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KAPITEL 3 Die nahrungsbedingten „Zwillingsbabys“ Gastroparese und Dyssynergie

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Die ersten der verschiedenen Blähbeschwerden, um die wir uns kümmern, haben ihren Ursprung im Magen, einem Organ, dessen Aufgabe die einer „Speicherkammer“ und „Mischmaschine“ ist. Die Nahrung, die Sie zu sich nehmen, gelangt in den Magen, verbleibt zunächst dort, wird verflüssigt und dann portionsweise über eine winzige Öffnung, den sogenannten Pylorus oder Magenpförtner am Ende des Magens, abgegeben. Der Pylorus mündet in den Dünndarm, wo faktisch die Resorption aller Nährstoffe stattfindet. Die Muskulatur der Magenwände vermengt die Nahrung, indem sie sich wellenartig an- und entspannt, und vermischt sie so mit Säure und Enzymen, um sie zu verflüssigen. Dann schiebt sie den Speisebrei, wie die verflüssigte Nahrung jetzt genannt wird, durch den Pylorus, damit er seinen Verdauungsweg fortsetzen kann.

Werden jedoch die Aktionen von Nerven und weiteren Zellen, die für die Aktivitäten des Magens verantwortlich sind, nicht entsprechend koordiniert gesteuert, kann das zwei verschiedene Arten von Blähbeschwerden zur Folge haben. Beide treten schon kurz nach dem Essen auf und sind umso stärker, je umfangreicher die Mahlzeit war. Da der Blähbauch in beiden Fällen durch einen buchstäblich mit Nahrung gefüllten Magen entsteht, habe ich dieser Art der Blähbeschwerden den Spitznamen „Nahrungsbaby“ gegeben.

Gastroparese (GP; verzögerte Magenentleerung)

Wenn Sie feste Nahrung zu sich nehmen – also Nahrung, die im Gegensatz zu einer Suppe oder einem Smoothie gekaut werden muss –, sollte der Magen nach zwei Stunden mindestens 65 Prozent und nach vier Stunden mindestens 90 Prozent seines Inhalts entleert haben. Die Geschwindigkeit der Magenentleerung wird von sogenannten „Schrittmacher“-Zellen gesteuert, die durch eine Reihe von Auslösern stimuliert werden: durch die Dehnung der Magenwände, wenn der Magen mit einer Mahlzeit gefüllt ist, und Signalen aus dem nervalen und hormonellen Netzwerk, das sich im gesamten Verdauungstrakt befindet. Doch in manchen Fällen arbeiten die Schrittmacherzellen nicht normal, und so kann es zu einer Verzögerung der Magenentleerung kommen, die als Gastroparese (GP) bezeichnet wird.

Von einer GP sind etwa 2 Prozent der amerikanischen Bevölkerung betroffen, Frauen häufiger als Männer. In vielen Fällen ist die Ursache der GP unbekannt, doch sie beginnt oft nach einer viralen Infektion und wird dann postinfektiöse GP genannt. Sie bemerken beispielsweise die ersten Symptome einer solchen Gastroparese, vielleicht nachdem Sie von einer akuten Lebensmittelvergiftung oder einer „Magen-Darm-Grippe“ genesen sind. Die GP ist auch eine häufige Begleiterscheinung von Diabetes Typ 1 und Typ 2 und kommt in diesen Fällen durch eine Nervenschädigung des Verdauungssystems infolge eines chronisch hohen Blutzuckerspiegels zustande. Auch manche Medikamente können als Nebenwirkung eine GP auslösen, dazu gehören die Injektionspräparate bei Diabetes, die sogenannten GLP-1-Rezeptor-Agonisten. Einige Beispiele dafür sind Byetta (Wirkstoff Exenatid), Victoza (Wirkstoff Liraglutid) und Trulicity (Wirkstoff Daluglutid). Eine GP kann auch die Folge bestimmter Operationen sein, bei denen ein wichtiger Nerv des Verdauungssystems in einem als Vagotomie bezeichneten Verfahren durchtrennt wird.

Das Blähgefühl bei Gastroparese

Was immer auch Ihre Gastroparese verursacht, die Auswirkung ist immer dieselbe. Blähbeschwerden durch eine GP sind normalerweise nicht schmerzhaft, erzeugen jedoch ein Völlegefühl im Bauch, der zudem oft sichtbar gebläht ist. Dieser aufgeblähte Bauch fällt morgens am wenigsten auf und ist auch nach dem Frühstück nicht allzu schlimm, wird jedoch im Laufe des Tages nach jeder Folgemahlzeit größer und verschlechtert sich meist schon bald nach dem Mittagessen merklich. Die Blähbeschwerden erreichen nachts ihren Höhepunkt – insbesondere bei den Menschen, die nach amerikanischer Gepflogenheit ein relativ reichliches Abendessen zu sich nehmen.

Der Morgen ist zwar im Allgemeinen die beste Zeit des Tages für Menschen mit einer Gastroparese, dennoch wachen Sie eventuell mit einem sichtbar geblähten Bauch auf, insbesondere, wenn Sie am Vorabend viel, fett und/oder spät gegessen haben. Meine GP-Patienten beschreiben das Gefühl so, als würde ihr Essen nach der Mahlzeit „einfach im Magen liegen“ und als befände sich dort ein „Ziegelstein“. Sie haben oft Sodbrennen oder andere Symptome eines Refluxes wozu Aufstoßen, möglicherweise begleitet mit dem Erbrechen kleinerer Mengen sauren Mageninhalts gehören können.

Blähbeschwerden durch eine GP gehen fast immer mit Appetitlosigkeit und einer frühen Sättigung einher, das heißt, es entsteht selbst nach dem Verzehr von geringen Mengen ein sehr starkes Völlegefühl. Meine GP-Patienten haben kaum Hunger; sie nehmen oft nur deshalb eine Mahlzeit zu sich, weil sie, wie sie sagen, aufgrund der Tageszeit wissen, dass sie das tun sollten. Wenn Sie eine Gastroparese haben, können Sie es zwischen zwei Mahlzeiten leicht fünf bis sieben Stunden aushalten, ohne hungrig zu werden. Oft haben Sie überhaupt keinen Appetit auf das Abendessen, wenn Sie im Laufe des Tages ein paar kleine Mahlzeiten zu sich genommen haben. Manchmal kann sich auch das merkwürdige Gefühl einstellen, dass Sie zugleich schwach vor Hunger und körperlich zu voll sind, um etwas zu essen. Das kommt durch die Zeitverzögerung zwischen der Nahrungsaufnahme und der tatsächlichen Resorption der Nährstoffe im Dünndarm. Mit anderen Worten, der Blutzuckerspiegel bleibt niedrig, während Ihr langsam arbeitender Magen sich Zeit damit lässt, seinen Inhalt zur Resorption in den Dünndarm abzugeben.

Übelkeit ist bei einer Gastroparese sehr häufig, und es kann auch zu Erbrechen kommen. Letzteres passiert oft nach dem Abendessen, während der Nacht (Sie werden aus dem Schlaf gerissen) oder gleich als Erstes am Morgen. Erbrechen kann sich aber auch oft ein paar Stunden nach dem Genuss einer fetthaltigen (das Abendessen in einem Steakhaus ist ein recht häufiger Auslöser) oder sehr umfang- und ballaststoffreichen Mahlzeit – etwa einem großen Salat oder Popcorn in „Spielfilmausmaß“ – einstellen. Tatsächlich ist die GP eine der wenigen Ursachen von Blähbeschwerden, die mit Erbrechen einhergehen.

Blähbeschwerden durch eine GP werden meist nicht von einem übermäßigen Abgang von Winden oder Schmerzen durch Darmgase begleitet. Sie werden normalerweise mit einem unangenehmen Völlegefühl, aber an sich nicht übermäßig schmerzhaft beschrieben.

Menschen mit einer Gastroparese können auch eine unbeabsichtigte Veränderung des Gewichts feststellen. In schweren Fällen kann Ihr Appetit so gering sein, dass Sie schließlich sehr wenig zu sich nehmen und innerhalb kurzer Zeit erheblich an Gewicht verlieren. In weniger schweren Fällen können Sie tatsächlich etwas zunehmen. Das kommt daher, dass Sie sich mehr zu leichter verdaulichen und weniger blähenden Nahrungsmitteln hingezogen fühlen. Zum Beispiel könnten Sie feststellen, dass Sie sich nach dem Genuss von Salaten – die lange im Magen verbleiben – hundeelend fühlen, also verlegen Sie sich mehr auf Nahrungsmittel wie Brot, Reis, Kartoffelpüree und Nudeln, die den Magen schneller passieren. Dadurch erhöht sich Ihre tägliche Kalorienzufuhr, und in der Folge nehmen Sie zu.

Manchmal beeinträchtigt die der Gastroparese zugrunde liegende Ursache auch andere Abschnitte des Verdauungstrakts und führt dazu, dass es nicht nur im Magen, sondern auch im Dünndarm oder im Dickdarm nur schleppend vorangeht. In diesen Fällen können die ursprünglich vom Magen resultierenden Blähbeschwerden mit solchen einhergehen, die durch eine Verstopfung verursacht werden und vom Darm stammen.

Die Gastroparese diagnostizieren

Der gastrische Entleerungs-Scan

Hat Ihr Arzt aufgrund Ihrer Symptomenbeschreibung, wie im vorigen Abschnitt genannt, den Verdacht, dass Sie an einer GP leiden, veranlasst er normalerweise einen sogenannten gastrischen Entleerungs-Scan, auch als Magenentleerungsszintigrafie (MESz) bekannt. Dies gilt als die beste Diagnosemethode.

Ein gastrischer Entleerungs-Scan ist eine meist zwei bis vier Stunden dauernde Untersuchung, die in einer radiologischen Praxis durchgeführt wird; er misst, wie lange eine standardisierte Portion Nahrung oder Flüssigkeit braucht, um den Magen zu verlassen. Die Geschwindigkeit Ihrer Magenentleerung wird mit der normalen Entleerungsgeschwindigkeit verglichen, indem man in regelmäßigen Abständen feststellt, wie viel Prozent der aufgenommenen Nahrung sich jeweils noch im Magen befinden. Ist es am Ende der Untersuchung eine größere als die normale Menge, wird die Diagnose Gastroparese, Magenlähmung, gestellt. Sie wird in die Schweregrade leicht, mittel oder schwer unterteilt, je nachdem, wie hoch der Prozentsatz der im Magen verbliebenen Nahrung am Ende der Untersuchung ist.

Vor dieser Untersuchung bekommen Sie eine kleine Mahlzeit. Die Nahrung wird radioaktiv markiert, sodass der Radiologe den Weg durch Ihren Verdauungstrakt mithilfe von Aufnahmen des Abdomens mit einer Spezialkamera verfolgen kann. Röntgenaufnahmen werden nicht gemacht. Gastrische Entleerungs-Scans können mit Flüssigkeiten oder fester Nahrung durchgeführt werden, um die Magenentleerungsgeschwindigkeit der jeweiligen Konsistenz zu bestimmen. Es ist möglich, dass es bei fester Nahrung zu einer verzögerten Entleerung kommt, nicht aber bei Flüssigkeiten. Doch selbst wenn bei beiden Formen eine Verzögerung vorliegt, verlassen Flüssigkeiten den Magen im Allgemeinen schneller als feste Nahrung. Hat Ihr Arzt den Verdacht, dass nicht nur der Magen, sondern eventuell auch andere Abschnitte des Verdauungstrakts von Motilitätsproblemen betroffen sind, kann er eine erweiterte Version dieser Untersuchung veranlassen, die die Passagezeit der Nahrung durch den Magen, den Dünndarm und den Dickdarm bestimmt. Dazu sind Sie am ersten Tag meist sechs Stunden in der radiologischen Praxis und gehen in den nächsten drei Tagen noch einmal hin, um jeweils schnell eine Aufnahme machen zu lassen.

Außer den eben beschriebenen Untersuchungen gibt es noch ein paar andere, die zwar nicht als spezifisch für die Diagnose einer GP gelten, aber trotzdem hilfreich sind, um Anhaltspunkte für das Vorliegen der Krankheit zu finden.

Aufnahmen vom oberen Gastrointestinaltrakt (GI)

Diese Untersuchung nutzt die Röntgentechnologie, um den Weg der Flüssigkeit durch den Magen und den ersten Dünndarmabschnitt zu verfolgen. Dazu schlucken Sie eine dickflüssige bariumhaltige Substanz, der Radiologe überwacht auf dem Monitor deren Weg durch den Verdauungstrakt und macht dabei Aufnahmen. Mit dieser Untersuchung ist eine GP nicht leicht zu diagnostizieren, doch damit kann bei bereits diagnostizierten Menschen festgestellt werden, ob Probleme mit dem Pylorus, dem Magenpförtner, die Ursache der verzögerten Magenentleerung sind. So kann zum Beispiel aufgedeckt werden, ob eine Pylorusstenose, eine Verengung des Magenpförtners, vorliegt, durch die ein Engpass für die Nahrung entsteht, die versucht, den Magen zu verlassen. Das ist eine mögliche, der GP zugrunde liegende behandelbare Ursache, da die Ärzte die Pylorusöffnung eventuell erweitern beziehungsweise dehnen können. Die beschriebene Untersuchungsmethode ist nicht schmerzhaft, doch die Menschen klagen oft darüber, dass Geschmack und Konsistenz der bariumhaltigen Flüssigkeit ekelhaft seien; außerdem haben Sie danach wahrscheinlich ein bis zwei Tage lang eine Verstopfung.

Endoskopie

Die Endoskopie oder – in diesem Fall – die ÖGD (eine gnädige Abkürzung für Ösophagogastroduodenoskopie) ist eine Untersuchung, bei der ein Arzt (meist der Gastroenterologe) ein Rohr mit einer daran befestigten Mini-Kamera durch den Mund in den Ösophagus (die Speiseröhre) und in den Magen einführt, um sich alle diese Organe von innen ansehen zu können. Die Untersuchung dauert nur etwa 15 Minuten und wird meist unter Sedierung des Patienten (durch ein Beruhigungsmittel, das ihn schläfrig macht) durchgeführt.

Die ÖGD ist zwar keine Untersuchung, die Ärzte zur Diagnose einer Gastroparese heranziehen, doch stoßen sie bei einer Endoskopie aus anderen Gründen manchmal auf Hinweise, die diese Erkrankung nahelegen. Wenn sie zum Beispiel Nahrung in Ihrem Magen vorfinden, die vom Abendessen am Tag vorher stammt, kann das eventuell auf eine verzögerte Magenentleerung hinweisen. Denn eigentlich dürfen Sie in der Nacht vor der ÖGD von Mitternacht an nichts mehr essen, wodurch ein normal arbeitender Magen genügend Zeit haben sollte, sich zu entleeren. Ein weiterer Anhaltspunkt, den Ihr Gastroenterologe während einer ÖGD beobachten kann, ist die fehlende Magenperistaltik während der Untersuchung. In beiden Fällen empfiehlt er Ihnen vielleicht, noch einen gastrischen Entleerungs-Scan machen zu lassen.

Eine ÖGD kann auch Pylorusblockaden ans Licht bringen, die eine Magenentleerung verhindern. Diese können durch Narben aufgrund früherer Operationen, durch ausgeheilte Magengeschwüre, Tumore oder sogar durch sogenannte Bezoare, also Klümpchen unverdauter Substanzen – etwa Nahrung, Tabletten, Haare oder Arten von klebrigem Süßkram wie Karamellbonbons – verursacht werden, die verklumpen, den Pylorus blockieren und die Magenentleerung verhindern.

Die Gastroparese behandeln

Die Behandlung besteht im Allgemeinen aus einer Kombination von Ernährungsumstellung und Medikamenten, je nach Schwere der Symptome. Da alle GP-Präparate potenzielle Nebenwirkungen haben, schlägt Ihr Arzt Ihnen eventuell vor, es zunächst mit einer Umstellung der Ernährung zu versuchen. Man kann auch endoskopisch oder chirurgisch Abhilfe schaffen.

Die medizinische Behandlung der Gastroparese

Die medizinische Primärbehandlung bei GP erfolgt mit sogenannten Prokinetika. Diese Medikamente stimulieren die Magenperistaltik, sodass der Magen häufiger kontrahiert, sich dadurch schneller entleert und die Beschwerden, das Gefühl des Aufgebläht-Seins, das Völlegefühl, der Appetitmangel, die Übelkeit, der Reflux und/oder das Erbrechen, gelindert werden. Beispiele solcher Prokinetika sind Reglan (Wirkstoff Metoclopramid; in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter anderem unter dem Handelsnamen Paspertin erhältlich, in Deutschland gibt es auch zahlreiche Generika; Anm. d. Übers.) und Motilium (Wirkstoff Domperidon). Die Antibiotika Erythromycin und Zithromax (Wirkstoff Azithromycin) haben ebenfalls prokinetische Eigenschaften. Alle diese Medikamente sind selten eine Wunderwaffe bei GP, und eine Ernährungsumstellung ist fast immer auch erforderlich.

Andere Präparate mögen dazu beitragen, die Symptome der GP, insbesondere Übelkeit und Erbrechen, unter Kontrolle zu halten, aber sie setzen faktisch nicht bei der zugrunde liegenden Ursache an. Medikamente gegen die Übelkeit (die sogenannten Antiemetika) sind eine solche Option, doch ihr Nutzen sollte gegen die möglichen Nebenwirkungen abgewogen werden. Manche Antiemetika können eine Verstopfung verursachen und die Blähbeschwerden bei Menschen verschlimmern, deren Gesamtperistaltik im Magen und im Dickdarm verlangsamt ist und die aufgrund eines „Rückstaus“ bereits Blähbeschwerden haben (mehr zu dieser Art von Blähbeschwerden erfahren Sie in Kapitel 7).

Die Behandlung der Gastroparese durch die Ernährung

Die Ernährungstherapie bei der GP ist auf den Umgang mit Ihren Symptomen ausgerichtet, nicht auf die Heilung der Krankheit, denn die Ernährung kann die Anzahl Ihrer Magenbewegungen faktisch nicht erhöhen. Doch die Konsistenz, die Menge, der Fett- und der Ballaststoffgehalt von Mahlzeiten können sicher Einfluss darauf nehmen, wie schnell diese den Magen passieren und in die nächste Phase der Verdauung eintreten.

Wählen Sie fettarme, weiche Nahrungsmittel mit moderatem Ballaststoffgehalt in kleinen Mahlzeiten

Denken Sie an das Bild von Ihrem Magen als „Mischmaschine“, welches ich in diesem Kapitel schon einmal verwendet habe. Muss Ihre „Mischmaschine“ eine Mahlzeit verflüssigen, damit sich der Magen entleeren kann und arbeitet diese „Mischmaschine“ nicht sehr gut – sagen wir mal, sie pulsiert nur, püriert aber nicht – welche Nahrungsmittel lassen sich dann wahrscheinlich am schnellsten verflüssigen? Ein Hackbraten oder ein fettes Steak? Ein Salat aus geschmorten Roten Beten oder einer aus rohem Grünkohl? Ein Smoothie aus Obst oder eine große Schüssel frische Ananas? Eine Schüssel Hafergrütze oder eine Schüssel Popcorn? Erdnussbutter oder eine Handvoll ganze Erdnüsse?

Die Konsistenz der Nahrung, die in Ihrem Magen ankommt, ist enorm wichtig, wenn es darum geht, wie schnell Ihr träger Magen sie passieren lassen kann. Daher entscheidet die Konsistenz der Nahrung, die Sie zu sich nehmen, darüber, wie gebläht Sie sich danach fühlen. Alles, was Sie tun können, um Ihre Mahlzeit schon vor dem Schlucken zu zerkleinern, ist hilfreich und trägt dazu bei, die Teilchengröße der Nahrung im Allgemeinen und die der Ballaststoffe im Besonderen zu verringern, sodass sie schneller verflüssigt werden. Zu den Tipps, die ich meinen Patienten gebe, gehören diese:

Entscheiden Sie sich für gekochtes Gemüse, anstatt für rohes – es vermischt sich beim Kauen besser und wird von der Magensäure schneller aufgespalten.

Wählen Sie unter den rohen Früchten weiche, reife ohne Schale, die nur wenige Kerne enthalten.

Essen Sie Suppen, trinken Sie Smoothies und/oder Säfte, die es Ihnen ermöglichen, größere Mengen an ballaststoffreichen Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, etwa Obst, Blattgemüse und alle Produkte mit viel Schale, viel Struktur und vielen Kernen. Diese Nahrungsmittel sind als Ganzes – roh oder gekocht – eventuell schwer verträglich, insbesondere in großen Portionen.

Entscheiden Sie sich für Vollkornprodukte mit feinerer Struktur wie etwa Instantflocken aus Vollkornmehl, Instant-Haferflocken, Vollkorn-Pfannkuchen oder Waffeln aus Mehl oder helles/weiches Vollweizen-Sandwichbrot. Die feine Struktur des Vollkornmehls passiert den Verdauungstrakt schneller als zähe, ganze gekochte Körner, etwa vom Weizen, als Hafergrütze oder Vollkorngerste.

Nehmen Sie etwas ballaststoffarmes raffiniertes Getreide oder stärkehaltige Kohlenhydrate dazu, wenn der Verzehr von zu vielen Vollkornprodukten Ihre Blähbeschwerden verschlimmert; dazu gehören weißer Reis, Kartoffeln ohne Schale und weiße Brotsorten.

Nehmen Sie Bohnen und Hülsenfrüchte in pürierter Form zu sich, etwa als Hummus oder fettfreies Bohnenmus anstelle von ganzen Bohnen.

Wählen Sie Erdnussbutter oder andere Nussbuttersorten anstatt ganzer Nüsse oder Studentenfutter.

Suchen Sie sich weiche, feuchte, fettarme Proteine aus, etwa Eier, Fisch, Meeresfrüchte, Tofu, fettarme Milchprodukte und Geflügel anstelle von fetteren zäheren Proteinen wie Steaks, Rippchen, Lammfleisch oder alles Frittierte.

Schneiden Sie Ihr Essen klein und kauen Sie es ganz besonders gut.

In Kapitel 12 wird die Sanfte Ernährung für den Gastrointestinaltrakt detailliert und umfassend besprochen, die speziell für den Umgang mit Blähbeschwerden aufgrund einer Gastroparese konzipiert wurde; enthalten sind auch Listen der Nahrungsmittel mit der besten Konsistenz, nach Nahrungsmittelgruppen geordnet, sowie die Nahrungsmittel mit der problematischsten Konsistenz, die ebenfalls nach Nahrungsmittelgruppen geordnet sind. Das Kapitel enthält auch Ideen und Rezepte für Mahlzeiten. Schlagen Sie es schon mal auf, wenn Sie mit diesem Kapitel fertig sind und holen Sie sich ganz praktischen Rat, auf welchen Grundnahrungsmitteln Sie Ihre Ernährung aufbauen sollten und welche Ihnen eventuell Probleme bereiten.

Bei einer Gastroparese spielt außer der Konsistenz Ihrer Nahrung auch die Menge, die Sie auf einmal essen, eine Rolle dabei, wie gebläht Sie sich fühlen. Wenn Sie vier oder fünf kleine Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen, fühlen Sie sich besser, als wenn Sie dreimal täglich „ordentlich“ essen. Früher wurde GP-Patienten zwar geraten, sechs- bis achtmal täglich zu essen, doch mir ist noch nie einer begegnet, der mehr als fünf ganz kleine Mahlzeiten täglich problemlos vertragen konnte; vier sind bei den Patienten, mit denen ich gearbeitet habe, üblicher. Das kommt daher, dass die meisten von ihnen dem Magen – selbst zwischen bescheidenen Mahlzeiten von entsprechender Konsistenz – geschlagene vier Stunden Zeit geben müssen, sich zu entleeren, bevor sie wieder beschwerdefrei essen können.

Die zeitliche Planung der Mahlzeiten spielt im Umgang mit Blähbeschwerden durch eine Gastroparese eine wichtige Rolle. Wenn Sie morgens gleich nach dem Aufwachen etwas essen können, dann empfehle ich Ihnen, das zu tun. So können Sie Ihre Mahlzeiten besser über den Tag verteilen und die Zeiträume dazwischen sind lang genug. Es ist nämlich genau der kumulative Effekt von zu kurz aufeinanderfolgenden Mahlzeiten, die zu Ihren sich tagsüber zunehmend verschlechternden Blähbeschwerden beitragen. Wenn Sie morgens um 6.30 aufwachen, aber nicht vor 10.30 frühstücken, lassen Sie die Gelegenheit verstreichen, eine komplette Mahlzeit unterzubringen – insbesondere eine, die Sie höchstwahrscheinlich vertragen, denn Ihr Magen hatte über Nacht mehr Zeit sich zu entleeren. Dazu kommt noch, dass die meisten Menschen in den Morgenstunden den größten Appetit haben; der im Laufe des Tages wieder nachlässt.

Beispiel für einen Essensplan bei GP

Frühstück: 6.30 bis 8.00

Die eine Hälfte des Mittagessens: 11.00 bis 12.00

Die andere Hälfte (oder ein Imbiss): 15.00 bis 16.00

Kleines Abendessen: 19.00 bis 20.00

Wenn Sie morgens aufwachen und sich gebläht fühlen, es Ihnen übel ist oder Sie sich meistens erbrechen müssen, dann bedeutet das vermutlich, dass Sie zu viel und/oder zu spät zu Abend gegessen haben. Versuchen Sie in diesem Fall, volle drei bis vier Stunden vor dem Zubettgehen gar nichts mehr zu essen und suchen Sie nach Möglichkeiten, Ihre Nahrungsaufnahme zeitlich vorzuziehen, entweder indem Sie früher und dann etwas mehr essen oder vor dem Abendessen einen Snack einschieben, sodass Ihre Abendmahlzeit weniger opulent ausfallen kann.

Wenn Sie abends gerne etwas Süßes naschen, ist der beste Zeitpunkt dafür bald nach dem Abendessen – sagen wir, bis 21.00 – und nicht direkt vor dem Zubettgehen. Dadurch wird das Risiko verringert, beim Hinlegen einen Reflux zu bekommen – oder sogar zu erbrechen. Auch hier sind fettarme Flüssigkeiten und Püriertes immer eine bessere Wahl als eine feste Substanz. Beispielsweise eine Tasse heiße Schokolade, etwa 150 g fettarmer Joghurt oder Kefir, weiches Eis am Stiel aus Früchten oder eine kleine Schale Früchtesorbet, eine kleine Schale fettfreie/fettarme Eiscreme oder gefrorenes Joghurt-Dessert, der sogenannte Frozen Yogurt, Apfelmus, fettfreier/fettarmer Pudding und Götterspeise. Mehr Ideen finden Sie in Kapitel 12.

Haben Sie auch dann noch mit Blähbeschwerden zu kämpfen, wenn Sie Ihre Nahrungsmittel in veränderter Konsistenz zu sich nehmen und Ihr Essensplan gut über den Tag verteilte Mahlzeiten vorsieht, gibt es ein paar weitere Tricks, die Sie ausprobieren können. Eine Möglichkeit, die sich bei meinen Patienten gut bewährt hat, ist der Wechsel zwischen festen und flüssigen Mahlzeiten im Laufe des Tages. Nimmt man nach einer festen Mahlzeit eine flüssige, wie etwa eine Suppe oder ein Smoothie, zu sich, kann der Magen vor der nächsten festen Mahlzeit leer werden, da die feste Nahrung etwas länger im Magen verbleibt als flüssige. Besteht Ihr Frühstück aus einer festen Mahlzeit – sagen wir, aus Eiern und Toast –, könnten Sie das Mittagessen in flüssiger Form zu sich nehmen. Alternativ könnten Sie den Tag auch mit einer flüssigen Mahlzeit beginnen – sagen wir, mit einem Smoothie aus Obst und Proteinen – und mittags eine feste Mahlzeit planen – beispielsweise die Hälfte eines Puten-Sandwichs mit einer Beilage von gedünsteten Babykarotten. Und so weiter. (Bitte beachten Sie, dass die Amerikaner ihre Hauptmahlzeit in der Regel am Abend einnehmen. Passen Sie die Vorschläge also entsprechend an, wenn Ihre Hauptmahlzeit das Mittagessen ist; Anm. d. Übers.)

Wenn es bei vier Mahlzeiten am Tag immer noch zu starken Blähbeschwerden kommt, Sie aber kein Normalgewicht halten und Ihren Nahrungsbedarf mit drei kleinen Mahlzeiten nicht decken können, dann versuchen Sie, folgendes Modell: Wechseln Sie zu drei Mahlzeiten am Tag und fangen Sie das Nahrungsdefizit durch klare, mit Nährstoffen angereicherte Getränke ein wenig auf. Viele Menschen mit einer Gastroparese trinken weiterhin sehr viel Wasser oder Tee für den Flüssigkeitsspiegel, doch das kann im Magen viel wertvollen Platz beanspruchen, der dann für nahrhaftes Essen nicht mehr zur Verfügung steht. Daher sollten Sie stattdessen versuchen, die klaren Flüssigkeiten, die Sie für Ihren Flüssigkeitshaushalt trinken, mit ein paar Nährstoffen anzureichern. Beispiele sind hier mit Proteinen angereichertes Kokoswasser oder Kaffeegetränke, Wasser, angereichert mit Proteinpulver mit Fruchtgeschmack oder ein flüssiger Mahlzeitenersatz oder ein Proteingetränk im Laufe des Tages (entsprechende Produkte gibt es im Handel). All diese Getränke eignen sich auch zum Einfrieren als Eis am Stiel für Leckereien zwischendurch oder als Eiswürfel, um Wasser damit anzureichern.

Eine Gastroparese wird normalerweise nicht von selbst besser – obwohl es natürlich von jeder Regel Ausnahmen gibt und Menschen oft feststellen, dass die Schwere der Symptome im Laufe der Zeit schwanken kann. Wenn Sie also herausgefunden haben, wie Sie Ihre Nahrungsmittel auswählen sollten und Ihre Mahlzeiten mithilfe der Sanften Ernährung für den Gastrointestinaltrakt so gestalten, dass Sie sich damit wohlfühlen, sollten Sie sich langfristig auf diese Art der Ernährung einstellen.

Diabetiker sollten ihren Blutzucker unter Kontrolle halten

Ein extrem hoher Blutzuckerspiegel, eine Hyperglykämie, kann bei Menschen, die an Diabetes Typ 1 oder 2 leiden, die Magenentleerung verlangsamen. Eine akute hyperglykämische Episode – etwa mit Blutzuckerspitzen von bis 200 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) oder höher – reicht dafür bereits aus. (Zum Vergleich: Ein normaler Blutzuckerwert sollte eine Stunde nach dem Essen nicht höher als 155 mg/dl und zwei Stunden danach nicht höher als 140 mg/dl betragen.) Diese akuten Blutzuckerspitzen können vorkommen, wenn Sie vergessen haben, (Insulin zu spritzen oder) Ihr Blutzuckermedikament zu nehmen oder es falsch dosiert haben. Doch selbst wenn mit der Medikation alles in Ordnung ist, kann es zu einer Hyperglykämie kommen, wenn Sie eine große Portion von etwas Zucker- und/oder Stärkehaltigem auf einmal zu sich nehmen – etwa Saft oder Limonade trinken, auf einer Party Kuchen oder Kekse essen, nachts die Süßigkeiten Ihrer Kinder plündern, oder wenn Sie an einem Feiertag eine kohlenhydrat-/zuckerreiche Mahlzeit zu sich nehmen.. Wenn Sie zu raschen Blutzuckerspitzen neigen, ist es vielleicht hilfreich, zu Nahrungsmitteln mit hohem Kohlenhydratanteil Protein- oder Fetthaltiges zu essen, um die Auswirkungen auf den Blutzucker abzuschwächen; meiden Sie mit Zucker gesüßte Getränke und Säfte und achten Sie darauf, wie viele stärkehaltige Nahrungsmittel und Süßes Sie im Lauf eines Tages zu sich nehmen.

Schränken Sie medizinisch nicht notwendige Pillen und Nahrungsergänzungsmittel ein

Menschen mit einer Gastroparese sollten mit der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und Pillen, die therapeutisch nicht notwendig sind, sehr zurückhaltend sein. (Ich persönlich glaube, es gibt ohnehin keine pflanzlichen Präparate oder Nahrungsergänzungsmittel, die die Magenentleerung beschleunigen.) Denn Pillen haben Ummantelungen, die sich im Magen nur sehr schwer abbauen lassen. „Retard“-Medikamente können ganz besonders problematisch sein, denn ihre Ummantelungen sind speziell so konzipiert, dass sie sich im sauren Magenmilieu nicht auflösen, man nennt sie magensaftresistent. Viele dieser sich langsam auflösenden Pillen können zu einem Passage-Engpass am Magenpförtner, dem Pylorus, führen und dadurch die Magenentleerung noch weiter verzögern. Menschen mit einer Gastroparese haben auch ein erhöhtes Risiko für eine außergewöhnliche Art der Blockade, den sogenannten Pharmacobezoar, das heißt im Wesentlichen, dass eine große Menge unverdauten Pillenmaterials verklumpt und den Pylorus versperrt, sodass überhaupt nichts mehr in den Dünndarm gelangen kann. Das verursacht einen Rückstau, der zu schwerem Erbrechen führt und oft einer Aufnahme ins Krankenhaus bedarf.

Wenn Sie unter einer GP leiden und aus einem berechtigten medizinischen Grund doch Vitamine oder Nahrungsergänzungsmittel nehmen müssen, dann suchen Sie nach Flüssigkeiten, Kautabletten, gummiartigen/geleeartigen Präparaten, sublingualen Tabletten, die unter die Zunge gegeben werden oder Pulvern, die sich in Wasser auflösen, und bevorzugen Sie diese Verabreichungsformen, wann immer Sie sie bekommen können. Oft sind die für Kinder gedachten Vitaminpräparate ein prima Ersatz für Tabletten. Eine Möglichkeit, die Nährstoffzufuhr ohne Pillen zu erhöhen, ist, Fertiggerichte fürs Frühstück ausfindig zu machen, die mit Vitaminen und Mineralstoffen angereichert sind, etwa Getreideerzeugnisse mit mittlerem bis geringen Ballaststoffanteil (zum Beispiel Cornflakes; informieren Sie sich über die Inhaltsstoffe, die auf den Packungen angegeben sind), Instant-Haferflocken, feiner Grieß oder Grütze (Achten Sie auch hier auf die Inhaltsstoffe; Anm. d. Übers.). Denken Sie daran, dass die Bio-Versionen dieser Fertiggerichte fürs Frühstück tendenziell nicht zusätzlich mit Vitaminen und Mineralstoffen angereichert sind.

Operative Behandlungen der Gastroparese

Die chirurgische Behandlung der GP ist recht selten und wird im Allgemeinen nur in schweren Fällen vorgenommen, bei denen durch die Nahrung und angereicherte Getränke sowie selbst mithilfe von Medikamenten die Untergrenze eines gerade noch gesunden Gewichts nicht eingehalten werden kann. Es gibt ein paar Optionen, die Ihr Arzt eventuell in Betracht zieht, dazu gehören die Implantation eines Magenschrittmachers, der eine regelmäßigere Magenperistaltik unterstützt; die Jejunostomie, bei der eine Verbindung zwischen der Bauchdecke und dem oberen Dünndarmabschnitt, dem Leerdarm oder Jejunum geschaffen und durch diese Öffnung eine Darmsonde zur künstlichen Ernährung unter Umgehung des Magens gelegt wird; eine Pylorus-Dilatation, die Dehnung des Magenpförtners oder seine vollständige Entfernung, um Engpässe zu beseitigen, die die Magenentleerung verhindern; und die Botox-Injektion (Botulinumtoxin) – die über eine Endoskopie vorgenommen wird –, um den Pylorussphinkter, den Ringmuskel des Magenpförtners, zu entspannen, sodass die Nahrung leichter vom Magen aus weiterfließen kann. Ihr Arzt sagt Ihnen, ob für Sie eines dieser Verfahren infrage kommt.

Die Geschichte von Sashas Gastroparese: Ein Tauziehen zwischen dem oberen und unteren Verdauungstrakt

Sasha war eine hochgewachsene, athletische Frau von 24 Jahren, deren einziges gesundheitliches Problem von Kind an in einer Neigung zur Verstopfung bestand. Infolgedessen bemühte sie sich sehr um eine stark ballaststoffreiche Ernährung, zu der Grundnahrungsmittel wie das skandinavische Kleieknäckebrot zum Frühstück, Grünkohlsalat zum Mittagessen, rohe Karotten mit Hummus als Imbiss und ballaststoffreiches Getreide mit Beeren zum Abendessen gehörten. Ihre ballaststoffreiche Ernährung wirkte Wunder und sorgte für regelmäßigen Stuhlgang, ihr Darm entleerte sich täglich, oft sogar mehrmals, leicht und vollständig.

Nach einer kurzen Krankheit aufgrund eines Magen-Darm-Infekts vor etwa zwei Jahren kam es bei Sasha jedoch plötzlich zu einem sichtbaren Blähbauch sowie Übelkeitsgefühlen nach dem Essen – und in zunehmendem Maße konnten sie auch von Erbrechen begleitet sein. Zwei bis drei Wochen lang konnte sie sich völlig normal fühlen, doch dann flackerten die Beschwerden wieder auf; es kam vor, dass sie sich bis zu viermal in der Woche nach dem Abendessen übergeben musste. Sasha ging zu einem Gastroenterologen, der eine Gastroskopie, eine endoskopische Untersuchung des Magens und der Speiseröhre, und eine Koloskopie, eine endoskopische Untersuchung des Dickdarms machte – beide waren ohne Befund. Ein zweiter Gastroenterologe führte einen Atemtest durch, um eine bakterielle Überwucherung auszuschließen (s. Kapitel 8), er war ebenfalls negativ, doch sie bekam trotzdem Antibiotika und sollte sich FODMAP-arm ernähren (s. Kapitel 13). (FODMAP, soviel schon vorab, steht für fermentable oligo-, di- and monosaccharides and polyols, zu Deutsch fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide sowie Polyole, was etwa vergärbare Mehrfach-, Zweifach- und Einfachzucker sowie mehrwertige Alkohole bedeutet; Anm. d. Übers.). Nichts davon veränderte auch nur das Geringste, und die Blähbeschwerden, die Übelkeit und das regelmäßige Erbrechen hielten an.

Ein dritter Gastroenterologe diagnostizierte einen Reflux und verschrieb ihr einen Protonenpumpenhemmer (PPI). Das Medikament verbesserte die Schwere ihrer Übelkeit spürbar und senkte die Häufigkeit des Erbrechens, doch die Blähbeschwerden blieben bestehen, und Sasha übergab sich noch immer einmal pro Woche nach dem Abendessen. Sie begann, ihre Nahrungsmittel und Symptome mithilfe einer App zu verfolgen und landete schließlich in meiner Praxis.

Ich bat Sasha, mir ihre Ernährungstagebücher von der Zeit an zu zeigen, als die Blähbeschwerden und das Erbrechen am schlimmsten waren und es kristallisierte sich ein klares Muster heraus. An ihren schlechten Tagen hatte sie mit großer Wahrscheinlichkeit entweder einen Salat zu Mittag oder ein umfangreicheres/fettreicheres Mittagessen und/oder eine Zwischenmahlzeit innerhalb von vier Stunden nach einer Mahlzeit zu sich genommen. Es spielte nicht immer eine Rolle, was sie an ihren schlechten Tagen am Abend aß, obwohl es schien, dass auf umfangreichere und fettreichere Abendessen ausnahmslos schwerere Blähbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen folgten.

In mir regte sich der Verdacht, dass Sashas Magen sich zu langsam entleeren könnte und sowohl ihre gesunden, ballaststoffreichen sowie die schonenderen, fettreichen Mittagsmahlzeiten dazu führten, dass ihr ohnehin träger Magen sich noch langsamer entleerte. (Erinnern Sie sich, wovon in diesem Kapitel bereits die Rede war – sowohl Fette als auch Ballaststoffe verlangsamen die Geschwindigkeit der Magenentleerung). Infolgedessen schien es, als würde sie jedes Mal eine Blähattacke dieses „Nahrungsbabys“ bekommen und von einer Übelkeitswelle heimgesucht werden, wenn sie einen Nachmittagsimbiss zu früh zu sich nahm – noch bevor das Mittagessen den Magen passiert hatte – oder jedes Mal, wenn das Mittagessen für ihren Magen schwer zu verflüssigen war.

Sashas Arzt veranlasste einen gastrischen Entleerungs-Scan, der bestätigte, dass sie tatsächlich an einer Gastroparese litt. Ich empfahl eine Sanfte Ernährung für den Gastrointestinaltrakt mit mäßigen Mengen von Ballaststoffen (s. Kapitel 12) und ermunterte sie dazu, kein rohes Gemüse, keine Kleiekräcker und mit Ballaststoffen angereicherte Getreideprodukte mehr zu essen. Ich empfahl drei fettarme Mahlzeiten und eine Zwischenmahlzeit pro Tag, zwischen denen jeweils vier Stunden liegen sollten. Ich animierte Sasha dazu, die meisten Ballaststoffe über reifes Obst ohne Schale, Vollgetreideprodukte von weicherer Konsistenz (wie Instant-Haferflocken oder Naturreis) und gekochtes Gemüse oder Gemüsesuppen zuzuführen.

Sasha ging es hinsichtlich des Blähbauchs, der Übelkeit und des Erbrechens mit der Sanften Ernährung für den Gastrointestinaltrakt viel besser und sie konnte ihre Symptome oft wochenlang unter Kontrolle halten, vorausgesetzt, dass sie selbst die Kontrolle über ihre Mahlzeiten hatte. (Wenn sie auf Reisen war, war das schwieriger.) Doch schon sehr bald begann sich ihr alter Erzfeind – die Verstopfung – wieder unangenehm bemerkbar zu machen. Weniger Ballaststoffe und weniger grobkörnige Nahrung besserten ihre Blähbeschwerden und die Übelkeit, führten jedoch zu Stuhlträgheit; Sasha hatte nun nur jeden zweiten Tag Stuhlgang. An den Tagen dazwischen gingen sehr viel mehr Winde ab. Die Bedürfnisse ihres oberen und ihres unteren Verdauungstrakts standen zueinander in Konkurrenz und herauszufinden, wie man beiden gerecht werden konnte, würde ein wahrer Balanceakt werden.

Sashas Gastroenterologe und ich arbeiteten weiter mit ihr an einem Gleichgewicht ohne Beschwerden. Ihr Arzt verordnete ihr Magnesium in verschiedenen Formen und Dosierungen als mildes Abführmittel (s. Kapitel 7 und 14), bis er herausfand, welches am besten wirkte, und ich unterstützte sie darin, die Arten von Obst und Gemüse zu sich zu nehmen, die wegen ihrer abführenden Wirkung für eine superschnelle Passage sorgten, wie etwa mit Pflaumensaft angereicherte Smoothies, Salate aus gekochten Roten Beten und Gemüseburger mit pürierter Avocado. Wie viele Menschen, die mit einem chronischen Magen-Darm-Leiden zu tun haben, muss Sasha vorausplanen, damit passende Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten zur Verfügung stehen, mit deren Hilfe sie ihre Symptome unter Kontrolle halten kann.

Ab und zu ist Sasha von ihren Einschränkungen frustriert und beschließt, sich alles zu gönnen, was sie essen möchte, damit sie sich wieder „normal“ fühlen kann. Wenn sie das macht, bezahlt sie es teuer mit Blähbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen. Doch meistens hält sie sich an ihren Plan und es geht ihr gut. Ihr Arzt hat ihr Prokinetika angeboten, die ihr mehr Spielraum bei der Auswahl ihrer Ernährung geben könnten, doch im Augenblick, sagt Sasha, würde sie lieber versuchen, allein durch die Ernährung mit ihren Symptomen zurechtzukommen. Wenn sich das einmal ändert, weiß sie, dass sie ein paar medikamentöse Alternativen hat, mit denen sie es versuchen kann.

Dyssynergie im Bereich von Abdomen und Zwerchfell (APD, von engl. abdomino-phrenic dyssynergia)

Dyssynergie ist ein allgemeiner Begriff, der eine Störung des Zusammenwirkens zusammengehörender Funktionseinheiten, etwa von Muskelbewegungen eventuell aufgrund fehlerhafter Nervensignale, beschreibt. Es gibt verschiedene Arten von Dyssynergie, die sich auf das Verdauungssystem auswirken können. Eine davon verursacht sehr typische Blähbeschwerden, die vom Magen ausgehen (und eigentlich auch vom Dünndarm). Sie wird im englischsprachigen Raum als abdomino-phrenic dyssynergia, etwa Abdomino-phrenische Dyssynergie bezeichnet, und wir nennen sie ab jetzt APD.

Ist Ihr Magen leer, hat er etwa die Größe einer Faust. Doch der Magen kann sich erstaunlich ausdehnen und eine sehr große Menge an Nahrung, etwa das Volumen von einem Liter, auf einmal aufnehmen. Da der gefüllte Magen in der Bauchhöhle immer größer wird, muss sich ein Muskel, das Zwerchfell (Diaphragma), das direkt über der Bauchhöhle liegt, heben, um Platz für den sich ausdehnenden Magen zu machen. Aus demselben Grund sollen sich auch die Muskeln der Bauchwand etwas entspannen.

Im Falle einer APD hebt sich das Zwerchfell nicht wie vorgesehen; es kann sich sogar genau dann nach unten in die Bauchhöhle schieben, wenn Magen und Dünndarm sich mit Nahrung zu füllen beginnen und Platz brauchen, um sich auszudehnen. Gleichzeitig beginnen sich die Muskeln, die die Bauchdecke stützen, übermäßig zu entspannen. Sie essen zum Beispiel vielleicht gerade eine Kleinigkeit – sagen wir, einen Müsliriegel – und die Muskeln der Bauchwand dehnen sich so stark aus, wie Sie es beim Verzehr einer kompletten Feiertagsmahlzeit erwarten würden. Infolgedessen drücken der mit Nahrung gefüllte Magen und der Dünndarm nach außen gegen die Bauchwand, die sich nun auf eine so übermäßige Weise entspannt hat, dass es zu einer Auswölbung kommt. Das Ergebnis ist ein sehr ausgeprägter, aufgetrieben aussehender Bauch, der dem einer schwangeren Frau ähnelt.

Eine APD kommt bei Menschen mit Angststörungen und Depressionen vergleichsweise häufiger vor. Zwar können Männer und Frauen an einer APD leiden, doch junge Frauen sind unverhältnismäßig oft davon betroffen. Frauen, in deren Anamnese schwere Angststörungen, ein anderes seelisches Trauma, sexueller Missbrauch und/oder Essstörungen zu finden sind, entwickeln eventuell mit größerer Wahrscheinlichkeit eine APD als andere Menschen. In manchen Fällen – nicht in allen – geht eine APD auch mit einer Dyssynergie der Beckenbodenmuskeln einher, durch die es zu Verstopfung kommt, Darmgase nur schwer entweichen und Stuhl unter Schwierigkeiten, nur durch Beugen nach vorn, starkes Drücken und mit großer Anstrengung abgesetzt werden kann. Das kommt daher, dass zur Defäkation (Stuhlentleerung) Druck in der Bauchwand benötigt wird, damit genügend Kraft entsteht, um den Stuhl nach außen zu transportieren. Eine übermäßig entspannte Bauchwand kann dieses Maß an Druck nicht aufrechterhalten. Mehr über die Verstopfung durch eine Dyssynergie des Beckenbodens erfahren Sie in Kapitel 7.

Das Blähgefühl bei APD

Bei der APD kommt es zu der Art von Blähbeschwerden, die am meisten einem schwangeren Bauch ähneln. Oft beginnen sie im Abdomen ziemlich weit oben und zeigen sich als Schwellungen im Dreieck unter dem Brustkorb mit einem gleichmäßig gerundeten, angefüllt aussehenden Bauch darunter. Diese Art von Blähbauch kann buchstäblich wie ein „Nahrungsbaby“ aussehen. Der geblähte Bauch ist im Allgemeinen nicht gespannt oder straff.

Ein weiteres Charakteristikum der APD ist das gelegentliche Auftreten einer Art Rille, die aussieht, als habe sie sich absichtlich direkt unter dem Brustkorb gebildet, bevor sich der geschwollene Bauch vorwölbt. In unserer Praxis sehen wir diese Art am häufigsten bei schlanken jungen Frauen, die Selfies mitbringen, die sie nach dem Essen gemacht haben, auf denen ein sehr aufgeblähter, wie schwanger aussehender Bauch zu sehen ist, der im Widerspruch zu ihrem ansonsten schmalen Körperbau steht.

Ein weiterer spezifischer Aspekt von Blähbeschwerden durch eine APD ist, dass sie sogar durch Wassertrinken oder relativ kleine Nahrungsportionen ausgelöst werden können. Alles, was in den Magen und den Dünndarm gelangt – Essen, Flüssigkeiten oder Luft –, kann zu Blähbeschwerden führen, obwohl deren Schwere sicher auch von der Menge der Mahlzeit (oder des Getränks) abhängt sowie von der Beschaffenheit der Nahrung selbst. Voluminöse, ballaststoffreiche Mahlzeiten führen bei Vorliegen einer APD zu einer ausgeprägteren Aufblähung als dichtere von weicherer Konsistenz. Meistens beschreiben Menschen die Blähbeschwerden durch eine APD eher als unangenehm (und psychisch quälend) und nicht als deutlich schmerzhaft.

Eine APD diagnostizieren

Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie an einer APD leiden könnten, ist es hilfreich, ein Foto von Ihrem Blähbauch zu machen, wenn er am schlimmsten ist und es zum Termin bei einem Gastroenterologen mitzubringen, denn möglicherweise haben Sie dann gerade keinen, und ohne Foto kann er die Symptome nur aufgrund Ihrer Beschreibung nicht beurteilen. Auch wenn viele Ärzte allgemeinen Klagen über Blähbeschwerden ablehnend gegenüberstehen mögen, werden Sie mit größerer Wahrscheinlichkeit ernst genommen, wenn Sie ein Foto des charakteristischen „Schwangerschaftsbauches“ vorlegen können.

Klinische Untersuchung

Zur Diagnose einer APD gehört normalerweise eher die körperliche Untersuchung durch einen Arzt als objektive Kriterien, wie sie zum Beispiel durch Labortests ermittelt werden. Ein Arzt könnte bei einer Untersuchung Ihres aufgeblähten Bauchs feststellen, dass er sich relativ „hohl“ anfühlt – das heißt, nicht mit einer Menge Essen oder Gas gefüllt ist, die zum Schweregrad der sichtbaren Vorwölbung passen würden. Ihr Arzt könnte sich Ihre mitgebrachten Fotos ansehen, die zu verschiedenen Tageszeiten gemacht wurden – beim Aufwachen, nach einem Frühstück und/oder nach anderen Mahlzeiten im Laufe des Tages. Vielleicht gibt er Ihnen in der Praxis auch eine kleine Menge zu trinken, um zu sehen, ob sich die erwartete sofortige übermäßige Aufblähung des Bauches als Reaktion auf die geringe Flüssigkeitsmenge provozieren lässt.

Anorektale Manometrie

Dabei handelt es sich um eine Untersuchung, mit der Ärzte die Funktion der Beckenbodenmuskeln – der Muskeln, die für die Defäkation, den Stuhlgang, verantwortlich sind – beurteilen und die auch genutzt werden kann, um das Vorliegen einer APD feststellen. Diese Untersuchung wird als anorektale Manometrie bezeichnet. Dabei schiebt der Gastroenterologe eine dünne Sonde (ca. 10 cm weit) in den Enddarm, an deren Spitze sich ein aufblasbarer Ballon befindet. Die Sonde verfügt über Drucksensoren. Durch die Sonde wird ein wenig Luft eingeleitet, um den Ballon aufzublasen, und Sie werden gebeten, Ihre Muskeln im Laufe des Tests nach Aufforderung anzuspannen, wie für den Stuhlgang zu pressen oder sie zu entspannen. Dabei wird gemessen, ob die an der Defäkation beteiligten Nerven und Muskeln ordnungsgemäß funktionieren.

Manche Ärzte machen noch einen zusätzlichen Schritt, um festzustellen, ob eine APD vorliegt; sie untersuchen, wie sehr sich Ihr Bauch während der Manometrie aufbläht, als Reaktion auf die Einleitung von ein wenig Luft oder wenn Sie pressen, als würden Sie versuchen, Stuhl abzusetzen. Manche Ärzte machen das, indem sie eine Hand auf Ihren Bauch legen, um zu fühlen, wie stark sich der Bauch wölbt. In unserer Praxis stellt der Gastroenterologe mithilfe eines Maßbandes fest, um wie viele Zentimeter Ihr Bauchumfang während der Untersuchung zugenommen hat. (Unter normalen Umständen sollte er so gut wie nicht zunehmen.) Doch hier kommt die klinische Beurteilung eines Arztes ins Spiel; gegenwärtig gibt es keine objektiven Kriterien dafür, inwieweit eine Zunahme des Bauchumfangs noch als normal und ab wann sie als nicht mehr normal gilt. Von daher sucht man sich am besten einen Arzt, der mehr Erfahrung mit der APD hat. Solche Ärzte erkennen eine APD leichter, wenn sie sie sehen.

Eine APD behandeln

Die APD gehört nicht zu den Krankheiten, die besonders gut erforscht sind, und zurzeit gibt es keine alleinige Behandlung nach Goldstandard dafür. Gegenwärtig wird sehr individuell behandelt und im Allgemeinen werden mehrere Methoden kombiniert: Medikamente, Ernährungsumstellung und Physiotherapie.

Die medikamentöse Behandlung bei APD

Oberflächenaktive Medikamente

Da alles, was den Magen füllt – auch Gas und Luft, die geschluckt wird –, Blähbeschwerden auslösen kann, die mit einer APD einhergehen, verringern Medikamente, die große Gasblasen in klitzekleine Bläschen zerteilen, das Ausmaß der Aufwölbung Ihres Bauches. Diese Medikamente werden als oberflächenaktive Mittel bezeichnet. Freiverkäufliche Arzneimittel mit dem Wirkstoff Simeticon wie zum Beispiel Lefax oder Sab simplex können hilfreich sein, insbesondere, wenn man sie eher vor dem Essen als nachträglich einnimmt. Weniger Gas bedeutet weniger Völlegefühl und das bedeutet, einen weniger aufgetriebenen Bauch. Oberflächenaktive Medikamente werden nicht in den Blutstrom aufgenommen, sie verbleiben vielmehr im Verdauungstrakt. Daher sind sie ausgesprochen sicher und werden gut vertragen, selbst bei regelmäßigem Gebrauch über eine lange Zeit. Bei einigen meiner APD-Patienten ist die Einnahme vor jeder Mahlzeit üblich.

Medikamente, die die Nervensignale anpassen

Die APD ist eine Funktionsstörung von Nervensignalen, die zu einem geblähten Aussehen führt. Daher können bei manchen Menschen Medikamente helfen, die jenen anormalen Nervenreflex unterbrechen, der eine übermäßige Muskelentspannung der Bauchdecke bewirkt. Zu den Präparaten dieser Kategorie gehören diejenigen, die zur Behandlung von anderen Störungen bei einem Reizdarmsyndrom (RDS) und funktionellen gastrointestinalen Leiden eingesetzt werden (Ihr Arzt sollte sie kennen), manche Antidepressiva und manche neurologischen Medikamente. Es erscheint zwar paradox, doch bestimmte Muskelrelaxanzien mit dem Wirkstoff Baclofen (im deutschen Sprachraum unter den Handelsnamen Lebic (D), Lioresal (D, A, CH) vertrieben sowie Generika (D, CH); Anm. d. Übers.) scheinen manchen Menschen auch zu helfen. Da alle diese Medikamente Nebenwirkungen haben können, sollten Sie Risiken und Nutzen mit Ihrem Arzt besprechen.

Physiotherapie und Biofeedback

Physiotherapie in Kombination mit einer Biofeedback-Therapie (der Elektromyografie [EMG]) kann zur Stärkung einer schwächeren Bauchwandmuskulatur und zur „Umschulung“ der an der Verdauung beteiligten Nerven und Muskeln eingesetzt werden. Beim Biofeedback befestigt ein entsprechend ausgebildeter Therapeut eventuell Sensoren an den Bauchmuskeln und leitet Sie dann zu einer Reihe von Übungen an, mit denen Sie diese Muskeln entspannen und anspannen. Führen Sie sie nach Anweisung durch, erzeugen die Sensoren entweder eine grafische Darstellung auf einem Videobildschirm oder ein akustisches Signal – etwa eine besondere Art von Piepton –, wodurch Sie sich eine normalerweise unbewusste Muskelfunktion bewusster machen können.

Dann leitet er Sie zu verschiedenen Bewegungen und Kontraktionen an, die auf eine Erhöhung der Muskelspannung abzielen. Wenn Sie die gewünschte Reaktion zeigen, wird dies auf dem Bildschirm sichtbar oder in Form einer bestimmten Tonhöhe hörbar. Dadurch erfahren Sie, ob Sie die jeweilige Übung richtig gemacht haben und können die Bewegung weiter üben, bis Sie sie besser kontrollieren können. Oft bekommen Sie Übungen für zu Hause, um den Muskel zu stärken und Spannung und Tonus aufzubauen.

Die Behandlung einer APD durch die Ernährung

Die Ernährung kann die einer APD zugrunde liegenden Ursache, einen anormalen Darmmuskelreflex, nicht heilen, trotzdem kann die Veränderung Ihrer Ernährungsgewohnheiten dazu beitragen, die Blähsymptome und den aufgeblähten Bauch zu verringern.

Essen für einen flacheren Bauch

Auf eine Ernährungsweise umzusteigen, die Nahrungsmittel von weicher Konsistenz umfasst, heißt, dass Sie kleinere, weichere Mahlzeiten anstatt größere, feste zu sich nehmen und kleine Mengen Flüssigkeit anstatt große trinken, um die Ausdehnung des Magens sowie das Erscheinungsbild des Blähbauchs zu verringern. Flüssigkeiten und feste Mahlzeiten/ Zwischenmahlzeiten getrennt voneinander zu sich zu nehmen, ist auch hilfreich.

Ein Frühstück kann sich zum Beispiel über die Dauer von zwei Stunden erstrecken, wobei Sie immer nur jeweils ein paar Bissen essen und Kaffee oder Tee in kleinen Schlucken trinken, damit der Magen im Laufe der Mahlzeit die Möglichkeit hat, sich zu entleeren. Sie können einen Tee oder ein anderes Getränk über eine oder zwei Stunden hinweg trinken, bevor Sie zu Mittag essen, bei dem Sie sich eventuell zwei Stunden Zeit für ein Sandwich von weicher Konsistenz oder ein Sushi nehmen. Vielleicht gibt es einen kleinen, weichen Imbiss am Nachmittag – eine Banane oder einen Joghurt – und dann eine Pause bis zu einem langsamen, gemächlichen Abendessen. (Sie können die Mahlzeit auch nach der Hälfte unterbrechen und später weiteressen, anstatt ein oder zwei Stunden lang am Tisch zu sitzen!) Verteilen Sie Ihre Nahrungszufuhr auf diese Weise, sollten Sie keine Probleme mit Hungergefühlen bekommen. Wenn Sie übermäßig hungrig sind, können Sie Ihre Portionen unmöglich unter Kontrolle halten und langsam essen, und rasch verschlungene große Mahlzeiten führen bei Vorliegen einer APD mit Sicherheit zu schlimmen Blähbeschwerden.

Wenn Sie mit einem gestörten Essverhalten zu kämpfen haben – entweder sehr eingeschränkt essen oder esssüchtig sind – ist es wichtig, dass Sie sich um Ihre Essstörung kümmern, damit es zu einer deutlichen Verbesserung der Blähbeschwerden kommt. Viele meiner Patienten, die sehr kalorienreduziert essen, versuchen, den Magen mit großen Mengen kalorienfreier Flüssigkeiten oder großen Portionen von kalorienarmem Gemüse zu füllen. Dieses Verhalten verschlimmert das Erscheinungsbild des Blähbauchs durch eine APD, denn dieser vollgefüllte Bauch braucht lange, um sich zu entleeren, und sieht in der Zwischenzeit sehr gebläht aus. Die chronische Esssucht wirkt sich ähnlich aus, da sie zu einem ernsthaft überfüllten Bauch führt, der Stunden braucht, um wieder leer zu werden und dazwischen sehr gebläht aussieht. Eine chronische Esssucht kann auch insofern einen „Trainingseffekt“ für die Muskeln der Magenwand haben, als sie sich infolge des regelmäßig übervollen Bauches reaktiv entspannen und sich jedes Mal, wenn Sie essen, auch wenn es normal große Mahlzeiten sind, nahezu automatisch auf eine übermäßige Ausdehnung einstellen. (Die Physiotherapie kann dazu beitragen, diese Muskeln zu stärken und neu zu trainieren, doch das führt nur dann zum Erfolg, wenn das zugrunde liegende esssüchtige Verhalten aufhört).

Beispiel eines Essensplans bei APD

Kaffee oder Tee langsam über eine Stunde hinweg in kleinen Schlucken trinken: 6.30 bis 7.30 Uhr

Das Frühstück über zwei Stunden hinweg ausdehnen: 8.00 bis 10.00 Uhr

Flüssigkeitshaushalt in kleinen Schlucken auffüllen: 10.30 bis 12.00 Uhr

Ein kleines Mittagessen über ein bis zwei Stunden hinweg ausdehnen: 12.30 bis 14.30

Flüssigkeitshaushalt in kleinen Schlucken auffüllen: 15.30 bis 17.00 Uhr

Kleiner, weicher Imbiss: 17.00

Ein kleines Abendessen über ein bis zwei Stunden hinweg ausdehnen: 18.30 bis 20.30

Die Auswahl von Nahrungsmitteln aus der im vorigen Abschnitt über die Gastroparese (sowie ausführlicher in Kapitel 12) beschriebenen Sanften Ernährung für den Gastrointestinaltrakt ist die beste Möglichkeit, die Dehnung des Magens zu verringern und seine Entleerung zu beschleunigen – was beides dazu beiträgt, das geblähte Erscheinungsbild einer APD unter Kontrolle zu halten. Im Gegensatz zu der bei einer GP empfohlenen Ernährungsweise kann die Ernährung bei APD jedoch flüssiger sein. Blättern Sie zu Kapitel 12, wenn Sie mit diesem Kapitel fertig sind; dort finden Sie mehr praktische Ratschläge, auf welche Grundnahrungsmittel Sie sich konzentrieren können und auf welche Sie eher verzichten sollten, weil Sie Ihnen Probleme bereiten können.

Die Veränderung der Konsistenz Ihrer Nahrung und die Verringerung der Menge, die Sie auf einmal zu sich nehmen, wirken sich bei einer APD hinsichtlich des Ausmaßes der Blähbeschwerden oft deutlich aus. Da die Gasbildung im Bauch jedoch ebenfalls zu einer übermäßigen Ausdehnung der Bauchmuskulatur führen kann, finden es manche Menschen hilfreich, die Menge an stark fermentierbaren (Darmgase bildenden) Nahrungsmitteln – wie etwa Bohnen, Rosenkohl und Ballaststoffriegel – ebenfalls einzuschränken. Wenn Sie an einer APD leiden und das Gefühl haben, dass Gas zu Ihrem Blähbauch beiträgt, versuchen Sie es einmal damit, Ihre täglichen Nahrungsmittel mit den Listen der stark FODMAP-haltigen Nahrungsmittel in Kapitel 13 abzugleichen. Stellen Sie fest, dass viele Ihrer Grundnahrungsmittel und Zwischenmahlzeiten für unterwegs unter diese Kategorie fallen, versuchen Sie, einige davon durch FODMAP-arme Alternativen zu ersetzen und schauen Sie, ob das hilft.

Bye-bye Blähbauch

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