Читать книгу 12 Jesse Trevellian FBI Thriller August 2021: Krimi Paket - A. F. Morland, Pete Hackett - Страница 58
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ОглавлениеWir ließen uns von unserem Kollegen Agent Fred LaRocca zur Subway-Station an der Kreuzung Canal Street/ Seventh Avenue bringen. In der Umgebung hatten sich Dutzenden von FBI-Agenten auf den U-Bahnhöfen in der Umgebung postiert. Sie mischten sich unauffällig unter die Passanten, aber im Ernstfall konnten sie schnell eingreifen, wenn ein Verdächtiger versuchte, das Tunnelsystem auf diese Weise zu verlassen. Natürlich gab es noch unzählige weitere Ausgänge, vor allem über die Kanalisation. Die wichtigsten wurden von unseren Leuten bewacht, aber es war uns natürlich klar, dass eine flächendeckende Überwachung unmöglich war.
Wir gingen an den Schienensträngen entlang, die in Richtung der Avenue of the Americas führten, fanden dann die Abzweigung, von der McDonald gesprochen hatte.
Von dort aus gelangten wir über die Kanalisation in tiefergelegene Tunnel.
McDonalds Angaben nach befand sich hier das Revier des Tunnel King.
Die Taschenlampen, die Milo und dabei hatten, erlaubten eine notdürftige Orientierung in dem dunklen Labyrinth.
Es war totenstill hier unten.
Selbst die Mole People schienen diesen Bereich zu meiden, obwohl er an und für sich relativ geeignet war, um zu lagern.
Schließlich war es hier recht trocken.
"Ich frage mich, ob die Angaben des Professors vielleicht schon etwas veraltet waren", raunte Milo mir zu.
"Diese Ruhe hier unten gefällt mir jedenfalls nicht", stellte ich fest.
Wir stießen auf einen Zugang zur Kanalisation, der uns noch weiter hinabführte. Über eine enge Betonröhre, an deren Wand sich Metallsprossen befanden, gelangten wir in einen Hauptkanal, der an mehreren Stellen nicht mehr in Ordnung war. Der Beton war aufgesprungen, der Kanal verlor Wasser.
Der Wasserstand war daher extrem niedrig. Es stank entsprechend bestialisch.
"Ich frage mich, wer ein Motiv hatte, jemanden wie Crazy Joe umzubringen", hörte ich Milo sagen. Seine Stimme hallte an den gerundeten Kanalwänden wider.
"Vielleicht war er doch nicht der Narr, als den ihn alle sahen", erwiderte ich. "Aber vermutlich sind wir schlauer, wenn der ballistische Bericht vorliegt!"
Aus mehreren Nischen sprangen in diesem Moment Vermummte hervor. Sie trugen Strickmützen, die sie über das Gesicht gezogen hatten. Für die Augen waren kleine Löcher herausgeschnitten worden.
Die Kerle waren bewaffnet.
Ratsch!
Eine Pumpgun wurde mit einer energischen Bewegung durchgeladen. Ich wirbelte herum. Meine Hand hatte bereits den Griff der P226 umfasst. Ich war bereit, die Waffe herauszureißen, aber die Übermacht war zu erdrückend.
Fast ein Dutzend Bewaffnete standen Milo und mir gegenüber.
Außer einigen Pumpguns sah ich Revolver, Pistolen und sogar ein Schnellfeuergewehr, das aus Army-Beständen zu stammen schien.
"Stehenbleiben, ihr Ratten!", knurrte einer der Vermummten.
Wir waren eingekreist. Fast hatte ich den Eindruck, als ob diese Leute uns erwartet hatten. Jedenfalls waren sie hervorragend postiert gewesen und hatten uns in aller Ruhe in die Falle gehen lassen.
Einige von ihnen kamen näher.
Die Läufe ihrer Waffen waren die ganze Zeit über auf uns gerichtet. Sie entrissen uns die Dienstpistolen. Einer heulte triumphierend auf. Zwei Pistolen vom Typ SIG Sauer P226 - das war eine Beute ganz nach ihrem Geschmack.
Die Vermummten musterten uns.
Milo und ich tauschten einen schnellen Blick.
Jetzt konnten wir nur hoffen, dass wirklich alles so klappte, wie Mister McKee es vorgesehen hatte.
Ich hatte da so meine Zweifel...
"Los, mitkommen", knurrte ein Mann mit einem 38er Special in der Linken, mit deren kurzen Lauf er aufgeregt herumschwenkte.
"Was meinst du, sind sie das, Tiger?", fragte einer der Vermummten.
Der Mann mit dem 38er nickte.
"Da ist wohl jeder Irrtum ausgeschlossen! Niemand sonst wäre so verrückt, sich hierher zu wagen!" Tiger lachte heiser. "Ihr seid hier, weil ihr zum Tunnel King wollt, was?"
"Schon möglich", sagte ich.
"Ihr werdet ihn kennenlernen! Er wartet schon auf euch..."
Tiger kicherte wie irre. Unter den anderen Vermummten entstand ein Gemurmel.
Dann trat Tiger sehr nahe an uns heran.
Der 38er in seiner Linken war auf meinen Bauch gerichtet.
Die Knöchel seiner Hand waren weiß. Er verstärkte den Druck auf den Abzug.
"Einer von euch hat schon mal versucht, sich mit dem King zu treffen..."
"Leider hat uns der King versetzt", sagte Milo.
"Der King tut, was ihm gefällt", erwiderte Tiger kichernd. "Sonst wäre er nicht der King, verstehst du Rattenhirn das?"
"Klar doch", meinte Milo.
Der Hieb, der meinen Freund dann traf, war so schnell und gemein, dass Milo nicht den Hauch einer Chance hatte, ihn abzuwehren. Tiger schlug voll zu. Seine rechte Faust bohrte sich in Milos Magengrube. Die Linke schnellte hoch. Der kurze Lauf des 38ers erwischte Milo im Gesicht und zog eine blutige Schramme quer über seine Wange.
Ich wollte eingreifen.
Aber innerhalb eines Sekundenbruchteils hatten mich zwei der Vermummten von hinten gepackt. Der Griff dieser Männer glich einem Schraubstock. Ich konnte nichts machen. Milo wankte ächzend und wurde dann auch von zwei Vermummten festgehalten.
Tiger lachte.
"Das ist nur, damit ihr euch von Anfang an den richtigen Respekt angewöhnt." Er deutete mit der Linken in Richtung der Betondecke, die sich über den Kanal spannte. "Da oben seid ihr vielleicht was, aber hier unten seid ihr nur ein Stück Dreck..."
"Ihr habt gewusst, dass wir hier her kommen?", fragte ich.
"Der Tunnel King weiß alles", erwiderte Tiger. "Und jetzt vorwärts!"
Sie stießen uns voran und führten uns den Abwasserkanal entlang.
Schließlich gelangten wir durch einen Lüftungsschacht in einen U-Bahn-Tunnel. Ich fragte mich, ob unsere Leute diesen Weg rechtzeitig finden würden, um uns rauszuhauen.
Der Tunnel machte eine Biegung, dahinter leuchtete etwas hervor. Es wirkte wie ein gleichmäßiges, elektrisches Licht, nicht wie der Schein eines Feuers.
Wir kamen um die Biegung herum.
Ein ganzer Zug stand auf den Gleisen. Er war schon seit Jahren nicht mehr in Betrieb und rostete hier, auf diesem stillgelegten Schienenstrang vor sich hin. Irgendwie musste es jemandem gelungen sein, eine Stromleitung anzuzapfen und die Innenbeleuchtung der Triebwagen soweit instand zu halten, dass sie nach wie vor funktionierte.
Ein eigenartiger Anblick waren diese Wagen.
Es waren insgesamt fünf.
Vermummte Wächter patrouillierten im Schein der Beleuchtung auf und ab.
Dies musste das Hauptquartier des legendären Tunnel King sein!
Die Vermummten stießen uns vorwärts.
Die Wächter musterten uns.
Aber keiner von ihnen sagte etwas.
Wir gingen an dem ersten Wagen vorbei. Sie führten uns bis zum Eingang des dritten. Es handelte sich um ein besonders großes und gut erhaltenes Exemplar. Eine ächzende Hydraulik sorgte dafür, dass sich eine Schiebetür teilte.
Wir stiegen die wenigen Metallstufen hinauf.
Das Innere des Wagens war einem Wohnzimmer nachempfunden. Zusammengewürfelte Einrichtungsgegenstände waren hier zu finden, so dass es ziemlich eng war. Ein niedriger Eichentisch, zwei dicke Plüschsessel, ein Kleiderschrank. In einem der Sessel saß ein sehr dicker Mann, dessen Kopf vollkommen kahl war.
T-KING hatte er sich auf den Schädel tätowieren lassen.
Unter der Fellweste trug er ein Schulterholster, aus dem der Griff eines 45er Magnum herausragte.
Er blickte auf.
Sein linkes Auge war offensichtlich blind.
Ein breites Grinsen erschien auf seinem totenbleichen Gesicht, das jahrelang keinen Sonnenstrahl mehr gesehen haben musste. Der Mann war höchstens 35 Jahre alt, aber er hatte kaum noch Zähne im Mund.
"Das sind die Beiden, King", sagte Tiger. Er kicherte dabei.
"Freut mich sehr", zischte der Tunnel King.
"Sollen wir sie jetzt abknallen?", fragte Tiger. "Ich persönlich bin ja dafür, Munition zu sparen und es mit dem Messer zu machen... Macht übrigens auch mehr Spaß!
"Halt's Maul, Tiger!"
Der King erhob sich. Er atmete tief durch.
"Mein Freund Crazy Joe hat mir einiges über euch erzählt", wisperte er dann. "Leider konnte ich zur letzten Verabredung nicht kommen. Ich war kurzfristig verhindert... Geschäfte. Das werden Sie verstehen, denke ich." Er kratzte sich am Kinn, musterte uns nacheinander und fuhr dann fort: "Leider muss man sich auch manchmal von Freunden trennen..."
"Sie sprechen von Crazy Joe?", fragte ich.
"Er wurde eine Belastung. Es hat mir weh getan, ihn zu beseitigen. Aber sehen Sie, ich sage mir in diesem Fall, dass eigentlich ihr beide ihn auf dem Gewissen habt..."
"Tut mir leid, da kann ich nicht folgen", erwiderte ich gallig.
"Ach nein? Schließlich habt ihr ihn doch soweit gebracht, bis er euch auf meine Fährte gesetzt habt. Ihr seid gottverdammte G-men, und schon deswegen würde ich euch gerne persönlich den Bauch aufschlitzen. Aber es gibt da jemanden, dem das noch viel mehr am Herzen liegt. Und der auch bereit ist, dafür etwas springen zu lassen, euch lebendig in die Finger zu bekommen!"
"Woher weißt du, dass wir FBI-Leute sind?"
"Ich habe so meine Quellen", lachte er. "Schließlich bin ich der Tunnel King. Hier unten steht alles unter meiner Kontrolle. Niemand atmet hier, ohne dass ich das nicht will. Niemand kann hier überleben, den ich hier nicht haben will. Ich bin der Herr über Leben und Tod in den Tunneln. Kapierst du das? Und das wird auch immer so bleiben..."
"Wer ist es, der an uns interessiert ist?", hakte ich nach.
"Die Fragen stelle ich hier. Kapiert?", knurrte mich der King an.
In diesem Moment brach die Hölle los.
Maschinenpistolen ratterten los. Die Scheiben der Subway-Wagen zersprangen.
Der Mann, der sich Tiger nannte taumelte zurück, während sich auf der Strickmütze, die er über dem Gesicht trug, ein dunkelroter Fleck bildete. Die Wucht des Geschosses nagelte ihn gegen den Kleiderschrank, an dem er dann leblos hinuntersackte.
Milo warf sich seitwärts, gegen einen der anderen Vermummten. Der Kerl war so verdutzt, dass er noch nicht einmal seine Waffe hochgerissen und einen Schuss abgegeben hatte.
Ein Geschosshagel prasselte in Fensterhöhe in den Triebwagen hinein. Die Projektile fetzten durch die zusammengewürfelten Möbel, ließen das Holz splittern.
Ich warf mich nach vorn.
Mit voller Wucht prallte ich gegen den massigen Körper des Tunnel-King, der gerade seinen Magnum Revolver aus dem Schulterholster herausreißen wollte.
Wir landeten hart. Der niedrige Eichentisch brach unter uns zusammen, während von draußen wie wild gefeuert wurde. Die Kugeln gingen zum Teil einfach durch die Außenbleche der Triebwagen durch. Die Projektile stanzten kleine Löcher hinein, bevor sie in den dicken Polstern der Sessel steckenblieben.
Der King ächzte.
Ich war über ihm, hielt mit aller Kraft sein Handgelenk fest. Ein Schuss löste sich aus dem Magnum-Colt und durchschlug auf der anderen Seite des Triebwagens das Außenblech. Die Kugel vom Kaliber 45 riss ein beinahe faustgroßes Loch.
Ich bog den Waffenarm des Tunnel-King zur Seite. Dann riss ich ihm die Waffe aus der Hand. Ich richtete sie auf ihn und er sah mich starr an.
"Keine Bewegung!", schrie ich, um die Schießerei zu übertönen.
Todesschreie gellten und mischten sich in das Geknatter der MPis.
Wer immer da draußen auch diesen erbarmungslosen Angriff gestartet haben mochte - unsere Leute waren das auf keinen Fall!
Ich wandte mich an den Tunnel-King.
"Rühr dich dich nicht von der Stelle!", brüllte ich ihm zu, um die Schussgeräusche zu übertönen.
Er knurrte mir etwas Unverständliches zu. Ich rollte mich über den Boden, bis ich die zerschossene Blechwand erreicht hatte.
Durch die kleinen Löcher hindurch sah ich hier und da Mündungsfeuer aufblitzen. Schreie gellten. Es war ein furchtbarer, verzweifelter Kampf auf Leben und Tod.
Ich tauchte hoch, so dass ich über den Rand des zerschossenen Fensters blicken konnte. Maskierte Gestalten liefen in dem Gewölbe herum, duckten sich, feuerten aus Maschinenpistolen. Ich erkannte an ihrer Ausrüstung sofort, dass es sich um jene maskierten Killer handeln musste, vor denen Milo mich in letzter Sekunde gerettet hatte.
Nur ihre Nachtsichtgeräte hatten sie jetzt nicht angelegt.
Bei der Helligkeit hier war das auch überflüssig.
Die Männer des Tunnel King hatten der geballten Feuerkraft der Maschinenpistolen nichts entgegenzusetzen. Die vermummten Wächter lagen tot auf dem Boden. Nur hier und da wurde aus den verrosteten Subway-Triebwagen heraus noch gefeuert. Aber die Verteidiger verfügten nicht über MPis, die Feuerstöße von 20-30 Schuss pro Sekunde abgeben konnten. Mit Revolvern, Pumpguns und ähnlichem hatte man gegen derartigen Beschuss auf die Dauer kaum eine Chance.
Eine MPi-Salve knatterte in meine Richtung. Ich duckte mich.
Dann gab es eine furchtbare Explosion im Nachbarwagon.
Die Hitze war bis zu uns hin spürbar. Die letzten intakten Scheiben barsten durch den Druck.
Metallteile flogen durch die Luft und prallten gegen die Betondecke des Subway-Tunnels.
Der Lärm war ohrenbetäubend.
Offenbar hatten die Angreifer einen der anderen Wagen kurzerhand in die Luft gesprengt.
Ich hörte Schreie, Schritte, heisere Befehle.
Und dann flog ein eiförmiger Gegenstand durch das Fenster zu uns herein.
Dies war keine Reizgasgranate, wie die STAR DRAGONS sie gegen uns benutzt hatten, um sich der Verhaftung zu entziehen.
Dies war eine reguläre Handgranate, wie sie zur Ausrüstung der Army gehörte.
Sekundenbruchteile und dieser Wagen würde sich in ein flammendes Inferno verwandeln...
Der Tunnel-King stierte mich ungläubig an und stieß dann einen heiseren Schrei aus.
Es blieb keine Zeit, um zu überlegen.
Ich hechtete auf das Teufels-Ei zu. Ein Sekundenbruchteil noch und es konnte explodieren, mich und den ganzen Wagen in Stücke reißen.
Ich griff mit der Linken danach, umfasste es. Mit derselben Bewegung schleuderte ich es durch das zerschossene Fenster.
Im selben Augenblick entstand draußen ein Flammenpilz. Die Hitze war mörderisch. Die Druckwelle riss ein Teil des Daches vom Wagen. Ich presste mich dicht an den Boden.
Und wartete.
Heiser gebrüllte Befehle waren zu hören.
Die Angreifer waren sehr gründlich.
Hier sollte niemand überleben.
Das war ihr Ziel, das sie kompromisslos und ohne jedes Erbarmen verfolgten.