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1. Kapitel Die supramentale Evolution

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Es gab Zeiten, in denen das Suchen nach spiritueller Verwirklichung zumindest in gewissen Zivilisationen intensiver und weiter verbreitet war als heutzutage oder als es allgemein in der Welt während der letzten Jahrhunderte gewesen ist. Die Kurve scheint jetzt den Beginn einer neuen Wende des Suchens zu bezeichnen, welches das in der Vergangenheit Erreichte zum Ausgangspunkt nimmt und dies auf eine größere Zukunft überträgt. Doch immer, selbst im vedischen Zeitalter oder in Ägypten, war spirituelle Vollendung oder okkultes Wissen den wenigen vorbehalten und nicht in der Masse der Menschheit verbreitet. Die Masse der Menschheit entwickelt sich langsam, sie enthält alle Stadien der Evolution vom materiellen und vitalen bis hin zum mentalen Menschen. Eine kleine Minderheit ist über die Schranken hinaus vorgestoßen, hat die Pforten zum okkulten und spirituellen Wissen geöffnet und die Aufwärtsbewegung der Evolution jenseits des mentalen Menschen in das spirituelle und supramentale Wesen vorbereitet. Es gab Zeiten, in denen diese Minderheit großen Einfluss ausübte – wie im vedischen Indien, in Ägypten oder gemäß der Überlieferung in Atlantis –, die Kultur eines Volkes bestimmte und ihm eine stark spirituelle und okkulte Prägung gab; in anderen Zeiten hielt diese Minderheit sich in ihren geheimen Schulen oder Orden abseits und beeinflusste nicht mehr unmittelbar eine Kultur, die in materielle Unwissenheit oder in Chaos und Finsternis gesunken war oder die harte äußere Aufklärung suchte, die spirituelles Wissen ablehnt.

Die Zyklen der Evolution sind immer aufwärts gerichtet, sie steigen jedoch nicht in gerader Linie auf. Man gewinnt daher den Eindruck einer Reihe von Aufwärts- und Abwärtsbewegungen, doch das Wesentliche, das eine Evolution erreicht, wird bewahrt und taucht in neuen Formen, die dem neuen Zeitalter entsprechen, wieder auf, selbst wenn es eine Zeitlang unsichtbar war. Die Schöpfung ist alle Stufen des Seins vom Supramental bis zur Materie herabgekommen und hat auf jeder eine Welt errichtet, eine Herrschaft, eine Ebene oder Ordnung, die jener Stufe entsprach. Bei der Erschaffung unserer stofflichen Welt stürzte dieses herabkommende Bewusstsein in eine scheinbare Unbewusstheit und tauchte aus dieser wieder empor, Stufe um Stufe, bis es seine höchsten spirituellen und supramentalen Höhen wiedergewinnen und deren Mächte hier in der Materie manifestieren wird. Doch ein verdecktes Bewusstsein wirkt sogar in der Unbewusstheit, und zwar gleichsam über eine involvierte und verborgene Intuition, die diesem Bewusstsein eigen ist. In jedem Stadium der Materie, in jedem Stadium des Lebens wirkt diese Intuition entsprechend dem jeweiligen Stadium; sie arbeitet sozusagen hinter dem Schleier und stützt und kräftigt die unmittelbaren Erfordernisse der schöpferischen Kraft. Es gibt eine Intuition in der Materie, die das Wirken der stofflichen Welt vom Elektron bis zur Sonne und den Planeten sowie deren Aufbau aufrechterhält. Es gibt eine Intuition im Leben, die auf ähnliche Weise das Spiel und die Entwicklung des Lebens in der Materie stützt und lenkt, bis es für die mentale Evolution bereit ist, deren Träger der Mensch ist. Auch im Menschen folgt die Schöpfung dem gleichen aufwärts gerichteten Vorgang – und die innere Intuition entfaltet sich seiner Entwicklungsstufe entsprechend. Selbst der präzise Intellekt des Wissenschaftlers, der dazu neigt, ein gesondertes Dasein oder die Überlegenheit der Intuition zu leugnen, kann nicht wirklich vorankommen, wenn hinter ihm nicht die mentale Intuition steht, die ihn befähigt, einen Schritt weiter zu gehen oder zu erspüren, was zu geschehen hat. Intuition steht also am Beginn der Dinge, in ihrer Mitte und an ihrem Ende.

Doch die Intuition zeigt ihre eigentliche Gestalt erst dann, wenn man über den mentalen Bereich hinausgeht und den spirituellen erreicht, denn allein dort tritt sie voll in Erscheinung und enthüllt ihre wahre und vollkommene Natur. Hand in Hand mit der mentalen Evolution hat der Beginn einer anderen Evolution stattgefunden, die das spirituelle und supramentale Wesen vorbereitet. Diese weist zwei Richtungen auf, einmal die Entdeckung der okkulten Kräfte, die in der Natur verborgen sind sowie der geheimen Ebenen und Welten, die uns von der Welt der Materie verdeckt werden; und zum anderen die Entdeckung der Seele des Menschen und seines spirituellen Selbstes. Wenn die Überlieferung von Atlantis stimmt, fand dort eine Entwicklung statt, die das höchste okkulte Wissen erreichte, doch nicht darüber hinauszugehen vermochte. Aus dem Indien der vedischen Zeiten ist uns die andere Richtung der Verwirklichung überliefert, nämlich die der spirituellen Selbst-Entdeckung; okkultes Wissen war auch dort vorhanden, doch wurde es als etwas Untergeordnetes betrachtet. Wir können sagen, dass in Indien zuerst die Intuition herrschte, bevor das intellektuelle Mental sich in einer späteren Philosophie und Wissenschaft entfaltete. Die Masse der Menschen lebte zu jener Zeit offensichtlich völlig auf der materiellen Ebene, sie betete die Gottheiten der stofflichen Natur an und erbat sich von ihnen ganz und gar materielle Dinge. Den vedischen Mystikern hingegen wurden kraft ihres Strebens die Dinge dahinter durch eine Macht innerer Schau, inneren Hörens und innerer Erfahrung enthüllt, was jedoch nur einer begrenzten Zahl von Sehern und Weisen vorbehalten war und sorgsam vor der Masse der Menschheit verborgen gehalten wurde – der Mystiker bestand immer auf Geheimhaltung. Wir können dieses Blühen der Intuition auf der spirituellen Ebene durchaus einem jähen Wiederauftauchen der wesentlichen Errungenschaften eines vorangegangenen Zyklus zuschreiben, die von diesem herabkamen. Wenn wir die spirituelle Geschichte Indiens untersuchen, erkennen wir, dass, nachdem diese Höhe erreicht war, ein Abstieg stattfand, der jede niedrigere Stufe des bereits entwickelten Bewusstseins aufzunehmen und sie mit dem Spirituellen am Gipfel zu verbinden suchte. Dem vedischen Zeitalter folgte eine große Blüte des Intellektes und der Philosophie, die sich die spirituelle Wahrheit zur Grundlage machten und versuchten, diese von neuem zu erreichen, zwar nicht wie die vedischen Seher durch direkte Intuition oder über einen okkulten Vorgang, sondern durch die Macht des reflektierenden, spekulativen logischen Denkens des Mentals; zur gleichen Zeit wurden Yogasysteme entwickelt, die das denkende Mental als Instrument zur Erreichung der spirituellen Verwirklichung gebrauchten und gleichzeitig dieses Mental selbst spiritualisierten. Anschließend folgte eine Ära der Entfaltung von Philosophien und Yogasystemen, die mehr und mehr das emotionale und ästhetische Wesen als Instrumente spiritueller Verwirklichung benutzten und die emotionale Ebene im Menschen über Herz und Gefühl spiritualisierten. Dies wurde von tantrischen und anderen Vorgängen begleitet, die den mentalen Willen, den Lebenswillen, den Willen der Empfindungen aufnahmen und diese sowohl zu Instrumenten als auch zum eigentlichen Bereich der Spiritualisierung machten. Im Hatha-Yoga und den verschiedenen Versuchen, den Körper zu vergöttlichen, gibt es ebenfalls eine Richtung, die im Hinblick auf die lebende Materie zu der gleichen Verwirklichung zu gelangen sucht; doch dies harrt noch der Entdeckung der wahren, charakteristischen Methode, der Entdeckung der Macht des Spirits im Körper. Wir können daher sagen, dass das universale Bewusstsein nach seinem Herabkommen in die Materie die Evolution in zwei Richtungen lenkte, eine des Anstiegs zur Entdeckung des Selbstes und Spirits, die andere des Abstiegs durch die bereits entwickelten Ebenen des Mentals, des Lebens und des Körpers, um das spirituelle Bewusstsein auch in diese herabzubringen und hiermit eine geheime Absicht in der Schöpfung des materiellen Universums zu erfüllen. Unser Yoga ist in seinem Prinzip ein Aufnehmen, ein Zusammenfassen, ein Vollenden dieses Vorgangs – ein Bestreben, sich zu den höchsten supramentalen Ebenen zu erheben und ihr Bewusstsein und ihre Macht in das Mental, das Leben und den Körper zu bringen.

Der Zustand der gegenwärtigen Zivilisation die materialistisch ist mit einem nach außen gerichteten Intellekt und Lebens bestreben – das, was du als so schmerzhaft empfindest –, ist ein Übergang, doch einer, der vielleicht unvermeidlich war. Denn wenn die Spiritualisierung des Mentals, des Lebens und des Körpers, wenn die bewusste Gegenwart des Spirit, selbst im physischen Bewusstsein und im stofflichen Körper das zu erreichende Ziel ist, dann musste vielleicht ein Zeitalter kommen das die Materie und das physische Leben in den Vordergrund stellt und sich dem Bestreben des Intellektes widmet, die Wahrheit des materiellen Daseins zu entdecken. Auf der einen Seite hat es, indem es alles bis hin zum Verstand materialisierte, eine für den spirituell Suchenden äußerst schwierige Situation geschaffen – diejenige, von der du sprichst –, anderseits aber hat es dem Leben in der Materie eine Bedeutung gegeben, die ihm die Spiritualität der Vergangenheit zu versagen geneigt war. In gewisser Weise machte es deren Spiritualisierung zum Erfordernis für den spirituell Suchenden und stützte so die absteigende Bewegung des sich entfaltenden spirituellen Bewusstseins in der Erd-Natur. Mehr als dies können wir allerdings nicht in Anspruch nehmen. Die bewusste Auswirkung dieses Zeitalters war eher, das spirituelle Element der Menschheit zu ersticken und beinahe auszulöschen. Allein durch die göttliche Handhabung der aufeinander wirkenden Gegensätze und durch eine Hilfe von oben wird es ein spirituelles Ergebnis zeitigen.

Alle Phasen menschlicher Geschichte kann man als Entwicklungsstufen des Erd-Bewusstseins betrachten, und jede dieser Phasen hat ihre Aufgabe und ihren Sinn. Und auch diese materialistisch intellektuelle Phase musste kommen und hatte ohne Zweifel ihren Zweck und ihre Bedeutung. Man könnte sogar der Ansicht sein, eines ihrer Ziele sei der Versuch gewesen, zu erkunden, wie weit und wohin menschliches Bewusstsein durch eine intellektuelle und äußere Kontrolle der Natur allein mit physischen und intellektuellen Mitteln gelangen kann, ohne ein höheres Bewusstsein und Wissen einzusetzen; oder auch, dass sie [die materialistische Phase] durch ihren Widerstand dazu beitragen möge, das spirituelle Bewusstsein, das hinter all dem Wandel wächst, hervorzulocken, damit es die Herrschaft über die Materie wage und sie zum Göttlichen wende, so wie es die Tantriker und Vaishnavas mit der emotionalen und niederen vitalen Natur zu tun versuchten, da sie sich mit der vedantischen Hinwendung des Mentals zum Höchsten nicht zufrieden gaben. Doch es fällt nicht leicht, mehr als dies anzunehmen oder gar zu glauben, dieser Materialismus als solcher sei etwas Spirituelles, oder der dunkle, verworrene und gewalttätige Zustand des heutigen Europas sei eine unerlässliche Vorbereitung für die Herabkunft des Spirits gewesen. Diese Finsternis und Gewalttätigkeit, die sogar ein Licht wie das des geistigen Idealismus und das Verlangen nach Harmonie, die sich bereits im Mental der Menschheit erfolgreich gefestigt hatten, zu zerstören vermögen, werden offensichtlich durch das Herabkommen wilder und dunkler vitaler Mächte verursacht, welche die menschliche Welt für sich zu besitzen suchen und nicht einem spirituellen Zweck überlassen wollen. Es ist richtig, einige Okkultisten sagten solch ein Herabstürzen asurischer Kräfte aus den dunkleren vitalen Welten voraus, und zwar als ein erstes Ergebnis jenes Druckes, den das Göttliche Herabkommen in diesem vitalen Bereich verursachte; es wurde jedoch als eine Gegebenheit des Kampfes angesehen und nicht als etwas, das zum Göttlichen Sieg verhelfen würde. Das Durchwühlen der Materie durch den Versuch des menschlichen Verstandes, die stoffliche Natur zu erobern und diese für seine Zwecke zu benützen, mag eine gewisse Passivität und Trägheit brechen, doch geschieht dies für materielle Zwecke in rajasischem Geist und unter Leugnung der Spiritualität als geistiger Grundlage. Solch ein,Versuch kann oder scheint tatsächlich in Chaos und Auflösung zu enden, während neue Versuche der Erschaffung und Wiederherstellung die dunkle Starrheit der stofflichen Natur mit einem Wiederauftauchen der barbarischen Rohheit und Gewalttätigkeit einer halbtierischen vitalen Natur verbinden. Wie sollen spirituelle Kräfte mit all dem fertig werden oder aus diesem Aufwühlen der Energien des stofflichen Universums Nutzen ziehen? Der Weg des Spirits ist ein Weg des Friedens und Lichtes, der Harmonie; wenn er kämpfen muss, dann allein, weil Kräfte vorhanden sind, die entweder das spirituelle Licht auslöschen oder es behindern wollen. In der spirituellen Wandlung muss die Trägheit durch göttlichen Frieden und göttliche Ruhe ersetzt werden, die rajasisch aufgewühlte Energie durch eine ruhige und machtvolle, eine reine und befreite Dynamik, während das Mental für das Wirken eines höheren Wissens-Lichtes plastisch bleiben muss. Wie will die Aktivität des Materialismus eine derartige Wandlung bewirken?

Materialismus kann in seiner Basis schwerlich spirituell sein, da seine grundlegende Methode, etwas durchzuführen, genau das Gegenteil des spirituellen Weges ist. Spiritualismus wirkt von innen nach außen, die Art des Materialismus hingegen ist es, von außen nach innen zu wirken. Er macht das Innere grundsätzlich zum Ergebnis des Äußeren, zu einer Erscheinungsform der Materie und nach dieser Auffassung arbeitet er. Er versucht, die Menschheit durch äußere Mittel zu „vervollkommnen“, und eine seiner Hauptbestrebungen ist, eine vollkommene soziale Maschinerie zu schaffen, welche die Menschen erzieht und sie verpflichtet, so zu sein, wie sie sein sollten. Das spirituelle Ideal ist es, das Ego im Göttlichen zu verlieren; dies wird dort durch die Opferung des einzelnen an den Militär- und Industriestaat ersetzt. Wo ist hierin irgendwelche Spiritualität zu finden? Spiritualität kann allein erreicht werden durch ein Öffnen des Mentals, des Vitals und des Physischen gegenüber der innersten Seele, dem höheren Selbst, dem Göttlichen und indem diese sich spirituellen Kräften unterordnen und zu Instrumenten des inneren Lichtes, des höheren Wissens und der höheren Macht werden. Andere Dinge, mentale, ästhetische, vitale, werden oft fälschlich als „Spiritualität“ bezeichnet, doch sie entbehren deren essentiellen Charakter, ohne den das Wort keine wahre Bedeutung hat.

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Sobald ein Druck auf die vitale Welt ausgeübt wird, verursacht durch eine sich vorbereitende Herabkünfte von oben, wird aus dieser Vital-Welt häufig etwas in die menschliche Welt geschleudert. Die vitale Welt ist sehr groß und überschreitet in ihrem Ausmaß bei weitem die menschliche. Sie übt ihre Herrschaft jedoch meist über einen Einfluss aus, nicht über eine Herabkunft. Natürlich ist das Bestreben dieses Teils der vitalen Welt immer darauf gerichtet, die Menschheit unter ihrem Einfluss zu halten und das höhere Licht abzuwehren.

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Die vitale Herabkunft kann die supramentale nicht verhindern – um so viel weniger können es die betroffenen Völker mit Hilfe ihrer materiellen Macht, da die supramentale Herabkunft in erster Linie eine spirituelle Tatsache ist, die ihre notwendigen äußeren Folgen zeitigen wird. Vitale Herabkünfte fälschten in der Vergangenheit das erscheinende Licht, wie es in der Geschichte der Christenheit der Fall war, wo sie von der Lehre Besitz ergriffen, diese entstellten und jeglicher umfassenden Erfüllung beraubten. Doch ist das Supramental ein Licht, das nicht entstellt werden kann, wenn es in seiner eigenen Macht, in seiner eigenen Gegenwart kommt. Wenn es sich jedoch fern hält und niederen Mächten des Bewusstseins erlaubt, eine verminderte und bereits entstellte Wahrheit zu gebrauchen, können vitale Kräfte das Wissen ergreifen und es für eigene Zwecke benützen.

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Alles, was du sagst, läuft letzten Endes auf die Tatsache hinaus, dass dies eine Welt langsamer Evolution ist, in welcher der Mensch aus dem Tier auftauchte – mit dem er immer noch verhaftet ist –, in der das Licht aus der Dunkelheit und ein höheres Bewusstsein aus einer zunächst toten, dann ringenden und gestörten Unbewusstheit hervorbrach. Ein spirituelles Bewusstsein ist im Begriff aufzutauchen, und über dieses spirituelle Bewusstsein vermag man dem Göttlichen zu begegnen. Religionen, voll von vitalem und mentalem, vermischtem, wirrem und unwissendem Stoff, können nur einen flüchtigen Eindruck des Göttlichen vermitteln. Der positivistische Verstand mit seinen Zweifeln, der sich an die Dinge hält, wie sie sind, und der an nichts, was sein könnte oder sein wird, zu glauben vermag, kann zu keinerlei Schau gelangen. Spiritualität ist ein neues Bewusstsein, das sich entwickeln muss und das sich entwickelt. Es versteht sich von selbst, dass zu Beginn und auf lange Zeit nur wenige das volle Licht empfangen werden. Eine größere Anzahl, doch verglichen mit der Masse der Menschheit auch nur wenige, wird es teilweise erlangen. Aber das, was von den wenigen erreicht wurde, kann in einem bestimmten Stadium der Evolution vollendet und verallgemeinert werden – und dies versuchen wir zu tun. Doch wenn dieses größere Bewusstsein des Lichtes, des Friedens, der Freude gewonnen werden soll, geschieht es nicht durch Zweifel oder Skeptizismus, die sich nur auf das Vorhandene berufen können und den Standpunkt vertreten: „Es ist unmöglich – was in der Vergangenheit nicht war, kann auch in der Zukunft nicht besser verwirklicht werden“. Ein Glaube, ein Wille oder zumindest ein beharrliches Verlangen und Streben sind erforderlich – das Gefühl, dass ich mich mit dem und nur mit dem allein zufrieden geben werde, und das Drängen danach, das nicht enden wird, bis es geschehen ist. Daher ist ein Geist des Skeptizismus und der Verneinung ein Hindernis, da er dem Zustandekommen jener Voraussetzungen im Wege steht, unter denen die spirituelle Erfahrung sich entfalten kann.

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Die Herabkunft des Supramentals ist ein langwieriger Vorgang oder zumindest ein Vorgang mit langer Vorbereitung, und man kann lediglich sagen, dass die Arbeit manchmal mit starkem Druck auf die Vollendung hin vonstatten geht und manchmal durch Dinge verzögert wird, die sich aus der Tiefe erheben und mit denen man sich auseinandersetzen muss, bevor ein weiterer Fortschritt möglich wird. Der Vorgang ist ein spirituell-evolutionärer, der sich auf einen kurzen Zeitraum konzentriert; es könnte nur dann auf andere Weise geschehen (was die Menschheit als einen übernatürlichen Eingriff ansehen würde), wenn das menschliche Mental flexibler und weniger seiner Unwissenheit verhaftet wäre. Wir stellen uns vor, dass es [das Supramental] sich zuerst in einigen wenigen manifestieren und dann ausbreiten muss. Es ist jedoch nicht wahrscheinlich, dass es die Erde in einem einzigen Augenblick überwältigt. Daher ist es nicht ratsam, zu viel zu diskutieren, was es tun wird und wie es geschieht; denn dies sind Dinge, die das Supramental selbst festlegt, da es aus der ihm innewohnenden Göttlichen Wahrheit handelt. Das Mental darf nicht versuchen, ein Schema aufzustellen, nach dem der Vorgang ablaufen wird. Eine Befreiung von der unterbewussten Unwissenheit und von Krankheit sowie die Verlängerung des Lebens nach Wunsch und eine Veränderung der Körperfunktionen gehören zu den höchsten Elementen einer supramentalen Wandlung; die Einzelheiten jedoch müssen der supramentalen Energie zur Ausarbeitung gemäß der Wahrheit ihrer eigenen Natur überlassen werden.

Die Herabkunft des Supramentals ist eine unvermeidliche Notwendigkeit in der Logik der Dinge und daher sicher. Die Menschen verstehen nicht, was das Supramental ist, oder erkennen nicht die Bedeutung, die das Auftauchen von Bewusstsein in einer Welt unbewusster Materie hatte, und sind daher unfähig, diese Unausweichlichkeit zu begreifen. Ich glaube, ein zufälliger Beobachter, insofern es einen gegeben hätte in jener Zeit der unerbittlichen Herrschaft unbelebter Materie am Beginn der Erde, hätte die Vorhersage, dass Leben aus dieser Welt von toter Erde, Steinen und Mineralen auftauchen würde, als Absurdität oder Phantasterei angesehen. Später hätte er den gleichen Fehler begangen und das Auftauchen des Denkens und Verstandes aus einer tierischen Welt als Absurdität und Phantasterei betrachtet. Genau so ist es jetzt mit dem Erscheinen des Supramentals in der strauchelnden Mentalität dieser Welt menschlichen Bewusstseins und ihrer urteilenden Unwissenheit.

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Es ist durchaus möglich, dass es Zeitspannen der Harmonie auf verschiedenen, nicht-supramentalen Ebenen gegeben hat, die später eine Unterbrechung erfuhren. Doch dies kann nur eine Phase oder ein Augenblick des Verweilens gewesen sein in der Kurve der spirituellen Evolution, die sich aus dem Unbewussten erhebt.

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Was wir meinen ist das Göttliche in seiner essentiellen Manifestation, das sich uns als Licht und Bewusstsein enthüllt, als Macht, Liebe und Schönheit. Doch in seiner tatsächlichen kosmischen Manifestation kann der Höchste, da er das Unendliche und durch keine Begrenzung gebunden ist, in Sich, in seinem Bewusstsein der unzähligen Möglichkeiten etwas manifestieren, das das Gegenteil seiner selbst zu sein scheint, etwas, in dem es Dunkelheit, Unbewusstheit, Trägheit, Gefühllosigkeit, Disharmonie und Auflösung geben kann. Dies ist es, was wir auf dem Grunde der stofflichen Welt sehen und was man heutzutage als das Unbewusste bezeichnet – der Ozean des Unbewussten im Rigveda, in dem der Eine verborgen war und sich in Gestalt dieses Universums erhob – oder, wie es manchmal genannt wird, das Nicht-Sein, asat. Die Unwissenheit, Kennzeichen unseres Mentals und Lebens, ist das Ergebnis dieses Ursprungs im Unbewussten. Darüber hinaus erheben sich in der Evolution aus dem unbewussten Dasein Mächte und Wesen die daran interessiert sind, alle Verneinungen des Göttlichen aufrechtzuerhalten, Irrtum und Unbewusstheit, Schmerz und Leiden, Finsternis und Tod, Schwäche und Krankheit, Disharmonie und Böses. Von dorther rührt die Entstellung unserer Schöpfung, ihre Unfähigkeit, die wahre Essenz des Göttlichen zu enthüllen. Und doch ist in diesem ureigentlichen Fundament der Evolution alles Göttliche involviert und drängt danach, sich zu entfalten: Licht, Bewusstheit, Macht, Vollendung, Schönheit, Liebe. Denn im Unbewussten als solchem und hinter den Entstellungen der Unwissenheit ist das Göttliche Bewusstsein verborgen und wirkt und muss mehr und mehr hervortreten und schließlich seine Verhüllungen abwerfen. Daher wird gesagt, die Welt sei dazu ausersehen, das Göttliche auszudrücken.

Deine Bemerkung über die supramentale Evolution ist richtig, mit Ausnahme der Schlussfolgerung, die Menschheit würde als Ganzes supramental werden. Es ist wahrscheinlicher, dass das supramentale Prinzip sich durch eine Herabkunft festigen wird, genau wie sich das mentale Prinzip durch das Auftreten des denkenden Mentals und Menschen im Erdenleben festigte. Es wird ein Geschlecht supramentaler Wesen auf Erden geben, genau wie es jetzt ein Geschlecht mentaler Wesen gibt. Dem Menschen werden größere Möglichkeiten offen stehen, sich zu denjenigen Ebenen zu erheben, die zwischen seinem Mental und dem Supramental liegen, sowie deren Mächte in seinem Leben wirksam zu machen, was zu einer großen Veränderung der Menschheit auf Erden führen wird. Es ist jedoch nicht wahrscheinlich, dass die mentale Sprosse aus der aufsteigenden Leiter verschwinden wird, denn das Fortbestehen einer mentalen Rasse wird notwendig sein, damit sie eine Stufe zwischen dem Vital und dem Supramental für die evolutionäre Bewegung des Spirits abgebe.

Solch ein Herabkommen höherer Wesen kann man sich, wie du annimmst, als Teil des Wandlungsprozesses vorstellen. Doch die hauptsächliche Veränderung wird in dem Auftreten des supramentalen Wesens bestehen und in der Errichtung einer supramentalen Natur auf Erden – genau wie einst ein mentales Wesen erschien und eine mentale Natur sich während des letzten Stadiums der Evolution ordnete. Ich ziehe es vor, nicht mehr über die Herabkunft höherer Wesen zu sprechen, denn nach meiner Erfahrung führt dies zu einem leeren und oft egoistischen Romantizismus, der die Aufmerksamkeit von der wirklichen Arbeit ablenkt, der Verwirklichung des Göttlichen und der Umwandlung der menschlichen Natur.

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Was wir tun, ob und wann wir Erfolg haben – es wird ein Anfang sein und keine Vollendung. Es ist die Gründung eines neuen Bewusstseins auf Erden, eines Bewusstseins mit unendlichen Möglichkeiten der Manifestation. Das ewige Fortschreiten liegt in der Manifestation, und jenseits von ihr gibt es keinen Fortschritt.

Wenn das Ziel die Erlösung der Seele von der physischen Hülle wäre, bestünde die Notwendigkeit einer Supramentalisierung nicht. Spirituelle mukti und nirvana genügten. Wäre es das Ziel, sich zu überstofflichen Ebenen zu erheben, bestünde ebenfalls die Notwendigkeit einer Supramentalisierung nicht. Man kann einen Himmel durch die Hingabe an den Gott jenes Himmels erreichen. Doch dies ist kein Fortschritt. Die anderen Welten sind fixierte Welten und jede ist auf ihre eigene Art, auf ihren Typ festgelegt. Die Evolution aber findet auf Erden statt, daher ist die Erde der eigentliche Bereich des Fortschritts. Die Wesen der anderen Welten schreiten nicht von einer Welt zur anderen fort. Sie bleiben auf ihren eigenen Typ fixiert.

Der rein monistische Vedanta-Anhänger sagt, alles sei Brahman, das Leben sei ein Traum, eine Unwirklichkeit, nur Brahman existiere. Man erlangt nirvana oder mukti und lebt dann so lange, bis der Körper abfällt – danach gibt es nichts Derartiges wie Leben.

Sie [die Anhänger des Vedanta] glauben an keine Umwandlung, da sie Mental, Leben und Körper als Unwissenheit betrachten, als Illusion – die einzige Wirklichkeit für sie ist das eigenschaftslose, beziehungslose Selbst oder Brahman. Leben aber hat Bezug; im reinen Selbst schwindet alles Leben und jeder Bezug. Worin bestünde der Nutzen oder die Möglichkeit, eine Illusion umzuwandeln, die niemals etwas anderes sein könnte als Illusion (wie umgewandelt auch immer)? Es gibt für sie nichts Derartiges wie ein „nirvanisches Leben“. Nur einige Yogasysteme zielen auf eine gewisse Umwandlung, doch nicht auf die der Unwissenheit in das Wissen. Die Ideale sind verschieden – manchmal ist das Ziel göttliches Wissen, göttliche Macht oder auch göttliche Reinheit, ethische Vollkommenheit oder göttliche Liebe.

Was überwunden werden muss, ist der Widerstand der Unwissenheit, welche die Umwandlung der menschlichen Natur nicht will. Kann dieser überwunden werden, dann bilden auch die alten spirituellen Ideale kein Hindernis mehr.

Es ist nicht beabsichtigt, die Menschheit im großen zu supramentalisieren, sondern das Prinzip des supramentalen Bewusstseins in der Erdevolution zu errichten. Ist dies geschehen, wird alles Erforderliche von der supramentalen Macht selbst entwickelt werden. Es ist daher nicht wichtig, ob die Lehre weit verbreitet wird. Wichtig ist, dass die Sache überhaupt geschieht, in welch kleiner Zahl auch immer; das ist das einzige Problem.

Ist die Umwandlung des Körpers vollendet, so bedeutet dies Unabhängigkeit vom Tod – das heißt aber nicht, dass man immer den gleichen Körper behält. Man erschafft sich einen neuen Körper, sobald man diesen verändern will, doch wie es geschehen soll, kann heute noch nicht gesagt werden. Gegenwärtig geschieht es über die physische Geburt – es gibt Okkultisten, die behaupten, dass eine Zeit kommen wird, in der man dieser nicht mehr bedarf –, doch muss die Lösung dieser Frage der supramentalen Evolution überlassen bleiben.

Diese Fragen nach dem Supramental können jetzt nicht sinnvoll beantwortet werden. Das Supramental kann nicht in Begriffen beschrieben werden, die das Mental versteht, denn es wären mentale Begriffe, und das Mental würde sie auf mentale Weise und in einem mentalen Sinne deuten und ihren wahren Gehalt nicht erkennen. Es ist daher Verschwendung von Zeit und Energie, die besser auf die vorbereitende Arbeit verwandt werden sollten, nämlich die Durchseelung und Spiritualisierung des Wesens und der menschlichen Natur, ohne die eine Supramentalisierung nicht möglich ist. Die gesamte dynamische Natur muss sich, gelenkt von der Seele, mit dynamischem spirituellen Licht füllen, mit Frieden, Reinheit, Wissen, Kraft; danach muss sie die Erfahrung der vermittelnden spirituellen Ebenen erlangen und in deren Sinne handeln und fühlen und dann wird man zuletzt über die supramentale Umwandlung sprechen können.

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Was ist eine vollkommene Yogatechnik, oder besser gesagt, ein weltverändernder oder naturverändernder Yoga? Mit Sicherheit nicht einer, der den Menschen bei einem kleinen Stück seiner selbst nimmt, dort einen Haken anbringt und ihn über einen Flaschenzug in das nirvana oder Paradies befördert. Die Technik eines weltverändernden Yogas muss vielgestaltig sein, geschmeidig, geduldig, allumfassend wie die Welt selbst. Wenn sie sich nicht mit allen Schwierigkeiten oder Möglichkeiten befasst oder sich mit jedem erforderlichen Element sorgsam auseinandersetzt, hat sie keine Aussicht auf Erfolg. Und gibt es eine vollkommene, für alle verständliche Technik, die dies vermag? Es ist nicht mit dem Verfassen eines kleinen Gedichtes zu vergleichen, in vorgeschriebenem Versmaß mit einer bestimmten Anzahl von Modulationen. Es ist das Mahabharata eines Mahabharatas, das geschrieben werden muss – um bei dem Gedichtgleichnis zu bleiben. Und kann man die Technik eines Mahabharatas mit jener begrenzten griechischen Perfektion vergleichen?

Als nächstes: worin besteht in solchem Fall der Wert des reflektierenden Verstandes, vicarabuddhi? Wenn man ein neues Bewusstsein zu erlangen sucht, das den wägenden Verstand überschreitet, so kann dies nicht auf einer Grundlage geschehen, die vom wägenden Verstand beurteilt und begriffen und auf der jeder Schritt von ihm kontrolliert wird, auf der der Intellekt bestimmt, was zu geschehen hat, wie groß die Erfolge und welcher Art die Schritte und ihr Maß zu sein haben. Wenn dies geschieht, wird man niemals aus dem Bereich des urteilenden Verstandes herauskommen und etwas erreichen, das ihn überschreitet. Und wenn dies schließlich erreicht ist, können andere dann ein intellektuelles Maß in der Beurteilung dessen anlegen, was man tut? Wie vermag man zu wissen, was sich jenseits des gewöhnlichen Bewusstseins befindet, solange man selbst im gewöhnlichen Bewusstsein lebt? Nur indem du dich selbst überschreitest, kannst du fühlen und beurteilen und erfahren, was dich überschreitet, Und worin besteht der Wert eines Urteils ohne Gespür und Erfahrung?

Was das Supramental tun wird, kann das Mental nicht vorhersehen oder festlegen. Das Mental ist Unwissenheit, die nach Wahrheit sucht, das Supramental ist seinem eigentlichen Sinn nach das Wahrheits-Bewusstsein, die Wahrheit, die sich selbst besitzt und sich durch ihre eigene Macht erfüllt. In einer supramentalen Welt müssen Unvollkommenheit und Disharmonie aufhören. Doch unser Ziel im Augenblick ist nicht, die Erde zu einer supramentalen Welt zu machen, sondern das Supramental als Macht und festes Bewusstsein inmitten des Übrigen herabzubringen, damit es dort wirke und sich erfülle – so wie das Mental in Leben und Materie herabkam und dort als Macht wirkte, um sich inmitten des Übrigen zu erfüllen. Das wird genügen, um die Welt zu verändern, um die Natur zu verändern und ihre gegenwärtigen Beschränkungen niederzubrechen. Doch wie und in welchem Maß es geschehen wird, ist etwas, das man jetzt nicht sagen kann. Sobald das Licht da ist, wird das Licht selbst seine Arbeit tun, sobald der supramentale Wille in der Welt ist, wird dieser Wille entscheiden. Er wird Vollendung und Harmonie und eine Wahrheits-Schöpfung schaffen. Und das Übrige – nun, warten wir es ab.

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Die Menschheit kann nicht insgesamt und auf einmal verändert werden. Das Erfordernis ist, das Höhere Bewusstsein in das Erd-Bewusstsein herabzubringen und es dort als bleibende und verwirklichte Kraft zu festigen. So wie Mental und Leben gefestigt und in der Materie verkörpert wurden, wird sich die supramentale Kraft festigen und verkörpern.

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Es wäre nicht möglich, all dies in einem Augenblick zu verändern. Wir haben immer gesagt, dass nicht die Gesamtheit der Menschen sich im Augenblick der Herabkunft wandeln wird. Doch es besteht die Möglichkeit, das höhere Prinzip im Erdbewusstsein zu festigen, und zwar derart, dass es dort bleibt, dass es im Leben der Erde erstarkt und sich ausbreitet. So hat ein neues Prinzip in der Evolution notwendigerweise zu wirken.

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Sie [die Welt] will und will nicht, was sie noch nicht hat. Das innere Mental der Welt hätte all das gern, was ihm das Supramental geben könnte, aber ihr äußeres Mental, ihr Vital, ihr Physisches wollen den Preis nicht bezahlen. Doch schließlich versuche ich nicht, die Welt auf einmal zu verändern, sondern innerlich etwas in sie herabzubringen, das sie noch nicht besitzt, ein neues Bewusstsein, eine neue Macht.

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Diese Umwandlung kann nicht allein individuell oder auf einsiedlerische Weise stattfinden. Eine individuelle oder einsiedlerische Umwandlung, die sich nicht mit der Arbeit für die Erde befasst (was mehr bedeutet als jede individuelle Umwandlung), wäre weder möglich noch nützlich. Ebensowenig kann ein individuelles menschliches Wesen durch seine Macht allein diese Umwandlung erarbeiten, noch ist es das Ziel des Yoga, hier und dort einen einzelnen Übermenschen zu erschaffen. Das Ziel dieses Yoga ist es, das supramentale Bewusstsein auf die Erde herabzubringen, es dort zu festigen und ein neues Geschlecht auf dem Prinzip dieses supramentalen Bewusstseins zu erschaffen, welches das innere und äußere, das individuelle und kollektive Leben beherrscht.

Diese Kraft, nach und nach jeweils von einzelnen entsprechend ihrer inneren Vorbereitung angenommen, würde das supramentale Bewusstsein in der physischen Welt festigen und auf diese Weise eine Grundlage für seine Ausbreitung schaffen.

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Zuerst wird es [das supramentale Bewusstsein] durch die einzelnen zu einem Teil des Erdbewusstseins; danach breitet es sich von den ersten Zentren aus und erfasst mehr und mehr das globale Bewusstsein, bis es zu einer festen Kraft dort wird.

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All dies ist absurd. Die Herabkunft des Supramentals bedeutet lediglich, dass die Macht als lebendige Kraft im Erdbewusstsein vorhanden sein wird, genau wie das denkende Mental und das höhere Mental bereits vorhanden sind. Doch ein Tier kann von dem Vorhandensein der denkenden mentalen Macht ebensowenig Gebrauch machen wie ein unentwickelter Mensch von dem Vorhandensein der höheren mentalen Macht. Ebensowenig werden alle fähig sein, von dem Vorhandensein der supramentalen Macht Gebrauch zu machen. Ich habe gleichfalls oft genug gesagt, zu Beginn wird es nur für einige wenige sein, nicht für die ganze Erde, doch eine wachsende Einflussnahme auf die Erde wird stattfinden.

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Es [die Herabkunft des Supramentals in das Erdbewusstsein] würde notwendigerweise nicht von jedem erkannt werden. Außerdem müsste man, selbst wenn die Herabkunft stattgefunden hätte, zuerst bereit sein, ehe man die endgültige Wandlung erfahren kann.

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Nicht in ihrer Gesamtheit, denn sie ist nicht unser Anliegen [die Umwandlung des Kosmischen Mentals und Lebens, der Kosmischen Materie]. Uns selbst haben wir umzuwandeln und das Erdbewusstsein durch das Einbringen des supramentalen Prinzips in die Evolution zu verändern. Wenn dieses einmal hier ist, wird mit Sicherheit ein machtvoller Einfluss auf das gesamte Erdenleben von ihm ausgehen, ähnlich dem des Mentals durch die Entwicklung des Menschen, doch noch wesentlich größer.

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Für eine Kraft wie das Supramental ist es nicht möglich herabzukommen ohne eine große Veränderung im Erdbewusstsein zu bewirken. Doch daraus folgt nicht, dass alles supramentalisiert wird, und dies ist auch nicht notwendig. Doch das Mental selbst wird beeinflusst werden, so wie das Leben durch die Entwicklung des Mentals auf Erden beeinflusst wurde.

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Nichts Bleibendes kann geschehen ohne die wahre supramentale Kraft. Das Ergebnis ihrer Herabkunft wäre, dass die Intuition im menschlichen Leben zu einer größeren und weiter entwickelten Kraft würde, als sie es bislang war; und auch die anderen, zwischen Mental und Supramental liegenden Mächte würden allgemeiner werden und eine geordnete Tätigkeit entfalten.

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Woher willst du wissen, dass er [unser Yoga] keine Auswirkung auf die gewöhnlichen Menschen haben wird? Er wird unweigerlich ihre Möglichkeiten vergrößern und, wenn auch nicht alle sich zum Höchsten erheben können, eine große Veränderung für die Erde bewirken.

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Ganz im Gegenteil, auch sie [die gewöhnlichen Menschen] würden in jedem Fall das Herabkommen eines größeren Lichtes und einer größeren Macht auf die Erde empfinden.

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Das Göttliche Bewusstsein wirkt nicht im Hinblick auf Gewinn oder Verlust – das ist ein menschlicher Standpunkt, notwendig für die menschliche Entwicklung. Das Göttliche hat, wie die Gita sagt, nichts zu gewinnen, und nichts gibt es, das es nicht hat, und dennoch setzt es seine Macht des Wirkens in der Manifestation ein. Das Erdbewusstsein, nicht die supramentale Welt, hat durch die Herabkunft des supramentalen Prinzips zu gewinnen – und das ist Grund genug, damit es herabkomme. Die supramentalen Welten bleiben wie sie sind und werden auf keine Weise durch die Herabkunft beeinflusst.

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„Von unten öffnen“1 bedeutet dies: Die herabkommende supramentale Kraft löst von unten im Erdbewusstsein eine Gegenwirkung aus, die es ermöglicht, dass ein supramentales Wirken sich im Stofflichen forme. Alles ist als Möglichkeit im Erdbewusstsein eingeschlossen, Leben, Mental, Supramental. Doch erst als die Lebenskraft von der Ebene des Lebens auf die stoffliche Ebene herabkam, wurde ein tätiges und bewusst geordnetes Leben möglich. Genauso geschah es, als das Mental herabkam. Es erwachte das latente Mental in der Materie und konnte geordnet werden. Die supramentale Herabkunft muss die gleiche Art Öffnung von unten schaffen, damit ein supramentales Bewusstsein im Stofflichen geordnet werde.

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Sie [die Erde] enthält alle Möglichkeiten, die sich in den Wesen der Erde ausdrücken und ebenfalls viel, das nicht zum Ausdruck kommt. Ja, die Erde ist der Schauplatz der Evolution, wo all diese Kräfte sich treffen und zu manifestieren suchen, und aus ihrer Tätigkeit entwickeln sich die Dinge. Auf den anderen Ebenen (der mentalen, vitalen, usw.) gibt es keine Evolution. Dort wirkt jede Ebene für sich und ihrem Gesetz entsprechend.

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[Das Erd-Bewusstsein]: Das Bewusstsein dieser Erde allein. Es gibt ein getrenntes globales Bewusstsein der Erde (wie von anderen Welten), das sich mit der Evolution des Lebens auf dem Planeten entwickelt.

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Ja, all dies ist das Erdbewusstsein – das Mineral: die Materie, die Vegetation: die vital-physische Schöpfung, das Tierreich: die vitale Schöpfung, der Mensch: die mentale Schöpfung. In dieses Erdbewusstsein, das derart an Mental, Vital und Materie gebunden ist, muss die supramentale Schöpfung kommen. Notwendigerweise kann es zu Beginn nur in kleinem Maßstab sein, doch auch wenn es anfangs nur wenige sind, bedeutet dies nicht, dass eine Auswirkung auf all das Übrige nicht stattfände oder dass nicht das gesamte Gleichgewicht der Erdnatur verändert würde.

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Es gibt keinen Grund, warum das vegetative, tierische und menschliche Leben sich nicht in der Wahrheit entfalten sollte, statt in der Unwissenheit – sobald einmal das Wissen auf die Erdebene gelangt ist.

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Es [das Supramental] kann unmittelbar auf alles einwirken, wenn es in das stoffliche Bewusstsein herabgebracht wird – wie die Dinge gegenwärtig geordnet sind, befindet es sich latent hinter ihnen und wirkt durch andere Medien.

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[Unmittelbares supramentales Wirken in den Pflanzen:] Nein, das kann man nicht sagen. Die vitale Kraft ist es, die wirkt, doch in dieser Lebens-Kraft gibt es eine gewisse grundlegende Intuition, die hinter dem ganzen Wirken steht und diese könnte man als eine Art Spiegelung oder ausgesandte Macht im Hintergrund bezeichnen, der das Supramental latent innewohnt.

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Wenn spirituell und supramental das gleiche wären, wie es deiner Meinung nach meine Leser glauben, dann müssten alle Weisen, Gläubigen, Yogis und Sadhaks zu allen Zeiten supramentale Geschöpfe gewesen sein, und alles, was ich über das Supramental schrieb, wäre überflüssig, nutzlos und müßig gewesen. Jeder, der spirituelle Erfahrungen hat, wäre dann ein supramentales Wesen; der Ashram wäre randvoll mit supramentalen Wesen und ebenso jeder andere Ashram in Indien. Spirituelle Erfahrungen können sich im inneren Bewusstsein festigen und dieses verändern, sogar umwandeln, wenn du so willst; man kann das Göttliche überall verwirklichen, das Selbst in allen und alle im Selbst, die universale Shakti, die alle Dinge tut; man fühlt, wie man im Kosmischen Selbst eintaucht, und man kann voller ekstatischer bhakti, voller Ananda sein. Und dennoch kann man sich in die äußeren Teile der Natur wenden und tut es auch meist, man denkt mit dem Verstand oder bestenfalls mit dem intuitiven Mental, man will mit einem mentalen Willen, man fühlt Freude und Sorge an der vitalen Oberfläche und erduldet physische Anfechtungen und Leiden, verursacht durch den Lebenskampf im Körper, dem Tod und Krankheit folgen. Die Veränderung besteht dann lediglich darin, dass das innere Selbst all dies mit vollkommenem Gleichmut beobachtet, ohne gestört oder verwirrt zu werden, und es als unvermeidlichen Teil der Natur ansieht, zumindest solange man sich nicht aus dieser Natur in das Selbst zurückzieht. Das ist nicht die Umwandlung, die ich beabsichtige. Durch die supramentale Veränderung wird eine ganz und gar andere Macht des Wissens auftreten, eine andere Art Willen, eine andere leuchtende Natur des Gefühls und der Ästhetik, eine andere Zusammensetzung des physischen Bewusstseins.

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Die spirituelle Verwirklichung ist auf jeder Ebene durch den Kontakt mit dem Göttlichen (das überall ist) zu erlangen oder indem man das innere Selbst wahrnimmt, das von den äußeren Regungen rein und unberührt bleibt. Das Supramental ist etwas Transzendentes – ein dynamisches Wahrheits-Bewusstsein, das noch nicht auf Erden ist, etwas, das von oben herabgebracht werden muss.

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Allein das Supramental ist All-Wissen. Alles darunter, vom Obermental zur Materie, ist Unwissenheit, eine Unwissenheit, die von Ebene zu Ebene einem vollen Wissen entgegenwächst. Unterhalb des Supramentals kann es Wissen geben, doch ist es nicht das All-Wissen.

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Ich habe nicht gesagt, dass alles außer der supramentalen Wahrheit Falschheit sei. Ich sagte, es gäbe keine vollkommene Wahrheit unterhalb des Supramentals. Im Obermental wird die Wahrheit, die vollkommen harmonisch ist, in Teile getrennt, in viele Wahrheiten, die sich einander gegenüberstehen und von denen jede sich erfüllen will, um eine eigene Welt zu schaffen oder die Oberhand zu gewinnen; oder auch, um an Welten teilzunehmen, die aus einer Kombination von verschiedenen einzelnen Wahrheiten und Wahrheitskräften bestehen. Noch weiter unten wird die Zerstückelung immer deutlicher, und zwar derart, dass Irrtum, Falschheit, Unwissenheit und schließlich Unbewusstheit wie die der Materie tatsächlich möglich werden. Diese Welt hier entstand aus der Unbewusstheit und entwickelte das Mental, das ein Instrument der Unwissenheit ist und die Wahrheit über viel Begrenzung, Widerstreit, Verwirrung und Fehler zu erlangen sucht. Das Obermental wieder zu erreichen, insofern einem dies vollkommen möglich ist – es ist für das physische Wesen nicht einfach –, bedeutet, an der Grenzlinie zur supramentalen Wahrheit zu stehen und auf Eintritt zu hoffen.

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Eine mentale Regel oder Definition gibt es nicht. Man muss zuerst im Göttlichen leben und die Wahrheit erreichen – dann werden dieses Streben und die Erkenntnis der Wahrheit das Leben ordnen.

Es ist das inaktive Brahman, mit dem man verschmilzt, wenn man laya oder moksa sucht. Man kann im Persönlichen Göttlichen weilen, doch man taucht darin nicht ein. Das Höchste Göttliche enthält in sich das Weltdasein, und dieses wehst in seinem Bewusstsein; indem man also in den Höchsten eingeht, erhebt man sich über die Versklavung an die Natur, doch man lässt nicht das gesamte Welt-Bewusstsein zurück.

Der allgemeine Göttliche Wille ist auf eine fortschreitende Manifestation im Universum gerichtet. Doch ist es ein allgemeiner Wille, der auch der Welt-Abkehr einzelner Seelen zustimmt, die nicht bereit sind, in der Welt durchzuhalten.

Nicht die Unsterblichkeit des Körpers, wohl aber das Bewusstsein der Unsterblichkeit im Körper kann mit dem Herabkommen des Obermentals in die Materie oder sogar in das physische Mental erlangt werden; oder auch, wenn ein modifiziertes supramentales Licht das physische Mental-Bewusstsein berührt. Dies sind erste Öffnungen, doch ist es nicht die supramentale Erfüllung in der Materie.

Wenn es vorherbestimmt ist, vermag nichts die Herabkunft des Supramentals zu verhindern; doch alle Dinge hier werden durch ein Spiel von Kräften ausgearbeitet, und eine ungünstige Atmosphäre oder ungünstige Bedingungen können den Vorgang verzögern, wenn auch nicht verhindern. Selbst etwas Vorherbestimmtes stellt sich dem Bewusstsein auf Erden (Obermental, Mental, Vital, Physisches) nicht als Gewissheit dar, solange das Spiel der Kräfte nicht bis zu einem gewissen Punkt ausgearbeitet wurde und die Herabkunft nicht nur unvermeidlich ist, sondern auch unvermeidlich erscheint.

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Die supramentale Wandlung ist das höchste Stadium der siddhi und es ist nicht wahrscheinlich, dass sie bald erreicht wird; doch es gibt viele Ebenen zwischen dem normalen Mental und dem Supramental, und leicht kann man ein Aufsteigen in eine von ihnen oder ein Herabkommen ihres Bewusstseins oder Einflusses für eine supramentale Wandlung halten.

Es ist ganz und gar unmöglich, sich zur wirklichen Ananda-Ebene zu erheben (außer in tiefer Trance), bevor man das supramentale Bewusstsein erreicht und verwirklicht hat, bevor man es besitzt; doch ist es durchaus möglich und normal, eine Form von Ananda-Bewusstsein auf jeder Ebene zu empfinden. Dieses Bewusstsein, wo immer man es fühlt, stammt von der eigentlichen Ananda-Ebene, doch ist seine Macht stark verringert und abgewandelt, um sich der geringeren Empfangsbereitschaft der niederen Ebenen anzugleichen.

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Ich vermute, es ist die Entwicklung der Wahrheits-Macht und der Ananda-Macht im obermentalen Bewusstsein, die vorbereitet wird. Der transzendente Ananda selbst könnte erst nach einer völligen Supramentalisierung des Wesens herabkommen, was eine ungeheure Veränderung im Erdbewusstsein bedeuten würde. Jetzt können die göttliche Wahrheit im Obermental und der göttliche Ananda im Obermental ihre Manifestation vorbereiten, und das ist es, was in diesen Erfahrungen angedeutet wird.

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Es ist das Supramental, das wir herabzubringen, zu manifestieren, zu verwirklichen haben. Etwas höheres ist in diesem Stadium der Evolution unmöglich, es sei denn als eine Spiegelung im Bewusstsein oder eine Macht, die ausgesandt und in ihrem Herabkommen modifiziert wird.

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Ich weiß nicht, was Mahatma Gandhi mit vollkommener Verwirklichung meint2. Wenn er eine Verwirklichung meint, nach der es nichts mehr zu verwirklichen gibt, nach der keine weitere Entwicklung mehr möglich ist, dann stimme ich zu – ich selbst sprach von einem weiteren göttliche Fortschreiten, einer unendlichen Entwicklung. Doch das ist nicht die Frage, die Frage ist, ob man die Unwissenheit überschreiten kann, ob eine vollkommene, essentielle Verwirklichung möglich ist, die das Bewusstsein von der Finsternis zum Licht wendet, von einem Instrument der Unwissenheit, das nach Wissen sucht, in ein Instrument, oder besser noch, in eine Manifestation des Wissens, die einem größeren Wissen entgegenschreitet, und des Lichtes, das sich in ein größeres Licht weitet und erhöht – ist es möglich oder nicht? Meiner Ansicht nach ist diese Wandlung in der spirituellen Evolution des Wesens nicht nur möglich, sondern unvermeidlich. Die Verkörperung des Lebens hat nichts damit zu tun. Es ist nicht eine Verkörperung des Lebens, sondern des Bewusstseins und seiner Energie, wovon das Leben nur eine Phase oder eine Kraft ist. Wie das Leben das Mental entwickelte und die Verkörperung sich dann modifizierte, um in diese Entwicklung zu passen (das Mental ist genau gesagt das hauptsächliche Instrument einer Unwissenheit, das nach Wissen sucht), genauso kann das Mental das Supramental entwickeln, das seinem Wesen nach ein Wissen ist, das sich nicht selbst sucht, sondern sich durch seine eigene, selbsttätige Macht manifestiert. Seine Verkörperung kann sich dann wiederum modifizieren oder von oben modifiziert werden, um in diese Entwicklung zu passen. Der Glaube ist ein notwendiges Mittel, um zur Verwirklichung zu gelangen, da wir unwissend sind und das zu Verwirklichende noch nicht kennen; der Glaube ist tatsächlich ein Wissen, das unsere Unwissenheit ahnt, er geht der Manifestation des Wissens voran, er ist der Schimmer der noch nicht aufgegangenen Sonne. Sobald aber die Sonne aufgegangen ist, braucht man diesen Schimmer nicht mehr. Das supramentale Wissen trägt sich selbst. Es braucht durch den Glauben nicht getragen zu werden, da es aus seiner eigenen Sicherheit lebt. Du magst vielleicht einwenden, dass ein weiterer Fortschritt einer weiteren Entwicklung des Glaubens bedarf. Nein, eine weitere Entwicklung wird auf einer Basis des Wissens und nicht der Unwissenheit voranschreiten. Wir werden im Lichte des Wissens dessen eigenen Möglichkeiten der Selbsterfüllung entgegengehen.

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Eine Evolution aus dem Unbewussten muss nicht leidvoll sein, solange kein Widerstand vorhanden ist; sie kann ein bewusst langsames und harmonisches Aufblühen des Göttlichen sein. Man sollte erkennen können, wie schön die äußere Natur sein kann und auch gewöhnlich ist, obwohl sie anscheinend „unbewusst“ ist. Warum sollte das Wachsen des Bewusstseins in der inneren Natur von so viel Hässlichkeit und Bösem begleitet sein, das die Schönheit der äußeren Schöpfung verdirbt. Der Grund ist in einer Entstellung zu suchen, geboren aus der Unwissenheit, die mit dem Leben aufkam und sich im Mental vergrößerte – es ist die Falschheit, das Böse, die aus dem tiefen Schlaf der Unbewusstheit stammen und die deren Wirken vom Licht der verborgenen, doch ihr immer innewohnenden Bewusstheit trennten. Es hätte jedoch nicht so sein müssen, es sei denn aufgrund des alles beherrschenden Willens des Höchsten. Dies aber bedeutet, dass die Möglichkeiten der Entstellung durch die Unbewusstheit und Unwissenheit manifestiert werden mussten, da jede Möglichkeit sich irgendwo manifestieren muss, um eliminiert zu werden. Ist sie einmal eliminiert, dann wird die Göttliche Manifestation in der Materie größer sein als im anderen Fall, da sie alle Möglichkeiten, die in dieser komplizierten Schöpfung enthalten sind, verbinden wird, und nicht nur einige von ihnen, wie es in einer einfacheren und weniger komplizierten Schöpfung durchaus hätte sein können.

„Von Schönheit zu größerer Schönheit, von Freude zu größerer Freude durch besondere Anpassung der Sinne“ – ja, das wäre der normale, wenn auch langsame Verlauf einer göttlichen Manifestation in der Materie. „Misstönender Klang und störender Geruch“ sind das Ergebnis einer Disharmonie zwischen Bewusstsein und Natur, sie sind nicht eigentlich vorhanden; für ein befreites und harmonisches Bewusstsein wären sie, da ihm wesensfremd, nicht gegenwärtig und würden eine richtig entwickelte Seele und Natur nicht berühren. Selbst der „speiende Vulkan, das drohende Gewitter, der wirbelnde Zyklon“ sind in sich großartige und schöne Dinge und lediglich für ein Bewusstsein schädlich oder schrecklich, das unfähig ist, ihnen zu begegnen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen oder einen Pakt mit den Geistern des Windes und Feuers zu schließen. Du gehst davon aus, dass die Manifestation aus dem Unbewussten so zu sein habe, wie sie jetzt und hier ist, und dass keine andere Art Welt der Materie möglich war; doch die Harmonie der stofflichen Natur als solcher zeigt, dass es nicht notwendigerweise eine uneinige, böse, wütende, aufgewühlte und leidvolle Schöpfung sein muss. Das seelische Wesen, wäre es ihm erlaubt gewesen, sich von Anfang an in Leben und Mental zu manifestieren und die Evolution zu lenken, statt hinter dem Schleier verbannt zu sein, wäre die Grundlage einer ewig hervorströmenden Harmonie gewesen. Jeder, der die Seele einmal in sich wirken fühlte, frei von vitaler Einmischung, wird sofort erkennen, dass dies ihre Wirkung gewesen wäre, da ihre Wahrnehmung nicht irrt, ihre Wahl richtig und ihr Tun harmonisch ist. Es ist nicht so gekommen, da die Dunklen Mächte das Leben zu etwas Forderndem, statt zu einem Instrument machten. Die Wirklichkeit der Feindlichen Mächte, die Art ihrer Rolle und die Richtung ihres Bestrebens kann von niemandem angezweifelt werden, dessen innere Schau entsiegelt wurde und der ihre unerquickliche Bekanntschaft machte.

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Der folgende lange Brief war an den Schriftsteller Maurice Magre gerichtet und erhielt später den Titel „The Riddle of the World“ („Das Rätsel dieser Welt“), unter dem er 1933 in einem gleichnamigen Büchlein, zusammen mit einigen anderen wichtigen Briefen Sri Aurobindos veröffentlicht wurde. Er stellt die Beantwortung folgender Fragen dar, die Maurice Magre an Sri Aurobindo richtete:

„Der göttliche Spirit hat also, als er sich in den Formen verkörperte, alles vorhergesehen und alles gewollt. Doch wie kommt es dann, dass es den Anschein hat, er verfolge ein Ziel, da er doch auf Anhieb alles hätte verwirklichen können? Warum hat er das Leid und das Böse zugelassen, die in seinem eigenen Wesen enthalten sind? Wenn das menschlich Böse den Menschen zugeschrieben wird, so kann die Ungerechtigkeit, die Tiere und Pflanzen trifft, allein der göttlichen Ordnung zugeschrieben werden. Warum hat die göttliche Ordnung nicht alles in der Freude eingerichtet? Nicht immer führt Leid zur Vollendung, es verursacht viel öfter unheilbare Verzweiflung.“

Es ist nicht zu leugnen und wird von keiner spirituellen Erfahrung geleugnet, dass diese Welt weder ideal noch zufriedenstellend ist, da sie allzu deutlich vom Siegel der Unzulänglichkeit, des Leidens und des Bösen geprägt ist. Diese Erkenntnis ist gleichsam der Ausgangspunkt des spirituellen Strebens überhaupt – mit Ausnahme bei jenen wenigen, denen die höhere Erfahrung unmittelbar zuteil wird und die nicht zu ihr gezwungen werden durch das mächtige, unwiderlegbare, leidvolle und entsagende Wissen um jenen Schatten, der den gesamten Bereich dieses manifestierten Daseins überlagert. Dennoch bleibt die Frage offen, ob dies tatsächlich, wie behauptet wird, das wesentliche Merkmal der ganzen Manifestation ist oder ob es, zumindest solange es eine physische Welt gibt, notwendigerweise zu deren Natur gehört. Damit müsste man das Verlangen, geboren zu werden, den Willen, sich zu offenbaren oder schöpferisch auszudrücken als die Ursünde schlechthin betrachten und die Abkehr von Geburt oder Offenbarung als einzig möglichen Weg der Erlösung. Für diejenigen, die es derart oder ähnlich sehen – und sie sind immer in der Überzahl gewesen –, gibt es wohlbekannte Auswege und direkte Abkürzungen zu spiritueller Befreiung. Doch ebenso gut kann es sich anders verhalten und unserer Unwissenheit oder unserem begrenzten Wissen nur so erscheinen; die Unvollkommenheit, das Böse, das Leid könnten zwar ein bedrückender Umstand oder ein schmerzhafter Übergang sein, doch nicht die eigentliche Essenz des Geborenwerdens in der Natur. Wenn dem so ist, dann läge die höchste Weisheit nicht in der Flucht, sondern im Streben nach einem Sieg auf Erden, in einer bejahenden Verbindung mit dem Willen, der hinter der Welt steht, in einer Entdeckung der spirituellen Pforte zur Vollkommenheit, die gleichzeitig die Öffnung ist für die gänzliche Herabkunft des Göttlichen Lichtes und Wissens, der Göttlichen Macht und Glückseligkeit.

Jede spirituelle Erfahrung bestätigt das Vorhandensein eines Bleibenden über der Vergänglichkeit dieser manifestierten Welt, in der wir leben, und über diesem beschränkten Dasein, in dessen engen Grenzen wir umherirren und uns mühen. Die Merkmale dieses Bleibenden sind Unendlichkeit, Selbst-Bestehen, Freiheit, absolutes Licht, absolute Glückseligkeit. Gibt es nun wirklich diesen unüberbrückbaren Abgrund zwischen dem Jenseitigen und dem Hiesigen, stehen sie tatsächlich in ewigem Gegensatz zueinander, und vermag der Mensch das Ewige nur zu erreichen, indem er dieses Abenteuer in der Zeit aufgibt und den Sprung über den Abgrund tut? Diese Auffassung scheint am Ende einer bestimmten Tradition der Erfahrung zu stehen, zu der sich der Buddhismus in unerbittlicher Konsequenz bekannte und ebenfalls – nicht ganz so unerbittlich – eine Art monistischer Spiritualität, die eine gewisse Verbindung der Welt mit dem Göttlichen zulässt, diese aber dennoch in ihrem letzten Bezug sich als Wahrheit und Illusion gegenüberstellt. Daneben gibt es eine andere, unbezweifelbare Erfahrung, dass das Göttliche in allem hier gegenwärtig ist, hinter allem und über allem, dass alles in Jenem und Jenes ist, sobald wir uns von seiner Erscheinungsform zu seiner Wirklichkeit zurückwenden. Es ist eine bezeichnende und erhellende Tatsache, dass einer, der Brahman erkennt, in einer Art absolutem Frieden zu leben vermag, im Licht und in der Glückseligkeit des Göttlichen, auch wenn er sich in dieser Welt bewegt und in ihr handelt und all ihre Schläge erträgt. Es gibt also noch etwas anderes als diese scharfe, trennende Gegensätzlichkeit, es gibt ein Geheimnis, ein Rätsel, das vermutlich eine weniger verzweifelte Lösung zulässt. Diese spirituelle Möglichkeit weist über sich selbst hinaus und bringt einen Hoffnungsstrahl in die Finsternis unseres gefallenen Daseins.

Und sofort erhebt sich eine erste Frage: Ist diese Welt für immer eine unveränderliche Folge gleicher Erscheinungsformen, oder gibt es in ihr ein evolutionäres Streben, eine evolutionäre Wirklichkeit, irgendwo eine Leiter des Aufstiegs aus einer ursprünglichen, scheinbaren Unbewusstheit in ein mehr und mehr entwickeltes Bewusstsein, das von jeder Entwicklungsstufe weiter ansteigt, um bei den höchsten Gipfeln aufzutauchen, die bislang noch außerhalb unseres normalen Fassungsvermögens liegen. Wenn dem so ist, worin besteht der Sinn, das grundlegende Prinzip, das logische Ziel dieses Vorwärtsschreitens? Denn alles scheint auf ein derartiges Vorwärtsschreiten als Tatsache hinzuweisen – auf eine spirituelle und nicht nur physische Evolution. Auch hier gibt es eine bestätigende Tradition spiritueller Erfahrung, in der wir entdecken, dass das Unbewusste, von dem alles seinen Ausgang nimmt, nur Schein ist, denn ihm ist ein Bewusstsein mit endlosen Möglichkeiten involviert, ein Bewusstsein, das nicht begrenzt, sondern kosmisch und unendlich ist, ein verborgenes und in sich eingekerkertes Göttliches, gefangen in der Materie, doch alle Möglichkeiten in seinen geheimen Tiefen bergend. Aus dieser scheinbaren Unbewusstheit wird jede Macht zu ihrer Zeit enthüllt, zuerst die geordnete Materie, die den innewohnenden Spirit verbirgt, dann das Leben, das in der Pflanze auftaucht und das sich im Tier mit einem wachsenden Mental verbindet, dann das Mental selbst, das sich im Menschen entwickelt und ordnet. Diese Evolution, dieses spirituelle Vorwärtsschreiten – wird es hier in dem unvollkommenen mentalen Wesen, Mensch genannt, zum Stillstand kommen? Oder besteht ihr ganzes Geheimnis lediglich aus einer Folge von Wiedergeburten, mit dem einzigen Ziel und Zweck sich zu jenem Punkt durchzuarbeiten, an dem sie ihre eigene Sinnlosigkeit erkennt und, auf sich selbst verzichtend, den Sprung in ein ursprünglich ungeborenes Sein oder Nicht. Sein tut. Zumindest besteht die Möglichkeit und ab einem gewissen Punkt die Gewissheit, dass es ein weit größeres Bewusstsein gibt als jenes, das wir Mental nennen; und wenn wir die Leiter weiter aufwärts steigen, können wir einen Punkt erreichen, an dem die Umklammerung der stofflichen Unbewusstheit, die vitale und mentale Unwissenheit endet. Ein Bewusstseins-Prinzip gelangt hier zur Manifestation, das nicht teilweise und unvollkommen, sondern radikal und gänzlich dieses gefangene Göttliche befreit. In dieser Sicht erscheint jedes Stadium der Evolution als Ergebnis der Herabkunft einer immer größeren und höheren Bewusstseins-Macht, die das Erdendasein erhöht und eine neue Daseinsebene schafft; die höchsten jedoch müssen noch herabkommen, und das Rätsel des Erdendaseins wird durch ihre Herabkunft seine Lösung erfahren und nicht nur die Seele, sondern die Natur selbst wird ihre Befreiung erlangen. Dies ist die Wahrheit, die zu Beginn aufflackerte, und die später immer deutlicher in ihrer ganzen Fülle von dem Geschlecht jener Seher geschaut wurde, die der Tantrismus die Helden-Seher oder göttlichen Seher nennen würde, und die sich jetzt möglicherweise dem Stadium ihrer vollen Enthüllung und Erfahrung nähert. Und wie schwer auch immer die Last des Haders und des Leidens und der Finsternis in dieser Welt ist, wenn dies uns als hohes Ergebnis erwartet, wird alles Vorherige von den Starken und Wagemutigen im Hinblick auf die Herrlichkeit, die kommen wird, als nicht zu hoher Preis gewertet werden. Auf jeden Fall, der Schatten weicht: ein Göttliches Licht dämmert über der Erde, nicht nur ein ferner, unerreichbarer Schein.

Trotzdem bleibt die Frage bestehen, warum all dies notwendig war, diese rohen Anfänge, der lange, stürmische Weg, warum dieser hohe, kaum zu leistende Preis, warum all das Böse und das Leid? Was hingegen das Wie des Sturzes in die Unwissenheit im Gegensatz zu dem Warum anbelangt, die wirkende Ursache, so findet man in aller spirituellen Erfahrung eine wesenhafte Übereinstimmung. Die Spaltung, die Trennung, das Prinzip der Absonderung von jenem Bleibenden und Einen war die Ursache, und weil das Ego sich in der Welt festsetzte und sein Begehren, seine Selbst-Anmaßung hervorkehrt und diese der Einung mit dem Göttlichen, sowie dem Einssein mit dem Ganzen vorzieht; statt der einen höchsten Kraft, der höchsten Weisheit, statt des einen höchsten Lichtes, welche die Harmonie aller Kräfte bestimmen, konnte sich jede Idee und Kraft und Form der Dinge so weit wie möglich in der Vielzahl unendlicher Möglichkeiten durch ihren eigenen Willen und in der Folge unweigerlich durch den Widerstreit untereinander entwickeln. Die Spaltung, das Ego, ein unvollkommenes Bewusstsein, das Suchen und Kämpfen einer auf sich bedachten Selbst-Behauptung sind die wirkende Ursache von Leid und Unwissenheit dieser Welt. Sobald die verschiedenen Bewusstseinsformen sich von dem einen Bewusstsein absonderten, fielen sie notgedrungen in die Unwissenheit, und die letzte Konsequenz der Unwissenheit war die Unbewusstheit. Aus einer dunklen, ungeheuerlichen Unbewusstheit erhebt sich diese stoffliche Welt und aus ihr eine Seele, die sich über die Evolution zur Bewusstheit durchringt, angezogen von dem verborgenen Licht und emporstrebend, zwar blind noch, hin zur verlorenen Gottheit, aus der sie stammt.

Doch warum geschah all dies überhaupt? Eine weitverbreitete Art diese Frage zu stellen und zu beantworten sollte von Anfang an ausgeschieden werden – nämlich die typisch menschliche Art: das ethische Aufbegehren, die Missbilligung, der emotionale Aufschrei. Denn wir haben es nicht, wie einige Religionen vermuten, mit einer überkosmischen, willkürlichen, persönlichen Gottheit zu tun, die an dem Sturz selbst völlig unbeteiligt ist und die das Böse und das Leid jenen Geschöpfen auferlegte, die sie in einer Laune durch ihr fiat erschuf. Das Göttliche ist, wie wir wissen, ein Unendliches Wesen, in dessen unendliche Manifestation diese Dinge gerieten, – es ist das Göttliche selbst, das hier ist, hinter uns, das die Manifestation durchdringt und die Welt mit seinem Einssein stützt. Es ist das Göttliche in uns, das selbst die Bürde des Sturzes und seine dunklen Folgen trägt. Und wenn Es für immer in seinem vollkommenen Licht, seiner Seligkeit, seinem Frieden über allem steht, dann ist Es ebenfalls hier. Sein Licht, seine Seligkeit und sein Frieden stützen insgeheim alles auf Erden; und in uns selbst wohnt ein Spirit, eine zentrale Gegenwart – größer als unsere Persönlichkeiten der Oberfläche –, die wie das höchste Göttliche selbst von dem Schicksal, das sie erduldet, nicht überwältigt wird. Wenn wir dieses Göttliche in uns entdecken, wenn wir uns selbst als diesen Spirit erkennen, der von der gleichen Essenz und dem gleichen Wesen wie das Göttliche ist, dann haben wir unsere Pforte der Befreiung gefunden und vermögen inmitten der Disharmonien der Welt wir selbst zu sein – leuchtend, heiter und frei. Dies ist die uralte Erkenntnis spiritueller Erfahrung.

Und dennoch, was ist der Sinn, der Ursprung dieser Disharmonie – warum entstand diese Spaltung, dieses Ego, diese Welt einer leidvollen Entfaltung? Warum mussten das Böse und der Kummer in das göttliche Gute eindringen, in die Glückseligkeit, in den Frieden? Es ist schwierig, dies dem menschlichen Verstand auf seiner Ebene zu beantworten, denn das Bewusstsein, dem der Ursprung dieses Phänomens angehört – vor dem es gleichsam in überintellektueller Erkenntnis gerechtfertigt steht –, ist ein kosmisches und nicht das individualisierte menschliche Erkenntnisvermögen; es sieht in weitere Räume, hat eine andere Schau, ein anderes Wissen, andere Bewusstseinsbegriffe als der menschliche Verstand und das menschliche Gefühl. Dem menschlichen Mental könnte man vielleicht derart antworten: das Unendliche ist in sich zwar frei von diesen Störungen, doch mit dem Beginn der Manifestation begann ebenfalls die unendliche Möglichkeit; und unter den unendlichen Möglichkeiten, die zu verwirklichen Aufgabe der universalen Manifestation ist, war die Verneinung ganz offensichtlich eine davon, jene scheinbar so wirkungsvolle Verneinung der Macht, des Lichtes, des Friedens, der Glückseligkeit mit all ihren Folgen. Und auf die Frage, warum diese Möglichkeit angenommen wurde, lautet die Antwort des menschlichen Verstandes, die der Kosmischen Wahrheit am nächsten kommt, folgendermaßen: in den Beziehungen oder im Übergang des Einen Göttlichen zum Göttlichen in den Vielen wurde diese unheilvolle Möglichkeit an einem bestimmten Punkt zur Unvermeidlichkeit. Und einmal vorhanden, übt sie auf die Seele, welche in die sich entfaltende Manifestation herabkommt, eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus, die diese Unvermeidbarkeit hervorruft, – eine Anziehung, die in menschlichen Begriffen auf der Erd-Ebene als Ruf des Unbekannten gedeutet werden kann, als Freude an der Gefahr, an der Schwierigkeit, am Abenteuer, als Wille, das Unmögliche zu versuchen und das Unvorhersehbare zu verwirklichen, als Wille, das Neue und Unerschaffene mit dem eigenen Selbst und Leben als Stoff zu erschaffen, als die Faszination der Widersprüche und ihre schwierige Harmonisierung. Diese Dinge, übertragen auf ein anderes überphysisches, übermenschliches Bewusstsein, höher und weiter als das mentale, waren die Versuchung, die zum Fall führte. Denn für das ursprüngliche Lichtwesen, das im Begriff war herabzukommen, gab es nur ein Unbekanntes, die Tiefe des Abgrunds und die Möglichkeiten des Göttlichen in der Unwissenheit und Unbewusstheit. Andererseits geht vom Göttlichen Einssein eine unendliche Billigung aus, mitleidsvoll, zustimmend, hilfreich, ein höchstes Wissen, dass all dies zu geschehen hat, dass das einmal Erschienene ausgearbeitet werden muss, dass sein Vorhandensein in gewisser Weise Teil einer unermesslichen, unendlichen Weisheit ist, dass der Sturz in die Nacht zwar unvermeidlich war, doch das Auftauchen in einen neuen, noch nie dagewesenen Tag ebenfalls gewiss ist und allein auf diese Weise eine bestimmte Manifestation der Höchsten Wahrheit bewirkt werden kann – nämlich durch Ausarbeitung seiner formgewordenen Gegensätze als Ausgangspunkt der Evolution und als Voraussetzung eines umwandelnden Neu-Auftauchens. In dieser [Göttlichen] Billigung war ebenfalls die Bereitschaft zum großen Opfer mit eingeschlossen, die Herabkunft des Göttlichen selbst in diese Unbewusstheit, damit es die Bürde der Unwissenheit und ihre Folgen auf sich nehme, damit es als avatara und vibhuti vermittle und unter dem zweifachen Zeichen des Kreuzes und des Sieges der Erfüllung und Befreiung entgegenschreite. Ist dies eine zu phantasievolle Darlegung einer nicht auszudrückenden Wahrheit? Wie vermöchte man sonst, ohne Gleichnisse zu gebrauchen, dem Verstand ein Mysterium deuten, das weit jenseits seiner selbst liegt? Erst wenn man die Schranke der begrenzten Intelligenz überschritten und an der kosmischen Erfahrung, dem kosmischen Wissen teilgehabt hat, welche die Dinge in ihrem Einssein sehen, nehmen die höchsten Realitäten hinter diesen Gleichnissen – Gleichnisse, die mit der Wirklichkeit der Erde übereinstimmen – ihre göttlichen Formen an und werden als einfach und natürlich empfunden und als essentiell in den Dingen enthalten. Allein indem man in dieses größere Bewusstsein eintritt vermag man die Unausweichlichkeit seiner Materialisierung und ihres Zieles zu erkennen.

Dies ist in der Tat nur die Wahrheit der Manifestation, wie sie sich dem Bewusstsein an der Grenzlinie zwischen der Ewigkeit und dem Herabstieg in die Zeit darstellt, wo die Beziehung zwischen dem Einen und den Vielen in der Evolution selbstbestimmt ist, ein Bereich, in dem alles Künftige enthalten, aber noch nicht wirksam ist. Doch das befreite Bewusstsein kann sich höher erheben, dorthin, wo das Problem nicht länger besteht, und es von dort im Licht einer höchsten Einheit sehen, in der alles in der selbst-tätigen, selbst-seienden Wahrheit der Dinge vorherbestimmt ist und gerechtfertigt steht vor einem absoluten Bewusstsein, vor einer absoluten Weisheit und einem absoluten Entzücken, die sich im Hintergrund der gesamten Schöpfung und Nicht-Schöpfung befinden; sowohl Bejahung als auch Verneinung werden dort von jener unsagbaren Realität her gesehen, die diese befreit und harmonisiert. Doch dieses Wissen ist dem menschlichen Mental nicht deutlich zu machen, seine Lichtsprache ist zu unlesbar, das Licht selbst ist zu hell für ein Bewusstsein, das an die Schwere und Dunkelheit des kosmischen Rätsels gewöhnt und darin verstrickt ist, als dass es dem Faden zu folgen oder das Geheimnis zu begreifen vermöchte. Jedenfalls können wir seine volle Bedeutung erst dann erkennen und unsere Seele von dem Mysterium befreien, wenn wir uns in den Spirit jenseits des Bereiches von Finsternis und Kampf erheben. Zu dieser Höhe der Befreiung aufzusteigen, ist der wahre Ausweg und das einzige Mittel, unanzweifelbares Wissen zu erlangen.

Doch diese Befreiung und Transzendenz auferlegt nicht notwendigerweise eine Abkehr, ein Sich-Loslösen von der Manifestation. Sie kann eine Befreiung in das Wirken des höchsten Wissens und eine Intensität von Macht vorbereiten, welche die Welt umzuwandeln und das evolutionäre Streben zu erfüllen vermögen. Es ist ein Aufstieg, von dem es keinen Sturz mehr gibt, sondern ein beflügeltes, sich selbst tragendes Herabkommen von Licht und Kraft und Ananda.

Was der Kraft des Seienden innewohnt, manifestiert sich als Werden; doch welcher Art die Manifestation sein wird, ihre Grundzüge, das Gleichgewicht ihrer Kräfte, die Ordnung ihrer Prinzipien, hängt von dem handelnden Bewusstsein ab, das in der schöpferischen Kraft wirkt, es hängt von der Bewusstseinsmacht ab, die das [absolute] Sein für die Manifestation aus sich entlässt. Es liegt in der Natur dieses Seins, seine Bewusstseinsmächte abstufen und verändern zu können und entsprechend dieser Abstufung oder Veränderung die Welt, den Grad und das Ausmaß seiner Selbstenthüllung zu bestimmen. Die manifestierte Schöpfung ist durch diejenige Bewusstseinsmacht, der sie angehört, begrenzt, und ihr entsprechend erkennt und lebt sie; sie vermag erst dann mehr zu erfassen, machtvoller zu leben, ihre Welt zu verändern, wenn sie sich einer größeren Bewusstseinsmacht darüber öffnet, ihr entgegenstrebt oder sie zum Herabkommen bewegt. Dies aber findet in der Bewusstseins-Evolution unserer Welt statt, nämlich, dass eine Welt unbelebter Materie unter dem Druck dieser Notwendigkeit eine Macht des Lebens, eine Macht des Mentals hervorbringt, die neue Schöpfungsformen in sie einbringen und schließlich dahingehend wirken, eine supramentale Macht zur Herabkunft zu bewegen. Darüber hinaus wirkt eine schöpferische Kraft zwischen zwei Bewusstseinspolen. Einerseits besteht zuinnerst und darüber ein geheimes Bewusstsein, das alle Möglichkeiten in sich birgt – dort ewig manifest, hier noch der Befreiung harrend –, ein Bewusstsein des Lichtes, des Friedens, der Macht und Glückseligkeit. Auf der anderen Seite gibt es noch ein anderes, ein äußeres, an der Oberfläche und unter uns, das vom scheinbaren Gegenteil ausgeht, von Unbewusstheit und Trägheit, von blinder Kraft und der Möglichkeit des Leidens, und diese wächst, indem es immer höhere Bewusstseins-Mächte in sich aufnimmt, die seine Manifestation in immer größeren Ausdrucksformen erstehen lassen. Jede neue Schöpfung dieser Art lässt einen Teil der inneren Macht in Erscheinung treten und ermöglicht hierdurch die Herabkunft der darüber wartenden Vollkommenheit mehr und mehr. Solange die äußere Persönlichkeit, mit der wir uns identifizieren, in den niederen Bewusstseins-Mächten zentriert ist, ist ihr das Rätsel ihres eigenen Daseins, ihres Zwecks, ihrer Notwendigkeit ein unlösbares Mysterium; wenn diesem äußeren mentalen Menschen überhaupt ein Stück der Wahrheit vermittelt wird, erfasst er sie nur unvollkommen, er missdeutet und missbraucht sie vielleicht und lebt nicht ihrer entsprechend. Sein eigentlicher Wanderstab besteht eher aus dem Feuer des Glaubens als aus einem erlebten und nicht zu bezweifelnden Licht der Erkenntnis. Nur indem er sich in ein höheres Bewusstsein erhebt, jenseits der mentalen Grenze und für ihn daher zur Zeit noch überbewusst, kann er aus seiner Unfähigkeit und Unwissenheit auftauchen. Seine volle Befreiung und Erleuchtung wird kommen, wenn er die Grenzlinie überschreitet und in das Licht eines neuen, überbewussten Daseins eintritt. Das ist jene Transzendenz, nach der die Mystiker und spirituell Suchenden strebten.

An der Schöpfung würde dies jedoch an sich nichts ändern. Das Entweichen einer befreiten Seele aus der Welt verändert diese Welt nicht. Doch wenn das Überschreiten der Grenzlinie nicht nur einem Aufsteigen, sondern einem Herabkommen zugewandt wäre, bedeutete dies die Umwandlung der Linie von dem, was sie jetzt ist, ein Lid, eine Schranke, in einen Durchgang für die höheren Bewusstseinsmächte des [absoluten] Seins, die sich jetzt noch über ihr befinden. Es würde eine neue Manifestation auf Erden bedeuten, ein Einbringen höchster Mächte, die die Grundbedingungen hier völlig umkehrten, und zwar derart, dass eine Schöpfung entstünde, die in die volle Flut spirituellen und supramentalen Lichtes erhoben wäre, an Stelle einer, die sich in das Halb-Licht des Mentals aus der Finsternis stofflicher Unbewusstheit erhebt. Nur in solchem vollen Licht des verwirklichten Spirits könnte das verkörperte Wesen die Bedeutung und zeitweilige Notwendigkeit seines Herabstiegs in die Finsternis und deren Bedingungen erkennen – und alles was damit verbunden ist – und diese gleichzeitig auflösen und lichthaft verwandeln in eine Erdmanifestation des befreiten und nicht mehr des verhüllten, verkleideten und scheinbar entstellten Göttlichen.

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Ich vermute, du hast mein „Rätsel dieser Welt“ nicht gelesen, doch komme ich dort zu einer ähnlichen Lösung. Die Darstellung von X ist ein wenig zu „vedantisch-theistisch“. Meiner Ansicht nach ist es etwas, das sich zwischen dem Einen und den Vielen abspielt. Am Anfang warst du es (nicht das menschliche „du“, das sich jetzt beklagt, sondern das zentrale Wesen), welches das Abenteuer der Unwissenheit auf sich nahm oder gar herausforderte. Sorge und Kampf sind die notwendige Folge des Sturzes in die Unbewusstheit und des evolutionären Wiederauftauchens daraus. Man kann es nur so erklären, dass ein Ziel vorhanden war, möglicherweise das Spiel des Göttlichen Bewusstseins, des Göttlichen Anandas, und zwar nicht in seiner ursprünglichen Transzendenz, sondern unter solchen Bedingungen, die für den Sturz in die Unbewusstheit notwendig waren. Es ist grundsätzlich ein kosmisches Problem und kann allein von einem kosmischen Bewusstsein her verstanden werden. Wenn du nach einer Lösung suchst, die dem menschlichen Mental und Gefühl angenehm ist, so fürchte ich, es gibt keine. Hätten die Menschen das Universum erschaffen, so hätten sie es zweifellos viel besser gemacht. Doch sie waren noch nicht vorhanden, als es erschaffen wurde, sonst hätte man sie um Rat fragen können. Nur dein zentrales Wesen war vorhanden, und dieses war in seiner wagemutigen Tollkühnheit demjenigen von Vivekananda oder von X viel näher als der jammernden Schläue deiner murrenden und zitternden menschlichen Mentalität im gegenwärtigen Augenblick – sonst wäre es nie in dieses Abenteuer herabgekommen. Oder sollte es nicht erkannt haben, worauf das Ganze hinauslief? Genauso ist es mit denen, die sich unter ihrem Kreuze winden. Sie winden sich, weil etwas in ihnen dieses Sich-Winden will, dieses Ertragen des Kreuzes, – weil etwas in ihnen das Leiden wählt. Also?

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Die europäische Art des Monismus ist gewöhnlich pantheistisch und verquickt das Universum und das Göttliche so eng miteinander, dass sie kaum mehr zu trennen sind. Doch welche Erklärung gibt es dort für das Böse und das Leid? Die indische Ansicht ist, dass das Göttliche die innerste Substanz des Universums ist, doch es ist auch außen, es ist transzendent; Gut und Böse, Glück und Unglück sind nur Formen kosmischer Erfahrung, die aus einer Teilung und Verminderung des Bewusstseins in der Manifestation herrühren, doch gehören sie nicht zur Essenz oder zum ungeteilten Gesamtbewusstsein des Göttlichen, oder unseres eigenen spirituellen Wesens.

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Die Involution des Göttlichen in der Unbewusstheit findet durch die Einschaltung von dazwischenliegenden Ebenen statt (Obermental, Mental, Vital usw. – schließlich der Sturz in die Unbewusstheit, die der Ursprung der Materie ist). Doch kann man all dies nicht als einen Vorgang bezeichnen, der auf die Evolution im umgekehrten Sinne antwortet – denn hierfür besteht keine Notwendigkeit –, sondern es ist eine Bewusstseinsabstufung mit dem Sinn, die Evolution nach oben möglich zu machen.

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Es gibt drei Mächte des Kosmos, denen alle Dinge unterliegen – Schöpfung, Erhaltung, Zerstörung. Was immer erschaffen wurde, dauert eine Zeitlang an und beginnt dann zu zerfallen. Der Wegfall der Kraft der Zerstörung würde eine Schöpfung bedeuten, die nicht vernichtet wird, sondern andauert und sich fortwährend entwickelt. In der Unwissenheit ist die Zerstörung für den Fortschritt notwendig – im Wissen, in der Wahrheits-Schöpfung besteht das Gesetz einer fortwährenden Entfaltung ohne jedes pralaya.

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[Große katastrophale Umwälzungen bei der Herabkunft des Supramentals:] Nicht notwendigerweise. Es wird bestimmt große Veränderungen geben, doch müssen sie nicht von katastrophaler Art sein. Wenn jedoch ein starker Druck der Obermental-Kräfte auf eine Veränderung hin ausgeübt wird, werden wahrscheinlich aufgrund des Widerstandes und des Zusammenpralls der Kräfte Katastrophen stattfinden. Das Supramental vermag die Dinge auf eine größere, in seiner Fülle vollständigere Weise zu meistern, ihm ist eine Macht der Harmonisierung eigen, die den Widerstand durch andere Mittel als dramatisches Ringen und Gewaltsamkeit zu überwinden vermag.

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Ja, es hat ein gewisser Fortschritt in dieser Hinsicht stattgefunden (die seelische Wandlung), und jeder Fortschritt im seelischen oder spirituellen Bewusstsein des Sadhaks macht die Herabkunft leichter. Die Hauptursache jedoch ist, dass das Prinzip des Obermentals, jene unmittelbare, geheime Stütze der gegenwärtigen Erdnatur in all ihren Begrenzungen, mehr und mehr dem Druck des Supramentals ausgesetzt und für ein größeres Licht, eine größere Macht durchlässig geworden ist. Denn solange das Obermental vermittelt (das Prinzip des Obermentals besteht aus einem Spiel von Kräften, von denen sich jede als die Wahrheit verwirklichen will), bleibt das Gesetz des Kampfes bestehen und mit ihm die Gelegenheit für die feindlichen Kräfte.

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Soweit ich es beurteilen kann, wird die Umwandlung, wenn einmal das Supramental in der Materie gefestigt ist, unter viel weniger mühsamen Voraussetzungen möglich sein als jetzt. Diese ungünstigen Voraussetzungen haben ihre Ursache in der Tatsache, dass die Unwissenheit herrscht und die feindlichen Kräfte eine gesicherte Macht sind, die ihren Griff nicht lockern wollen und darin, dass im Erdbewusstsein keine volle Kraft des Lichtes besteht, die ihrer vollen Kraft der Finsternis nicht nur standhalten würde, sondern stärker wäre als sie.

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Die Schwäche des Arguments liegt in der einleitenden Behauptung, dass sich selbst nach der Supramentalisierung Schwierigkeiten und Angriffe fortsetzen werden. Im supramentalen Bewusstsein sind solche Angriffe nicht möglich – das Nebeneinanderbestehen des Supramentals und der niederen Finsternis im gleichen Wesen und Körper ist nicht möglich. Genau dies ist der Grund, warum die Supramentalisierung des Körperbewusstseins eine Voraussetzung für die erfolgreiche Umwandlung ist. Solange sich die Angriffe fortsetzen und erfolgreich sein können, ist das Körperbewusstsein noch nicht supramentalisiert.

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Die Herabkunft des Supramentals kann die Dinge beschleunigen, doch wird es nicht wie eine Art Patent-Medizin wirken oder alles im Handumdrehen verändern.

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Es sind die dunkelsten Nächte, die den großen Dämmerungen vorangehen – und dies ist so, weil wir in die tiefste Unbewusstheit des stofflichen Lebens nicht nur einen vorübergehenden Schein, sondern das volle Spiel des göttlichen Lichtes herabzubringen haben.

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1 „...nur die allerhöchste supramentale Kraft, die von oben herabkommt und von unten öffnet, kann die physische Natur mit Erfolg handhaben und ihre Schwierigkeiten tilgen“. (Sri Aurobindo: The Mother, p. 2)

2 Dieser Brief wurde aufgrund der folgenden Stelle aus einem Artikel von Mahatma Gandhi geschrieben, den ein Sadhak Sri Aurobindo unterbreitete und ihn um seine Stellungnahme dazu bat: „Ich bin der Ansicht, dass eine vollkommene Verwirklichung in diesem verkörperten Leben weder möglich noch notwendig ist. Ein lebendiger, unerschütterlicher Glaube ist alles, was verlangt wird, damit ein menschliches Wesen die volle spirituelle Höhe erreichen kann.“

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