Читать книгу Schattenspieler - Tanja Kohl - Страница 8

Ein weiteres für mich sehr ungewöhnliches Erlebnis war die Geschichte mit Chilli, einem eineinhalbjährigen Labradorrüden.

Ich hatte Chili bereits vier Wochen im Training zum Blindenführhund und er entwickelte sich sehr gut. Es gab allerdings ein Problem. Wenn Chilli im Freilauf war, veränderte er sein Wesen und stellte seine Ohren komplett auf Durchzug. Es war nicht die Tatsache, dass er die Kommandos nicht beherrschte, es war irgendetwas anderes, das spürte ich deutlich. Als ich mit einer Freundin telefonierte, gab sie mir den entscheidenden Hinweis.

Nachdem sie sich die Geschichte von Chilli angehört hatte, hatte sie das Gefühl, dass dieser Hund aufgrund seiner Namensgebung die Arbeit als Blindenführhund nicht machen konnte. Der Name Chilli passte eher zu einer Hündin und nicht zu einem großen und kräftigen Labradorrüden wie ihn. Das Interessante dabei war, dass ich mich sofort wieder an meinen ersten Gedanken erinnerte, als ich damals Chilli angekauft hatte: Chilli ist doch kein Name für so einen stattlichen Rüden.

Ob jetzt mein Gedanke das Verhalten beeinflusste oder der Name ihm nicht gefiel, werde ich nicht mehr herausfinden. Was allerdings sehr erstaunlich war, ist die Tatsache, dass, nachdem ich Chilli in Sam umgetauft hatte, er von der ersten Minute an auf diesen neuen Namen hörte, und zwar besser als je zuvor. Er kam ab diesem Zeitpunkt immer sofort angelaufen, wenn ich ihn rief, und ignorierte nicht mehr meine Rufe.

Ja, ich kann jeden Leser verstehen, der jetzt denkt, das gibt es doch gar nicht.

Das hätte ich vor diesem Erlebnis auch gedacht, aber genauso war es.

Es gibt einfach Hundenamen, die in keiner Weise zum Hund oder zu dessen Aufgabe passen und das wirkt sich energetisch aus, und zwar immer.

Sam absolvierte dann auch in sieben Monaten seine Ausbildung zum Blindenführhund und bestand anschließend mit seinem sehbehinderten Besitzer eine umfangreiche Gespannprüfung in einer Großstadt. (Gespannprüfung ist eine Prüfung eines Hundefachmannes, der an den Wohnort des sehbehinderten Kunden kommt, um bei einem Testlauf mit dem Führhundgespann festzustellen, ob die beiden gut zusammen arbeiten und sicher von A nach B kommen.)

Eine sehr spannende Erfahrung auf meinem Weg zur bewussten Hundeausbildung.