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9. Erpressung

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Sam zuckt in seiner Zelle zusammen, als urplötzlich jemand die Tür öffnet. Er dreht den Kopf herum und wundert sich dann, dass niemand eintritt. Soweit er es von seinem Stuhl aus sehen kann, müssen draußen mindestens vier Männer stehen. Alle bewaffnet mit einsatzbereiten Tasern. Eine Stimme befiehlt ihm, die Hände hinter dem Kopf zu verschränken und rückwärts gehend herauszukommen.

Er tut wie befohlen, obwohl er sich wundert, wie vorsichtig die Wachen sind. Er hat in letzter Zeit keinen von ihnen angegriffen und so zurückhaltend waren sie noch nie. Sie fesseln ihm die Hände auf den Rücken. Sam bekommt zu seiner Linken und Rechten jeweils einen Wächter, der ihn am Oberarm packt. Dann führen sie ihn zu einem Raum, der wie ein Operationssaal aussieht. Auf dem OP-Tisch liegt eine Person. Neben ihr stehen eine Ärztin und deren Assistent. Ferner sind da noch Hofer, ein weiterer Mann und Frau Schmidt.

Die Wachen führen ihn zu der Patientin. Sam zuckt zusammen, als er die Person erkennt, die da gefesselt liegt. Er hat Vilca noch nie ohne Haare gesehen. Auf den zweiten Blick stellt er fest, dass sie überall Blutergüsse und kleinere und größere Verletzungen hat. Zumindest an den Stellen, die unbedeckt sind. Sie hatten ihr ein OP-Hemd angezogen, das ihre Arme und Beine nackt lässt. Offensichtlich hat sie sich mit aller Kraft gewehrt. Jetzt versteht er auch, warum die Wachen vorhin so vorsichtig mit ihm waren.

Trotz der misslichen Lage seiner Freundin muss Sam innerlich schmunzeln. Bestimmt hat Vilca die halbe Wachmannschaft verprügelt, bevor sie sie überwältigen konnten. Leider hat sie dabei auch einiges einstecken müssen. Erst jetzt bemerkt er, dass ihr linker Arm geschient ist. Vermutlich hat sie ihn sich im Kampf gebrochen. In diesem Zustand würde sie ihn kaum einsetzen können. Trotzdem haben sie auch diesen Arm an den OP-Tisch gefesselt.

Ihr Kopf ist in einer Operationsmaschine fixiert, über deren Funktion es keine Missverständnisse geben kann. Offenbar hat man bereits alles vorbereitet, um sofort loslegen zu können, wenn Sam im Operationssaal eintrifft. Vilca ist unter Vollnarkose und wird künstlich beatmet.

Sam ist geschockt. Panik steigt in ihm auf. Er kann sich nur mühsam beherrschen, nicht sofort wie ein wildes Tier um sich zu schlagen. Mit ihm können sie machen, was sie wollen, aber er erträgt es nicht, seine Liebste in dieser Situation sehen zu müssen. Seine fieberhaft rasenden Gedanken werden jäh unterbrochen.

»Ich hoffe, Sie haben verstanden, dass wir es ernst meinen. Sie wissen, was wir von Ihnen wollen.«, verkündet Schmidt mit monotoner Stimme. Sie hat Sam die ganze Zeit genau beobachtet und tritt dann an ihn heran. Während sie spricht, macht sie einen weiteren Schritt und dringt in seine Komfortzone ein. Sie steht jetzt direkt vor ihm und versperrt die Sicht auf Vilca. Sie hebt die Hand und legt den Daumen auf den Mittelfinger.

»Ich muss nur mit den Fingern schnippen und der Operationsroboter beginnt mit dem Öffnen der Schädeldecke.«

»Glauben Sie mir, wenn die Operation begonnen hat, werde ich sie bis zum Ende durchziehen. Egal, was das für Folgen für Ihre Liebste hat. Ich gebe Ihnen genau eine Chance mir zu sagen, wie das mit den Symbots funktioniert. Wenn nicht, werden wir im Gehirn Ihrer Freundin so lange graben, bis wir gefunden haben, wonach wir suchen. Danach können Sie sie gerne als sabbernde Idiotin wieder zurückhaben.«

Mittlerweile hat Sam seine Gefühle wieder unter Kontrolle. Für ihn gibt es keinen Zweifel, was er zu tun hat. Allerdings braucht er eine Verhandlungsposition. Der Erfinder gibt sein Bestes, Schmidt emotionslos zu mustern. Es fällt ihm schwer, aber es muss sein. Ihr Dutt sieht exakt so aus wie an dem Galaabend vor ein paar Tagen. Sie ist etwas pummelig und fast einen Kopf kleiner als er selbst. Trotzdem hat er den Eindruck, dass sie mit ihren eisblauen Augen auf ihn herabblickt.

»Die Mühe können Sie sich sparen.«, entgegnet Sam. »In Vilcas Gehirn werden Sie nichts finden. Das wissen Sie genau. Ich bin sicher, Sie haben bereits dutzende von Gehirnen nach vermehrbaren Symbots durchwühlt.«

Schmidt starrt genauso ausdruckslos zurück. Dann dreht sie sich halb zu dem Operationstisch um und macht Anstalten, das Kommando zu geben.

»Schon gut, ich werde Ihnen alles über die Symbots sagen, was Sie wissen wollen.«, beeilt er sich zu sagen. Aus den Augenwinkeln bemerkt Sam Erleichterung in Hofers Gesicht. Der mysteriöse Geheimdienstler und Schmidt vor ihm betrachten ihn jedoch weiterhin ausdruckslos. Offenbar erwarten sie jetzt sofort eine Erklärung. In Anbetracht der Lage entscheidet er sich, ihnen eine Kurzversion zu geben.

»Die Symbots sind so konstruiert, dass der Teil, der die Vermehrung ermöglicht, nach dem Andocken an einer Nervenzelle abgestoßen wird. Deshalb wird man in einem Gehirn nie Symbots finden, die sich reproduzieren können.«

Schmidts Miene bleibt kritisch.

»In den Injektionsdosen, die von BLT geliefert werden, haben wir aber auch nie Symbots gefunden, die sich vermehren können. Trotzdem tun sie das ganz offensichtlich im Gehirn. Wie haben Sie das hingekriegt?«, bohrt sie nach.

»Ganz einfach. In jeder Dosis gibt es nur ein paar Symbots, die sich fortpflanzen können. Alle anderen sind Attrappen. Sie sind schwer zu finden, aber es ist nicht unmöglich. Ich hätte gedacht, dass früher oder später jemand darauf kommen würde, aber offensichtlich hat es bis jetzt niemand herausgefunden.«

Die Agentin hebt eine Augenbraue.

»Das ist alles?«

»Im Prinzip schon.«, antwortet Sam. »Der Teufel steckt natürlich wie immer im Detail. Ich werde Ihnen alles erklären, aber es wird ein paar Tage dauern.«

»Sie kooperieren also?«, fragt der Mann vom Geheimdienst, der bisher keinen Ton gesagt hat.

»Ja.«, bestätigt Sam. »Allerdings nur unter der Bedingung, dass Vilcas Verletzungen bestens nach dem aktuellen Stand der medizinischen Technik versorgt werden und dass wir alle in angemessenen Wohnquartieren untergebracht und wie Gäste behandelt werden.«

»Sie sind nicht in der Position, Bedingungen zu stellen.«, sagt Schmidt scharf.

»Es wird Ihnen nichts anderes übrigbleiben. Sie können ihre Drohung wahr machen, Vilca den Schädel öffnen und ihr Gehirn sezieren. Allerdings nur ein einziges Mal. Danach gibt es nichts mehr, was ihr tun könnt, um mich zu irgendetwas zu zwingen.«, antwortet Sam emotionslos.

Er starrt in die blauen Augen seines Gegenübers und nach ein paar Sekunden weiß er, dass er gewonnen hat. Die Agentin sieht zu dem Geheimdienstler hinüber und der nickt kurz mit dem Kopf. Sam entgeht nicht, dass sie enttäuscht wirkt.

Evolution 5.0 - Selektion

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