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Kapitel 5

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Sarah

„Wir müssen uns unterhalten“, eröffne ich meinem Chef, während ich in sein Büro komme und die Tür hinter mir schließe.

„Ist etwas passiert?“ Verwirrt und gleichzeitig überrascht schaut er mich an. Vor ihm hat er einen Haufen Unterlagen verteilt und der Laptop steht geöffnet auf dem Schreibtisch.

Ich weiß, dass es wahrscheinlich nicht der beste Zeitpunkt ist, ihm damit auf die Nerven zu gehen, aber ich muss das jetzt klären.

„So kann man es auch nennen. Es geht um den Auftrag Nesterow“, beginne ich.

Ich lasse keinen Zweifel daran, dass er mich so schnell nicht loswerden wird. Zumindest nicht so lange, bis wir nicht eine Lösung gefunden haben.

„Was ist damit?“ Ich sehe ihm an, dass er keine Ahnung hat, worauf ich hinaus will. Das macht die Unterhaltung nicht unbedingt einfacher.

„Jemand anderes muss diesen Job machen“, beginne ich und komme damit direkt zum Punkt.

Dabei kann ich nicht verhindern, dass ich ihn bittend ansehe. Auch wenn ich so etwas sonst nicht mache, versuche ich auf diese Weise nun doch, seine Antwort zu beeinflussen. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass das auch wirklich funktioniert.

Doch ein Versuch ist es wert.

„Ich hätte nicht erwartet, dass Sie mit so einem Auftrag ein Problem haben. Sie sind doch sonst so professionell“, erwidert er unbeeindruckt und sieht mich prüfend an.

Mir liegen die Worte auf der Zunge, dass es nicht daran liegt. Auf jeden Fall nicht nur. Doch es geht ihn nichts an. Deswegen schlucke ich die Worte hinunter und überlege mir etwas anderes.

„Das habe ich auch nicht“, gebe ich schnell von mir, damit er erst gar keinen falschen Eindruck von der Situation bekommt. Gleichzeitig überlege ich, welche Ausrede ich vorbringen kann. Denn eins steht fest: Die Wahrheit werde ich ihm nicht sagen.

Die sieht nämlich so aus, dass ich nicht mit einem Mann wie ihm zusammenarbeiten kann. Und das aus so vielen Gründen, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann.

„Und was ist es dann?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht er mich an. Ich hasse es, wenn er das macht. Auf diese Weise zeigt er mir, dass er auf eine Antwort von mir wartet.

„Es ist so, dass ich genug zu tun habe, dass ich kaum noch weiß, was ich als Erstes machen soll. Mein Schreibtisch läuft über. Ich habe keine Zeit, um mich um ein weiteres Projekt zu kümmern“, erkläre ich ihm und hoffe, dass er meine Ausrede gelten lässt, auch, wenn die Chance eher gering ist. Stattdessen mache ich mich darauf gefasst, dass er mich darauf hinweist, dass wir alle viel zu tun haben.

Doch bei dem Gedanken daran, mit diesem Mann zusammenzuarbeiten, beziehungsweise, für ihn zu arbeiten, schlägt mein Herz schneller. Ich kann den Grund dafür nicht zuordnen. Und dennoch kann ich einen auf jeden Fall ausgrenzen. Es liegt nicht daran, dass ich mich zu ihm hingezogen fühle. Nein, mein Verstand sagt mir, dass er gefährlich ist und ich höre darauf. Es ist viel eher die Tatsache, dass mir nicht gefällt, wie ich mich in seiner Gegenwart verhalte. Und deswegen möchte ich ihm lieber aus dem Weg gehen.

Aus Erfahrung weiß ich, dass Männer wie er es früher oder später ausnutzen und ich will bestimmt nicht sein neues Spielzeug werden.

Einen Moment sieht mein Chef mich an, als würde er darüber nachdenken. In der nächsten Sekunde dringt ein leises Seufzen über seine Lippen und ein verzweifelter Ausdruck hat sich auf seinem Gesicht breit gemacht. Er fährt sich über das Gesicht, während er sich nach hinten sinken lässt.

„Ist alles in Ordnung?“, frage ich ihn, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich die Antwort darauf wirklich wissen will.

„Ich will ehrlich mit Ihnen sein“, beginnt er schließlich zögerlich und sieht mich eindringlich, beinahe beschwörend, an. „Es wurde ausdrücklich nach Ihnen gefragt.“

„Was?“ Nun verstehe ich überhaupt nichts mehr. Verständnis los erwidere ich seinen Blick.

„Ich wurde angewiesen, Ihnen diesen Auftrag zu übergeben. Und ehrlich gesagt, wäre es mir ganz lieb, wenn wir das ohne Theater oder sonstige Probleme über die Bühne bringen könnten. Männer, die so ein Gewerbe führen, sind mir nicht ganz geheuer. Je eher wir das erledigt haben, desto besser ist das. Also geben Sie ein paar der anderen Projekte ab, wenn es Ihnen zu viel wird.“ Er verzieht ein wenig das Gesicht und macht mir so klar, dass er es ernst meint.

Es dauert eine Ewigkeit, bis die Bedeutung seiner Worte bei mir ankommt. Er muss es mir nicht sagen. Ich habe bei der Besprechung heute genau bemerkt, dass er das schnell hinter sich bringen will. Und wenn ich genau darüber nachdenke, muss ich wenigstens vor mir selber so ehrlich sein und zugeben, dass ich das auch will, wenn ich das schon machen muss. Und gerade sieht es nicht so aus, als würde ich drum herumkommen.

„Sie müssen nur das Design und das Layout entwerfen. Der Rest wird von einem Techniker erledigt.“

„Wieso haben Sie diesen Auftrag überhaupt angenommen? Sie wissen doch selber auch, dass wir überlastet sind.“ Die Frage ist heraus, noch bevor ich richtig darüber nachdenken konnte. Eigentlich frage ich mich nämlich gerade, wieso ein Mann wie Anatoli Nesterow überhaupt eine Agentur damit beauftragt. Ich bin mir sicher, dass er irgendjemanden kennt, der das auch machen kann.

Schnell beiße ich mir auf die Lippen, damit ich nicht noch mehr sage, von dem ich weiß, dass es mich eigentlich überhaupt nichts angeht.

„Die Antwort darauf ist ganz einfach. Es gibt Männer, denen man nichts ausschlägt. Vor allem dann, wenn man ihnen nichts entgegenzusetzen hat. Und die beiden gehören eindeutig dazu.“

Ja, das Gefühl habe ich auch, schießt es mir durch den Kopf. Allerdings bin ich schlau genug, diese Worte für mich zu behalten. Auch wenn ich meinen Wunsch nicht durchsetzen konnte, so will ich diese Unterhaltung über diesen Mann nicht unnötig länger führen, als es unbedingt sein muss.

Deswegen nicke ich nur und verschwinde. Vor seiner Bürotür bleibe ich allerdings noch einen kurzen Moment stehen und versuche mein wild pochendes Herz zu beruhigen.

Ich habe wieder seinen durchdringenden Blick vor Augen. Genauso wie in der Bar kam es mir vor, als könnte er in mich hineinsehen. Ich konnte mich nicht davor verschließen, was mir noch nie passiert ist. Deswegen wusste ich nicht einmal, was ich dagegen hätte halten können. Einige Sekunden bleibe ich noch stehen, ehe ich mich wieder an die Arbeit mache.

Den restlichen Tag versuche ich so viel zu schaffen, wie es nur irgendwie geht. Doch so einfach, wie ich mir das wünsche, ist es nicht. Ich schweife immer wieder ab und habe sein Gesicht vor Augen.

Ich lag sogar die halbe Nacht wach in meinem Bett und habe versucht, mich wenigstens auf etwas anderes zu konzentrieren, wenn ich schon nicht schlafen kann. Doch auch das hat sich als nicht gerade einfach herausgestellt. Irgendwann bin ich zwar eingeschlafen, dabei habe ich aber von ihm geträumt, was auch nicht unbedingt besser war.

Als ich am nächsten Tag nach Feierabend endlich wieder in meinem Wagen sitze, fallen mir beinahe die Augen zu. Ich habe nur noch den Wunsch, endlich wieder nach Hause zu kommen, mich unter eine heiße Dusche zu stellen und mich auf mein Sofa legen. Doch noch bevor ich den Schlüssel ins Zündschloss stecken und den Motor starten kann, dringt das leise Klingeln meines Handys aus meiner Tasche heraus an mein Ohr.

„Das darf doch nicht wahr sein“, grummle ich vor mir hin und lasse meinen Kopf dabei nach hinten sinken. Kurz schließe ich die Augen und atme tief durch. Erst dann ziehe ich die Tasche zu mir heran und hole das Telefon heraus. Schnell verbinde ich es mit der Freisprechanlage meines Autos, bevor ich das Gespräch entgegennehme.

„Hi, Schwesterherz“, werde ich mit lauter und euphorischer Stimme von Robyn begrüßt. An dem Ton, den sie angeschlagen hat, erkenne ich sofort, dass etwas passiert sein muss. So spricht sie immer nur, wenn sie gute Nachrichten hat.

„Hi“, erwidere ich nur und fahre an.

„Wo steckst du?“

„Ich sitze im Auto und fahre nach Hause. Das ist der erste Tag seit drei Wochen, an dem ich pünktlich das Büro verlassen kann.“ Während ich spreche, kann ich mir gerade noch ein Gähnen verkneifen.

„Willst du vielleicht noch vorbeikommen?“, fragt sie mich völlig aufgedreht. „Wir haben gute Neuigkeiten, die wir dir gerne mitteilen möchten.“

„Ich würde eigentlich ganz gerne nach Hause und mich hinlegen.“ Ich lasse keinen Zweifel daran, dass ich müde bin.

„Ach komm schon, nur für eine Stunde“, bettelt sie beinahe.

„Was ist denn los?“, erkundige ich mich in der Hoffnung, dass sie mir wenigstens einen Tipp gibt. Stattdessen höre ich, wie sie wieder einen lauten und vor allem schrillen Ton von sich gibt.

„Bruce hat mir einen Heiratsantrag gemacht. Ich bin verlobt!“

In diesem Moment bin ich nur froh darüber, dass ich das Telefon nicht an mein Ohr halte, sonst wäre ich wahrscheinlich taub. Vor meinem Kopf bildet sich ein Bild, wie sie aufgeregt wie ein kleines Kind auf und ab springt, sodass ich grinsen muss.

„Glückwunsch“, freue ich mich ebenfalls für sie.

Sie liebt Bruce und man sieht ihm an, dass er sie auch liebt. Er macht sie glücklich. Ich bin froh darüber, dass sie in ihm einen Mann gefunden hat, der es nicht nur mit ihrem Temperament, sondern auch mit dem unserer Eltern aufnehmen kann. Ich bin mir nämlich sicher, dass das für einen Außenstehenden nicht immer einfach ist.

Und das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass ich noch keinen Freund habe.

Das und die Tatsache, dass ich ständig Überstunden machen muss und gar keine Zeit habe, um auf Dates zu gehen, denke ich ein wenig frustriert.

„Wie sieht´s jetzt aus? Kommst du noch vorbei? Wir würden gerne mit dir und einem Freund von Bruce feiern.“

Bei ihren Worten verdrehe ich dir Augen. In mir macht sich das Gefühl breit, dass sie mich nun verkuppeln will, das will ich aber überhaupt nicht. Und alleine deswegen würde ich schon am liebsten sagen, dass ich nach Hause fahre. Doch ich weiß, dass es ihr wichtig ist, dass sie ihr Glück teilen kann und ich freue mich darüber, dass sie das mit mir machen will. Deswegen verspreche ich ihr, dass ich gleich da bin und biege an der nächsten Kreuzung rechts ab.

Wie sich herausstellt, ist der Freund ihres Verlobten ebenfalls ein Arzt. Was mich aber nicht sehr wundert. William scheint nett zu sein. Er ist aufgeschlossen und lustig. Allerdings ist er auch ungefähr 15 Jahre älter als ich. Schon alleine aus diesem Grund ist er eher ein Freund für mich, als ein potenzieller Partner. Ganz davon abgesehen suche ich mir lieber selber einen Mann. Ich bin kein Fan davon, verkuppelt zu werden. Auch wenn ich weiß, dass meine Schwester es nur gut meint.

„Ich muss mit dir sprechen“, verkündet Robyn und zieht mich hinter sich her in die Küche.

„Was ist los?“ Irritiert folge ich ihr.

„Ich habe eine wichtige Frage an dich.“

Ein ungutes Gefühl macht sich in mir breit.

„Nein, ich werde nicht mit William zu deiner Hochzeit kommen“, stelle ich fest. Entschieden schüttle ich meinen Kopf und zeige ihr so, dass sie es erst gar nicht aussprechen muss.

„Was? Nein, darüber wollte ich überhaupt nicht mit dir sprechen. William ist schwul. Er ist hier, weil er der Trauzeuge von Bruce ist und er wird seinen Ehemann mitbringen, zumindest gehe ich davon aus.“

Bei ihren Worten werde ich rot im Gesicht.

„Sorry“, murmle ich und schaue dabei verlegen in die Richtung der Küchentür, aber zum Glück hat niemand etwas mitbekommen.

„Kein Problem. Ich kann dich aber verstehen. Als ich es erfahren habe, war ich genauso überrascht, wie du jetzt auch. Er ist gutaussehend und hat einen tollen Charakter. Da liegen ihm die Frauen sicherlich reihenweise zu Füßen.“ Meine Schwester lacht leise und hält mir die Weinflasche hin. Doch ich schüttle nur den Kopf.

„Ich muss noch fahren und ein Glas Wein reicht eindeutig.“

„Okay.“ Robyn zuckt mit den Schultern.

Von einer Sekunde auf die andere scheint sie plötzlich nervös zu sein. Sie knetet ihre Finger und tritt von einem Fuß auf den anderen.

„Jetzt rück´ schon mit der Sprache heraus“, fordere ich sie auf.

„Bevor du nach Hause fährst, wollte ich dich noch etwas fragen. Etwas, was mit der Hochzeit zu tun hat. Wir sind zusammen aufgewachsen und du bist meine beste Freundin. Deswegen würde ich mich freuen, wenn du meine Trauzeugin sein willst.“ Unsicher betrachtet sie mich. Ich sehe ihr an, dass es ihr nicht leicht fällt, mich zu fragen. Allerdings freue ich mich darüber, dass sie an mich gedacht hat.

„Sicher werde ich das sein“, antworte ich und umarme sie dabei. „Das ist doch überhaupt keine Frage.“

Erleichterung macht sich in ihr breit. Die Anspannung, die ich schon den ganzen Abend über bei ihr gemerkt habe, ist plötzlich verschwunden.

„Ich hatte schon Angst, dass du Nein sagst.“

„Wieso sollte ich das machen?“

„Keine Ahnung.“ Verlegen zuckt sie mit den Schultern. „Aber wenigstens brauche ich mir deswegen keine Sorgen mehr zu machen. Deswegen wollte ich auch, dass du kommst. Dieses Thema wollte ich so schnell wie möglich vom Tisch haben.“

„Ich bin gerne deine Trauzeugin und helfe dir bei den Vorbereitungen, soweit es mir möglich ist. Du weißt ja, was zurzeit bei mir los ist.“

„Deswegen musst du dir keine Sorgen machen. Morgen werde ich es Mom erzählen und ich bin mir sicher, dass wir beide dann eh nichts mehr zu tun haben.“

Nun bin ich es, die leise lacht.

„Ich freue mich für euch. Jetzt werde ich mich aber wirklich auf den Weg machen. Nicht, dass ich noch am Steuer einschlafe und deswegen einen Unfall verursache.“ Ich verziehe ein wenig das Gesicht und umarme sie ein letztes Mal, bevor ich nach meiner Tasche greife, die auf dem Tisch liegt.

„Wir telefonieren“, verabschiedet sie sich von mir.

„Wir sehen uns, Jungs“, rufe ich den Männern noch zu, die sich im Wohnzimmer befinden, bevor ich die Wohnung verlasse und zu meinem Wagen gehe.

Während ich nach Hause fahre, muss ich zugeben, dass ich niemals gedacht habe, dass sie mich zu ihrer Trauzeugin machen würde. Doch es stimmt, was ich gesagt habe. Ich freue mich für beide. Sie sind ein hübsches Paar und haben die gleichen Interessen und Ziele. Robyn hätte keinen besseren finden können.

Müde steige ich aus meinem Wagen und lasse meine Schultern kurz kreisen, nachdem ich einen leeren Parkplatz direkt vor meiner Haustür gefunden habe. In Gedanken verloren gehe ich auf die Haustür zu und suche dabei den richtigen Schlüssel.

Aus dem Augenwinkel sehe ich eine schwarze Limousine, als ich meinen Kopf hebe und den Schlüssel ins Schloss stecken will. Dieser Wagen ist nicht gerade das, was man als unauffällig ansehen würde und bis jetzt habe ich ihn hier noch nicht gesehen. Doch was weiß ich schon? Schließlich komme ich seit Wochen nur noch zum Schlafen nach Hause. Da habe ich keine Ahnung, welche Autos sich hier tagsüber befinden.

Dennoch nehme ich mir die Zeit und betrachte den Mercedes einen Moment.

Er würde zu Anatoli Nesterow passen, schießt es mir durch den Kopf.

Doch es stimmt. Der Wagen schreit genauso nach Gefahr, wie er. Diese Feststellung sorgt dafür, dass sich ein merkwürdiges Gefühl in mir breit macht, was ich nicht mehr loswerde. Allerdings schiebe ich es zur Seite. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass er mit diesem Wagen in Verbindung steht.

Und schon gar nicht, wieso er vor meiner Haustür stehen sollte.

Ich werfe einen letzten Blick in die Richtung und verschwinde dann im Inneren des Hauses.

Russian Mafia Prince

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