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Kapitel 10

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»Was darf es sein Fremder?«

»Haben Sie den Spruch aus einem Film?«, antwortete Damian.

Ashley verdrehte die Augen und hoffte nur, dass der Dicke eine Funken Humor in seinem riesigen Leib hatte.

Dieser zeigte mit seinem wurstartigen Fingern auf Damian und zog die Mundwinkel nach oben.

»Genau«, mehr sagte er nicht und die Lage entspannte sich für Ashley.

»Wir auf der Durchreise und ...«

»Das ist jeder und wer bleibt, der stirbt hier auch«, unterbrach ihm der Koch.

»Bräuchten für ein paar Tage einen Job«, beendete Damian den Satz.

Der dicke Mann kratzte sich am Kopf und pulte die Schuppen, die sich unter seinen Fingernägeln angesammelt hatten, heraus.

»Warum nicht, die süße Maus könnte mir bestimmt den einen oder anderen extra Kunden bringen«, sagte der Besitzer des Diners und knipste ein Auge zu.

Ashley lächelte gequält und wünschte dem Dicken schon jetzt das Höllenfeuer.

»Und wenn du«, dabei zeigte er wieder mit seinem Wurstfinger auf Damian, »bei deinem alten Herrn schon mal einen Burger gewendet hast, könntest du mir in der Küche zu Hand gehen. Wenn ihr wollt, schlagt ein. Ich zahle aber nur den Mindestlohn und wenn ihr Hunger habt, müsst ihr zahlen, wie die anderen auch«, er streckte Damian seine riesige Hand hin und dieser schlug ein.

Das Bett knarrte, als sich Damian zu Ashley drehte. Eine kaum wahrnehmbare Wolke Lavendel entwich der Bettwäsche.

»Wohin gehst du nach dem hier?«, fragte er.

Ashley wischte Damians Hand mit gespielter Empörung weg. Seine Finger waren schon die ganze Zeit auf ihrem Körper gewandert und es war nur noch eine Frage der Zeit, bevor sie unter ihrer Kleidung auf Tauchstation gehen würden.

Statt einer Antwort zuckte sie mit den Schultern.

»Was bedeutet«, Damian wiederholte mehrfach das Schulterzucken.

»Ich dachte, du hättest dich an mehreren Universitäten beworben.«

»Habe ich auch«, antwortete Ashley kurz.

»Und? Hast du eine Zusage bekommen?«

Ashley schaute eine Weile zur Decke und schwieg.

Nach einer kleinen Ewigkeit setzte sie sich auf, lehnte sich an das hölzerne Kopfteil des Bettes und schlang die Arme um ihre Knie. Ashleys Augen waren gerötet und Tränen bildeten sich in den Augenwinkeln.

»Ich habe mich nur beworben, weil meine Eltern es wollten«

»Aber wenn du es nicht willst, warum hast du das gemacht«, Unverständnis schwang in Damians Stimme mit.

»Weil ich es satt habe, mich andauernd mit meinen Eltern zu streiten. Immer und immer wieder nörgeln die an mir rum. Ich kann ihnen gar nichts recht machen. Und wenn es ganz schlimm kommt, dann bekomme ich meine karrieregeile Schwester vorgehalten. Schau mal Ashley, Allison hat ihr Jura-Studium mit Auszeichnung abgeschlossen. Weißt du, was danach passiert ist?«

Damian schüttelte den Kopf.

»Sie haben mit Allison eine Tour gemacht. Alle Verwandte und Freunde durften ein Loblied auf die fleißige kleine Allison singen. Zum Kotzen.«

»Verstehe, aber warum hast du dich trotzdem beworben?«

»Ich wollte für mich wissen, ob ich etwas tauge. Es ist nicht einfach, im Schatten solch einer Schwester zu stehen. Ja, ich habe Zusagen bekommen, in amerikanischer Literatur, also fern ab des Glammers, dann habe ich angefangen, auf mein Herz zu hören.«

Ashley lachte und eine Träne löste sich aus den Augenwinkeln und rollte die Wange hinunter.

»Ich habe den Briefkopf der Universität genommen, eine nette Absage geschrieben und sie meinen Eltern unter die Nase gehalten. Ab jetzt werde ich entscheiden, was ich mache und wann ich es mache. Vielleicht studiere ich nach dieser Reise, vielleicht führt uns der Weg auch woanders hin.«

Damian strich Ashley die Träne trocken und küsste sie auf den Mund.

Damian hatte von ihrem ersten Lohn in »Waterburgh Diner« eine Flasche Rotwein gekauft. Er entkorkte sie und reichte sie Ashley, damit sie den ersten Zug nehmen konnte.

»Auf die Freiheit und dass am Ende der Straße für uns ein großer Topf voll Gold wartet.«, mit diesem Worten nahm er die Flasche und trank einen langen Schluck Rotwein.

Als die Flasche leer war, hatte Ashley auch nichts mehr dagegen, dass Damians Finger wieder auf Wanderschaft gingen.

Schnee am Strand

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