Читать книгу Thriller Spannung 2021: 13 Urlaubs-Krimis auf 1527 Seiten - A. F. Morland, Pete Hackett - Страница 29

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Maria und Jossip Wassinski fühlten sich wohl in Samantha Fords Apartment. Das Gästezimmer gefiel ihnen. Sie hatten noch nie in einem so schönen Raum gewohnt.

Bei einem Drink saßen sie im Livingroom. Jossip Wassinski schüttelte den Kopf und sagte: „Wie das Schicksal manchmal spielt. Wir hatten das größte Glück unseres Lebens, an Roberto Tardelli geraten zu sein.“

Maria lächelte ihn vorwurfsvoll an.

„Und du hast versucht, ihn niederzuschlagen.“

„Ich bin froh, dass ich es nicht geschafft habe. Schade, dass Roberto mich nicht mehr verprügelt hat. Ich hätte es verdient. Er kann sehr beherzt kämpfen.“

Samantha nickte.

„Es gibt nichts, wovor Roberto Angst hat. Jedenfalls macht er auf mich diesen Eindruck.“

„Wir haben vollstes Vertrauen zu ihm“, sagte Jossip.

„Das können Sie haben.“

„Zu Ihnen auch.“

„Ich helfe gern.“

„Ein Wunschtraum wird für uns in Erfüllung gehen“, sagte Jossip. „Wir werden amerikanische Staatsbürger.“

„Kann Roberto das für uns wirklich erreichen?“, fragte Maria leise.

„Wenn er es Ihnen versprochen hat, können Sie sich darauf verlassen“, sagte Samantha Ford.

„Er ist ein bemerkenswerter Mann“, sagte Maria.

Jossip lachte.

„He! Vorsicht! Du hast dich doch nicht etwa in ihn verliebt.“

Maria lächelte. „Nein. Aber er wäre der Mann, in den ich mich verlieben könnte.“

„Und der Mann, den ich als dein großer Bruder neben dir akzeptieren würde“, sagte Jossip Wassinski.

Samantha Ford seufzte.

„Roberto Tardelli ist schon ein seltenes Exemplar. Ich hätte gern mehr von ihm, aber sein Beruf ... Roberto ist ein Mann, den alle brauchen. Es wäre schlecht um unser Land bestellt, wenn es nicht Männer wie ihn geben würde. Obwohl ich mir das immer einrede, bin ich traurig, wenn er nicht bei mir ist, und ich lebe in ständiger Sorge, dass er eines Tages zu viel wagen könnte.“

Jossip sagte überzeugt: „Er wird immer wieder zu Ihnen zurückkehren, Samantha. Ich glaube, niemand weiß genauer als er, wieviel er riskieren darf.“

Die junge Ärztin seufzte wieder.

„Hoffentlich haben Sie recht, Jossip. Obwohl er nicht oft bei mir ist, wäre ich doch untröstlich, wenn es ihn eines Tages nicht mehr geben würde.“

Pietro Gravina und Tony Tornado sahen Brian Cusack aus dem Wagen steigen und eröffneten sofort das Feuer auf ihn. Ihre automatischen Waffen hämmerten laut. Das Krachen der Schüsse hallte zwischen den Hallen der aufgelassenen Lokomotivfabrik. Auch Cyril Murray und die beiden Hitmen waren ausgestiegen. Als die Maschinenpistolen zu hämmern begannen, stieß Murray einen wüsten Fluch aus und ließ sich augenblicklich fallen.

Tornados und Gravinas Geschosse trommelten gegen den Wagen. Sie zertrümmerten die Heckscheibe, hackten schräg über das Blech, ratschten über das Fahrzeugdach und näherten sich Cusack, doch bevor ihn die Projektile erreichen konnten, warf auch er sich auf den Boden.

Hastig robbte er hinter das Auto. Sobald er in Deckung war, riss er seinen Revolver aus der Schulterhalfter. Cyril Murray schoss bereits zurück. Auch die beiden Hitmen erwiderten das Feuer.

Trotzdem rückten Gravina und Tornado näher. Ihre Kugeln klatschten auf die Granitsteine und jaulten als gefährliche Querschläger durch die Luft. Brian Cusack und seine Komplizen waren nicht in der Lage, die Angreifer zurückzutreiben.

„Verdammt, das ist Gravina!“, zischte der König von Brooklyn. Er hatte sich schon lange nicht mehr in einer solchen Situation befunden. Normalerweise beteiligte er sich an keinen Schießereien mehr. Das überließ er seinen Gunmen. Doch diesmal war er gezwungen, sich selbst seiner Haut zu wehren. „Gravina und Tony Tornado!“, sagte Cusack zu Murray.

„Dann weiß Gravina also Bescheid“, sagte Murray.

„Anzunehmen.“

„Aber von wem?“

„Keine Ahnung.“

„Vielleicht hat Gordon Keel nicht dichtgehalten.“

„Das glaube ich nicht. Auf Keel kann man sich verlassen.“

„Und wenn Copeland umgefallen ist?“

„Der hat viel zu viel Angst vor mir“, sagte Cusack. Er zielte auf Tornado und drückte ab. Doch der große Mafioso wechselte blitzschnell schießend die Position und entging so einem Treffer.

Roberto Tardelli wollte nicht dabei zusehen, wie sich die Gangster gegenseitig abknallten. Er wusste nicht, weshalb der König von Brooklyn und seine Männer so unverhofft angegriffen wurden. Ihm war aber klar, dass er ein Blutbad verhindern musste.

Aber die Lage war für ihn nicht ungefährlich. Er konnte sehr leicht zwischen die Fronten geraten. Wenn sich die beiden Parteien entschlossen, zuerst ihn fertigzumachen und sich erst dann wieder gegeneinander zu stellen, würde er keinen leichten Stand haben.

Trotzdem wagte er es und griff in das Geschehen ein. Mit der erbeuteten Maschinenpistole betrat er die Szene. Er zog den Stecher durch und trieb die kämpfenden Parteien auseinander.

„Das ist der Kerl, den wir erwischt haben!“, rief Murray verblüfft aus, und als er sah, dass Roberto seine MPi in Gravinas und Tornados Richtung schwenkte, stellte er fest: „Er ist auf unserer Seite!“

Doch er sollte Augenblicke später eines Besseren belehrt werden. Gravina und Tornado zogen sich zurück, und nun drehte sich Roberto und ließ seine Waffe erneut hämmern. Diesmal in Cusacks Richtung.

„Hat der Kerl den Verstand verloren?“, brüllte Cyril Murray wütend auf.

„Von wegen auf unserer Seite!“, schrie Cusack, sprang auf und rannte im Zickzack davon. Seine Männer folgten ihm. Sie fanden hinter einer verfallenen Mauer Deckung.

Kurze Zeit herrschte Stille. Roberto zog sich zurück. Er hatte es nicht leicht. Er wollte sich beide Parteien schnappen. Gravina und Tornado ebenso wie Cusack und seine Männer. Aber der König von Brooklyn hatte Vorrang, deshalb versuchte er an diesen heranzukommen.

„Wir müssen trachten, so schnell wie möglich von hier wegzukommen“, sagte Brian Cusack grimmig.

„Zum Teufel, wir haben doch hier drei Männer postiert. Wo sind die?“, ärgerte sich Murray. „Auf ’nem Kaffeeklatsch?“

Im Schutz der Mauer setzten sie sich ab. Die Hitmen sicherten nach allen Seiten. Cusacks und Murrays Gesichter waren angespannt. Sie hielten ihre Waffen schussbereit in der Hand, doch niemand zeigte sich, keiner stellte sich ihnen in den Weg.

Sie durchquerten eine Hallenruine, zogen sich über einen Schuttberg zurück. Roberto Tardelli beschrieb einen Bogen und versuchte von Osten her an die Gangster heranzukommen, denn aus dieser Richtung erwarteten sie ihn bestimmt nicht.

„Was nun?“, fragte Tony Tornado, während er die Maschinenpistole hob, so dass der Lauf nach oben wies.

„Verdammt“, knirschte Pietro Gravina. „Mich würde brennend interessieren, wer der Kerl war, der sich unvermittelt an der Schießerei beteiligt hat. Zuerst dachte ich, er wäre einer von Cusacks Männern, aber dann hat er nicht nur auf uns, sondern auch in die andere Richtung geballert.“

„Ein Bulle vielleicht?“

„Einer allein würde sich nicht in eine so große Gefahr begeben.“

„Vielleicht gibt es noch mehr von seiner Sorte auf dem Gelände“, sagte Tornado. „Wenn das der Fall wäre, sollten wir uns lieber beizeiten absetzen.“

„Mensch, spinnst du?“, fuhr Gravina ihn an. „Und Cusack?“

„Um den können wir uns ein andermal kümmern.“

„Der geht doch jetzt sofort auf Tauchstation. Es könnte Wochen, vielleicht sogar Monate dauern, bis wir ihn wiederfinden würden. Er muss sterben. Hier und heute!“

Gravina verließ seine Deckung. Tornado folgte ihm. Zwischen großen Gebäuden fanden sie einen Weg, der im rechten Winkel zu Cusack und seinen Leuten führte. Die gegnerischen Parteien gingen zum zweiten Mal auf Kollisionskurs.

Noch hatten sie einander nicht entdeckt. Aber in einer zerklüfteten Halle prallten sie dann zum zweiten Mal aufeinander. Als Gravina die vier Männer entdeckte, eröffnete er sofort wieder das Feuer.

Einer der Hitmen wurde getroffen. Ein schriller Todesschrei gellte durch das Gebäude. Der Mann drehte sich um die eigene Achse und brach zusammen. Cusack und die anderen spritzten aufgeregt nach allen Seiten auseinander.

Roberto Tardelli hörte den Schrei und die Schüsse. Er forcierte sein Tempo und erreichte die Längsfront der Halle, in der der Gangsterkrieg tobte. Ein Mann fiel ihm auf, der mit langen Sätzen auf die Fabrikshalle zu hetzte. Er hielt eine MPi in seinen Händen. Es war wohl der dritte Posten, der Cusacks Umschlagplatz für das Diebesgut bewachen sollte. Kaum die Halle betreten, ließ er die Maschinenpistole auch schon rattern. Es gelang ihm, Gravina und Tornado ein Stück zurückzutreiben. Schießend kämpfte er sich bis zu Cusack vor.

„Bist du endlich aufgewacht?“, herrschte Cusack ihn an.

„Ich war am andern Ende des Geländes, als die Knallerei losging“, verteidigte sich der Posten.

„Jack hat’s erwischt“, knirschte Cusack. „Wir müssen hier raus!“

Der Posten wies nach links.

„Da hinüber. Ich gebe euch Feuerschutz.“ Er gab Dauerfeuer. Breitbeinig stand er da. Er drehte den Oberkörper und damit auch die MPi. Ein breites Feld bestreute er mit seinen Kugeln.

Gravina und Tornado blieben ihm nichts schuldig. Sie nahmen ihn aus zwei Richtungen unter Beschuss, und sein Feuerschutz brach zusammen. Er war gezwungen, in Deckung zu gehen. Die Fronten fraßen sich fest.

Draußen eilte Roberto Tardelli auf eine Leiter zu. Sie führte an der Fassade zum teilweise eingestürzten Dach hinauf. Von dort oben hoffte Roberto einen guten Überblick zu haben.

Wenn er Glück hatte, war es ihm möglich, von dieser hohen Warte aus beide Parteien in Schach halten zu können. Er hängte sich die MPi über die Schulter.

In der Halle kläfften nach wie vor die Waffen. Weithin waren die Schüsse zu hören. Roberto konnte das nur recht sein. Nichts wäre ihm angenehmer gewesen als die Unterstützung der Polizei, die von irgendjemand, der die Knallerei gehört hatte, alarmiert wurde.

Die eiserne Leiter war vom Rost schon ziemlich arg angeknabbert. Sehr viel Vertrauen durfte man zu ihr nicht mehr haben. Sie knirschte und wackelte, und es war nicht auszuschließen, dass sie aus der Mauerverankerung brach, sobald Roberto das Dach fast erreicht hatte. Dann wäre es mit ihm acht Meter in die Tiefe gegangen.

Roberto verdrängte den Gedanken, dass etwas passieren konnte. Nur wer wagt, kann auch gewinnen. Er kletterte hastig die Sprossen hoch, während in der Fabrikhalle nach wie vor der Teufel los war.

Jetzt brach eine eiserne Halteklammer. Zum Glück hielt die zweite noch. Aber die Leiter klapperte und wackelte gefährlich. Roberto beeilte sich, auf das Dach zu gelangen.

Endlich war er oben. Über einen schmalen brüchigen Sims erreichte er ein großes Loch im Dach. Er legte sich auf einen morschen Balken und blickte hinunter.

Gravina und Tornado flitzten soeben schießend hoch. Sie stürmten auf ihre Gegner los. Cusack und die Hitmen suchten Deckung hinter einer dicken Trennwand. Cyril Murray sprang auf und wollte die Wand ebenfalls erreichen, doch da erwischte ihn eine Garbe aus Gravinas Maschinenpistole.

Er riss die Arme hoch, bog den Körper nach vorn, stolperte und fiel. Für Roberto Tardelli bestand kein Zweifel, dass der Mann tot war. Als Brian Cusack seinen Stellvertreter zusammenbrechen sah, drehte er durch. Die kalte Wut packte ihn. Er wollte sich nicht mehr länger von den Mafiosi hetzen lassen. Er wollte sich nicht mehr länger vor ihnen verstecken. Mit einem heiseren Schrei kam er aus der Defensive.

Ein weiter Sprung beförderte ihn aus der Deckung. Tony Tornado und Pietro Gravina wollten ihre Maschinenpistolen sofort auf ihn richten, doch er war schneller.

Seine Kugel erwischte Gravina. Der Mann hatte keine Chance, ihr zu entgehen. Seine Beine knickten ein. Er fiel auf das Gesicht und rührte sich nicht mehr.

Cusack wollte diesen Erfolg wiederholen, aber Tony Tornado blieb nicht einfach als Zielscheibe stehen. Er zog sich schießend zurück.

„Los!“, brüllte Brian Cusack. „Hinterher! Der Bastard darf nicht entkommen!“

Die Hitmen fächerten auseinander. Zu dritt versuchten sie sich Tornado zu holen. Der Mafioso hielt sie sich mit einer Vielzahl von Schüssen vom Leib. Aber einmal wird jedes Magazin leer. Tornado verfeuerte seine letzte Patrone.

Als die Waffe nur noch klickte, warf er sie weg und griff nach seiner Pistole. Doch im nächsten Moment erstarrte er. Drei Waffen waren auf ihn gerichtet.

Er begriff, dass er verloren hatte. Brian Cusack und die beiden Hitmen näherten sich ihm langsam. Der König von Brooklyn bleckte die Zähne. Er blickte Tornado hasserfüllt an.

„Pech gehabt!“, sagte er heiser. „Jetzt sitzt du in der Klemme.“

Tornados Gesicht wurde teigig.

„Kommt schon!“, knurrte er. „Macht Schluss!“

Cusack nickte seinen Männern zu.

„Macht ihn fertig!“

Als sie ihre Waffen auf den Mafioso richteten, schrie Roberto Tardelli: „Halt! Hände hoch! Lasst eure Waffen fallen! Ich kann mit meiner MPi jeden von euch erwischen. Es wäre dumm, wenn einer von euch den Helden zu spielen versuchte!“

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