Читать книгу Der Trauermantel - Ein Norwegen-Krimi - Unni Lindell - Страница 13

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Bjørn Tore Lønn hauste zurzeit in einer Bretterbude beim Campingplatz Bogstad. Nicht einmal Ester Synnøve hatte gewusst, dass er aus der Wohnung in der Vallegate ausgezogen war. Jetzt war er dorthin unterwegs. Er hatte noch immer den Schlüssel und er wollte sich umziehen und eine Pistole holen, die er für Johnny aufbewahrte. Sein Vermieter, der in der Wohnung unter seiner lebte, hatte gedroht, ihn wegen seiner Mietrückstände anzuzeigen. Es war zu einem Handgemenge gekommen. Bjørn Tore hatte gewonnen.

Er war nicht der erste Bewohner der Bretterbude. Dafür gab es deutliche Anzeichen. Er nahm an, dass sie in der Erdbeersaison von Polen benutzt wurde.

Jetzt galt es, Pläne zu schmieden und sie in die Tat umzusetzen. Die Polizei hatte keine Ahnung, wo Johnny steckte. Sie würden ihn auch nicht finden. Johnny Svendsen sollte spurlos von der Erdoberfläche verschwinden.

Er hatte die Ansprüche seines aufgeblasenen Exschwagers schon längst satt. Das Problem war nur, dass er Geld brauchte, damit sich die halbherzigen Versprechungen, mit denen er Johnny bei Laune hielt, bezahlt machten. Vor ungefähr einem Jahr hatte er angefangen, auf Pferde zu wetten. Anfangs noch moderat, aber zwei Monate zuvor hatte er fünfundsiebzigtausend Kronen gewonnen. Eine Woche lang schwebte er auf Wolken und war außer sich vor Glück, dann setzte er aufs falsche Pferd und alles war verloren. Er hatte Ester nichts von seinem Kontakt zu Johnny erzählt. Er hatte sein schlechtes Gewissen verdrängt, schließlich hatte sie ihm nichts zu sagen. Außerdem hatte er sonst kaum Freunde. Jetzt aber, da Johnny seine Drohungen wirklich in die Tat umgesetzt hatte, sollte dieses Schwein in seinem eigenen Saft gebraten werden. Wut und Trauer durchströmten ihn. Verdammt noch mal, damit würde Johnny nicht durchkommen. Bjørn Tore Lønn hatte seine Schwester sehr geliebt. Sie hatten viele Gemeinsamkeiten gehabt. Stundenlang konnten sie miteinander reden, vor allem über ihre schwierige Mutter. Ester war immer sehr offen zu ihm gewesen. Er hatte versprochen, ihr dabei zu helfen, Markus zurückzuholen. Aber er hatte sie auch davon überzeugen können, dass der Junge es im Moment, so, wie die Dinge nun einmal standen, auf Enger am Besten hatte.

Johnny wollte ihn immer aushorchen. Wollte wissen, wo Ester wohnte. Aber er verriet nichts. Johnny sah schließlich ein, wo die Grenze verlief. In letzter Zeit hatte er ihn deshalb auch nicht mehr so häufig genervt. Ester Synnøve war kein Thema mehr gewesen. Er hatte nicht gesagt, dass sie bei der Post arbeitete oder dass Markus bei den Eltern lebte. Aber er nahm an, dass Johnny das zumindest erraten hatte, seine Tante wohnte ja noch immer über dem Dorfladen. Allerdings wusste Bjørn Tore nicht so recht, ob Johnny Svendsen noch Kontakt zu ihr hatte. Über solche Dinge wurde zwischen ihnen nie gesprochen.

Er hatte beschlossen, der Polizei nichts zu verraten. Johnny könnte ihn immerhin auch verpfeifen, wenn die Sache mit dem Postsack und den Versicherungsgeldern kein Druckmittel mehr war. Der Kerl sollte es nicht so leicht haben. Er würde es sich nicht in einer warmen, hellen Gefängniszelle gemütlich machen können. Johnny Svendsen würde sterben. Er würde sterben, ohne dass jemand das entdecken könnte. Er würde einfach verschwinden, sich schlicht und ergreifend in Luft auflösen. Als Bjørn Tore Lønn vom Mord an seiner Schwester gehört hatte, hatte er keinen Moment daran gezweifelt, wer sie umgebracht hatte. Und er hatte sich geschworen, eigenhändig diesen Mistkerl zu finden, dieses Arschloch Johnny Svendsen, und den Mord an seiner Schwester zu rächen.

Der Trauermantel - Ein Norwegen-Krimi

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