Читать книгу Tiara - Stefanie Worbs - Страница 5

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Die Mittagssonne brannte ihnen auf die Köpfe, obwohl sie versuchten, so gut es ging am Waldrand, im Schatten zu reiten. Die Hitze hatte viele dazu verleitet, ihre leichten Rüstungen abzulegen oder locker zu tragen. Nicht jedoch Tia. Ihr war genauso heiß wie allen anderen, doch sie verbot es sich nachlässig zu werden. Lediglich Dohan und Armar hatte sie die schweren Satteldecken abgenommen und Armars Rüstzeug lag auf einem Karren weiter vorn.

Der Hengst hatte sich vor Kurzem in einem kleineren Gefecht einen Nageltritt eingehandelt. Ihr Schmied hatte ihn zum Glück sofort entdeckt und die Heiler behandelten die Verletzung, doch reiten wollte Tia das schwere Streitross vorerst nicht. Es gab Ersatzpferde für den Fall eines Einsatzes.

Armar war seitdem Vorfall etwas unleidlicher als sonst. Was auch ein Grund für seine frühmorgendliche Sturheit gewesen war. Jetzt trottete er hinter Tia her, sein Führstrick, der an Dohans Sattel festgebunden war, hing locker durch. Hahna fuhr auf dem Karren der Knappen mit und spielte lachend Karten. Sie war gerade erst zehn geworden. Tia sah in ihr mehr die kleine Schwester, die sie nie hatte. Mit ihr hatte sie einen wirklich guten Fang gemacht.

„Schönes Wetter heute.“ Fin war herangeritten und grinste sie von der Seite an.

„Ja, stimmt“, lächelte Tia zurück.

„Und du bist trotzdem noch im Dienst?“

„Ich bin immer im Dienst, Fin.“

Er grinste breiter und wandte den Blick ab. Auch er hatte seine Rüstung gelockert. Doch Tia bemerkte zufrieden, dass sie ihn nicht behindern würde, wenn es zum Kampf kam. Zwei Handgriffe und sie würde wieder fest sitzen.

„Wie war die Wache?“, fragte sie nun und hielt den Blick dabei auf sein Gesicht gerichtet. Er verzog es wie erwartet und sie grinste. „So schlimm?“

„Nicht schlimm. Eher langweilig.“ Fin schwieg kurz. „Ich will mich ja nicht beschweren, aber seit wir aus dem Ärgsten raus sind, ist es mir irgendwie zu still. Es macht mich irre, nichts zu tun zu haben.“

„Wem sagst du das“, seufzte Tia. „Ich bin so ausgeruht, ich könnte drei Tage durchmachen.“

„Vielleicht sollten wir das tun, wenn wir in Griza sind. Ich habe, gehört dort gibt es einige legendäre Schänken.“ Er zwinkerte ihr zu.

Auch Tia hatte davon gehört. Doch was er als legendär bezeichnete, waren für sie einfach Freudenhäuser.

„Ehm. Nein danke. Ich denke von dieser Art Schänken, werde ich mich wohl lieber fernhalten.“

Er lachte. „Ist ja gut. Also keine speziellen Orte. Dann eben das Normale. Kann ja auch reizvoll sein.“ Wieder lachte er und Armar ruckte am Führstrick. Fin sah sich um, als Dohan dadurch ebenfalls kurz ins Stocken geriet. „Er hat schlechte Laune, oder?“

„Ja, sein Huf macht ihm wohl doch mehr zu schaffen. Am liebsten würde ich ihn gar nicht laufen lassen, aber was soll ich tun?“

„Nichts. Die Heiler tun, was sie können und es ist ja nicht mehr weit bis Griza. Dort kann er ausruhen.“

„Ich bin gespannt, was der General genau von uns will“, überlegte Tia laut.

„Was immer es ist. Als Erstes wird gefeiert.“ Fin lenkte sein Pferd näher an Dohan und legte Tia eine Hand aufs Bein. Er beugte sich zu ihr und sie ließ den kleinen Kuss auf die Wange zu. „Alles Gute zum Geburtstag“, grinste er und entfernte sich wieder ein Stück.

Sie schenkte ihm ein Lächeln und schüttelte leicht den Kopf. Verrückter Kerl.

Die Hauptstadt kam zwei Tage später endlich in Sicht. Armar lahmte immer stärker, was Tia zwang, der Kavallerie hinterher zu reiten. Fin blieb bei ihr und Woran wurde als zusätzliche Wache abgestellt. Heras gefiel das überhaupt nicht, aber er wollte und konnte weder sie noch ihr Pferd verlieren. Also musste er sich fügen.

Die kleine Gruppe erreichte das Hauptlager als letzte. Alle anderen hatten sich bereits versammelt und warteten in Formation auf weitere Befehle. Die Zeit der Müßigkeit war vorbei. Im Lager von Griza herrschte endlich wieder die gewohnte Ordnung. Auch wenn es ganz schön war, mal nicht ständig Befehle zu gebrüllt zu bekommen, war dies hier doch viel mehr Tias Welt. Ordnung und klare Anweisungen.

Sie reihte sich in die Formation an der ihr zu geordneten Position ein und wartete ebenfalls. Ihr Platz lag in zweiter Reihe bei den Bogenschützen, neben sich Tamara und hinter sich Fin. Armar hatte sie bei Hahna gelassen. Das Gefolge der Kavalleristen hatte sich hinter der Einheit aufgebaut. Ebenfalls nach Zugehörigkeit geordnet. So konnte jeder seinen Knappen schnell heranrufen, wenn es nötig war, und das ganz ohne großen Aufruhr.

Der Abend war bereits hereingebrochen, doch niemand schien sich um sie kümmern zu wollen. Tia ließ den Blick über den Teil des Lagers schweifen, den sie von hier aus sehen konnte. Vor sich konnte sie mehrere große und befestigte Zelte ausmachen. Es mussten die Kommandozelte sein. In allen war Licht entfacht worden. Links hinter sich sah sie mehrere kleinere Zelte. Auch dort brannte Licht und Schatten im Inneren glitten über die Stoffbahnen.

Vielleicht die Küchen? Ein breiter, festgetretener Weg zur linken Flanke, führte zu einem Durchgang. Eine hohe Holzwand aus dicken Stämmen, trennte dort den nächsten Bereich ab. Zur rechten Flanke sah Tia, wie der Weg zur Stadt hineinführte. Alles in allem fand sie das Hauptlager nicht sehr groß. Doch es konnte täuschen. Hinter der Holzwand würde es sicher noch ein ganzes Stück weitergehen.

Leichter Regen setzte ein und Tia sah sich nach Hahna und Armar um. Ihre Knappin hatte schon auf die ersten Tropfen reagiert und dem Streitross eine Plane übergeworfen. Das Mädchen stand dicht neben ihm, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Sie fing Tias Blick jedoch auf und winkte ihr zu.

„Wie lange wollen die uns warten lassen? Wissen die nicht, wo wir herkommen?“, murrte Fin hinter ihr. Tia wandte ihm den Blick zu und grinste, sagte aber nichts.

Während der Regen stärker wurde und die Reiter langsam aber sicher durchnässte, bemerkte Tia, wie immer wieder andere Soldaten an ihnen vorbeiliefen und ihnen prüfende Blicke zu warfen. Unweit der letzten Reihe hatte sich eine Gruppe versammelt und beobachtete das Geschehen. Nur geschah nichts.

Heras war mit seinen Unteroffizieren in einem der großen Zelte verschwunden und seitdem standen sie hier in Reihe und Glied und warteten gehorsam still. Ab und zu tuschelten die Kavalleristen leise untereinander. Aber es waren immer nur kurze Wortwechsel. Die Pferde standen ebenso ruhig. Niemand brach aus, niemand verließ die Formation, alle hatten ihre Rüstungen und Waffen wieder angelegt, kampfbereit.

Ungemeiner Stolz stieg in Tia auf. Die Disziplin und der damit einhergehende Ruf dieser Reiterei war eines der Dinge, die ihnen vorauseilte. Jeder der von der Kavallerie des Westens sprach, kam nicht umhin zu bemerken, welche Beherrschung sie an den Tag legten. Selbst die Gefolgschaft hielt sich an dieses Verhalten. Auch sie standen noch immer geordnet hinter den Reihen der Reiter und warteten geduldig auf neue Befehle.

Endlich rührte sich etwas im Zelt vor ihnen. Timar trat heraus und hielt Heras die nasse Plane aus dem Weg. Ihr Hauptmann, gefolgt von Killian, kam und ihm folgten drei weitere Männer. Alle in tadelloser Montur, aber nicht voll gerüstet. Tia musterte einen nach dem anderen, während die Männer mit Heras die vorderste Reihe abschritten und sich unterhielten.

Der Mann, mit dem ihr Hauptmann sprach, war leicht untersetzt aber kräftig. Sein langes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden und hatte einen dunklen Glanz. Er wirkte betagt, doch sein Schritt war fest. Hinter ihnen liefen die zwei anderen unbekannten Männer. Den einen konnte Tia nicht genau sehen, denn er wurde von dem Untersetzten verdeckt. Der andere war hager und hochgewachsen. Er trug einen dunklen Umhang und sein Blick flog unruhig über die Kavallerie.

Timar und Killian folgten der kleinen Gruppe schweigend. Die Reiter hatten sich gestrafft, als sie ihren Offizier hatten kommen sehen und niemand sprach mehr oder rührte sich auch nur. Alle folgten der Gruppe Männer nur mit den Blicken. Als sie auf Tias Höhe ankamen, konnte sie auch den anderen Mann sehen, der vorher verborgen gewesen war.

Sein Haar war dunkel, kurz geschnitten und schon vom Regen durchnässt. Trotzdem standen ein paar Spitzen oben ab, was ihm ein verwegenes Aussehen gab. Ein Schatten lag auf dem unteren Teil seines Gesichts. Er war fast ebenso groß gewachsen wie Fin und trug eine leichte Rüstung. Allerdings keine Waffe.

Tia überlegte gerade, ob er vielleicht ein Schwertkämpfer war - seine Statur würde dies beweisen -, als er den Blick hob und direkt in ihre Richtung sah. Eisblaue Augen trafen durch die Dämmerung auf ihre rehbraunen und Tia holte unwillkürlich tief Luft. Unfähig den Blick abzuwenden, hielt sie den Atem an. Ihr Herz schlug schneller und pochte jetzt fast schmerzhaft gegen ihren Brustkorb.

Dohan bemerkte ihren Stimmungswechsel sofort und wurde unruhig. Sie zwang sich, auszuatmen, und den Blick von den Augen des Mannes abzuwenden. Entgegen ihrer Ausbildung brach sie kurz ihre Disziplin, um ihrem Pferd beruhigend über den Hals zu streicheln. Sie konnte es nicht riskieren, dass er durchging.

Als sie den Blick wieder hob, ruhten die eisblauen Augen noch immer auf ihr. Dohan stand wieder ruhig und Tia konzentrierte sich auf ihre eigene Ruhe. Ihr Herz schlug immer noch heftig. Dann lächelte der Mann amüsiert und schaute weiter der Reihe nach allen Reitern ins Gesicht, als wolle er sich jedes einzelne genau einprägen.

Tamara hüstelte leicht und Tia warf ihr einen fragenden Blick zu. Ihre Freundin grinste frech, was Tia nur mit einem tadelnden Blick quittierte. Sie schüttelte den Kopf und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder nach vorn.

Die Gruppe Offiziere brauchte eine halbe Ewigkeit für den kurzen Marsch an der Einheit entlang. Sie standen schließlich am anderen Ende und unterhielten sich noch immer. Tia begann zu frösteln, denn mittlerweile drang die Nässe ungehemmt durch ihre Kleidung. Die wärmende Sonne war längst komplett verschwunden und selbst einige der Pferde wurden unruhig.

Der Mann mit den Eisaugen sprach kurz mit Heras und schritt dann erneut die erste Reihe ab. Tias Herz begann abermals zu rasen, als er auf ihrer Höhe ankam. Doch diesmal beherrschte sie sich besser und Dohan bekam nichts von ihrer Aufregung mit. Was war nur los mit ihr?

Dann blieb der Mann stehen und ließ den Blick quer durch die Reihen gleiten, als suche er nach etwas. Seine Augen fanden es. Tia. Wieder trafen sich ihre Blicke und ein zufriedenes kleines Lächeln stahl sich auf seine Züge. Neben ihr feixte Tamara leise aber hörbar.

Der Mann trat an Woran vorbei, der in der Formation vor Tia stand und hielt bei ihr an, sein Blick blieb die ganze Zeit auf ihren gerichtet. Dann senkte er ihn und musterte sie unverhohlen. Es war allerdings nicht anzüglich, wie Tia feststellte. Eher neugierig. Sein Blick glitt über ihre Rüstung und die Waffen, die sie trug.

Dohan schnaubte, als er eine Hand hob und sie ihm auf die Nase legte. Er umrundete ihn ein Mal. Aus dem Augenwinkel konnte Tia sehen, dass er den Bogen bemerkte, den sie auf dem Rücken trug und das Schwert an ihrer Hüfte. Sie wusste, sie wirkte qualifiziert, auch wenn sie sich gerade nicht so fühlte. Alles was sie trug, war in tadellosem Zustand, wie bei jedem anderen der Reiterei.

Trotzdem kam sie sich in diesem Moment vor, wie ein Neuling, der eine Prüfung bestehen musste. Der Mann kam auf Dohans rechter Flanke wieder nach vorn, den prüfenden Blick auf dessen leichte Rüstung gerichtet. Auch wenn Dohan nur ein Zelter war, war er ebenso für kleinere Schlachten geeignet und musste bereit sein.

Tia schaute nicht zu dem Mann hinunter. Ihre Disziplin gebot es ihr, den Blick nach vorn gerichtet zu halten, außerdem war er offensichtlich ranghöher als sie. Trotzdem zuckte sie leicht zusammen, als sich eine warme Hand auf ihre legte. Sie wusste, wie kalt ihre Hände waren, immerhin versuchte sie seit einer geschlagenen halben Stunde, ihr Zittern einzudämmen. Doch bis auf dieses leichte Zucken ließ sie sich nichts anmerken. Ein Blick aus dem Augenwinkel zeigte ihr, wie der Mann sich stirnrunzelnd umsah. Sein Blick huschte über die umstehenden Kavalleristen, die mit Sicherheit nicht besser aussahen als sie selbst. Durchnässt und frierend, wie sie alle dastanden.

Erneut glitt sein Blick zu ihr hoch. Dann wandte er sich ab und ging schnellen Schrittes zurück zu der Gruppe Offiziere. Er unterbrach ihr Gespräch, welches offenbar nicht mehr militärischer Natur war und Heras nickte Killian zu. Dieser trat zurück, sein Knappe reichte Killian die Zügel seines Pferdes und er saß auf. Allerdings sichtlich etwas steifer als sonst. Auch ihm saß die Kälte anscheinend in den Knochen.

Ein Nicken zum Ersten in der Reihe genügte und der folgte ihm. Der Rest tat es diesem nach. Geordnet und wie am Faden gezogen, bildete sich eine Zweier-Reihe hinter dem Unteroffizier und folgte ihm. Tia reihte sich ein, Tamara neben sich.

„Wow Tia. Der war heiß!“, entfuhr es ihrer Freundin.

„Das war er tatsächlich. Im wörtlichsten Sinne“, scherzte Tia, denn seine Hand war, im Gegensatz zu ihrer, wirklich angenehm warm gewesen.

Tamara verstand es natürlich, wie sie es wollte. „Der wäre doch was für dich, oder?“

Tia sah sie verwirrt an. „Du hast schon bemerkt, dass er ein Hauptmann ist?“

„Ja und?“

Tia schüttelte den Kopf. Tamara wusste natürlich, dass es verboten war, mit jemanden eines solchen Ranges etwas anzufangen. Wenn es auch sonst nicht viele Regeln gab, die die Frauen und Männer trennten, dies war eine und ihre Verletzung wurde hart bestraft.

Tia konnte das nachvollziehen. Sie hatte schon erlebt, welche Probleme aufkommen konnten, wenn zum Beispiel ein Offizier mit einer Frau ins Bett ging, die einfache Reiterin war. Neid, Verachtung, Spott und Missgunst - nicht nur der anderen Frauen des Heeres - waren die Folge. Und diese Dinge waren die harmlosesten. Gerade als Frau war es schwierig, denn alle sahen nur noch die Gespielin des Mannes in ihr, aber nicht mehr die Kriegerin. Egal wie gut sie war, ihr Ruf war zerstört. Viele hatten deswegen das Heer verlassen, um bei ihrem Mann bleiben zu können oder dem Gerede zu entfliehen. Um zu vermeiden, dass zu viele gute Kämpferinnen gingen, hatte man diese Vorschrift ins Leben gerufen. Wer eintrat, unterwarf sich ihr.

„Ach Tia. Du wirst einsam sterben“, seufzte Tamara theatralisch.

Und wenn, muss wenigstens niemand um mich trauern. Tia sah sich nach Fin um, der hinter ihr ritt. Er hatte das Gespräch mitbekommen und sein Gesicht war eine seltsame Mischung aus mürrisch und nachdenklich. Sie wandte den Blick wieder nach vorn.

Killian führte die Reiter durch das große Tor und nun konnte Tia auch den dahinterliegenden Teil begutachten. Wirkte das Lager von den Kommandozelten aus gesehen eher klein, so täuschte dieser Eindruck gewaltig. Eine riesige Zeltstadt, mit zum Teil befestigten und zum Teil normalen Zelten, breitete sich links und rechts ihrer Formation aus.

Die rechten Zelte waren größtenteils Wohnzelte. Die linken wirkten eher wie Gruppenzelte. Die Westlichen durchquerten das komplette Lager. Weiter rechts hinten, war ein großer, freier Platz geschaffen worden. Bogenschießanlagen und Schwertkampfplätze waren hier angelegt, neben diversen Gerätschaften für Körpertraining. Vor alldem lag ein mächtiger Reitplatz. Auch dort konnte Tia Übungsgeräte ausmachen.

Endlich bogen sie nach links in eine Wohnzeltstadt ab und kamen im hinteren Teil auf einer mehr als ausreichend großen Fläche zum Stehen. Killian gab den Befehl zum Absitzen und Lager aufbauen. Froh sich endlich aufwärmen zu können, kamen alle dem Befehl sofort nach.

Das Gefolge kümmerte sich derweil um die Tiere. Für die Pferde war bereits eine Koppel abgezäunt worden und so mussten die Knappen sie nur absatteln und warmstellen. Mehrere Holzgebäude dienten als Stallungen und Tia war mehr als beeindruckt, als sie eine betrat.

352 Pferde zählte ihre Einheit und jedes Tier hatte eine eigene Box bekommen. Hahna hatte Tia aufgesucht, um ihr zu berichten, wo sie Armar und Dohan finden konnte. Nachdem die Zelte standen, die Feuer entfacht waren und sie alle trockene Sachen trugen, hatten sie begonnen sich einzurichten. Niemand verließ den Platz, denn jeder hatte Angst, sich in diesem riesigen Lager und in der Dunkelheit zu verlaufen.

Tia stand nun bei Armar und beobachtete den Heiler, der sich um seinen Huf kümmerte. Dohan hatte den Kopf durch die Öffnung zwischen den Boxen gesteckt und schaute ebenfalls genau zu, was da mit seinem Freund geschah.

„Der Tritt hat eine leichte Entzündung gebildet. Ich werde den Schmied holen, wir müssen den Huf stärker behandeln“, ließ der Mann sie wissen.

Tia nickte. „Wie lange wird die Heilung brauchen?“

„Ich weiß nicht genau. Sobald der Schmied da ist, berate ich mich mit ihm. Ich werde es Euch wissen lassen.“

„Ich danke Euch.“

„Tia?“ Timar kam in den Stall und winkte sie zu sich.

„Ja?“

„Du sollst zu Heras kommen.“

„Hab ich was angestellt?“

Timar grinste. „Nein, komm einfach mit.“

Sie folgte ihm nach draußen. Der Regen war wieder in Nieseln umgeschlagen und weiter am Horizont konnte sie Sterne zwischen den Wolkenfetzen ausmachen. Heras wartete in seinem Zelt. Timar hielt ihr die Plane auf und Tia trat ein.

„Hauptmann“, begrüßte sie ihn und nahm Haltung an.

„Tiara. Gut. Du musst mich begleiten, aber vorher brauche ich eine ehrliche Antwort von dir.“

Sie runzelte fragend die Stirn. „Sicher.“

„Ich weiß, dass du einen guten Überblick über die Einheit hast. Wer welche Fähigkeiten hat uns so weiter. Ich möchte deine Einschätzung dazu, wer der beste Schwertkämpfer ist. Neben dir natürlich.“

Ein leises Lächeln stahl sich in ihre Züge, wegen des Kompliments. Dann überlegte sie kurz. Eigentlich war es klar. Tamara und Fin waren die Besten. Und das nicht nur, weil sie ihre engsten Freunde waren.

„Tamara und Fin“, antwortete sie schließlich laut.

„Ich brauche einen. Wer ist besser?“

Wieder überlegte sie. Fin war der Ruppige. Sehr gut im Austeilen und Blocken, doch Tamara hatte durch ihren schlanken Körperbau Vorteile, was die Schnelligkeit anging. Sie ging überlegter vor.

„Tamara“, sagte sie schließlich.

„Gut. Ich lasse sie holen. Du kommst mit mir.“

„Wohin?“

„Zum General.“

Tias Augen wurden groß. „Ja. Ich zieh mich nur um.“

Heras musterte sie kurz, dann sagte er: „Musst du nicht. Es wird nicht lange dauern und ich weiß, dass deine Freunde noch was mit dir vorhaben.“ Er lächelte wissend. „Alles Gute noch nachträglich zum Geburtstag.“

Tia wurde rot. „Danke“, stotterte sie halb. Das Ekel konnte ja richtig nett sein.

„Jetzt komm. Es wird Zeit.“

Sie folgte ihm hinaus. Zu Pferd war ihr der Weg schon lang vorgekommen. Zu Fuß dauerte er noch länger. Endlich kam das Zelt des Generals in Sicht und Heras betrat es vor ihr.

Tiara

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