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Kapitel 13 (Heather Simms)

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Unruhig wälzte ich mich von einer Seite zur anderen. Meine innere Anspannung machte es mir unmöglich, auch nur für kurze Zeit Schlaf zu finden. Die gleichbleibende Dunkelheit in meinem Gefängnis hatte mein Zeitgefühl mittlerweile völlig außer Funktion gesetzt. Ich konnte beim besten Willen nicht sagen, seit wie vielen Stunden ich in diesem Raum eingesperrt war. Waren es zwölf? Fünfzehn? Oder war schon ein ganzer Tag vergangen? Hätte man mir verraten, dass ich in diesem Moment meine achtunddreißigste Stunde im spärlich möblierten Gästezimmer dieses Mannes verbrachte, so hätte ich es wahrscheinlich nicht geglaubt. Ohne Tageslicht und ohne regelmäßigen Schlaf hatten Angst und Anspannung die kleinen Rädchen meiner inneren Uhr in Rekordzeit zerstört.

Immer wieder kreisten meine Gedanken um meinen Vater. Dieser Mann musste Daddy abgrundtief hassen. Was konnte er dem Fremden nur angetan haben? Und warum regelten die beiden ihre Probleme dann nicht direkt miteinander, wie man es von erwachsenen Männern doch wohl erwarten konnte? Ich setzte mich aufrecht hin. Ein Kredit. Ja, das musste es sein. Dad hatte diesem Mann einen Kredit verweigert, weil er keinerlei Sicherheiten besaß. So etwas kam häufig vor und Dad hatte schon öfters erzählt, wie erbost und aggressiv manche Bankkunden auf die Ablehnung ihres Antrages reagierten. Aber er hatte doch auch nur seine Vorschriften. Er konnte doch schließlich nicht jedem dahergelaufenen Typen, der gerade knapp bei Kasse war, Geld in den Rachen schieben. Wenn der Mann am Telefon doch wenigstens mit meinem Vater gesprochen hätte, dann hätte man sicherlich einen Weg gefunden.

Ich stand auf und ging zu dem Tablett auf dem Tisch hinüber. Meine Augen hatten sich mittlerweile wieder gut an die Dunkelheit gewöhnt. Neben mehreren belegten Broten stand ein Teller mit Suppe, die mittlerweile kalt war. Ich griff nach einem Sandwich und biss nach kurzem Zögern hinein. Ich hatte keinen Hunger und eigentlich wusste ich selber nicht genau, warum ich das tat. Vielleicht war es einfach die Ungewissheit, wann ich das nächste Mal etwas zu essen bekommen würde. Das Käsesandwich schmeckte ziemlich trocken und ich spülte den Bissen mit einem Schluck Orangensaft herunter.

Was ging in diesem Moment wohl in meinen Eltern vor? Die beiden waren wahrscheinlich völlig fertig mit den Nerven. Mum hatte mit ihren Tränen wahrscheinlich schon einige Packungen Taschentücher durchnässt und Dad würde schier endlose Kilometer in seinem Wohnzimmer zurückgelegt haben. Meine Gedanken wanderten zu Peter weiter. Er musste wahnsinnig sein vor Angst. In den letzten Monaten war er zu einem der wichtigsten Menschen in meinem Leben geworden; er hatte mir Halt gegeben, wenn es mir nicht gut ging; hatte mich aufgebaut, wenn ich am Boden war. Was hätte ich alles dafür gegeben, ihn in den Arm nehmen zu können, seine Nähe zu spüren.

Eine Träne kullerte über mein Gesicht. Vor gut einer Woche hatten wir gemeinsam drei kleine Wohnungen besichtigt. Peter lebte mit einem Kumpel zusammen in einem winzigen Apartment der Studios, ich selbst hatte ebenfalls zwei Mitbewohnerinnen. Es war schwer, nach den Drehtagen in gemütlicher Zweisamkeit zu entspannen, wenn ständig andere Menschen um einen herumturnten. Wir hatten zwar beide unsere eigenen Zimmer, aber das war trotzdem etwas völlig anderes, als eine eigene Wohnung.

In North Hollywood glaubten wir, vor einer Woche die passenden vier Wände für unsere gemeinsame Zukunft gefunden zu haben: ein ruhig gelegenes Häuschen in einer Seitenstraße. Von außen hatte es keinen wirklich guten Eindruck hinterlassen. Wir wollten schon resigniert weiterzufahren, aber im letzten Moment hatten wir uns doch dazu entschieden, die Wohnung zu besichtigen. Und wir waren nicht enttäuscht worden. Die Zimmer waren klein, aber hell und frisch renoviert. Ich war total begeistert von der Wohnung gewesen, aber da wir noch zwei weitere Besichtigungstermine vereinbart hatten, war es noch zu keinem Mietvertrag gekommen. Innerlich hatte ich mich aber schon auf diese Wohnung fixiert und richtete sie in Gedanken schon gemütlich ein. Ich träumte bereits davon, im Sommer auf dem kleinen Balkon zusammen mit Peter zu frühstücken, doch diese Träume waren wie Seifenblasen zerplatzt. Wenn ich den Menschen, die mir am meisten bedeuteten, doch nur sagen konnte, dass es mir gut ging und dass mir nichts geschehen war. Noch nicht…

Ich hörte das Schließgeräusch der Tür und ging mit schnellen Schritten zu meinem Bett zurück. Die Tür wurde aufgestoßen. Ich kniff die Augen zusammen, als das Licht in den Raum einfiel. Die scheinbare Ruhe, die ich in den letzten Minuten zu spüren geglaubt hatte, war wieder verschwunden. Angst und Unsicherheit legten sich wieder wie ein dichter Schleier um mich. Das Zittern meines Körpers nahm zu, als der Mann den Raum betrat und auf mich zukam. Meine Augen ruhten auf dem schnurlosen Telefon in seiner Hand und ich atmete tief durch.

Westside Blvd. - Entführung in L.A.

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