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Zur Einleitung

Zwei Gangster, drei Tote. Beim Geiseldrama von Gladbeck handelt es sich um ein öffentliches Verbrechen und ein Staatsversagen.

Am Morgen des 16. August 1988 überfallen maskiert Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner in Rentford-Nord (Gladbeck) eine Filiale der Deutsche Bank. Der Notruf erreicht die Polizei um 8 Uhr und vier Minuten. Kurz darauf fährt ein Streifenwagen der Polizei sichtbar für die Gangster vor und warnt sie dementsprechend. Sie nehmen die Bankangestellten Blecker und Alles als Geißeln. Sie fordern 300 000 DM in kleinen Scheinen sowie ein 7er BMW als Fluchtfahrzeug.

Vier Stunden später sitzen sie mit ihren Geißeln in einem präparierten Audi 100 und fahren davon.

35 Stunden später. Aus zwei Geißeln werden Dutzende.

Während die Behörden aus Nordrhein-Westfalen und Bremen sich um Kompetenzfragen Gedanken machen, bringen die Gangster vor den Augen Dutzender Einsatzkräfte der Bremer Polizei und mitten in der Stadt einen voll besetzten Linienbus in ihre Gewalt.

Wieder zeigt sich ein Problem: Das gewaltbereite Duo ist unberechenbar, handelt nicht planmäßig, sondern spontan.

Keiner kann die nächsten Schritte voraussehen.

Der Stesslevel steigt von Stunde zu Stunde. Im Bus erschießt Dengowski den 15-jährigen Italiener Emanuel de Giorgi. Verfolgt von Polizei und Medienschar, beginnt für die Insassen des Busses ein Odyssee bis in die Niederlande.

Dort werden alle Businsassen freigelassen, mit Ausnahme der damals 18-jährigen Silke B. und ihrer Freundin Ines V.

Mit ihnen geht die Fahrt weiter nach Köln, wo die Gangster mitten im Stadtzentrum Reportern, darunter den späteren

„BILD“-Chefredakteur Udo Röbel und den heutigen ARD-Moderator Frank Plasberg („Hart aber fair“) umstrittene Live-Interviews geben.

Stunden später kommt es auf der A3 bei Bad Honnef zum Zugriff durch das Sondereinsatzkommando. Beim Angriff auf das Auto stirbt Silke B. – angeblich durch Rösners Waffe.

An dieser Version bestehen heute noch erhebliche Zweifel.

Die polizeilichen Einsatzleiter hatten damals eine gewisse Scheu, Gewalt anzuwenden. Sie reagierten zu spät. Die Medien wiederrum hätten die Täter zu „bösen Popikonen“ stilisiert – so forderte ein Reporter den Verbrecher Dengowski auf, Silke B. die Waffe an den Kopf zu halten.

Wer trägt die Schuld an der Eskalation des Verbrechens?

Wieder einmal niemand!

Es war ein komplettes kollektives Staatsversagen.

Geiseln in Todesangst

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