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Wenn es nur immer so einfach wäre!

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Was können wir aus dieser alten Geschichte für Long Covid lernen? Tuberkulose wird doch durch Bakterien verursacht, Covid-19 durch Viren. Ist das nicht ein wichtiger Unterschied in der homöopathischen Behandlung?

Nein, nicht wirklich. Ein möglicher Unterschied besteht aus homöopathischer Sicht hauptsächlich in den unterschiedlichen Symptomen, die durch Viren, Bakterien (oder andere Erreger oder auch Giftstoffe) hervorgerufen werden können. Das heilende Mittel wird aufgrund einer Ähnlichkeit der Krankheitssymptome des Patienten mit den Symptomen des Heilmittels (Prüfungssymptome) gewählt (Näheres s. „Kleine Hintergrund-Info“ ab Seite 27).

Allerdings ist zu erwarten und es hat sich auch bestätigt, dass Kopfschmerzen, die nach Tuberkulose auftraten, sehr gut mit Tuberculinum behandelt werden. Ähnliche Kopfschmerzen, die seit einer Influenza bestehen, kann man auch mit Tuberculinum behandeln. Besser wäre aber hier die Behandlung mit Influenzinum, das ja aus dem Auswurf von Grippekranken (und nicht von Tuberkulosekranken) hergestellt worden ist.

Wer von Ihnen schon mein Büchlein über die Selbst-Behandlung von Covid-19 gelesen hat (Angst vor Corona – was man bei Covid-19 selber tun kann), weiß bereits, dass bei Folgen von SARS-CoV-2 Infektionen trotzdem ohne weiteres ein Behandlungsversuch mit Influenzinum gemacht werden kann. Entscheidend ist auch hier die Ähnlichkeit der Krankheitssymptome mancher Influenza Folgeerkrankungen, die in Influenzinum ein Heilmittel finden, mit manchen Covid-19 Folgeerkrankungen, bei denen dann auch Influenzinum hilft.

Im ersten Corona-Jahr hatte ich zunächst nur wenige Patienten gehabt, deren Covid-19 auch nach 14 Tagen noch nicht vorbei war, sondern sogar vier, acht oder noch mehr Wochen anhielt. Zwar meldeten sich auch nach der „ersten Welle“ Menschen, die noch an Spätfolgen von Covid-19 litten, deren Krankheit aber von der Ausprägung und Dauer her gesehen überschaubar war. Entsprechend war die homöopathische Behandlung in manchen Fällen relativ einfach und schnell erfolgreich. Im Laufe des Winters 2020 änderte sich das. Es traten viele Langzeitfolgen von Covid-19 auf, die sehr hartnäckig und nicht einfach zu behandeln waren.

Von den leichteren und den schwereren Long Covid Fällen möchte ich berichten und einen Einblick geben in die Behandlungs- und Heilungsmöglichkeiten durch eine homöopathische Behandlung.

Überraschenderweise fanden sich bei Long Covid, wie schon bei der Behandlung der akuten Covid-19 Erkrankungen, durchaus Fälle, die auch von Laien mit entsprechender Anleitung versuchsweise behandelt werden können.

Mit diesen von der Behandlung her einfachen Fällen möchte ich beginnen.

Ganz einfach ist die Behandlung natürlich, wenn das erwähnte Influenzinum bereits die Folgen von post-viralen Coronabeschwerden beenden kann.

So geschehen bei einer 20-jährigen Frau, die vor sechs Wochen (Nov. 2020) Corona gehabt hatte. Angerufen hatte mich damals ihre Mutter, die berichtete, dass die Tochter bei Corona hauptsächlich unter Husten und mäßiger Atemnot gelitten hatte. Sehr belastend war das vollständige Verschwinden des Geschmacks- und des Geruchsvermögens.

Damals fand keine Behandlung statt. Die Lungensymptome waren bereits nach sieben Tagen fast weg. Jetzt (sechs Wochen nach Beginn) ist sie völlig beschwerdefrei, außer des immer noch stark eingeschränkten Geschmacks- und des Geruchsvermögens.

Die Mutter hatte schon einen Versuch mit Pulsatilla und Natrium muriaticum gemacht, ohne Erfolg.

Das empfohlene Influenzinum C 200 führte dann innerhalb einer Woche zu einer vollständigen Normalisierung. Die Patientin konnte wieder alles riechen und schmecken.

Leider ist dieser beeindruckende Erfolg nicht garantiert. Influenzinum scheint nur in ca. der Hälfte der nicht zu lange dauernden Long Covid Fälle zu wirken. Und auch dann nur, wenn die Covid-19 Erkrankung von ihrer Symptomatik her einer Influenza sehr ähnlich gewesen ist.

So war es auch bei einer 46-jährigen Patientin, die mich im November 2020 konsultierte. Vor sechs Monaten (Mai 2020) hatte sie heftig Corona gehabt. Zwei Wochen mit Husten, Atemnot, Schleimbildung, Erschöpfung, Geschmacks- und Geruchsverlust.

Nach den ersten zwei Wochen sei die Lunge wieder gut gewesen. Auch Geschmack und Geruch seien seither besser, aber immer noch leicht beeinträchtigt. Seit Corona geblieben sei aber die Schwäche und die ständige Müdigkeit. Nicht einmal ein langer Schlaf könne sie erholen. Familie und Beruf würden sie überfordern. Sie war völlig verzweifelt, zumal naturheilkundliche Mittel, auf die sie sich sonst verlassen konnte, diesmal nicht wesentlich geholfen hatten.

Auch diese Patientin hatte eine typische Covid-19 Erkrankung gehabt und war seither nicht mehr richtig gesund geworden. Auch diese Situation erforderte als erste Maßnahme eine Gabe Influenzinum. Die Patientin nahm eine Woche später (das Mittel musste in Österreich besorgt werden) Influenzinum C 200 einmalig fünf Globuli. Nach einer weiteren Woche schrieb sie, dass es ihr insgesamt besser ginge. Nach einer weiteren Woche erreichte mich dann die Nachricht: „Leider wieder ähnlicher Zustand wie vor der Behandlung“.

Jetzt kann man natürlich annehmen, dass nur eine kurze „Placebo-Besserung“ aufgetreten war. So etwas kann vorkommen. Als Homöopath kann man sich dann aber auch fragen, ob das Mittel vielleicht nicht genau genug gepasst hat, und deswegen nur ein vorübergehender oder auch ein Placebo-Effekt zu sehen war. In dem Fall müsste man ein besser passendes Mittel suchen. Man kann sich aber auch überlegen, ob das Mittel zu schwach war, und deswegen nur kurz gewirkt hat. Dann müsste man das Mittel in höherer Potenz wiederholen. Ich entschied mich für letztere Möglichkeit und empfahl der Patientin Influenzinum XM, also eine Zehntausender-Potenz.

Eine Woche nach Einnahme war eine deutliche Besserung eingetreten, nach vier Wochen bestanden anhaltend keine Beschwerden mehr.

Sowohl Influenzinum als auch Tuberculinum sind sogenannte „Nosoden“. Das sind homöopathische Medikamente, die aus Krankheitsprodukten (also z. B. aus dem Hustenauswurf eines mit Influenzaviren Infizierten) hergestellt werden. Man kann Nosoden auch aus virenreichen anderen Substanzen oder erkranktem Gewebe herstellen. Immer haben Nosoden eine direkte Beziehung zum Verursacher der Krankheit. Praktischerweise heißt das, dass man bei jeder Folgekrankheit nach Infektionen mit der Nosode des Erregers einen Behandlungsversuch wagen sollte. In der C 200 einmalig verabreicht sind keinerlei schädliche Folgen zu befürchten.

Und weil das so einfach ist und für Behandler und Patienten gleichermaßen befriedigend, kommen jetzt noch zwei Fälle über Folgen von anderen Viruserkrankungen, die mit der passenden Nosode behandelt werden konnten.

Long Covid - und jetzt?

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