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24.

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„Da stimmt doch was nicht“, sagte Steve McCoy nervös. „Seit einigen Minuten kommt uns nicht ein einziges Auto mehr entgegen. Und auch hinter uns wird es immer leerer.“

Er blickte in den Rückspiegel. Die beiden Pkws, die hinter ihnen fuhren, wurden plötzlich von einem Polizisten, der auf einem Motorrad aus einer Seitenstraße herausfuhr, gestoppt und hielten brav am Straßenrand.

Steve begriff sofort, was hier gespielt wurde. „Man isoliert uns vom übrigen Straßenverkehr. Das heißt, die haben weiter vorn eine Falle aufgebaut.“

„Und wenn wir in einen Seitenweg abbiegen?“, fragte Leila.

Steve lachte auf. „Darauf bin ich auch schon gekommen. Diese Wege sind allerdings mit querstehenden Polizeiwagen gesperrt. Da kommen wir nicht durch. Das Ganze ist geschickt eingefädelt. Wir haben nur noch eine Chance. Wir müssen den Wagen verlassen und zu Fuß fliehen.“

„Bis zur Grenze ist es nicht mehr weit“, bemerkte Leila nach einem Blick auf die Karte. „Der erste Grenzposten kommt in etwa drei Kilometern.“

„Dann wird es gleich passieren.“ Steve bremste den Wagen leicht ab.

In diesem Augenblick geschah es auch schon. Aus der nächsten Kurve kam ein Jeep mit aufmontiertem Maschinengewehr.

Steve bremste hart, sodass der Wagen schleuderte. „Raus!“, brüllte er. „Und dann rechts den Berg hoch!“

Leila reagierte sofort, riss die Tür auf und ließ sich hinausfallen.

Steve griff nach hinten und packte Oleg Petrow am Handgelenk. „Los, kommen Sie!“

Der Wissenschaftler wirkte völlig verstört. Er schien nicht zu begreifen, was um ihn herum vorging. Er lebte in einer anderen Welt. Vielleicht weigerte er sich auch nur, die Dinge zur Kenntnis zu nehmen. Er ließ willig alles mit sich geschehen und zwängte sich aus dem Wagen, seine Aktentasche fest an die Brust gepresst.

Steve zerrte ihn hinter sich her und lief geduckt über die Straße. Aus den Augenwinkeln sah er, wie von hinten ein weiterer Wagen mit hoher Geschwindigkeit heranpreschte.

„Verdammt!“, knurrte er. „Wir sitzen tatsächlich in der Falle.“

Der Jeep fuhr inzwischen auf sie zu, gefolgt von einem zweiten. Beide waren mit Soldaten voll besetzt. Steve McCoy erkannte auf dem ersten Jeep einen Offizier, der hinter dem Maschinengewehr kauerte. Der Lauf schwenkte herum.

Sie hatten fast die Deckung erreicht, als das MG feuerte. Aber die Salve war nun zur Warnung gedacht. Sie fetzte Löcher in den Asphalt. Sand und Steine spritzten.

Die Soldaten sprangen von den Jeeps und schwärmten aus. Sie waren bewaffnet.

Leila streckte ihm die Hand entgegen. „Hier hinauf, da gibt es einen richtigen Pfad!“

Petrow keuchte und hatte die Augen halb geschlossen, aber Steve zog ihn unbarmherzig weiter. In atemberaubendem Tempo stürmten sie den steilen Pfad hinauf.

Steve warf an einer Kehre einen Blick hinunter. Die Soldaten hatten sich wieder zu einem Pulk versammelt und machten keine Anstalten, die Verfolgung fortzusetzen. Nur der Offizier hockte noch hinter seinem Maschinengewehr.

Nach einigen Metern hatte er eine bessere Übersicht nach unten. Neben den Jeeps stand ein weiterer Wagen. Einige Zivilisten daneben. Das waren sicher Geheimdienstler.

Steve nahm den Kopf in den Nacken. Das war es! Sie wurden oben erwartet. Er überlegte fieberhaft. Sie durften nicht geradewegs nach oben, sondern mussten sich seitlich weiterbewegen.

„Ich kann nicht mehr lange durchhalten. Solche Strapazen bin ich nicht gewöhnt“, jammerte Petrow. „Lassen Sie mich hier!“

„Ich denke nicht daran“, entgegnete Steve McCoy. „Wir haben Sie bis hierher gebracht und werden das letzte Stück auch noch schaffen. Sie müssen durchhalten – oder wollen Sie denen in die Hände fallen? Sie wissen ganz genau, was dann passiert!“

„Also los“, sagte Leila entschlossen.

Sie erhob sich und rannte geduckt über ein Felsband.

Er glaubte schon, dass sie es unbehelligt schaffen würde, als das Maschinengewehr ratterte.

Die Schussentfernung betrug keine hundert Meter. Der zierliche Körper des Mädchens wurde wie eine Puppe herumgeschleudert. Langsam glitt sie an der Felswand zu Boden. Ohne einen Laut.

Das MG schwieg.

Steve krallte die Finger in den harten Boden und sah zu dem zusammengesunkenen Körper hinüber. „Diese Schweine“, murmelte er leise.

Petrow hatte die Szene mit erschrockenen Augen verfolgt. Der Mann war kurz vor dem Zusammenbruch, das sah ein Blinder.

Steve riskierte einen Blick nach unten. Es war der Offizier gewesen. Sonst sah er niemand. Und es war auch das einzige MG!

„Petrow, wir müssen da rüber“, sagte Steve McCoy. „Kriechen Sie! Dann sind Sie im toten Winkel.“

Petrow nickte und gehorchte. Es ging viel zu langsam. Steve kroch dicht hinterher und trieb den Wissenschaftler an. Es wurde nicht auf sie gefeuert.

Er spürte einen unbändigen Hass, als sie an Leilas Leiche vorbeikrochen. Sie war von mindestens einem Dutzend Kugeln getroffen worden und musste schnell gestorben sein.

„Amerikaner“, schrie plötzlich eine Stimme mit hartem Akzent. „Geben Sie auf! Sie sitzen in der Falle!“

Der Amerikaner lächelte flüchtig, als er den KGB-Mann hörte. Diesmal hatte sein Gegenspieler die besseren Karten. Aber das war noch kein Grund aufzugeben. Noch hatte er den Wissenschaftler, und noch hatte er eine Waffe!

Sie befanden sich wieder in Deckung und verschnauften einen Augenblick. Steve McCoy zog das kleine Funkgerät aus der Tasche. „Sie müssen noch einen Hubschrauber schicken. Diesmal sind es bis zur Grenze nur ein paar Minuten, das ist zu schaffen.“

Er gab sein Erkennungssignal und seine Wünsche durch. „Beeilt euch“, schloss er. „Lange kann ich nicht mehr aushalten.“

Einige Minuten später waren sie auf dem Plateau, wo der Hubschrauber landen konnte. Die kleine Hochebene war mit Steinbrocken übersät, ein leichter Wind wehte.

Sie kauerten sich zwischen einigen Felstrümmern. Am Rand des Plateaus tauchten die Konturen von einigen Männern auf. Steve McCoy feuerte, und sie verschwanden wieder zwischen den Felsen.

„Geben Sie auf!“, rief Kamarow erneut. Der Amerikaner schwieg.

Neue Männer tauchten von allen Seiten auf. Man kreiste die Flüchtenden ein. Als einer von ihnen einen Stellungswechsel vornahm, erwischte Steve McCoy ihn mit einem einzigen Schuss. Wütende Schreie und einige ungezielte Schüsse waren die Antwort.

Endlich kam der Hubschrauber. Die andere Seite war sicher überrascht, denn mit einer zweiten Maschine hatten sie nicht gerechnet. Nach einer kurzen Pause wurde das Zeichen zum Angriff gegeben. Von allen Seiten sprangen die Männer auf und liefen auf Steve und Petrow zu. McCoy traf zwei oder drei, aber Schließlich hatte sich der Ring sehr viel enger geschlossen.

Der Hubschrauber kreiste über dem Plateau und kam langsam tiefer. Es war ein gepanzertes Militärmodell. Die Handfeuerwaffen, die aus allen Richtungen auf die Maschine feuerten, konnten ihm nichts anhaben.

Kurz darauf erwiderten die schweren Maschinengewehre das Feuer, und die Belagerer mussten sich zurückziehen. Nach oben waren sie zu wenig gedeckt.

Steve atmete tief durch. Das war in letzter Sekunde!

Der Hubschrauber flog einen weiten Bogen, wobei er unaufhörlich feuerte. Die Angreifer wurden abgedrängt und flüchteten.

Steve stand auf und winkte.

Der Hubschrauber kam zurück und sank langsam zu Boden. Die vordere Tür ging auf, und eine Gestalt erschien, die Steve McCoy auf der anderen Seite der Erde vermutete. An einem schönen Schreibtisch in Langley. Max Taylor, sein Einsatzleiter für diesen Job, erschien höchstpersönlich am Ort des Geschehens. Er lachte.

Steve nahm Petrow ein letztes Mal an der Hand und lief geduckt auf den Hubschrauber zu. Sie waren noch nicht ganz drin, als der Pilot auch schon abhob.

„Jetzt aber schnell!“, stieß Steve hervor. „Bevor wieder die Düsenjäger kommen.“

„Der Pilot weiß, worum es geht“, sagte Taylor, schob Petrow in einen Sitz und schnallte ihn an. Danach wandte er sich wieder an Steve McCoy: „Das hat ja prima geklappt. In der Zentrale haben wir es kaum mehr für möglich gehalten. Aber wir haben Petrow, und wir wissen über die Pläne der Sowjets Bescheid. Doch darum werden sich jetzt andere Leute kümmern.“

Er blickte zu Steve. „Die CIA hat Ihnen einiges zu verdanken. Wenn Sie mal einen Gefallen brauchen – rufen Sie mich an.“

Steve nickte wortlos. Er sah aus dem Fenster, wo er die Gestalt von Kamarow erkannte, der dem Hubschrauber mit hängenden Armen nachschaute und schnell kleiner wurde.

Du hast verloren, dachte er. Lange kann Kamarow sich das nicht mehr erlauben …

Aber ich habe auch verloren, dachte er weiter. Und er sah das Mädchen vor sich, dessen Körper er so gut kannte und der jetzt – von Geschossen zerfetzt – unter der glühenden Sonne zwischen öden Steinen lag.

Taylor sah ihn an. „Wir verlieren alle jeden Tag ein wenig“, sagte er.

Steve blinzelte in den blauen Himmel.

ENDE

Krimi Sammelband 7010: 7 Action Thriller November 2019

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