Читать книгу Das Rätsel der Königin von Saba - Ulfrid Kleinert - Страница 32

2. Sabas Königin als Folie für die Weisen aus dem Morgenland

Оглавление

Sowohl für Jesus als auch für seine Hörer als auch für die Verfasser und Leser der alten Sammlung der Sprüche Jesu9 als auch für Matthäus und für die Gemeinde, an die sein Evangelium adressiert war, gilt: jeder wusste, was gemeint war, wenn von der Königin des Südens, die zu Salomo kam, erzählt wurde. Während Jesus direkt auf die Geschichte Bezug nimmt, gibt es eine andere neutestamentliche Überlieferung, in der sie nur indirekt, als Hintergrund, eine Rolle zu spielen scheint.

Diese Überlieferung findet sich nur in den Vorgeschichten des Matthäusevangeliums. „Vorgeschichten“ werden jene Überlieferungen genannt, die den Berichten vom erwachsenen Jesus vorgeschaltet sind. Sie finden sich nur im Matthäus- und Lukasevangelium und stehen dort jeweils in den ersten beiden Kapiteln des Evangeliums. Ihr Thema ist – in deutlich voneinander unterschiedener Weise – die Geburt Jesu sowie deren Vor- und Nachgeschichte. Bei Lukas findet die Geburt während eines Aufenthalts von Maria und Josef, die beide aus Nazareth stammen, anlässlich einer Volkszählung in Bethlehem statt. Bei Matthäus hingegen sind Maria und Josef in Bethlehem zu Hause, müssen aber nach der Geburt Jesu nach Ägypten fliehen und bei ihrer Rückkehr Bethlehem meiden; sie finden nach der Rückkehr aus Ägypten in Nazareth ein neues Zuhause.

In Matthäus 2,1–12 nun findet sich, als Vorgeschichte, die Überlieferung von den Weisen aus dem Morgenland. Die Weisen kommen wie die Königin von Saba von weither. Sie werden zwar nicht von der Kunde der Weisheit eines fernen Königs, aber doch von einem Stern, der seine Geburt ankündigt, wie magisch angelockt, ins weit entfernte Israel zu kommen. Wie die Königin führt sie ihr Weg nach Jerusalem, der Stadt des großen Königs Salomo und seines Vaters David. Dort können und wollen sie den neugeborenen König zwar nicht mit Rätselfragen prüfen, um ihn nach bestandener Prüfung in höchsten Tönen zu loben. Aber sie können und wollen dort das Kind „anbeten“. Und sie bringen Geschenke mit, die sich sehen lassen können. Diese Geschenke sind nicht prinzipiell andere als die, welche die Königin zu Salomo brachte; denn es sind Gold, Weihrauch und Myrrhe.10

Weil es sich bei den Weisen – wie bei der Königin – um drei verschiedene Gaben handelt, hat man darauf geschlossen, dass es „drei“ Weise gewesen sein müssten.11 Und weil die Geschenke so prächtig waren, wurden aus den Weisen Könige, die damit auch ihrem Stand nach Sabas Königin nahe kommen.12 Und noch etwas verbindet beide Geschichten. Wir haben im vorigen Kapitel gesehen, dass die Königin von Saba als eine Vorläuferin und ein Exempel für die Wallfahrt der Völker zum Zion angesehen werden kann. In Psalm 72 und in Jesaja 60 kommen Heiden aus aller Welt nach Jerusalem – im Psalm, um dem König Israels zu huldigen, beim Propheten Tritojesaja, um den Gott Israels anzubeten. Diese Wallfahrt zum Zion schwingt mit in der Erzählung von den Weisen aus dem Morgenland; denn auch für die Weisen ist es eine Pilgerreise mit dem Ziel, anbetend dem vom Sternenhimmel angekündigten neugeborenen König zu huldigen.13

Soviel zu den Hinweisen auf die Verwandtschaft der beiden Geschichten, der einen aus dem Alten Testament und der anderen aus dem Neuen Testament. Diese Verwandtschaft ist in der christlichen Theologie- und Kunstgeschichte immer wieder zum Ausdruck gekommen.14 Sie drückt ein bis in unsere Tage herrschendes Muster der Bestimmung des Verhältnisses der beiden Teile der Bibel – des Alten und Neuen Testaments – zueinander aus. Man meinte, in Geschichten des Alten Testaments sei vorgebildet, was im Neuen Testament in Jesus Christus in Erfüllung gegangen ist. Entsprechend wird Sabas Königin zum Vor-Bild und zur Vorläuferin der Weisen aus dem Morgenland.

Trotz allem Verbindenden dürfen aber die Unterschiede zwischen beiden Erzählungen nicht übersehen werden. Ich möchte sie deutlich markieren. Ein entscheidender Unterschied liegt schon im spezifischen Interesse von Matthäus 2. Matthäus geht es nämlich im Zusammenhang seines Evangeliums anders als in der Erzählung von den Weisen selbst nicht so sehr um die Königin von Saba als Folie für die Weisen, sondern ihn interessiert vor allem König Herodes als Gegenbild zu Jesus, dem kommenden Messias. Matthäus stellt in der von ihm überlieferten Erzählung mit großem Geschick zwei völlig verschiedene Könige einander gegenüber: den herrschsüchtigen und grausamen erwachsenen Herodes und das königliche Friedenskind Jesus. Jesus wird in der Konzeption des Matthäusevangeliums auch nicht mit Salomo verglichen, sondern mit Moses. Ist Jesus dem Mose zu vergleichen, so Herodes dem Pharao. Moses und Jesus waren beide von Geburt an bedroht, der eine durch Pharao, der andere durch Herodes. Beide wären als Kinder der herrschenden Macht zum Opfer gefallen, wenn ihnen nicht Gott auf wundersame Weise beigestanden hätte. Moses wurde als Neugeborener vor den pharaonischen Mördern aller männlichen neugebornen Israeliten versteckt und im Schilf des Nil ausgesetzt; dort fand ihn, wie von Gott gesandt, ausgerechnet Pharaos eigene Tochter, nahm ihn als Kind auf und zog ihn mit Hilfe einer Amme, die seine eigene Mutter war, groß.15 Das neugeborene Jesuskind wurde vor den herodianischen Kindermördern durch das entschlossene Handeln von Männern gerettet, die ihren ihnen von Gott gesandten Traumbotschaften folgten. Die einen, nämlich die Weisen, mieden auf ihrem Rückweg Jerusalem, so dass Herodes Mörder zu spät kamen; der andere, nämlich Josef, nahm seinen Sohn Jesus und seine Frau Maria und floh mit ihnen, bevor Herodes Mörder zuschlagen konnten; er floh ausgerechnet nach Ägypten, so dass Jesus im Matthäusevangelium wie Moses aus Ägypten kommt, bevor er wie dieser in Gottes Namen öffentlich auftritt.16

Matthäus ist also in der Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland mehr an der Parallele des Gegensatzes zwischen Jesus und Moses einerseits und Herodes und Pharao andererseits, weniger aber an der Parallele zwischen der Königin von Saba und den Weisen aus dem Morgenland interessiert.

Andere Unterschiede zwischen Jesus- und Sabageschichte lassen sich aber auch als bewusster Kontrast zu ihr interpretieren. Denn anders als die Königin sind die Weisen nicht in der Hauptstadt Jerusalem, am Sitz des herrschenden Königs, an ihrem Ziel; sie müssen diese Stadt auf ihrem Rückweg sogar ausdrücklich meiden. Die Weisen suchen auch eine andere Weisheit als die eines Rätsel lösenden Salomo. Jesu Weisheit ist nicht mit Reichtum und Pracht verbunden wie bei Salomo. Von Schriftgelehrten erfahren sie, ihr Ziel könne nicht die Hauptstadt Jerusalem, sondern müsse der zu Unrecht als klein und als unbedeutend geltende Ort Bethlehem sein; auch der Stern zeigt es ihnen: er führt sie nach Bethlehem zum Haus der Maria und des Josef und bleibt über dem Kindlein stehen.17

Und noch ein dritter Unterschied muss genannt werden. Er legt nahe, dass die Weisen wohl nicht als aus Saba kommend gedacht sind. Von Jesus haben wir gehört, dass Sabas Königin die „Königin des Südens“ genannt wird. Und in der Tat: das sabäische Reich liegt weit südlich von Israel. Die Weisen aber kommen aus dem „Morgenland“; und das „Morgenland“, in dem morgens die Sonne aufgeht, liegt im Osten. Die „Weisen“ heißen griechisch magoi, also Magier. Sie sind antiker Tradition gemäß üblicherweise in Persien zu Hause.18 Sie verstehen viel von Astrologie und wissen die Sternzeichen zu deuten. Sie mögen also viel mit der Königin von Saba gemein haben, nicht aber ihre Herkunft und nicht ihr Ziel.

Am Ende der Geschichte der Weisen zeigt sich auch, dass sie nichts mit einer Macht zu tun haben wollen, die in Herrscherhäusern gilt. Deshalb meiden sie bei ihrer Heimkehr Herodes’ Palast; sie ziehen „auf einem anderen Weg wieder in ihr Land“.19 Das hatte Sabas Königin nicht nötig.


Exkurs Bildbeschreibungen

Nikolaus von Verdun schmiedet die schwarze Madonna (um 1181)

Auf dem großen emaillierten Altar, den Nikolaus von Verdun um 1181 für die in der Nähe von Wien gelegene Klosterneuburger Stiftskirche geschmiedet hat, verbindet er nicht nur Sabas Königin mit den drei Königen, deren Schrein im Dom zu Köln in seinen Längsseiten anschließend sein Werk wurde. Er soll auch der erste gewesen sein, der sie als schwarze Madonna gestaltete.20 Ministranten gleich umgeben sie zwei Diener, die in schwarzen Kästen die (kultischen?) Gaben der Königin präsentieren. Die drei bilden ein analoges Trio zu den Königen über ihnen.21 Salomo auf seinem Thron entspricht dem über ihm in der Krippe liegenden Christuskind. So ist schon im Alten Testament vorab gebildet, was im Neuen Testament erfüllt ist,22 mehr noch: das Alte Testament weist über das Neue Testament hinaus auch auf die Zeit der Kirche, in der in der Gestalt der Saba=Maria=Kirche23 Salomo=Christus gehuldigt und ihm Gaben gegeben werden.

Dass die schwarze Frau und der weiße Mann gleich groß und auf einer Ebene nebeneinander dargestellt werden, zeichnet ihr biblisch begründetes gleichberechtigtes Verhältnis zueinander angemessen nach. Die rechten Hände von Saba und Salomo sind gestaltet mit gestrecktem Zeigefinger und entgegengestreckter offener Hand, sie sind wie Herausforderung und Annahme, wie Frage und Antwort aufeinander bezogen. Die Königin gibt die Rätsel auf und der König löst sie.

Die lateinische Umschrift der Szene lässt aber noch weitere Deutungen zu. Während die Übersetzung des ersten Wortes („misticat“), während also die Bedeutung des Verbs der Umschrift strittig ist, sind die anderen Worte eindeutig: „in donis regina fidem salomonis“ meint: „… mit Geschenken die Königin den Glauben Salomos“. Wir müssen also klären, was die Königin mit ihren Geschenken im Blick auf Salomos Glauben macht. Prüft sie ihn, stellt ihn auf die Probe?24 Oder deutet sie mit ihren Gaben hin auf den Glauben Salomos?25 Mir scheint die zweite Übersetzung („misticat“ übersetzt als „darauf hindeuten“) die naheliegendere zu sein, wobei ich den Glauben Salomos als seinen Glauben an den wahren Gott, den Saba am Ende der Geschichte übernehmen wird, verstehe. Ein solches Verständnis legt sich auch dem nahe, der die beiden Stichworte in den Zwickeln des Bildes als vergeistigte Formen der Gaben versteht, die die Königin mitbringt: sie trägt in ihren Schatzkästchen misericordia=Barmherzigkeit26 und timor=Ehrfurcht27 dem König entgegen; es sind Tugenden, die auf den Glauben hinweisen.



Königin von Saba im Chorgestühl des Bamberger Doms (ca. 1370)

Seit dem letzten Drittel des 14. Jahrhunderts thronen sechs Personen auf dem schweren Eichenholzgestühl, das erhöht hinter dem Lettner im Chor den Domherren von Bamberg Platz bot. Sie sind halb lebensgroß, fugenlos aus dem Holz der Seitenwangen herausgearbeitet. Nur zwei der Figuren sind bis heute eindeutig zu bestimmen, nämlich König David mit seiner Harfe am Nordwestende und der mit dem Löwen kämpfende Simson im Südwesten ihm gegenüber. Am Nordostende sitzt lässig-anmutig eine elegant und körperbetont gekleidete schlanke schöne Frau mit sinnlich vollen Lippen, auf ihrem Haupt über einer hohen Stirn eine stattliche Krone. Ihr linker Arm mündet in einer unproportional großen Hand, die schwer auf ihrem Schoß liegt, der Armrücken von einer reibeisenartig im Holz markierten Leiste begrenzt, als sei das Werk des Künstlers an dieser Stelle noch nicht vollendet.28 Die untere Hälfte des rechten Arms fehlt seit Anfang des 20. Jahrhunderts.29 Geht man an ihr vorbei und schaut ihr nach, ist man fasziniert von weichen Schultern, einem stolz aufgerichteten nackt scheinenden und doch bekleideten Rücken30 und vor allem dem dichten vollen langen Haar, das sorgfältig in zwei Zöpfen geflochten den Rücken hinunterfällt und nach rechts geschwungen am Po vorbei auf dem Thron verschwindet.

Der Kundige denkt sofort an die verführerische Lilith oder an die Sulamit des Hohen Liedes Salomos, von der der Verliebte schwärmt: „Das Haar auf deinem Haupt ist wie Purpur, ein König liegt in deinen Locken gefangen.“ (Hhld 7,6)

Das nicht züchtig bedeckt getragene, sondern offen gezeigte, wenn auch geflochtene Haar zeigt, dass es sich nicht um eine königliche Ehefrau handelt, sondern um eine ledige oder verlobte Königin. Deshalb spricht viel dafür, dass der Künstler, als er diese Frau aus dem Chorgestühlholz schnitzte und insgesamt sechs alttestamentliche Personen darstellte, tatsächlich an die Königin von Saba gedacht hat. Die wiederholt erwogene andere Deutung, die in ihr Davids Frau und Salomos Mutter Bathseba erkennt, müsste davon ausgehen, dass Bathseba sich hier noch im Status der Badenden befindet, die David vom Dach des Königshauses beobachtet; aber auch da war sie nicht mehr ledig oder nur verlobt, sondern die Frau des Uria – und noch keine Königin.31

Die Königin von Saba mit dem Wiedehopf (Ende des 16. Jh.)

Sie hat nicht nur zarte beige und braune, graue und grüne, auch rote und blaue Farben. Die safawidische Zeichnung der Königin von Saba mit dem Wiedehopf nimmt auch auf zarte Weise eine Szene der islamischen Vorgeschichte zur Begegnung zwischen Salomo und der Königin auf. Sie könnte mitten im 28. Vers der 27. Sure des Koran spielen32: der Wiedehopf ist bei der Königin angekommen und wirft ihr den Brief nicht einfach zu, sondern verweilt mit seiner Botschaft im Schnabel auf einem Baumstumpf, der zu beiden Seiten frisch ergrünte Zweige treibt. Die Königin, ohne Krone, aber edel gekleidet und unter dem Schatten eines in seinen Spitzen ebenfalls beschnittenen Baumes auf feinen Polstern liegend, schaut zu ihm herüber, mehr versonnen als erwartungsvoll, in sich ruhend, doch durch einen schmalen Wasserlauf, der beider Bäume tränkt, mit dem Wiedehopf verbunden. Eine leise Spannung liegt so über dem Bild, in dessen Mitte über den Kniekehlen der ausgestreckten Beine der Frau einem Bukett gleich ein roter Blumenstrauß wächst. Und, aus der Perspektive des Betrachters, links davon eine Lilie, uns sonst aus den Bildern der Maria vertraut, als Erzengel Gabriel zu ihr kam, die Geburt des Erlösers zu künden.

Was erwartet die vornehme Frau in dem Brief, den der Vogel ihr zeigt? Wird sie ihre Ruhe bewahren, wenn sie des Briefes Inhalt kennt und schließlich bei König Salomo einem Mann begegnet, der ihren Glauben verändert, für den sie aber immer auch die Fremde sein wird?

Vieles noch lässt sich entdecken in dem Bild,33 das einer der berühmtesten Zeichner am Hof von Schah Abbas in seinen letzten Lebensjahren in Quazvin, der alten Hauptstadt im Norden Persiens, gemalt hat. Er soll Bibliotheksdirektor des Schahs gewesen sein.34 Und auch sein Name ist bekannt, obwohl es nicht der als spätere Zutat in die rechte obere Ecke der Zeichnung eingekritzelte ist: er heißt Sadiq, ist 1533 geboren und gegen Ende des 16. Jh. gestorben. In seinem Bild hat er wohl eine Hofdame porträtiert, die vielleicht so wie einst Sabas Königin durch eine Botschaft angestoßen aus ihrer träumerischen Versonnenheit, aus ihrer ruhigen Picknickwelt zwischen Blumen, Bäumen und Bächlein herausgehen, den Sender der Botschaft besuchen und ihm so begegnen wird, dass beider Leben ein anderes wird.

Man wünscht sich, dass die schöne Frau dabei den Zauber bewahrt, der sie in diesem Bild umgibt.



Salomo und Bilquis mit ihrem gelähmten Kind

Der Anfang des 13. Jahrhunderts gestorbene persische Dichter Nizami hat in der zweiten seiner „sieben Geschichten der sieben Prinzessinnen“ unserer Kenntnis nach zum ersten Mal davon erzählt.35 Die Buchmalerei aus Yazd vom Jahre 1444, geprägt vom timuridischen Hofstil der über 100 km entfernten Dichterstadt Shiraz im Südosten Persiens, hat die Szene aufgegriffen.36 Sie handelt nicht von der Pracht der Königshäuser und der Weisheit der Herrscher, sondern vom – nicht nur persischen – Familienalltag. Salomo und Bilqis haben einen gelähmten Sohn. Er liegt mit seinem holzschnitzartig gebildeten kranken Körper vor ihnen auf dem Tisch, die gelähmten Arme und Beine von sich gestreckt. Zugleich liebevoll und besorgt schauen seine Eltern zu ihm herab.

Was nicht auf dem Bild zu sehen, aber bei Nizami nachzulesen ist: sie suchen ein Heilmittel für die Leiden ihres Sohnes. Dem Hinweis seiner Frau folgend fragt Salomo deshalb den Erzengel Gabriel, der Allahs Propheten von Zeit zu Zeit besucht, um seinen guten Rat. Gabriel holt den Rat vom Schöpfer persönlich ein. Der Schöpfer kannte die Weisheit kluger Psychologen von heute schon damals: was Kinder lähmen und sehr krank machen kann, sind Familiengeheimnisse. Zwei „in dieser Welt recht seltene und kostbare“ Dinge seien zur Heilung erforderlich. Es müsse „der Mann der Frau und die Frau dem Mann die Wahrheit bekennen.“ In Bilqis und Salomos Fall sieht das so aus, dass sie gesteht, schon einmal Leidenschaft für einen anderen Mann empfunden zu haben.37 Kaum ist die Wahrheit heraus, streckt ihr Sohn ihr sein bisher gelähmtes Händchen entgegen. Salomo nimmt ihre Wahrheit an.38 Er offenbart, befragt nach seiner Gier, auch seine Wahrheit: „Kein Mensch besaß je solche Schätze und soviel Macht zwischen Himmel und Erde wie ich. Und dennoch bin ich begierig nach noch mehr und blicke heimlich nach den Händen derer, die mich besuchen, um zu sehen, was sie mir mitbringen an Geschenken.“ Kaum sind seine Worte verklungen, „als schon das Leben einströmte in die Beinchen des Kleinen und er vergnügt zu strampeln und zu krabbeln begann.“ Die Geschichte endet mit der tiefen Weisheit, von der alle Eltern aller Zeiten wissen sollten: „Durch die Gnade Gottes war er gesund geworden, weil seine Eltern einander die Wahrheit über sich selbst nicht verschwiegen hatten.“39

Das Rätsel der Königin von Saba

Подняться наверх