Читать книгу Politisch motivierte Kriminalität und Radikalisierung - Stefan Goertz - Страница 38

Оглавление

III Islamismus, Salafismus und islamistischer Terrorismus1. Der Phänomenbereich Islamismus › 1.3 Der Phänomenbereich Islamistischer Terrorismus (Jihadismus)

1.3 Der Phänomenbereich Islamistischer Terrorismus (Jihadismus)

Der Bundesnachrichtendienst als deutscher Auslandsnachrichtendienst definiert den islamistischen Terrorismus wie folgt:

Seine Gruppierungen agieren transnational und verfolgen häufig einen global-jihadistischen Ansatz, der westliche Ziele und damit auch die Bundesrepublik Deutschland ins Visier nimmt. Ideologische Grundlage islamistischer Terrorgruppierungen ist eine vorgebliche Rückbesinnung auf traditionelle islamische Werte in Anlehnung an das „Goldene Zeitalter“ zur Zeit des Propheten Muhammad. Als Ziel propagieren sie die Errichtung von islamischen Gemeinwesen nach den Grundsätzen der Sharia. Mittel zum Zweck ist für alle Gruppierungen der als heiliger Krieg („Jihad“) bezeichnete gewaltsame Kampf. [1]

Das Bundesamt für Verfassungsschutz, der deutsche Inlandsnachrichtendienst des Bundes, definiert den islamistischen Terrorismus wie folgt:

Islamistischer Terrorismus ist der nachhaltig geführte Kampf für islamistische Ziele, die mit Hilfe von Anschlägen auf Leib, Leben und Eigentum anderer Menschen durchgesetzt werden sollen, insbesondere durch schwere Straftaten, wie sie in § 129 a Abs. 1 StGB genannt sind, oder durch andere Straftaten, die zur Vorbereitung solcher Straftaten dienen. [2]

In der internationalen, sicherheitspolitischen Forschung hat sich in den letzten Jahren weitgehend die Auffassung durchgesetzt, dass es „den“ Terrorismus nicht gibt, dass Terrorismus kein kohärentes, eindeutiges Phänomen ist, sondern als Strategie verstanden werden muss, die von sehr unterschiedlichen Akteuren in sehr unterschiedlichen politischen Situationen angewendet wird.[3]

Damit hängt eine weitere, für die Terrorismusforschung sehr zentrale Position zusammen, indem Terrorismus als strategische Wahl eines rational handelnden Akteurs verstanden wird: „Terrorism can be considered a reasonable way of pursuing extreme interests in the political arena. It is among the many alternatives open to radical organizations.“[4]

Neben im engeren Sinne sozialwissenschaftlicher Forschung sind es sozialpsychologische und rational choice-Ansätze, die besonders die strategische Wahl des Terrorismus als Ergebnis einer rationalen Abwägung betonen.

So zeigt die aktuelle Analyse der Strategie der internationalen jihadistischen Großorganisationen „Islamischer Staat“ und Al Qaida, dass diese Organisationen Terrorismus als ein taktisches Mittel von vielen nutzen.[5] Der IS als nichtstaatlicher Akteur (Terrororganisation) ist gegenüber den von ihm angegriffenen Staaten der westlichen Welt von einem eindeutigen Macht- und Ressourcen-Ungleichgewicht geprägt. Terroristische Gewalt ist für ihn ein Mittel in Form eines kommunikativen Aktes zur Erreichung religiös-politischer Ziele.[6]

Die Akteure des internationalen (auch transnationalen) Terrorismus operieren in zahlreichen Staaten auf unterschiedlichen Kontinenten, haben keine unveränderlichen lokalen Bezugspunke und die räumliche Wahl ihrer Ausbildungseinrichtungen und Basen beruhen auf strategischen und ökonomischen Erwägungen. Das Beispiel Al Qaida zeigt, dass sich sowohl Strategien als auch Taktiken wiederholt ändern können.

Als Charakteristika des internationalen Terrorismus sind zu nennen

dezentrale Netzwerk-Struktur auf substaatlicher Ebene,
multiple private Finanzquellen und Logistik,
internationale Zielsetzung,
Multinationalität der Mitglieder,
hohe taktische Flexibilität.

Internationale islamistisch-terroristische Organisationen verfügen sowohl in westlichen, demokratischen Staaten (wie z.B. in den USA, Kanada, Australien und in zahlreichen europäischen Staaten) über Zellen in ethnischen und religiösen Milieus (Diaspora Communities) und sind über solche Milieus auch in Konfliktregionen wie Afrika, den Nahen und Mittleren Osten und den Kaukasus vernetzt.

Die empirische Analyse des Islamischen Staates zeigt, dass der IS Terrorismus als eine taktische Methode, ein taktisches Mittel von vielen nutzt. Terroristische Gewalt ist für den IS ein Mittel in Form eines kommunikativen Aktes zur Erreichung religiös-politischer Ziele. Die Al Qaida im islamischen Maghreb beweist seit ca. vierzehn Jahren in Nord- und West-Afrika ihre Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an sich verändernde, regionale Rahmenbedingungen. Verbunden ist dies auch mit ihrer Fähigkeit, sich mit Hilfe ihrer transnationalen jihadistischen Ideologie an praktisch jeden Konflikt der Welt, an dem Muslime beteiligt sind, anzugliedern und dort neue Anhänger zu mobilisieren.

Politisch motivierte Kriminalität und Radikalisierung

Подняться наверх