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Prolog

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Wer bist du?

Die Gedanken der hübschen Frau rasten, als sie aus dem Fenster in die Dunkelheit starrte.

Hätte sie nicht gewusst, dass da draußen jemand war, sie sogar beobachtete, dann hätte sie jetzt keine Angst.

Aber die Frau hatte Angst. Wer hätte die nicht, wenn man verfolgt wird?, dachte sie sarkastisch und hätte sie ihre Gedanken ausgesprochen, dann wäre man vor ihrer Hysterie zurückgeschreckt.

Als sie wieder konzentriert nach draußen in den Schatten des Waldes starrte, fing ihr Herz an noch mehr zu rasen.

Draußen vor ihrem Fenster stand eine Person, versteckt hinter den Bäumen, die im Schatten der Nacht wie bedrohliche Dämonen wirkten. Wenn sie die Augen verengte, konnte sie die Hand der Person sehen, die die scheinbar störenden Äste zur Seite drückte, um klare Sicht auf das Wohnzimmer der Frau zu garantieren.

Die Frau schluckte, als sie zum vierten Mal ihre Augen schloss und wieder öffnete. Es war keine Einbildung. Da stand jemand und dieser Jemand wusste, dass sie ihn sah.

Okay, gut. Alles gut. Beruhige dich, Merlia!, versuchte sie ihren Puls wieder auf Normalpegel zu bringen. Doch, wie sollte sie die Ruhe auch schon bewahren? Es war kurz nach Mitternacht und sie hatte sich nichts dabei gedacht an ihr Fenster zu treten, mit dem Ziel die Vorhänge zuzuziehen und dann nach einem anstrengenden Tag in ihr Bett zu schlüpfen. Wer würde damit rechnen eine Person zu entdecken, die sich keinen Hehl daraus machte gesehen zu werden und wahrscheinlich mit einem dreckigen Grinsen hinter dem nächsten Baum hockte und einen beobachtete, wie man in Panik ausbrach? Moment, ich breche nicht in Panik aus, stellte Merlia klar und straffte die Schultern.

Sie starrte der Silhouette in die für sie mordlustig aussehenden Augen, sammelte ihren ganzen Mut zusammen und reckte ihren Mittelfinger in die Höhe.

Danach zog sie die Vorhänge zusammen, wirbelte auf ihren hohen Schuhen herum und setzte sich auf die schicke, weiße Ledercouch, die sie sich nach monatelangem Sparen gekauft hatte.

Kopfschüttelnd seufzte sie und sah auf die halbleere Flasche Rotwein, die im Schein der Kerzen auf dem Tisch fast schwarz schimmerte.

„Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder ich habe Halluzinationen, was bedeutet, dass ich meinen Alkoholkonsum unbedingt nach unten schrauben muss, oder da steht wirklich jemand. Jugendstreich halt.“, versuchte sie sich selbst zu erklären, was da draußen geschehen war und tat das Thema mit einem wiederholten Kopfschütteln ab.

Merlia ließ ihren Kopf kreisen, lief zu ihrer Haustür und starrte durch den Spion nach draußen. Nichts. Sie atmete erleichtert aus und bemerkte erst jetzt, dass sie vor Anspannung die Luft angehalten hatte. Vielleicht war sie ja doch noch nicht ganz fertig mit den jüngsten Ereignissen.

Die Frau legte sich beruhigt in ihr Bett und schloss die Augen.

Hätte sie sich zur Seite gedreht, dann hätte sie bemerkt, dass sie ganz und gar nicht hätte beruhigt sein dürfen. Denn neben ihr stand die Person, die vorher noch vom Fenster aus zu sehen gewesen war.

Hätte sie noch einmal nach ihrem Hund im Garten gesehen, dann wäre ihr vor Entsetzen die Kinnlade nach unten gefallen. Shelton lag vor seiner Hundehütte. Gehäutet, bei lebendigem Leibe.

Doch all das wusste sie nicht.

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