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Wenn ich einmal groß bin

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Was willst du später mal werden, wenn du groß bist? Eine Frage, die uns von klein auf begleitet, bei jeder

Familienfeier auf Tagesordnung Nummer eins zu sein schien. Und was, wenn ich nur glücklich sein will,

wenn ich groß bin?

Und interessiert es eigentlich wirklich jemanden, was ich will oder wollt ihr nur wissen,

ob ich auf dem “rechten Pfad” bin? Auf dem Weg zum “guten Leben”, der eine Weg, der anscheinend von

allen und jedem für gut befunden wurde, von dem man sich wenn möglich nur ungern hinunter

wagt. Irgendwie fragt nie einer, ob ich denn glücklich sei oder einen Freund habe, auf diesen

Familienfeiern, sondern nur, wie es denn in der Schule liefe, was mein Lieblingsfach sei und dass ich mich

bemühen soll, fleißig zu lernen, die Schule zu beenden, einen guten, sicheren Job bekommen, am besten als

Beamter, z.b Lehrer. Lehrer werden sowie so gesucht wie Sand am Meer und da bist du auf der sicheren

Seite. Außerdem hast du so viel Ferien, wär das nicht toll? Ja ganz toll, bei der Vorstellung auch noch den

Rest meines Lebens in der Schule zu verbringen wird mir glatt ganz warm ums Herz.


Wie dem auch sei, diese Frage verfolgt einen nunmal das ganze Leben und irgendwie scheint die Familie

auch nicht eher ruhen zu können, bevor alle dies geklärt und sich brav auf ihren bereits vorgestampften

Weg begeben und einen fünf Jahresplan aufgestellt haben. Und wehe da werden zu viele Selbstfindungs-

Zwischenstopps in Süd-Ost-Asien, Südamerika oder sonst wo eingelegt. Ein Jahr ist ja noch akzeptabel und

inzwischen sogar weitgehend ein Trend, aber Gott bewahre, dass du das nicht ein zweites Jahr machst, das

wird nicht toleriert! Und beim dritten, achje, brauchst du eigentlich auch gar nicht mehr anfangen, es haben

dich ja so schon alle Schulfreunde überholt, da kannst du auch gleich unter einer Brücke leben.


Ich verstehe ja, dass ältere Generationen andere Vorstellungen haben, die ja auch nicht zwingend falsch

sind, aber warum dieser strikte Zeitplan, an den alle sich zu halten versuchen scheinen. Wenn es doch

eigentlich nie zu spät ist, seine Meinung zu ändern, einen anderen Weg einzuschlagen oder von vorne

anzufangen, wenn es das ist, was man wirklich will oder einen näher dorthin bringt.

Und ist doch auch schön, wenn der Weg dorthin eben ein bisschen verschlungener und verkorkter ist,

oder? Desto schöner ist es bestimmt, wenn man dort ankommt. Denn wenn die

Berufung einfach höher ist, gestaltet sich daher auch der Weg komplizierter.

Warum bleiben so viele Menschen in einem Job, der sie nicht erfüllt? Sicherheit.

Die Angst vor dem Ungewissen und davor eben keine Sicherheit zu haben. Aber ist es nicht viel


unheimlicher, zu wissen, dass man sich sein Leben lang nicht getraut hat, dass zu machen, was einen

eigentlich tief bewegt und berührt, unsere eigentliche Berufungß

Dieser Stimme nicht nachgegangen zu sein, bis es irgendwann zu spät ist. Und währenddessen sein Leben

nur mit halber Kraft, mit halbem Potential zu leben. Denn wenn man sich erstmal entschieden hat,

dann gibt es eben kein zurück mehr und sei bereit, alle

Hindernisse, die es zu überwinden gibt, zu überkommen.

Denn gibt diese Sicherheit, die uns versprochen wird uns wirklich Sicherheit? Die Sicherheit, nach der wir

uns sehnen? Oder ist es nur ein schwacher Abklatsch dessen, was wir sein könnten. Und selbst wenn wir in

unserem gemütlichen, sicheren Büro so lange arbeiten und unseren Chef einmal im Jahr um Urlaub

anbetteln bis wir endlich in Rente gehen. Dann kann das Leben doch erst richtig losgehen. Endlich mal die

Sau raus lassen, auf Vater Staat! Oder? Oh, wobei 600 Eurönchen im Monat reichen dafür vielleicht doch

nicht ganz.

Also nicht nur, dass wir so verdammt viel kostbare Zeit unseres Lebens opfern, und aufgrund steuerlicher

Abzüge fast fünf Monate des Jahres so oder so nur für den Staat arbeiten, um für das System zu arbeiten

und am Ende ist die wohlverdiente Rente nicht einmal genug. Wie sicher findest du diese Sicherheit?

Warum lassen wir uns das eigentlich gefallen? Warum hinterfragen wir das nicht mehr? Nur weil das vor

tausenden von Jahren irgendein König beschlossen hat? Um genau zu sein, wurde die Bevölkerung damals

nicht nur scheinbar, sondern tatsächlich mit der Verkündung falscher Tatsachen hinters Licht geführt,

indem die amerikanische Regierung Robin Hood gespielt und behauptet hat, die Gelder von den

Mittelschichten einzuziehen und der ärmeren Bevölkerung zur Verfügung zu stellen. Aufgrund dieser

Täuschung gab es dann auch einige Aufstände und Proteste, allerdings scheint sich da bis heute nicht viel

getan zu haben.

Und sind wir es uns nicht schuldig, die Privilegien, diese Möglichkeiten und den unbegrenzten Zugang an

Informationen vollkommen auszuschöpfen? Aber vorallem unser eigenes Potential vollkommen

auszuschöpfen?

Was ist, wenn das Kind in uns, dessen Stimme wir immer mehr ausschließen und dessen Stimme immer

leiser und leiser in unserem Hinterkopf wird, recht hat? Was ist wenn wir alles schaffen können, was wir

uns vornehmen? Was wäre, wenn wir niemals verlieren könnten, was würdest du versuchen? Und

eigentlich können wir wirklich nicht verlieren. Ich weiß dieser Spruch “ entweder du gewinnst oder du

lernst und damit hast du auch gewonnen” ist ebenfalls ein wenig ausgelutscht, aber da ist doch etwas

Wahres dran. Ich glaube die einzige Möglichkeit zu verlieren besteht darin, zu früh aufzugeben oder es gar

nicht erst zu versuchen.

Und wir neigen so sehr dazu, zu schnell aufzugeben. Wir sind so gewöhnt daran, alles was wir wollen oder

brauchen, innerhalb von Sekunden oder Stunden zu bekommen. Durch immer effizienter und schneller

funktionierende Technologien, Lieferservice innerhalb eines Tages, alles was wir wollen, auf Knopfdruck

bestellt und morgen da. Und scheinbar haben wir diesen Lieferservice Mindset nicht nur, wenn es ums

Shoppen geht, sondern auch, um unsere Ziele und Träume. Wir suchen immernoch nach dem Hack für

unser Leben oder unser Bankkonto, hoffen, irgendwie doch einen Weg zu finden über Nacht reich zu

werden oder im Lotto zu gewinnen.

Merkwürdig, dass so viele Menschen Lotto spielen, auch wenn die Warscheinlichkeit dort zu gewinnen

warscheinlich so hoch ist, wie aus einem 150 kmh fahrenden Auto aus dem offenen Fenster einen Smartie

zu werfen und eine Stecknadel zu treffen, die irgendwo am Straßenrand steckt, keiner weiß wo. Warum

scheinen wir lieber hier unser Glück versuchen zu wollen, anstatt auf uns selbst, unseren Glauben und

unsere Fähigkeiten zu setzen?

Und merkwürdig, dass alle die Börse fürchten und verteufeln, aber fröhlich ihre Lottoscheinchen ausfüllen.

Die Schuld den Reichen und Mächtigen oder einfach den anderen in die Schuhe schieben, Ausreden

finden, warum man es denn selbst nicht geschafft hat. Doch dies auch hauptsächlich für sich selbst.


Kannst du dir vorstellen, Monopoly zu spielen und nur deine 200$ zu kassieren, deses Mal, wenn du über

los kommst? Immer brav die Ereigniskarten zahlen, strafen, für zu schnell fahren oder Renovierungen oder

was auch immer, aber niemals etwas zu kaufen, was mehr Geld generiert, also eine Straße, Haus oder

Hotel? Nein oder? Dann wäre das Spiel ja langweilig und du wärst recht schnell pleite. Aber genauso ist es,

wie die meisten Menschen leben. Von Gehaltscheck zu Gehaltscheck. Hoffend, das es für den ganzen

Monat reicht, aber sein Geld nie für etwas ausgeben, was dir mehr Einkommen generiert.

Der Unterschied zu Monopoly ist unter anderem der, dass dein Fokus einfach nicht auf dem Geld

verdienen liegt, man denkt, dass es viel zu schwierig ist und nur bei wenigen, glücklichen Menschen

funktioniert, dass es viel zu riskant sei. Aber vorallem ist man so abgelenkt, mit allem, was dazwischen

passiert. Das Leben, Familie, Freunde, Hobbies, Liebe, wer hat da schon zeit sich groß darüber Gedanken

zu machen, wie du genug Einkommen generierst, dass du dir keine Sorgen machen musst. Wie man

finanzielle Freiheit und Unabhängigkeit oder eben erstmal Stabilität erreicht. Dabei muss es doch

funktionieren, wenn man die Entscheidung trifft, sich hinsetzt, wirklich nachdenkt, wie, einen Plan erstellt

und den durchzieht.

Vielleicht ist es nicht so leicht, wie es klingt, sonst würde es warscheinlich auch jeder machen, aber so viel

mehr als eine Entscheidung, ein Plan und ein wenig Disziplin ist es vielleicht auch gar nicht. Also warum

sollte man es nicht versuchen? Wenn alles, was man zu verlieren hat, ist, es nicht zu schaffen und da zu

enden, wo man vorher schon war.

Aufstehen, frühstücken, zur Schule gehen, wiederkommen, fernsehen, schlafen.

Wiederholen.


Aufstehen. Frühstücken.zur Uni gehen, wiederkommen, fernsehen, schlafen.

Wiederholen.


Aufstehen, frühstücken, arbeiten, wiederkommen,fernsehen,schlafen.

Wiederholen.

So ist das Leben nunmal . Ist es das wirklich? Ist das wirklich alles? Ständig die Zukunft vor Augen. Wir

gehen zur Schule, um studieren zu können. Wir gehen zur Uni, um uns auf einen Job vorzubereiten, wir

gehen arbeiten, damit wir irgendwann Rente beziehen können. Arbeiten, sind danach so fertig, dass wir

nicht einmal richtig gut mit der Familie befassen können, zu schlapp, um etwas Kreatives oder Neues zu

machen.

Wie würde unser Leben und unser Alltag aussehen, wenn uns niemand, keine Eltern, keine Regierung etc.

Sagen würde, wie es aussehen sollte? Was das gute Leben ist. Und wenn wir nicht in allem an die Zukunft

denken würden. Unser Leben so zu gestalten war nicht unsere eigene Idee, auch wenn wir denken, wir

hätten es uns zumindest ein Stück weit ausgesucht und die Freiheit gehabt. Aber haben wir das wirklich?

Aktiv unser eigenes Leben nach unseren Vorstellungen gestaltet? So ist das Leben nunmal . Würden wir das

auch denken ohne alle äußeren Einflüsse? Sind das unsere natürlichen, ursprünglichen Gedanken?

Warum nicht, anstatt sich zu beschweren, einfach mal wirklich Verantwortung für sein Leben übernehmen.

Die Realität kreiren, die du gerne in deinem Leben sehen würdest. Denn es ist möglich, alles ist möglich

und wenn es andere vor dir geschafft haben, warum nicht auch du?

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