Читать книгу Cathelinje - In sündigem Besitz - Swantje van Leeuwen - Страница 6

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Kapitel 3

Ihre letzten Minuten bei ›Bakker & Kuiper Centraal Verkeringen‹ waren bestenfalls unwürdig und schlimmstenfalls als demütigend zu bezeichnen. Wie ihr Juliana van der Heijden angekündigt hatte, warteten zwei stämmige Männer des Sicherheitspersonals an ihrem Arbeitsplatz auf sie. Sie bekam zehn Minuten, um ihre Habe in eine Kiste zu packen, ehe sie von ihnen durch das Großraumbüro hinunter in die Lobby eskortiert wurde.

Sie spürte die Blicke ihrer Mitarbeiter, die sie unverhohlen anstarrten. Sie hasste die meisten von ihnen und war sich sicher, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte. Oh ja, ich sehe es euch an, wie sehr ihr euch über meinen Untergang freut!, grollte es in ihr. Einige von ihnen schienen hämisch zu grinsen, wenngleich sie alle wegschauten, sobald sie zu ihnen hinübersah und ihrem Blick auswichen.

Es waren nicht allzu viele Meter, die es bis zum Aufzug brauchte, aber der Weg bis dahin kam ihr wie ein Zehnkilometer-Marsch vor. Sie presste ihren halbleeren Karton an die Brust und wünschte, sie könnte sich in ihm verkriechen.

Die Männer der ›Security‹ begleiteten sie bis auf die Straße, nur unterbrochen von einer kleineren Pause, in der sie an der Rezeption ihren Mitarbeiterausweis einbehielten. Gleich darauf stand sie allein und verlassen auf dem Trottoir, nicht sicher, was sie als nächstes tun sollte. Sie seufzte, riss sich zusammen und fuhr mit der ›Metro‹ nach Hause.

*

In dieser Nacht saß sie allein Zuhause und mit trüben Augen, nachdem sie die Flasche Wein zur Hälfte geleert hatte. Das Haus fühlte sich plötzlich unheimlich groß und leer an – eine unkluge Extravaganz, die sie sich nie wirklich hatte leisten können. Als der Immobilienmarkt einbrach, waren ihr die Felle davongeschwommen und konnte nicht darauf hoffen, allein durch den Verkauf die Hypothek zu tilgen. Schlimmer noch, sie war bereits vor ihrem Jobverlust in Zahlungsverzug geraten!

Du bist am Arsch, Meisje![5], ging es ihr durch den Kopf, derweil sie einen weiteren Schluck Wein zu sich nahm. Du brauchst einen verdammt guten Plan und zwar schnell!

Ihr Blick fiel auf ein Stück Papier auf der Arbeitsplatte. Es war die ›Post-It‹-Notiz, die ihr Juliana van der Heijden gegeben hatte, als sie ihr das völlig verrückte Angebot unterbreitete. Sie starrte den Zettel an und zögerte zunächst, ihn überhaupt in die Finger zu nehmen. Ihr Angebot ist eine Beleidigung, ja, genau das ist es! Ich und ein Dienstmädchen? Aber während die Nacht verging und sie sich des tatsächlichen Ernstes ihrer Situation bewusst wurde, dachte sie mehr und mehr über die Offerte nach. Es dürfte mir mit Sicherheit aus meinem gegenwärtigen Dilemma helfen ... Ich werde ein bisschen putzen, vielleicht etwas kochen ... und möglicherweise will sie mich ja auch für mehr. Persönlichere Dienstleistungen? Sie überlegte. Ich hab's noch nie mit einer Frau gemacht, aber schon häufig darüber nachgedacht ... Aber Fantasie und Realität ... Bin ich ernsthaft dazu bereit? Ich bin mir nicht sicher. Sie trank ihren Wein aus, schenkte sich direkt noch einmal nach und dachte weiter darüber nach. Ich und eine Frau? Je mehr sie es ausmalte, desto ernsthafter überlegte sie, Juliana van der Heijdens Angebot anzunehmen. Sie schaute sich noch einmal die Notiz an. Die Adresse lag etwas außerhalb Amsterdams, in einer sehr exklusiven Gegend. Das ›Post-It‹ enthielt auch Datum und Uhrzeit, zu der sie eintreffen sollte. Mit Schrecken stellte sie fest, dass der Termin bereits morgen war – ihr also nur sehr wenig Zeit blieb, sich endgültig zu entscheiden. »Nou ja, wat heb ik te verliezen?[6]«, seufzte sie und dachte an die Frage über die Form des Wassers. Dann ging sie nervös, und nicht ganz sicher, was Juliana mit ›Vielleicht schaffe ich es ja, dem Wasser die richtige Form zu geben‹ meinte, und worauf sie sich da einließ, ins Bett.

***

Cathelinje - In sündigem Besitz

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