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Wir erreichten den "Devvils Club" in der Bronx. Die zivilen Einsatzfahrzeuge, mit denen wir unterwegs waren, parkten wir unauffällig in einiger Entfernung.

Ich trug ein Mikro am Hemdkragen.

Ein Ohrhörer war zu auffällig.

Aber so würden die Kollegen auf jeden Fall mitbekommen, was los war.

Mister McKee hatte nach anfänglichem Bedenken seine Zustimmung zu meiner Beteiligung an dieser Operation gegeben. Es war riskant - aber das galt für jede Verhaftung eines Angehörigen der Devvilish Demons.

Doch hier ging es noch um etwas anderes.

Mit etwas Glück konnte ich Micky vielleicht zu einer Aussage provozieren, die er gewiss gegenüber keinem noch so raffinierten Verhörspezialisten von sich gegeben hätte.

Von einer Wiederholung vor Gericht mal ganz abgesehen.

"Wir sichern Vorder- und Hintereingänge des Devvils Club", erklärte Clive Caravaggio an mich gewandt. "Trotzdem könnte es sein, dass du im Ernstfall ein paar Augenblicke auf dich allein gestellt bist, Jesse. Wir können schließlich nicht in Mannschaftsstärke hier auftreten, sonst fliegt alles auf. Und selbst ein paar Sekunden können da drinnen vielleicht sehr lang werden!"

"Ich mach das schon", versicherte ich.

Es war kühl.

Ich zog den Reißverschluss meiner Lederjacke hoch. Leider war es nicht die Jacke mit dem Devvilish Demons-Aufdruck.

Ein Unterschied, der den Typen sicher schnell auffiel...

"Kein Kevlar?", fragte Milo.

Meine Kollegen hatten für diesen Einsatz nämlich ihre Weste angelegt.

Ich schüttelte den Kopf.

"Ich könnte ja auch gleich mit der Dienstmarke in der Hand hineinspazieren und fragen, ob jemand was dagegen hat, wenn ich Micky Terasso verhafte!"

Wenig später ging ich auf den Eingang des Devvils Club zu. Die Zahl der Motorräder, die vor dem Billiard Lokal abgestellt waren, hatte sich merklich reduziert.

Ein Großteil der Gang war bei dem Massaker vom Yachthafen in Laurence Harbour ums Leben gekommen. Davon mussten sich die Devvilish Demons erst einmal erholen. Wenn ihnen das überhaupt je gelang, denn die Konkurrenz schlief nicht.

Die Beherrscher der benachbarten Gang-Reviere würden die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen und sich wie hungrige Raubtiere über die Reste der Devvilish Demons hermachen. Das Einzige, was sie im Moment vielleicht noch davon abhielt, war der vage Verdacht, dass jemand sehr mächtiges hinter den Devvilish Demons gestanden hatte. Jemand, mit dem man sich ungern anlegen wollte: Raymond Zapato.

Die Presseberichte über das Attentat im Yachthafen von Laurence Harbour mussten es jedem klar gemacht haben, der sich auch nur ein bisschen dafür interessierte, dass Zapata bei den Demons eine entscheidende Rolle spielen musste.

Schließlich hatten sie Medien ja auch die Namen der Toten veröffentlicht und einer davon war Ernesto Taylor, Zapatas Laufbursche.

Ich betrat das Billiardlokal, sah mich um. Ein nerviger, schräger Gitarrensound surrte im Hintergrund.

Ein paar in Leder gekleidete Mitglieder der Devvilish Demons schoben lustlos einige Billiardkugeln auf den grünen Tischen herum. Die Stimmung schien nahe auf den Nullpunkt gesunken zu sein.

Ich musterte kurz die Gesichter. Die meisten dieser Männer kannte ich nur flüchtig.

In meiner Zeit als aktiver V-Mann bei den Demons hatte ich mich vor allen Dingen an diejenigen unter ihnen gehalten, die ich für wichtig hielt, aber von denen lebte kaum noch jemand.

Micky Terasso sah ich an der Bar umringt von einigen anderen, jüngeren Devvilish Demons.

Ihr Gespräch verstummte. Sie starrten mich an und auch an den wenigen Billardtischen, an denen gerade noch gespielt worden war wurden die kleinen, bunten Kugeln plötzlich zur Nebensache.

"Da ist er ja, unser obercooler Jesse, der G-man Killer", rief Micky Terasso voller Verachtung. Sein Gesicht war eine Maske des Hasses.

Ich trat näher, versuchte so unbefangen wie möglich zu erscheinen.

"Schön, dass dich die Cops so schnell wieder frei gelassen haben, Jesse", meinte der Mann hinter der Bar, ein ziemlich korpulenter Mittdreißiger, der ebenfalls der Gang angehörte.

Sein Schädel war vollkommen kahl rasiert. Dafür reichte ihm der Bart bis zum Brustbein.

"Kaution", sagte ich.

"Unser guter Lunie sitzt immer noch im Loch."

"Ich war schlau genug, dafür zu sorgen, dass man keine Waffe bei mir gefunden hat", erwiderte ich.

Einige Augenblicke lang herrschte ein angespanntes Schweigen, dann ergriff Micky Terasso das Wort.

"Es ist, wie ich euch erzählt habe", erklärte er. "Jesse ist ein Verräter."

"Ach ja?", erwiderte ich. "Für wen hältst du mich? Für einen Cop? Ich habe einen G-man getötet, vergiss das nicht."

"Aber das macht dich nicht über jeden Zweifel erhaben", rief Micky Terasso wütend. "Schließlich gibt es auch noch andere Scheiß-Kerle, an die man uns verraten könnte, nicht nur die Cops." Er atmete tief durch. Sein Gesicht wurde hochrot.

"Dieser Wichser war bei Danilovichs Gefolge. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen", schrie er dann. "Und wahrscheinlich bist du jetzt hierher gekommen, weil du glaubst, dass du dich hier zum Boss aufschwingen kannst. Der große Jesse, der einen G-man gekillt hat. Unsere Kumpels liegen zerfetzt unter der Erde und jetzt denkst du, dass du hier eine große Nummer werden kannst."

Ich lächelte mild.

"Um selbst eine große Nummer zu werden, bist du vielleicht noch ein bisschen zu jung, Micky."

"Eins weiß ich jedenfalls", erwiderte er. "Die Autorität von jemandem wie dir würde ich niemals anerkennen. Du bist für mich ein verdammtes Schwein, Jesse."

"Scheiße, was soll das? Was hast du gegen Danilovich?", rief ich. "Warum tauchst du bei ihm auf und versuchst ihn umzubringen? Als ob wir nicht schon genug Ärger am Hals haben."

"Du warst also tatsächlich dort", stellte der Bartender mit argwöhnischem Unterton fest.

Ich fluchte innerlich. In mir stieg die Ahnung auf, dass ich einen Fehler begangen hatte. Nur hatte ich nicht die geringste Ahnung in welches Fettnäpfchen ich da getreten war.

Danilovich und die Devvilish Demons, das musste ein Kapitel sein, von dem ich noch keine Ahnung hatte.

Ein ratschendes Geräusch ertönte in meinem Rücken.

Jemand hatte eine Schrotpistole mit Pump-Action Automatik hevorgeholt und richtete sie auf mich. Ich drehte halb den Kopf, sah den Typ aus den Augenwinkeln heraus.

"Keine Bewegung, Verräter!"

Zeit gewinnen, dachte ich. Über das Mikro bekamen meine Kollegen alles mit, was in dem Billardlokal gesprochen wurde. Aber sie würden einige Augenblicke brauchen, um den Laden zu stürmen. Ich wollte auf keinen Fall, dass das Ganze in einem Blutbad endete.

"Ich habe wirklich keine Ahnung, was ihr gegen Danilovich habt. Wie ihr wisst, bin ich ja noch nicht so lange bei euch."

"Komisch, er trägt überhaupt nicht unser Emblem auf der Jacke. Ob das irgendwas zu bedeuten hat?", meldete sich einer der Männer zu Wort.

"Leg deine Waffe auf den Tresen!", forderte der Kerl mit der Schrotpistole.

Vorsichtig zog ich die SIG heraus und gehorchte. Mit dem Griff zuerst legte ich sie auf den Schanktisch.

Mit so einer Schrotpistole war es auf die Distanz von wenigen Metern kaum möglich daneben zu schießen. Also hatte ich keine andere Wahl.

Der Bartender nahm die Waffe an sich, betrachtete sie.

"Gutes Modell. Hatte auch mal so eine", knurrte er. "Bist du wirklich Danilovichs Gorilla?"

"Nein", sagte ich, weil ich den Eindruck hatte, dann vielleicht länger am Leben zu bleiben.

"Du lügst!", zischte Micky Terasso.

"Er ist noch nicht lange dabei", meinte einer der anderen.

"Vielleicht hat Danilovich ihn ja hier eingeschleust."

"Möglich", meinte Terasso. Der Junge kam näher. Der Kahlkopf hinter dem Tresen richtete dabei meine eigene Waffe auf mich.

Micky Terasso begann mich zu durchsuchen. Er fand meine Marke und hielt sie triumphierend hoch. Im nächsten Moment rammte er mir seine Faust in den Magen. Ich klappte beinahe zusammen.

"Scheiße, ich habe es mir doch gedacht, ein Verräter, ein G-man!"

"Das ist doch unmöglich", rief einer der anderen Männer.

Der Kahlkopf drückte ab. Ich zuckte zur Seite. Der Schuss aus der SIG zischte dicht an meinem Kopf vorbei. In diesem Moment griffen die Kollegen ein.

Milo, Orry und Clive kamen durch den Vordereingang, aber auch sämtliche Nebeneingänge waren besetzt.

"FBI! Keine Bewegung!", hörte ich Clive.

Der Kerl mit der Schrotpistole wirbelte herum. Orry feuerte. Der Kerl mit der Schrotpistole bekam eine Kugel in die Schulter. Sein Schuss wurde verrissen, ging in die Decke und zerstörte einen Teil der Beleuchtung.

Ein Regen aus Glasscherben ging hernieder. Das Licht flackerte.

Micky Terasso rannte auf einen Nebenausgang zu und erstarrte, als er in die Mündung von Fred LaRoccas Waffe blickte.

Auch der Kerl hinter dem Tresen zögerte eine Sekunde. Er schien zu überlegen, ob er aufgeben oder ein Blutbad anrichten sollte. Mit einem schnellen Kinnhaken nahm ich ihm die Entscheidung ab. Er sackte bewusstlos in sich zusammen.

Ich umrundete den Tresen, steckte meine Waffe wieder ein.

"Alle an die Wand und die Beine auseinander!", rief Clive Caravaggio. Ich wandte mich an Micky Terasso, der mit erhobenen Händen dastand. Fred hatte ihm bereits die Waffe abgenommen. Eine Automatik. Den dazugehörigen Schalldämpfer fand ich einen Augenblick später in seiner Jackentasche. Mit der Waffe war ohne Zweifel vor kurzem geschossen worden.

"Gut, dass du mit dem Ding nicht getroffen hast, Micky", sagte ich, während ich die Handschellen klicken ließ.

"Du Bastard!", schimpfte er.

"Wenn du Danilovich umgebracht hättest, wärst du jetzt ein Mörder und müsstest vielleicht sogar mit einem Todesurteil rechnen", stellte ich klar.

"Jedenfalls bin ich nicht so ein Scheiß-Verräter wie du!"

Er spuckte aus.

Die Situation war anders verlaufen als ich gedacht hatte und vielleicht hatte ich sie sogar vermasselt. Jetzt musste ich versuchen, zu retten, was noch zu retten war.

Milo betrat in diesem Augenblick den Raum.

Diejenigen unter den Devvilish Demons, die Zeugen der kleinen Stuntnummer geworden waren, mit der ich mir den Respekt der Devvilish Demons zu erwerben versucht hatte, bekamen große Augen.

Micky Terasso ebenso.

"Alles nur Fake, was? Pah, du bist ein mieses Schwein, Jesse."

"Jetzt hör mir mal gut zu", sagte ich. "Ob du es nun glaubst oder nicht, wir sind hinter denselben Kerlen her."

"Ach, wirklich?"

"Ich will denjenigen haben, der das Massaker am Yachthafen von Laurence Harbour befohlen hat", sagte ich.

"Du? Ein G-man?"

"Für uns ist es gleichgültig, ob das Opfer eines Verbrechens vielleicht selbst ein Verbrecher war. Ein Mord bleibt ein Mord, gleichgültig an wem er begangen wurde."

"Du redest Scheiße, Mann."

"Was hattest du gegen Danilovich? Warum wolltest du ihn umbringen?", hakte ich nach.

Mickys Gesicht blieb finster. Er sagte keinen Ton, wandte das Gesicht ab.

Clive Caravaggio warf mir einen zweifelnden Blick zu und schüttelte den Kopf, so als wollte er sagen, hat keinen Zweck Jesse.

Ich wandte mich von Micky ab.

"Du hast genug für den Kerl getan", sagte Milo. "Er weiß es vermutlich noch nicht einmal zu schätzen und würde dich in der nächsten Sekunde umbringen, wenn er die Gelegenheit dazu bekäme."

Vermutlich hatte Milo Recht.

Ich zuckte die Achseln.

"Abführen!", rief Clive Caravaggio.

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