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Am Sonntagvormittag rief das St. Vincents Hospital in der Federal Plaza an – Larry Hershel sei vernehmungsfähig. Am frühen Nachmittag betraten Milo und ich die Intensivstation der Klinik.

Es ist nicht so sehr der Geruch nach Krankheit und Tod, der mir jedes Mal Beklemmungen verursacht, wenn ich eine Intensivstation betrete. Auch nicht das Ticken, Blinken und Rauschen, das einen praktisch aus allen Ecken ansprang – es sind die Erinnerungen. Erinnerungen an so viele Menschen, die ich im Lauf meines Berufslebens schon auf Intensivstationen besuchen musste: Schwerverletzte Verbrecher, ihre Opfer, und manchmal leider auch Kollegen.

Durch ein Sichtfenster spähten wir in Hershels Zimmer hinein. Zwei Krankenpfleger machten sich an seinem Bett zu schaffen. Einer gab uns durch eine Geste zu verstehen, uns einen Augenblick zu gedulden. Für Sekunden sah ich den verbundenen Beinstumpf Hershels.

„Er hat nichts mit dem Sprengstoff zu tun, jede Wette‟, sagte Milo. Ich wettete nicht. Hershels Vorstrafenregister war typisch für einen Berufsverbrecher. Der Mann lebte seit seiner Jugend von Einbruch und Diebstahl. Oder auf Staatskosten. Insgesamt hatte er schon vier Jahre im Gefängnis verbracht. Eine lange Zeit für einen Achtundzwanzigjährigen.

Die Tür öffnete sich, die beiden Pfleger kamen heraus. „Sie können.‟ Nacheinander betraten wir das Zimmer. Es war sehr warm darin. Hershel war nur bis zur Hüfte mit einem Leintuch zugedeckt. Mit einem mürrischen Ausdruck im unrasierten Gesicht blinzelte er uns entgegen.

In Manhattan sah man seit zwei Tagen fast mehr Uniformierte auf den Straßen, als Zivilisten. Der Chef des Police Departments hatte sämtliche Officers für den Einsatz gegen die Terroristen abkommandiert. Kein New Yorker Cop befand sich noch in Urlaub. Das Sonderteam arbeitete auf Hochtouren. Niemand versprach sich allzu viel Hershels von Vernehmung. Sie gehörte zur Routine und musste erledigt werden.

„Ich sag nichts.‟ So begrüßte er uns. „Nicht ohne meinen Anwalt.‟

Er sah schlecht aus: Eingefallen und verschrammt das Gesicht. Der kahlgeschorene Schädel eine riesige Brandwunde und mit einer Art Fettgaze bedeckt. Auch Oberkörper und Arme übersät von hässlichen Brandwunden. Es stank nach Eiter und altem Blut.

„Das würde ich mir überlegen.‟ Milo ging sofort zum Angriff über. „Wir werden Sie nämlich nicht nur wegen versuchten Mordes vor Gericht stellen, sondern auch wegen Terrorismus und Zugehörigkeit zu einer terroristischen Organisation, die den Umsturz unserer freiheitlichen Ordnung plant ...‟

„Seid ihr übergeschnappt?‟ Auf dem Monitor konnte ich beobachten, wie Hershels Herzfrequenz anstieg. Er hätte gern geschrien, aber mehr als ein Krächzen brachte er nicht zustande.

„... das geht vor ein Bundesgericht, Hershel.‟ Milo zeigte sich unbeeindruckt. „Wenn Sie mit uns zusammenarbeiten, könnten Sie es in die Freiheit schaffen, bis Sie vierzig werden. Eventuell.‟

„Terroristische Organisation? Umsturz?‟ Hershel hob den Kopf aus den Kissen und staunte uns an. „Ihr spinnt ja total! Ich wollt mal sehen, ob es in einem leeren Wochenendhaus nicht was zu holen gibt. Weiter nichts.‟

„Ich weiß, Sie hatten in den letzten Tagen keinen Kopf, um in die Zeitung zu gucken.‟ Ich zog die New York Post aus der Tasche und entfaltete sie so, dass Larry Hershel die Schlagzeile lesen konnte. Ich hatte sie mitgenommen, um ihm ein bisschen Dampf zu machen.

„Weißer Widerstand zur Befreiung von Gottes eigenem Land.‟ Hershel las murmelnd. „... Bombe tötet Schuldirektor vor seinem Haus ...‟ Seine Augen wurden immer größer.

„Tja, Hershel.‟ Ich steckte die Zeitung wieder in die Tasche. „Und eine starke Woche zuvor wolltet ihr einen farbigen Chirurgen in die Luft sprengen. Der Mann hatte Glück, und Sie einen kleinen Arbeitsunfall.‟

„Ihr seid ja wahnsinnig ...‟ Larry Hershel ließ den Kopf in die Kissen fallen. Er bekam es mit der Angst zu tun. „Ich bin ein ganz solider Einbrecher, ich schwör’s euch ...‟

Er begann zu reden. Nicht ein einziges Mal verlangte er mehr nach seinem Anwalt. Sogar, dass er Richards mit der Waffe bedroht hatte, gab er zu.

„Ich hab die Häuser am Strand ein paar Tage beobachtet. Am Freitag hab ich einen Pick-up auf dem Zufahrtsweg gesehen. Oder war’s der Donnerstag ...?‟

„Ein blauer Toyota?‟ Milo zog sein Notizbuch heraus.

„Keine Ahnung, war dunkel. Als der Karren vor dem Haus des Schwarzen hielt, stiegen zwei Kerle aus. Hab mich dann verdrückt.‟

Ein blauer Pick-up in Benson Hurst, ein blauer Pick-up in Coney Island – das reichte für eine öffentliche Fahndung. Zwei Stunden später wusste jede Patrolcar-Besatzung im Stadtgebiet von New York City, dass wir einen blauen Toyota Pick-up suchten. Und am Montagmorgen stand es in allen Zeitungen.

Sammelband 3 Thriller: Neue Morde und alte Leichen

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