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Bis zur Vergiftung meines Hirns

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Aus heiterem Himmel ist Leontes, König von Sizilien in Das Wintermärchen, plötzlich überzeugt, dass seine Frau, Hermione, ihn mit seinem Freund Polyxenes, dem König von Böhmen, betrogen hat. Anders als in Othellos Fall beruht Leontes’ Eifersucht nicht auf einer Intrige, und es gibt in diesem Stück auch niemandem, der ihm fabrizierte Beweise für die Untreue seiner Frau vorlegt – im Gegenteil: Alle versuchen, ihn von seiner eingebildeten Überzeugung abzubringen. Doch Leontes erklärt von vornherein alle für Verräter, die Hermiones Partei ergreifen.

LEONTES

Affekt! Dein Ahnden bohrt zum Mittelpunkt:

Das machst du möglich, was unmöglich schien,

Verkehrst mit Träumen; (Wie kann dies geschehn?)

Mit Schatten, du einbildungsfäh’ge Kunst,

Und bist dem Nichts verbrüdert: Nun, wie glaublich,

Daß du auch Wesen dich gesellst; so ist’s;

(Und das jenseit des Wahnes, und ich fühl es,)

Und das bis zur Vergiftung meines Hirns

Und meiner Stirn Verhärtung. [...]

Auch sonst gab’s, irr ich nicht, betrog’ne Männer;

Und manchen gibt’s noch, jetzt im Augenblick,

Der, grad indem ich sprech, umarmt sein Weib:

Er träumt nicht, daß sie ihm ward abgeleitet,

Sein Teich vom nächsten Nachbar ausgefischt,

Ja, vom Herrn Nachbar Lächler, das ist Trost;

Auch andre haben Tor; und off’ne Tore,

Wie ich, sehr wider Willen. Soll verzweifeln,

Wem sich sein Weib empört, so hängte sich

Der Menschheit Zehntel. Dafür hilft kein Arzt.

Es ist ein kupplerisch Gestirn, das trifft,

Wo es regiert; und mächtig muß es sein

In Ost, West, Nord und Süd: Drum steht es fest,

Für eine Frau ist keine Grenzsperre;

O glaubt’s! Sie läßt den Feind herein, hinaus,

Mit Sack und Pack. Viel Tausend unter uns,

Die diese Krankheit haben, fühlen’s nicht. [...]

Ist Flüstern nichts?

Und Wang’ an Wange lehnen? Nas’ an Nase?

Mit inner’n Lippen küssen? Durch ’nen Seufzer

Den Lauf des Lachens hemmen? (Sich’res Zeichen

Gebroch’ner Ehre:) setzen Fuß auf Fuß?

In Winkel kriechen? Uhren schneller wünschen?

Die Stunde zur Minut’ und Tag zur Nacht?

Und aller Augen blind, stockblind, nur ihre Nicht, ihre nicht,

Um ungesehn zu freveln? Ist das nichts?

Dann ist die Welt und was darin ist nichts,

Des Himmels Wölbung nichts, und Böhmen nichts,

Mein Weib ist nichts, und nichts in all dem Nichts,

Wenn dies nichts ist. [...]

Sei verdammt, wenn du noch zweifelst!

Denkst, ich sei so verschlammt, so verwahrlost,

Mir selbst zu schaffen diese Qual? Die Weiße

Und Reinheit meines Lagers zu besudeln,

Das ungekränkt, mir Schlaf ist; doch befleckt,

Mich sticht wie Nesseln, Dornen, gift’ge Wespen?

Das Blut des Prinzen, meines Sohns, zu schmähen,

Der, glaub ich, mein ist, den ich lieb’ als mein,

Ohn’ überlegten Antrieb? Tät ich dies?

Ist wohl ein Mensch so toll?

(I, 1)

Leontes beauftragt Camillo, seinen Vertrauten, Polyxenes, noch während er zu Besuch in Sizilien ist, zu ermorden. Doch Camillo warnt Polyxenes und flieht mit ihm nach Böhmen. Leontes interpretiert das als Beweis dafür, dass er mit seinem Verdacht recht hatte.

LEONTES

Wie glücklich,

Daß ich so recht gesehn, die Wahrheit traf.

Ach! Irrt’ ich lieber! Wie verdammt bin ich

In diesem Glück! Wohl kann sich eine Spinne

Verkriechen in den Becher, und man trinkt;

Man geht, und spürt kein Gift; nicht angesteckt

Ward das Bewußtsein: aber hält uns einer

Die ekelhafte Zutat vor und sagt uns,

Was wir getrunken, sprengt man Brust und Seiten

Mit heft’gem Würgen: Ich trank und sah die Spinne.

Camillo half dazu und war sein Kuppler:

Ein Anschlag ist’s auf meinen Thron, mein Leben,

Zur Wahrheit wird Verdacht: Der falsche Bube

Den ich bestellt’, war vorbestellt von ihm:

Er hat ihm meinen Plan entdeckt, und ich

Bin ein geäffter Tor für sie, ein Spielball

Für ihre Laune. [...]

Nein, nein; wenn ich mich irre

In diesem Fundament, worauf ich baue,

So ist die Erde selbst nicht stark genug,

Für eines Knaben Kreisel. Fort mit ihr zum Kerker;

Wer für sie spricht, der ist schon deshalb schuldig,

Bloß weil er spricht.

(II, 1)

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