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Kapitel 9

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Jonathan Tailor.

Jonathan Tailor war als Junge nach Waterburgh gekommen. Seine Eltern hatten von ihrem Ersparten einen einigermaßen passablen Trailer erstanden, der auch der einzige Besitz im Leben der alten Tailors bleiben sollte.

Jonathan hatte sich mit Mühe und noch größerer Not durch die Schulzeit geschlagen und diese vorzeitig abgebrochen. Eigentlich keine willentliche Entscheidung, sondern eine spontane Handlung, deren Grund Jonathan Tailor nie überdacht hatte. Er hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, während er dem alkoholgeschwängerten Untergang seiner Eltern zuschaute.

War Jonathan in der Schule eher schüchtern gewesen, so ließ er jetzt seinen Gefühlen freien Lauf. Wobei das Wort »Gefühl« eher mit brutalen Sex gleichzusetzen war. Frauen, die seine Vorliebe teilten, fand er nicht und gab es nach immerhin zwei Versuchen auf, eine zu finden. Seine Sexpartnerinnen wurden zu Opfern. Er überfiel sie in den Wäldern, wobei er es mit dem Alter auch nicht so genau nahm. Die Jungen waren ihm lieber, kam nur eine reife Frau in Frage, beugte er sich dem Schicksal. Die vergewaltigten Frauen erstatteten Anzeige, aber weder konnten sie den Täter genau beschreiben noch trieb er permanent sein Unwesen in den Wäldern von Waterburgh. Die Polizeiermittlungen verliefen nach einiger Zeit im Sand und danach in Vergessenheit.

Eines unglückseligen Tages machte sich Jonathan Tailor auf, seine Triebe abzukühlen. Sein letzter Auftritt in den Wäldern war schon mehr als drei Jahre her.

Sie war blond und allein. Jonathan zog seine schwarze Maske über das Gesicht und schlich sich an. Aber irgendein Sinn muss die Blondine gewarnt haben. Sie kreiselte herum, gerade als Jonathans kräftige Hände sie packen und zu Boden reißen wollten. Die Frau stolperte, fiel, zog aber noch geistesgegenwärtig einen Revolver aus dem Holster, den sie versteckt unter ihrer dünnen Sommerjacke getragen hatte, und schoss. Da Fallen und Zielen meistens nicht miteinander harmonierten, verfehlte die Frau den Schädel von Jonathan Tailor. Die Kugel suchte sich den Weg zwischen den Beinen und wurden von den beiden Hoden gestoppt. Der Schmerz war mörderisch und Jonathan Tailor sank mit blutigen Schritt zu Boden.

Die Frau entkam.

Jonathan schaffte es noch bis in seinen Trailer, bevor er bewusstlos zusammenbrach. Als er erwachte, sickerte das Blut immer noch aus der Wunde, aber nicht mehr so stark, dass er um sein Leben fürchten musste. Er entledigte sich seiner Hose. Die Schmerzen trieben ihm immer wieder schwarze Wolken vor die Augen und er hatte Mühe das Bewusstsein zu behalten. Zwischen seinen Beinen hing nur noch ein blutiger Fetzen Haut, dass nicht mehr im weitesten entfernt an einen Beutel erinnerte. Jonathan Tailor traf eine Entscheidung. Ein Arzt würde Fragen stellen und hier draußen in der Provinz hilft sich in der Not ein Mann selber. Er suchte eine Flasche Whisky und als er betrunken und einigermaßen schmerzunempfindlich war, entfernte er den zerfetzten Hautlappen. Die Hoden hingen als breiige Masse an der haarigen Haut und waren durch eine Kugel von ihrer Aufgabe zwangsentbunden worden. Jonathan Tailor vernähte die Wundränder und schluckte ein paar Antibiotika, die er in einem Wandschrank gefunden hatte.

Von diesem Moment an konnte Jonathan Tailor nur noch die Körper der Frauen bewundern, auf eine Reaktion hinter dem Reißverschluss seiner Hose wartete er vergebens.

Schnee am Strand

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