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1. Erfahrungen

Eine wirklich kurze Einführung in die Homöopathie

In der Homöopathie geht es um ein Mittel für einen kranken Menschen, nicht gegen eine Krankheit. Die Krankheit des Menschen (aus homöopathischer Sicht) sind seine Symptome – nicht seine Diagnose und auch nicht die möglichen Ursachen seiner Diagnose.

Dies zu verstehen fällt, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, den meisten Ärzten nicht leicht. Interessanterweise konnten wir in unseren Ausbildungskursen feststellen, dass Frauen eher weniger Probleme mit diesem Krankheitsverständnis haben.

Zum besseren Verständnis (für die Männer?) ein Beispiel: Einem Kind mit der Diagnose „hochfieberhafter Infekt“ wird man nach der Untersuchung üblicherweise ein für Kinder verträgliches fiebersenkendes Mittel geben, das das Fieber runter drücken wird. Das ist sehr übersichtlich. Homöopathisch gesehen hat das Kind zwar auch einen „hochfieberhaften Infekt“. Allerdings gibt es aus homöopathischer Sicht zahlreiche Formen von fieberhaften Infekten.

Da sehen wir z. B. ein Kind, das hochrot ist, das heftig schwitzt, das Fieberfantasien hat und das vielleicht tagsüber mit nassen Haaren aus dem Schwimmbad kam: Belladonna wird ihm helfen.

Oder das Kind, das im kalten Ostwind Schlittschuhlaufen war, und nun plötzlich ein hohes Fieber mit Durst und Angst hat: Aconitum ist sein Heilmittel.

Oder ein Kind, das bei hohem Fieber eine rote Backe hat, sehr gereizt ist und dem es beim Herumtragen deutlich besser geht: Chamomilla beendet den Zustand.

Oder ein extrem schwaches Kind, dessen hohes Fieber zunächst langsam mit Frösteln begonnen hat: Gelsemium ist angezeigt.

Allein für diese vier Fiebersorten mit der Diagnose „hochfieberhafter Infekt“ braucht es vier verschiedene Mittel, die den Körper anregen, das Notwendige für die Heilung zu tun. Das Fieber sinkt dann sozusagen automatisch mit.

Das klingt etwas umständlich, ist aber für jeden einzelnen Menschen spezifisch. Es ist nicht nur hoch effektiv in der Wirkung, sondern auch nebenwirkungsfrei.

Diese große Differenzierungsmöglichkeit nach Symptomen und nicht nach Diagnosen führt dazu, dass es Heilmittel für die Folgen und die Langzeitfolgen von SARS-CoV-2 (und anderen Viren) in der Homöopathie schon immer gab, weil es die Symptome der erkrankten Menschen schon immer gab. Und insofern wird es auch für jede bis heute noch unbekannte Mutation und jedes neue Virus ein Mittel geben, das die Folgen des Infektes durch diese Viren heilen kann.

Soweit diese kurze Einführung in die Homöopathie.

Aller Anfang ist einfach

Homöopathische Mittel regen den Körper an, das Richtige zur Heilung zu tun. Die Symptome zeigen an, welches Heilmittel gebraucht wird. Auch wenn die Mittelsuche über die Symptome manchmal herausfordernd sein kann, so ist es im Prinzip eine klare und gradlinige Sache. Wenn wir dann das richtige Mittel gefunden haben, wird es auch wirken, unabhängig davon, welche inneren Ursachen den Symptomen zugrunde zu liegen scheinen. Natürlich gelingt das Finden des richtigen Mittels nicht immer, es braucht eine gute Ausbildung und viel Erfahrung. Aber selbst wenn wir ein falsches, also unpassendes Mittel geben, so sehen wir im schlimmsten Fall keine Wirkung. Niemals sehen wir jedoch eine Nebenwirkung. Die einmalige Gabe eines homöopathischen Mittels, egal wie es heißt, wird nie dem Menschen schaden können. Einzige Voraussetzung ist, dass keine materiellen Stoffe mehr im Mittel vorhanden sind, die Potenz und damit die Verdünnung also z. B. C 30 oder besser noch C 200 ist. Potenzen unterhalb von D 12 sollten vermieden werden. Von dieser Regel gibt es wenige Ausnahmen (einige „Urtinkturen“), von denen später die Rede sein wird.

Als Schulmediziner haben wir es bei der medikamentösen Behandlung von Folgen von Viruserkrankungen (und natürlich auch den meisten anderen Erkrankungen) viel schwerer: Wir müssen zunächst erforschen, welcher „Fehler“ im Körper vorliegt, der zur Erkrankung geführt hat. Was läuft sozusagen schief im Körper, wenn Long Covid auftritt und nicht mehr weggehen will. Große und teure Forschungsanstrengungen sind notwendig, um – vielleicht – die zugrundeliegende Störung zu finden. Selbst wenn das gelingt, haben wir noch keine Heilmittel, aber jetzt ist immerhin der Ansatzpunkt weiterer Forschung bekannt. Falls eines Tages ein Heilmittel gegen postvirale Erkrankungen gefunden werden sollte, so wird es eines sein, das seine Wirkung nicht ohne Nebenwirkung entfalten kann. Ausführliche und langdauernde Studien sind notwendig, um zu belegen, dass das Medikament mehr Nutzen hat, als es Schaden verursacht.

Sollen wir mit der Behandlung warten, bis es soweit ist? Welche Hoffnung können wir den leidenden Menschen, die zu uns kommen, jetzt geben?

In so einer Situation befand ich mich in den 80er Jahren, als ich gerade meine Zusatzausbildung in der Homöopathie absolvierte. Noch war mir nicht klar, wie das mit den Globuli und den hohen Verdünnungen wirklich funktionieren könnte. Ich hatte selber noch kaum homöopathische Behandlungserfahrungen, und wenn, dann war ich bei meinen ersten Behandlungserfolgen nie sicher, ob es sich um einen Zufallstreffer gehandelt hatte.

In dieser Zeit behandelte ich seit einigen Jahren eine in der Gegend sehr bekannte Frau mit chronischen Kopfschmerzen. Diese traten seit 28 Jahren bei jedem Wetterwechsel auf. In den letzten Jahren und besonders den letzten Monaten waren sie so vernichtend und so viele Tage anhaltend, dass die Patientin trotz Unmengen an Schmerzmitteln die Schmerzen nicht mehr aushalten konnte. Die sonst lebenssprühende und umtriebige Frau verfiel zusehends und lebte nur noch unter dem Schutzschirm von vielen Medikamenten im verdunkelten Zimmer.

Das Erste, was man meist in Homöopathiekursen lernt, ist, die richtigen Fragen zu stellen. Und eine Schlüsselfrage bei allen Patienten lautet: „Was war oder was geschah, bevor Ihre Erkrankung aufgetreten ist?“ Die Antwort meiner Patientin: „Es gab nichts Besonderes! Ich war gerade aus einer Sanatoriumskur zur Nachbehandlung meiner inzwischen ausgeheilten Tuberkulose nachhause gekommen und es ging mir gut, als die Kopfschmerzen begannen und sich dann über die Jahre häuften und verschärften.“ Die Patientin wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass die Tuberkulose und ihre Behandlung eine häufige Ursache von chronischen Kopfschmerzen war.

Das möglicherweise Zweite, was man aus den Kursen mitnahm, war der Hinweis, immer zunächst ein Mittel zu verabreichen, das nicht nur ähnlich zu den Patientensymptomen war, sondern auch etwas mit der Veranlassung der Erkrankung zu tun haben könnte. Es ging also darum, ein für die mögliche ursprüngliche Störung der Gesundheit und ein den aktuellen Symptomen entsprechendes korrigierendes Mittel zu verabreichen.

Mit anderen Worten: Ich brauchte jetzt ein Mittel, das zur Tuberkulose und ihrer Heilung eine Beziehung hatte und außerdem Kopfschmerzen heilen konnte. Und dieses Mittel gab es. Es war Tuberculinum. Mit viel Hoffnung in einer schier aussichtslosen Situation, aber ohne Glauben an einen Erfolg, gab ich Tuberculinum D 200.

Es kam zu einer kaum noch vorstellbaren Verschlechterung der Kopfschmerzen. Ich machte mir Vorwürfe, die Patientin jedoch ertrug die Beschwerden mit bisher unbekannter Gelassenheit. Nach wenigen Tagen verebbten die Kopfschmerzen und kamen für viele Monate nicht wieder.

Dieses „Wunder“ sprach sich schnell rum, und bald konnte ich mich vor Kopfschmerzpatienten in meiner Praxis kaum noch retten. „Leider“ hatte keiner der Patienten als Auslösung der Kopfschmerzen eine Tuberkulose gehabt, Tuberculinum kam also nicht infrage. Da ich ja noch wenig Ahnung von Homöopathie hatte, blieben meine Behandlungserfolge äußerst bescheiden. Ich wusste ja noch nicht, was man sonst noch homöopathisch bei Kopfschmerzen unternehmen konnte.

Ein Jahr später traten bei meiner Patientin die Kopfschmerzen in milder Form wieder auf. Inzwischen hatte ich jedoch weitere Kurse in Homöopathie absolviert und wusste nun, was zu tun war.

Long Covid - und jetzt?

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