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Einleitung Die Harzgeschichte im Überblick

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Die »Mausefalle« an den Kästeklippen (Tour 4)

Der Harz ist das reichhaltigste Wanderziel Norddeutschlands. Die 90 Kilometer lange, bis 30 Kilometer breite, oben abgeflachte Scholle aus Gesteinen des Erdaltertums ist an ihrer Nordflanke besonders stark aus der Umgebung herausgehoben. Am Nordrand erwarten uns steile Berghänge und darin eingeschnittene enge Täler und ein von kleinen Hügelrücken gegliedertes Vorland. Dagegen ist im Süden und besonders im Osten der Anstieg zur Hochfläche weniger markant. Auf der Südseite liegt vor dem Gebirge ein klein gekammerter Landstreifen aus Gips.

Die größeren der Täler sind steil und oft felsig und greifen teils weit in die Hochfläche. Und über allem erhebt sich das zentrale Bergland mit dem Brocken um mehrere Hundert Meter. Dort herrscht deutlich kühleres, windigeres und nasseres Klima. Das ist richtiges Mittelgebirge.

Menschliche Aktivitäten begannen am Harz schon in der Steinzeit, besonders am östlichen Rand. Dort gab es schon ersten Bergbau auf Flint. Ins Innere ging man nur zögernd. Aber mit dem Interesse an neuen Materialien für Werkzeuge und Geräte ging es später um Erze zur Gewinnung von Metallen. Die waren innen im Gebirge vielerorts zu finden. Und der Wert der dort zu gewinnenden Schätze ließ die Mühen und Risiken des Bergbaus in Kauf nehmen. Die schleichende Umweltvergiftung inklusive. Und nebenbei auch den Raubbau am als Energiequelle für die Erzschmelzen in Meiler gesteckten Wald. Für lange Zeit hatten Forstleute da zu tun, die Bäume wieder auf die Berge zu kriegen. Der Klimawandel macht das zusätzlich schwieriger. Nicht zuletzt wegen der heute überholten Prioritäten der Vergangenheit.

Den rechtlichen Rahmen für alle Aktivitäten gab die Oberherrschaft der Kaiser und der von ihnen beauftragten Fürsten. Nach der Zusammenführung im Nationalstaat Deutsches Reich und den beiden Weltkriegen und der daraus folgenden Teilung und der Wiedervereinigung leben wir jetzt in der demokratisch verfassten Bundesrepublik Deutschland als Teil der Europäischen Union. Der Harz gehört darin anteilig zu den Bundesländern Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die wesentliche Gesetzgebung erfolgt einheitlich für das ganze Land im Bund und durch die Europäische Union. Diese aus den Lehren der Verwüstungen durch Kriege entstandene Lösung hat uns in Mitteleuropa nun schon über 70 Jahre Frieden gebracht. Bei allem Gemäkel an noch bestehenden Missständen und Konflikten sollten wir das immer im Blick haben. Denn nur die enge europaweite Zusammenarbeit ermöglicht uns neben der gedeihlichen Organisation unseres täglichen Lebens dauerhaften Frieden und auch so schöne Dinge wie das Wandern und Reisen. Was uns wiederum helfen kann, einander besser zu verstehen und zu respektieren. Und Frieden zu halten.

In der NS-Zeit wurden zu Untermenschen erklärte Menschengruppen, Häftlinge, Gefangene und Deportierte auch hier im Bergbau und in der Rüstungsproduktion eingesetzt. Die Relikte dieses Systems von kalt organisierter Sklavenhaltung und Mord sind gleichfalls noch vielerorts zu finden.

Mit der Erschöpfung der abbauwürdigen Erzvorkommen kam unvermeidlich der Strukturwandel. Für die nachfolgende touristische Nutzung bemühte man sich, Schäden zu sanieren oder wenigstens zu verstecken. Aber auch wo man nichts tat, schuf die natürliche Sukzession oft gut an die unterschiedlichen Standorte angepasste Lebensgemeinschaften. Wenn wir heute wandernd den Harz durchstreifen, dann begegnen uns alle diese Relikte. Sie zu sehen und verstehen zu können, gibt unseren Wanderungen eine zusätzliche Dimension.


Das Burgtor der Ruine Burg Hohenstein (Tour 22)


Kavernen der Ruine Scharzfels (Tour 26)

Historische Pfade Harz

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