläche. Bei der erst seit der Kreidezeit erfolgten neuerlichen starken Heraushebung des Harzblocks geriet es nahe der Scherfläche an den Rand des Gebirges. Der wurde von den sich nun tief einschneidenden Tälern zu einem auch von den Seiten zugänglichen Bergsporn der alten Landoberfläche des vorher weit abgetragenen Gebirges. Der wurde später Rammelsberg genannt (vgl. italienisch rame = Kupfer).

Dieser Berg bot an seinem Fuße ein offen zutage liegendes Vorkommen von Kupfererz. Kupfer war nach der Steinzeit das erste von Menschen genutzte Metall. Nach Untersuchungen von Flussablagerungen ist belegt, dass der Bergbau bei Mansfeld und Goslar in der Bronzezeit (ab 2200 v. Chr.) begann. Damit begannen wegen der Nutzung von Holzkohle in den Schmelzöfen auch die Zerstörung der Wälder und Umweltbelastungen durch giftige Metalle (die heute im Hochwassergebiet bis weit hinter Hildesheim und Braunschweig in Gärten den Gemüseanbau unvertretbar machen). Um 1150 legte man im Rammelsberg für die Gruben den ersten Entwässerungsstollen an. Nachdem Friedrich Barbarossa in Italien nicht zuletzt wegen der von Heinrich dem Löwen verweigerten Unterstützung eine wichtige Schlacht verloren hatte, wurde dieser 1180 geächtet und seine Lehen wurde ihm entzogen. Zu diesen gehörte die Stadt Goslar, wo der Bergbau stetige Einkünfte brachte. Heinrich versuchte vergeblich, die Stadt zu besetzen, ließ aber die Gruben und Schmelzöfen zerstören. Danach wanderten 200 Bergleute ins Erzgebirge ab. Auch dezimierte zeitweilig die Pest ihre Zahl.


Der Rammelsberg

Der Abbau wurde im 12. Jahrhundert, mit der Etablierung der Zisterzienser-Mönche, intensiver. Sie waren von ihrem Kloster in Walkenried aus bergbaulich in Zorge, Gittelde und Zellerfeld aktiv und hatten Anteile an der Förderung von Erz des Rammelsbergs. Durch Setzungsvorgänge im zu wild durchlöcherten Gestein gab es dort 1376 ein Grubenunglück, bei dem viele Bergleute starben. Aus dem 14. Jahrhundert wurden jedoch auch schon die weltweit ersten bekannten Reste von Holzverbauungen von Gruben gefunden. Mit neuen Entwässerungssystemen und Abbautechniken wurde der Erzabbau effektiver betrieben. Das machte die Stadt Goslar reich, und das kann man am Stadtbild sehen. Zugleich war die Stadt ein Ort des Handels und lag an uralten Handelsstraßen. Eine solche ist die Alte Harzstraße nach Osterode, auf der die Wanderung beginnt. Sie bevorzugten gegenüber den sumpfigen Niederungen den festen Grund der Fastwege (= Festwege) über die Gebirge. Dass diese seit Jahrtausenden benutzt wurden, zeigen entlang ihrem Verlauf immer wieder Bodenfunde. Solche belegen auch das frühe Bestehen eines Handelsweges südlich am Harz entlang zur bei Osterode gelegenen Pipinsburg und über Düna und den Rotenberg nach Thüringen.

Wegen Erschöpfung des Erzlagers wurde der Abbau 1988 beendet. Die UNESCO erklärte die Altstadt von Goslar und das Bergwerk Rammelsberg 2006 zum Weltkulturerbe. Letzteres ist jetzt als Museumsbergwerk Rammelsberg zugänglich. Eine dem Rammelsberg ähnliche geologische Struktur am Gosetal wurde von 2009–2011 genauer erkundet, brachte jedoch keine weiteren Erzfunde. Aber die Schlämme, die bei der ehemaligen Erzaufbereitungsanlage Bollrich lagern, enthalten eine reichhaltige Ansammlung von wertvollen Erzen, die noch eine Nutzung ermöglichen. Neben dem Erzbergbau gab es seit 1323 den Abbau von Dachschiefer. Die Steinbrüche waren lange eine Art volkseigener Betrieb, quasi ein »VEB Rathsschiefergrube«. Er wurde 1896 geschlossen, aber bald privat weitergeführt. Ab 1928 betrieb man noch bis in die 1970er-Jahre die Gewinnung des Schiefers in der Grube Glockenberg unter Tage. Heute ist auch sie geschlossen und nur noch eine renaturierte Terrasse im Wald.

Die Zusammenfassung der geologischen Entwicklung und des Bergbaues und der Waldgeschichte erfolgt hier auf der Grundlage der Veröffentlichungen von K. Mohr 1984, 1992 und W. Ließmann 1992, 2010 sowie F. Knolle und U. Wegener 2015 sowie M. Schmidt, 1997 u. a. WasserWanderWege.


Schiefer aus der stadteigenen Schiefergrube ist heute noch an vielen Fassaden zu sehen.

Historische Pfade Harz

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