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Beispiel 4: In Psalm 72 mehrt Sabas Gold Salomos Ansehen (7. Jahrhundert v. Chr.)

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In Psalm 72 unterscheidet man zwischen einem Grundpsalm (Verse 1–17a)49 aus vorexilischer Zeit50 und späteren Nachträgen. Die uns besonders interessierenden, auf Saba bezogenen Verse 8–11 zählt Erich Zenger nun – neben V. 15 und 17b – mit guten Gründen zu einer nachexilischen Bearbeitung des Grundpsalms; denn sie verlassen mit der Einbeziehung der Völker den im Übrigen auf Israel51 und den Kosmos52 bezogenen Rahmen.53

Schauen wir uns den Psalm genauer an, so wird er durch die Überschrift (V. 1a) als Gebet Davids für seinen Sohn Salomo eingeführt. Liest man den Psalm unter dieser Überschrift, so erscheint er wie ein Testament, in dem der alte Vater David für seinen Sohn Salomo bittet; er entwirft dabei implizit für ihn ein kleines Regierungsprogramm. Der Psalm und die Geschichte Salomos, wie sie 1. Könige 3–10 beschrieben wird, passen so gut zueinander, dass sie sich gegenseitig interpretieren können.54

Wie sieht nun das in ein Gebet gekleidete fiktive Testament Davids für seinen Sohn im Einzelnen aus? Ich möchte vier Abschnitte des Psalms unterscheiden. Im ersten Abschnitt V. 2–5 und V. 12–14 geht es – und zwar an erster und wichtigster Stelle! – um Gerechtigkeit und Frieden, um den Schutz der Armen, die Rettung „der Kinder der Besitzlosen“ und um Befreiung von Unterdrückung und Gewalt. Im zweiten Abschnitt V. 6f. und 16 sorgt der König für die Fruchtbarkeit des Landes. In alle diese auf seine Tätigkeit in Israel bezogenen Wünsche, Erwartungen und Aufgaben für den König sind nun im dritten Abschnitt in V. 8–11.15 und 17b auf die ganze Welt bezogene universalistische Aufforderungen eingefügt; in diesen Versen ist der König nicht wie zuvor in den auf Israel bezogenen Teilen der Aktive, Gebende, sondern er wird im universellen Kontext zumeist als Empfangender gesehen. Aus aller Welt kommen sie zu ihm: vom Meer und vom Euphrat, aus der Wüste, von den Enden der Erde und den Inseln des Meeres bringen sie ihm Geschenke. Sie alle, die ihn glücklich preisen, sollen in ihm Segen finden (V. 17b). Der Besuch der Königin von Saba erscheint wie ein anschauliches Beispiel für das, was hier gesagt ist! Das Land Saba wird dann auch ausdrücklich im Psalm selbst genannt, und zwar in V. 15a ganz im Sinne unserer Erzählung: „man gebe ihm Gold aus Saba“.55

Allerdings ist diese Gabe nach V. 10 nicht ganz freiwillig. Da heißt es zwar, dass die Könige von Tarschisch (ein mythischer Ort, der am Ende des Meeres und der Welt liegt) und von den Inseln „Geschenke bringen“, aber im parallel strukturierten Nachsatz dieses Verses, im sogenannten parallelismus membrorum der hebräischen Dichtung, wird von den Königen von Saba und Seba gesagt, dass sie „Tribut entrichten“ sollen. Salomo erscheint hier eher wie ein mächtiger Achämenidenkönig, der die „Geschenke“ der Welt als ihm zustehender Tribut in Empfang nimmt. Wie das aussieht, wenn z.B. die Völker der Welt zum Fest des neuen Jahres dem Achämenidenkönig Darius ihre „Geschenke“ alias ihren Tribut darbringen, kann man noch heute am monumentalen Treppenaufgang zum königlichen Empfangssaal in der alten persischen Hauptstadt Persepolis in Stein gehauen sehen!

Das Rätsel der Königin von Saba

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