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Caitanya, Chaitanya m Name eines großen Heiligen und Yogī (1485-1534), auch bekannt unter dem Namen Krishna Caitanya.

Caitanya wurde als zehntes Kind einer Brahmanen-Familie in West­bengalen geboren. Schon als er noch Säugling war, bemerkten seine Eltern, dass er, wenn er einmal weinte, nur durch das leise Singen von Krishnas Namen zu beruhigen war. Aus seiner Kindheit und Jugend wird berichtet, dass Schlangen ihn nicht angriffen und dass er oft auf wundersame Weise geschützt wurde. Nimai (wie er zu diesem Zeitpunkt hieß) studierte auf der Schule mit großem Eifer und wurde alsbald zum geliebten und respektieren Lehrer von Sanskrit und Grammatik.

Mit 23 Jahren begab er sich auf eine Pilgerfahrt nach Gaya, wo einst Gautama Buddha unter dem Bodhi-Baum meditiert hatte. Als Nimai dort Riten für seinen lange zuvor verstorbenen Vater durchführte, hatte er eine überwältigende innere Erfahrung, die sein ganzes Leben verändern sollte.

Ein Asket namens Ishvara Puri, der in der Tradition der bengalischen Bhakti-Bewegung stand und unter den Pilgern war, verstand Nimais Erfahrung, gab ihm das Krishna-Mantra und vermittelte ihm jene Form von Gottesliebe, deren le­bendige Verkörperung Teil seiner Mission sein sollte.

Nimai wurde in der Folgezeit zu einem tief inspirierten, oft ekstatischen Anbeter Krishnas. Sogar während des Unterrichts fiel er oft in Trance und hatte viele spirituelle Erfahrungen. Mit 24 Jahren beschloss er, sich zum Mönch weihen zu lassen, und erhielt von seinem zweiten Guru, Keshava Bharati, den Namen Krishna Caitanya, d.h. (frei übersetzt) derjenige, der Krish­na in den Herzen aller erweckt. In seinem letzten Lebensabschnitt unternahm er viele Pilgerreisen in Begleitung seiner Schüler, und häufig sangen sie in Gruppen von Anbetern gemeinsam Kīrtans zum Lobe Krish­nas.

Caitanya gilt seinen Anhängern als Avatār Krishnas, den er einerseits, als Bhakta, glühend verehrte, andererseits, als dessen Inkarnation, in bestimmten Augenblicken höchster Identifikation in seiner ganzen Herrlichkeit direkt offenbarte.

In einmaliger Intensität verkörperte Caitanya den Bhakti-Yoga und die Praxis des Nāma-Japa, die Wiederholung des heiligen Namens Krishnas. Das Hauptmantra lautete:

Hare Krishna Hare Krishna Krish­na Krishna Hare Hare

Hare Rāma Hare Rāma

Rāma Rāma Hare Hare.

Das Wort Caitanya steht im Sanskrit für Bewusstheit, Wachheit; transzendentes Bewusstsein.

Siehe auch Bhaktivedanta, Swami, Acintya-Bhedābheda-Tattva.

Caitra m Name des ersten Monats im Hindu-Kalender (März/April).

Caitya m die individuelle Seele; Altar, Tempel.

Cakorāsana n die Rebhuhn-Hal­tung.

cakora – Rebhuhn; āsana - Haltung.

Cakra, Chakra n wörtl. Rad, Kreis; Wurfscheibe. Feinstoffliche Energiezentren im Subtilkörper, deren Funktion darin besteht, die sie durchströmende Kraft zu transformieren und zu verteilen.

Nach der Lehre des Tantra gibt es sieben Cakras, von denen sechs entlang der Wirbelsäule im physischen Körper visualisiert werden, wobei sie jedoch tatsächlich einer anderen Ebene angehören, die mit der physischen korreliert. Das siebte, der „tausendblättrige Lotus“, befindet sich über dem Scheitelpunkt des Kopfes.

Die Cakras bilden gleichsam Schnittstellen zwischen dem Körperlichen und dem Psychischen und werden durch das Aufsteigen der Kundalinī, der verborgenen Schlangenkraft, ak­tiviert, was jeweils mit bestimmten Erfahrungen verbunden ist.

Yogīs sahen diese Zentren in ihrer inneren Schau, und so existieren auch bildliche Darstellungen in Form von Lotusblüten mit einer verschiedenen Anzahl von Blütenblättern, die jeweils die Nādis symbolisieren, feine Energiekanäle, welche vom Cakra ausgehen. Im Inneren der Darstellungen finden sich Yantras wie Dreiecke, ferner Keimsilben (Bījas) und auch Tiersymbole.

Die einzelnen Cakras werden detailliert beschrieben unter den Einträgen Mūlādhāra-, Svā­dhish­thāna-, Manipūra-, Anāha­ta-, Vi­shud­dha-, Ājñā-, Sahas­rāra-Ca­kra.

Siehe auch Kundalinī, Kundalinī-Yoga.

Cakrāsana n Rad-Haltung, Brücke.

cakra – Rad, Kreis; āsana - Haltung.

Cakravākāsana n Haltung des Cakra-Vogels.

cakravāka – der Cakra-Vogel; āsa­na – Haltung.

Cakravartin m wörtl. Rad-Herr­scher (cakra-vartin), d.h. jemand dessen Räder (von Kutsche oder Streitwagen) überall ungehindert rollen: ein Souverän, König, Kaiser, Herrscher über ein großes Reich.

Camatkāra m Staunen, Bewunderung; Bewunderung erzeugend. Im Kaschmir-Shivaismus der Augenblick des Erstaunens, wenn der Yogī die Offenbarung des höchsten Shiva-Bewusstseins erfährt.

Auch die Wirkung eines dichterischen Kunstwerks.

Campaka m Name eines Baumes (Michelia Campaka), dessen angenehm duftende gelbe Blüten u.a. für devotionale Zwecke in Girlanden verwendet werden. Südindische Frauen tragen sie gern als Haarschmuck an ihren Zöpfen.

Cāmundā [cāmuṇḍā] f Name einer furchterregenden Form Dur­gās, sie tötete die beiden Dämonen Canda und Munda.

Cānakya [cāṇakya] m berühmter Minister des Königs Candragupta, der ein bekanntes Werk über die Staatskunst und die Moral verfasste.

Candana m oder n Sandel, Sandelholz.

Candā f siehe Candī.

Candāla [caṇḍāla] m ein Kastenloser, geboren von einem Shūdra-Vater und einer Brahmanen-Mutter. Die Candālas hatten einen äußerst niedrigen Rang in der Gesellschaft und waren meist außerhalb der Städte in der Nähe von Verbrennungsstätten angesiedelt, wo sie die Toten für die Bestattung herrichteten.

Candī, Candā [caṇḍī, caṇḍā] f Na­me Durgas, wörtl. „heftig, erzürnt“. Durgā trägt diesen Namen besonders in ihrem Aspekt als Bezwingerin des Asuras Mahisha, den sie erlegte.

Candra m Mond, Mondgott. In der Mythologie ist der Mond gemäß Rigveda aus dem kosmischen Purusha hervorgegangen, während er gemäß den Purānas beim Quirlen des Milchozeans entstand. Den jeweiligen Mondphasen werden Einflüsse auf das menschliche Leben zugeschrieben (siehe Pañ­cāṅga).

Im Hatha-Yoga und im Tantra hat das Wort eine besondere esoterische Bedeutung und bezeichnet eine Stelle am hinteren Gaumendach, von der auf einer subtilphysischen Ebene Amrita, der Nektar der Unsterblichkeit, fließt. Spezialisierte Yogīs sind in der Lage, den Fluss bewusst zu kontrollieren und für die Spiritualisierung des Körpers einzusetzen.

Siehe auch Amrita, Soma, Luna-Yoga.

Candrabhedana-Prānāyāma [prā­ṇāyāma] m Atemübung mit Einatmung durch das linke Nasenloch und Ausatmung durch das rechte.

Candra steht für die Candra-Nādī (identisch mit der Idā-Nādī), den feinstofflichen Kanal, der vom linken Nasenloch ausgeht und durch den der Prāna hindurchzieht (bhedana, Durchstoßen, Hindurchziehen).

Candragupta m Name eines bekannten Königs, der im 4. Jh. v.Chr. die Maurya-Dynastie begründete

Candrakonāsana n Mond-Win­kel-Haltung.

candra – Mond; koṇa – Winkel; āsana – Haltung.

Candravamsha [candravaṁśa] m

die Monddynastie.

Caraka-Samhitā [saṁhitā] f ei­ner der beiden Grundlagentexte des Āyurveda, der klassischen indischen Medizinwissenschaft. Sie geht im Kern vermutlich auf das 2. Jh. zurück, doch kamen größere Teile noch im 8. oder 9. Jh. hinzu. Der Text wurde im wesentlichen von dem Arzt Caraka verfasst, der Material aus dem Agnivesha-Tantra neu bearbeitete, welches vermutlich aus dem 6. Jh. v. Chr. stammt.

Cārvaka m Name eines materialistischen Philosophen im alten Indien. Der Begriff steht auch für seine philosophische Schule, welche die Autorität der Veden sowie die Lehre vom unsterblichen Selbst und einem Leben nach dem Tod zurückwies.

Caturangadandāsana, catur-an­ga-dandāsana n die Vier-Glieder-Stockhaltung, d.h. Haltung auf Händen und Füßen; waagerechter Stock.

catur – vier; aṅga – Glied; daṇḍa – Stab, Stock, auch Wirbelsäule; āsa­na – Haltung.

Caturbhuja m oder adj der Vierarmige, ein Name Vishnus.

Caturtha n siehe Turīya.

Caturvarna [caturvarṇa] m das System der vier Kasten, d.h. Brāhmanas, Kshatriyas, Vaishyas, Shūdras.

Siehe auch Kaste.

Celā [Hindī] m Schüler, der Schüler eines spirituellen Lehrers.

Cetana adj oder n sichtbar, intelligent; Bewusstsein, Geist, Seele.

Cetanā f Intelligenz, Bewusstsein.

Ch... siehe auch C...

Chakra siehe Cakra.

Chandas n Metrik, Verslehre; eine der sechs Wissenschaften des Vedānga. Dabei geht es um die Anzahl und die Länge der Silben eines Verses ebenso um den Wert, der einer Silbe zukommt.

Chāndogya-Upanishad [upani­ṣad] f eine der ältesten Upani­shaden, enthält viele bekannte Mantras und Grundlehren des Vedānta, darunter auch Gedanken über die heilige Silbe Om und den großen Lehrsatz tat tvam asi. Besonders bekannt ist auch das Gespräch zwischen dem weisen Uddālaka Āruni und seinem Sohn Shvetaketu über die kosmische Einheit aller Dinge, die vom höchsten Absoluten erfüllt sind.

Siehe auch Brahman (Abs. 3), Jñā­na-Yoga (Abs. 3), Jyotis.

Chidambaram wichtiges shivaitisches Pilgerzentrum in Tamil Nadu, Südindien, wo Shiva insbesondere in seiner Eigenschaft als Natarāja, Herr des Tanzes, verehrt wird.

Chinmoy, Sri [śrī] indischer Yogī, Musiker, Künstler und Sportler (1931-2007), geboren un­ter dem Namen Chinmoy Kumar Ghose.

Sri Chinmoy wurde insbesondere durch seine Weltfriedensläufe und Rekorde im Gewichtstemmen bekannt. Seine zahlreichen künstlerischen Arbeiten wurden u.a. bei der Unesco in Paris ausgestellt, und er erhielt mehrere Auszeichnungen für sein vielfältiges Wirken.

Seit 1964 lebte er lange Zeit in New York und hielt dort regelmäßig interreligiöse Meditationen in Räumlichkeiten der Vereinten Na­tionen ab.

Chi Yoga [tschi-yoga] m ein von der Schweizer Bewegungspädagogin und Yoga-Lehrerin Lucia Nir­mala Schmidt entwickelter Yoga-Stil, der es sich zum Ziel setzt, den klassischen indischen Yoga speziell an die Bedürfnisse westlicher Menschen anzupassen.

Es werden Flows oder fließende Bewegungsabläufe praktiziert, bei denen eine Übung in die andere übergeht, jeweils begleitet von Ein- bzw. Ausatmung. Dabei entsteht eine Art Meditation in Bewegung, ein Aufgehen im Augenblick, verbunden mit einem Gefühl der Freude.

Chi bedeutet im Chinesischen Energie und Lebenskraft, welche durch die speziellen Übungen harmonisiert und revitalisiert werden soll, was zu Klarheit, Gelassenheit und Wohlbefinden führt.

Christus, Christentum siehe Je­sus als Yogī.

Cinmaya adj aus Bewusstsein (cit) bestehend (maya).

Cintā f Gedanke; Sorge.

Cintāmani [cintāmaṇi] m ein legendärer Edelstein, der seinen Besitzern alle Wünsche erfüllt.

Cit f Bewusstsein. Reines, absolutes Bewusstsein, das nicht von Denken oder Fühlen abhängig ist. Das Brahman wird oft beschrieben als Sat-Cit-Ānanda, Sein, Bewusstsein, Freude.

Citrāngadā [citrāṅgadā] f die Tochter von König Citravāhana und zeitweilig Arjunas Geliebte. Sie wurde zur Mutter seines Sohnes Babhru­vāhana.

Citshakti [citśakti] f Bewusstseinskraft; Bewusstsein als höchste Kraft, die das Universum hervorbringt.

Citta n Geist, Bewusstsein, Gemüt. Der „Geist-Stoff“, aus dem das Denken, Fühlen, Impulse etc. her­vorgehen. Speicher aller ver­gangenen Impressionen, Sam­skā­ras.

Cittashuddhi [cittaśuddhi] f die Läuterung des Citta.

Citta-Vritti [vṛtti] f Welle oder Schwingung im Bewusstsein. Die Stillegung (Nirodha) dieser Wellen wird in Yogasūtra 1.2 als Yoga definiert. Nach Sūtras 5-6 gibt es fünf grundsätzliche Vrittis, die leidlos oder leidvoll sind: richtige Erkenntnis, Irrtum, Einbildung, Schlaf und Erinnerung.

Siehe auch Vritti.

Clerc, Roger ein bedeutender französischer Yoga-Lehrer (1908-1998) und Schüler von Lucien Ferrer, Mitbegründer des Yogas der Energie. Er gab zwei Yoga-Zeitschriften heraus und ist Autor des Buches Grundlagen des Yogas der Energie.

Cohen, Andrew amerikanischer spiritueller Lehrer, Autor und Musiker, geb. 1955 in New York.

Cohen hatte bereits im Alter von 16 Jahren eine Erfahrung „kosmischen Bewusstseins“, die sein Leben veränderte. Sechs Jahre später studierte er asiatische Kampfkünste, Kriya-Yoga und Buddhismus, bis er schließlich im Jahr 1986 den indischen Advaita-Vedānta-Lehrer H.W.L. Poonja kennenlernte und nach einer tiefen inneren Erfahrung zu dessen Schüler wurde.

Nach einiger Zeit trennten sich jedoch die Wege der beiden aufgrund persönlicher Differenzen und Cohen gründete im Jahr 1988 EnlightenNext, eine spirituelle Or­ganisation mit dem Auftrag, eine neue globale Kultur begründen zu helfen.

1991 gründete Cohen die Zeitschrift What Is Enlightenment (dt. Ausg. Was ist Erleuchtung), welche grundsätzliche spirituelle Fragen aufgreift und einen kreativen Austausch im wechselseitigen Dia­log verschiedener Schulen und Traditionen sucht.

Cohen setzt gegenwärtig in seiner Lehre das Ziel, jenseits des Egos das „authentische Selbst“ zu realisieren und dadurch in der Lage zu sein, als Vorreiter an der kollektiven Bewusstseinsevolution der Menschheit mitzuwirken.

Das Yoga-Lexikon

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