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Die Heiratspolitik der Fugger Heiraten in die Kaufmannschaft, das Patriziat und den niederen Adel

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Aus der Ehe der Barbara Bäsinger und des Jakob Fugger d. Ä. waren elf Kinder hervorgegangen.

"Aus der weiblichen Umsicht einer altdeutschen Bürgerin fand Barbara neben den Aufregungen des Geschäftes Zeit, um mit sicherer Hand die Erziehung zu lenken". Es sei ihr "altershalber" ein Büchsenmeister, der Barchentweber Georg Pecher, als Pfleger zur Seite gestellt worden. Die Söhne Ulrich, Andreas, Hans, Peter und Georg wurden zu Kaufleuten bestimmt, Marx und Jakob traten in den geistlichen Stand. Die Mutter hatte den Tod der Söhne Andreas, Hans, Marx und Peter zu betrauern, so dass ihr schließlich nur noch die Söhne Ulrich, Georg und der wieder aus dem Kloster Herrieden ausgetretene jüngste Sohn Jakob zur Seite standen.

"Die Töchter galt es zu tüchtigen Bürgersfrauen heranzuziehen". Da Barbara Fugger sehr betagt starb, sah sie noch die Söhne aus der Enge der schwäbischen Maßstäbe herauswachsen durch "Ehrbarkeit, Redlichkeit und Vernunft". Sie erlebte die Wappenverleihung an ihre Söhne durch Kaiser Friedrich m. und verfolgte nicht ohne Stolz deren Beziehungen zur Kurie und die erfolgreichen Transaktionen für das Kaiserhaus.

Bis auf die Hochzeit ihres jüngsten Sohnes Jakob, der sich erst 39jährig ein Jahr nach ihrem Tod verheiratete, sah sie die Verehelichung aller ihrer Kinder. Ihr Einfluss auf die Partnerwahl sollte nicht unterschätzt werden.

Ulrich führte 1479 mit Veronika Lauginger erstmals eine "Frau patrizischen Geblüts in das Haus am Rohr ein". Die Lauginger waren mit den reichsten und vornehmsten Familien verschwägert und besaßen große Landgüter, so z.B. Schloss Wellenburg.

Sie wurden wie die Fugger selbst erst 1538 in das Patriziat der Stadt Augsburg aufgenommen. Die Lauginger waren allerdings ursprünglich von patrizischer Herkunft, "hatten sich aber nach 1368 unter die Zünfte begeben".

Am Martinstag 1486 hatte sich Georg Fugger "mit der edlen und tugendsamen Jungfrau Regina Imhof, Geschlechters und Bürgers in Augsburg ehelicher Tochter, in den heiligen Ehestand eingelassen".

Die Familie Imhof gehörte zu dem in Augsburg eingewanderten Landadel; somit schenkte Regina Imhof "dem Geschlecht eine Stammutter, deren Sippe ursprünglich ritterbürtig war". Dieser Heirat verdankte die Fugger Familie den Anschluss an die "quasi-patrizische Gesellschaft der Mehrer der Geschlechter", deren Mitglied die Imhof waren, durch die patrizische Ehe eines ihrer Angehörigen.

Regina Fugger-Imhof schenkte fünf Söhnen und einer Tochter das Leben. Zwei Söhne, Johannes und Peter, starben als Kinder; ihr zweitgeborener Sohn Marcus starb mit 23 Jahren in Rom. Er war der Nachfolger seines Onkels Marx, eines Bruder seines Vaters, in der Pfründenvermittlung in Rom. In der Hand dieses Sohnes der Regina Fugger entstand eine enorme Pfründenhäufung, die zwar keineswegs dem Bestreben der Kirche entsprach, doch in der Praxis sehr wohl geduldet wurde. Der Jüngling von knapp zwanzig Jahren brachte es immerhin zum Domprobst von Passau und Regensburg, zum Propst von St. German und Moritz zu Speyer, von Neumünster in Würzburg, von St. Stefan in Bamberg, von St. Peter am Perlach in Augsburg. Außerdem wurde er Archidiakon von Heiliggrab zu Liegnitz, Lizentiat des Geistlichen Rechts und päpstlicher Protonotar und Apostolischer Scriptor. Diese Anhäufung war zum Teil auf Kosten derer erfolgt, die sich an Marcus Fugger gewandt hatten, um durch ihn Pfründen zu erlangen. Dabei handelte es sich nicht nur um Ehrenämter, sondern um solche mit einträglichen materiellen Gewinnen. Marcus wird zum "Inbild" dessen, was ein am Heiligen Stuhl einflussreicher Oheim um 1500 vermochte.

Eine glänzende Laufbahn wäre ihm beschieden gewesen, wäre er nicht 23jährig in Rom verstorben, wo er im Jahre 1511 in der Nationalkirche der Deutschen, der St. Maria dell‘ Anima, neben seinem Onkel Marx zur Ruhe gebettet wurde. Ob seine Mutter Regina unter den Trauergästen in Rom war, ist unwahrscheinlich. Der frühe Tod ihres so erfolgreichen Sohnes hatte die seit 1506 verwitwete Mutter schwer getroffen. Sie verwirklichte in Augsburg eine Idee ihres Sohnes, in seiner Probstkirche St. Peter eine Corpus-Christi-Stiftung zu errichten, zu "seinem Trost und Hilfe", also zu seinem Seelenheil. Sie glaubte "nach der heiligen christlichen Kirche Lehre und Unterweisung, dass allen lebendigen und toten christgläubigen Menschen die allermeiste, größte, nützlichste und vollkommenste Hilfe sei das Amt der Heiligen Messe, darin der zarte, würdige Fronleichnam unseres lieben Herrn Jesu Christi und sein rosenfarbenes Blut gehandelt und gewandelt, sein bitteres Leiden und Sterben erneuert, vor dem Angesicht seines himmlischen Vaters aufgeopfert, seine göttliche Gnade gebeten wird und andere gute Werke mit Zierlichkeit, Gottesdienst zu künftigen Zeiten und ewigen Tagen, uns armen Sündern und allen gläubigen Seelen Hilfe und Gnade und Barmherzigkeit mitzuteilen".

Die Seelenämter auf Fronleichnam und am Todestag ihres Sohnes, die von der Pfarrkanzel verkündet wurden, und bei welchen die Armen des Sebastian- Siechenhauses mit "Gottesbrot" für die Teilnahme daran belohnt wurden, waren prunkvoll. Regina Fugger überschüttete die St. Peterskirche mit erlesensten Geschenken: ein karmesinfarbener Samtrauchmantel, Messkleider und Levitenröcke mit dem Doppelwappen Fugger-Imhof, ein seidener Umhang und Perlenkranz für die Monstranz, ein rotsamtenes Korporale, ein seidenes Altartuch, ein geschnitztes und gemaltes Sakramentshaus, eine Fahne, ein Weihrauchfass und ein Ampelschrein aus Messing. Die große Zahl der guten Werke, von Papst und Bischof gebilligt, "sollte die Seele des verstorbenen Kurialen nach dem Wunsche seiner bangenden Mutter aus dem Fegefeuer befreien und ihr zu ewigen Seligkeit verhelfen".

Die von Regina Fugger am 14. Juni 1512 errichtete Corpus-Christi-Stiftung zum Seelenheil ihres Sohnes Marx d.J. und die ausführliche Begründung der religiösen Absichten dieser Urkunde stellt ein klares Bekenntnis zum Wesen der spätmittelalterlich geprägten katholischen Kirche dar. Die Formulierungen dürften kaum von ihr stammen, und sie weisen in allem zeitgenössische Klänge auf, doch zeigen sie sehr deutlich, wie stark sie von dem Wunsche zu solch programmatischem Bekenntnis erfüllt war. Wesentlich ist diese Stiftungsurkunde auf jeden Fall deshalb, weil sie das geistige Milieu kennzeichnet, aus dem die weiteren Söhne, Anton und Raymund, als Kinder der Regina Imhof-Fugger hervorgingen. Anton wurde der künftige Herr der Fuggergesellschaft und Begründer der Antonius-Linie, Raymund Begründer der Raymundus-Linie, wie sie in der Genealogie des Hauses Fugger genannt werden.

Anna Fugger wurde die Ehefrau des Kaufmanns und späteren Chronisten Hector Mülich; dieser war zweifellos ein wohlhabender Mann, der führende Repräsentant der Kramerzunft und damit u.a. Mitglied des Kleinen Rates der Stadt Augsburg. Verwandtschaftliche Beziehungen zu einem weiteren Chronisten und Kaufmann, nämlich Wilhelm Rem, ergaben sich durch dessen Heirat mit Walburga Fugger, der Schwester von Hector Mülichs Ehefrau.

Wurden diese beiden Schwäger Jakob Fuggers vom Geschäft fern gehalten, um ihnen jeglichen Einblick in den Geschäftsgang zu verwehren, so scheint dies bei dem Ehemann der Barbara Fugger, Konrad Meuting (Heirat 1479), genau das Gegenteil gewesen zu sein. Unter den Geschlechtern, die im Jahre 1368 unter die Zünfte gingen, waren auch die Meuting, die patrizischen Ursprungs waren. Aus dieser ehelichen Verbindung seiner Schwester Barbara zog Jakob Fugger den größten wirtschaftlichen Nutzen. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts war die Meuting-Gesellschaft die "größte Augsburger Handelscompagnie". So brachte es diese Heirat mit sich, dass in hohem Maß die Erfahrungen der Meuting-Gesellschaft und deren geschäftliche Verbindun-gen, deren Wert nicht abzuschätzen ist, den Fugger-Brüdern zugutekamen. Konrad Meuting übernahm die Fuggerisc he Vertretung in Antwerpen. Auch die Leitung der Innsbrucker Faktorei und die der Faktorei in Hohenkirchen lag eine Zeitlang in seinen Händen. Die Übernahme der Faktoreien erfolgte zeitweise unter dem Namen Meuting, "was den Fugger-Brüdern in Augsburg umso angenehmer war, als sie mit ihrem eigenen Namen nicht die Aufmerksamkeit auf sich lenkten und ihre Interessen über längere Zeit im Verborgenen blieben". Die große Wertschätzung der Familie seiner Schwester zeigte Jakob Fugger in den äußerst großzügigen Zuwendungen an diese in seinem Testament vom 22. Dezember 1525.

Haben die geschilderten sozialen Verflechtungen schon beeindruckend den ständigen Aufstieg der Familie angezeigt, so kommt es in der nächsten Generation nicht etwa zum Stillstand, sondern zu Verbindungen mit Töchtern und Söhnen aus alten Patriziergeschlechtern, zu Heiraten mit dem niederen Adel im In- und Ausland.

Von den Söhnen Ulrichs und Georgs, die allein Nachkommen hinterließen, gingen nur noch zwei eine Ehe mit Töchtern aus Augsburger Familien ein, nämlich Ulrich H. mit Veronika Gassner, 1525, deren Vater als Finanzbeamter Kaiser Maximilians zur Macht und Einfluss gekommen war, und Anton, Nachfolger des großen Oheims Jakob Fugger, mit Anna Rehlinger, 1527, die aus altem patrizischem Landadel stammte.

Anna wurde zur Stammutter der sogenannten Antonius-Linie des Hauses Fugger von der Lilie. Bei der Geburt des elften Kindes verstarb Anna erst 43jährig am 25. März 1548 in Schwaz. In Babenhausen wurde sie begraben. Anton blieb in seiner großen Trauer Augsburg fern, zumal dort die Vorbereitungen für den Reichstag liefern. Am 24. April 1548 sahen die Fuggerhäuser als "palatium Caesareae Majestatis" ein Ereignis der Habsburgerischen Familiengeschichte: Vor Kaiser Karl V. und König Ferdinand wurde der Ehevertrag zwischen Erzherzog Maximilian II. von Österreichund Karls Tochter Maria, Infantin von Spanien, geschlossen.

Antons jüngste Schwester, Regina, eine vielumworbene Fuggerin, wurde mit Zustimmung ihres Onkels Jakob Fugger des Reichen, 1512 die Gattin des Augsburger

Montanunternehmers Hans Paumgartner, eine glänzende Partie für ihn, die nicht nur ein ansehnliches Vermögen, sondern auch bedeutende geschäftliche Vorteile brachte.

"Gefährlichste Rivalen und Konkurrenten" waren nun miteinander verflochten. Wie eine kleine Notiz besagt, soll Jakob Fugger den jungen Paumgartner "fast (=sehr) lieb gehabt haben". Weiter war für Hans Paumgartner von großer Bedeutung, dass er durch seine Frau Regina der Schwager des zukünftigen Mannes an der Spitze der Fugger-Gesellschaft, Anton Fugger, geworden und somit dem angesehensten Handelshaus Europas verwandtschaftlich verknüpft war.

Die Ehe der Susanne Fugger mit Georg von Stetten, aus der 1426 aus Frankfurt am Main nach Augsburg eingewanderten Linie, löste in der Stadt Augsburg dieselbe große Verwunderung aus wie die schon erwähnte Ehe Ulrichs II. mit Veronika Gassner, da erstens beide Familien bislang verfeindet waren und zweitens die Hochzeiten mit unglaublichem Prunk gefeiert wurden. Zum vornehmen Ulmer Patriziat, nämlich zu Walter Ehinger, wurden verwandtschaftliche Beziehungen durch seine Vermählung mit Veronika Fugger angebahnt.

Verbindungen zu begüterten Rittergeschlechtern entstanden durch die Ehe Sibylla Fuggers mit Marcus Freiherr von Bubenhofen und die der Ursula Fugger mit Ritter Philipp vom Stain zu Jettingen. Diese verwandtschaftlichen Beziehungen boten den Fuggern die Möglichkeit, den auf die geldmächtigen Nichtpatrizier herabschauenden vornehmen Häusern der Reichsstadt den Beweis zu erbringen, dass die ersten reichsritterlichen Familien Schwabens durchaus gewillt waren, eine Tochter aus "neureichem" Hause heimzuführen. Der Vater des Bräutigams, Diepold vom Stain, war in der Markgrafschaft Burgau Lehrmeister Maximilians I. im Waidwerk gewesen, "seine Ehefrau, Anna von Rechberg, war mit dem Adel halb Oberschwabens verwandt".

Das Heiratsgut der Fuggerin betrug fast das Zehnfache dessen, was bei der landsässigen Ritterschaft als üblich galt. Bei der Vermählung im Jahre 1503 waren nicht nur die angesehenen Familien der Reichsstadt anwesend, sondern auch eine große Zahl von Familien des Landadels. König Maximilian selbst habe den Wunsch geäußert, dass die Hochzeit während seines Aufenthaltes in der Reichsstadt gefeiert werden möge. Graf Adolf von Nassau, der den römischen König vertrat, und Herr Niklas von Firmian geleiteten die Braut zum Altar.

Anna, die älteste Schwester der vorgenannten Frauen, wurde 1497 zu Augsburg dem Kammergrafen und Ratsmitglied der Stadt Krakau, Hans Georg Thurzo vonBethlemfalva, verheiratet, einem der bedeutendsten Handelsherren und Unternehmer des Ostraumes. Annas Onkel, Jakob Fugger, hatte diese Beziehung zu den Thurzo mit Bedacht begonnen, um die ungarischen Kupferbergwerke fest in den Griff zu bekommen. Die Familie Thurzo war ein altadeliges Bergherrengeschlecht, das über Leutschau in der Zips nach Krakau gekommen war und 1515 freiherrlich wurde.

Das verwandtschaftliche und geschäftliche Band wurde noch enger geknüpft durch die Vermählung seines Neffen Raymund 1513 in Krakau mit Katharina Thurzo von Bethlemfalva, der Stiefschwester des Georg Thurzo. Katharina war die Schwester des königlichen Statthalters in Ungarn und des Ölmützer Bischofs. Sie wurde die Stammutter der Raymundus-Linie mit dreizehn Kindern.

Die Fugger

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