Читать книгу 12 Jesse Trevellian FBI Thriller August 2021: Krimi Paket - A. F. Morland, Pete Hackett - Страница 62

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Am nächsten Morgen lagen die ersten ballistischen Berichte vor. Und so wussten wir, dass Crazy Joe tatsächlich von einem der Tunnel King-Leute umgebracht worden war.

Nur über das Motiv wussten wir nichts.

Der King saß in einem unserer Vernehmungszimmer. Sein massiges Gesicht wirkte in sich gekehrt und abwesend. Agent Baker, einer unser Verhörspezialisten trank bereits die dritte Tasse Kaffee.

Dem King hatte man auch einen Becher angeboten, er hatte ihn nicht angerührt. Inzwischen dampfte er schon nicht mehr.

Ich war auch anwesend.

Der King war eine äußerst harte Nuss, selbst für einen so erfahrenen Spezialisten wie Agent Baker, der seit Jahrzehnten Verhöre durchführte und genau wusste, wie man ein Gespräch führen musste, um dem Verhörten zu einer Aussage zu bringen.

"Hör zu, Tunnel King, du hängst ganz in einer Mordsache drin", begann Baker zum x-ten Mal von vorne. "Einer deiner Leute hat Crazy Joe umgebracht und da diese Männer dir treu ergeben waren, wird man dich deswegen auch drankriegen!"

"Ihr könnt mir gar nichts!", tönte der King und donnerte die Fäuste auf den Tisch. Sein Gesicht wurde hochrot.

"Außerdem ist da noch die Entführung von zwei FBI-Agenten. So etwas sehen Staatsanwälte gar nicht gerne und wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich jetzt endlich den Mund aufmachen und mich kooperativer zeigen."

Er presste die Lippen aufeinander.

Dann kratzte er sich unterhalb seines blinden Auge.

"An wen wolltest du meinen Kollegen und mich ausliefern?", fragte ich dann in gedämpftem Tonfall.

"Wer sagt, dass ich das vorhatte?"

"Du hast es gesagt - mein Kollege und ich können das bezeugen."

Baker ergänzte: "Nun mach schon den Mund auf - oder willst du warten, bis Montgommery das macht?"

"Montgommery?", fragte der King.

"So wie es aussieht, ist das der einzige von deinen Leuten, der überlebt hat...", erklärte Baker.

"Er wird nicht reden", sagte der King.

"Ach, nein?"

"Er ist kein Verräter..."

"So wie Crazy Joe!" Baker sah den Tunnel King scharf an.

Dieser schluckte.

"Verräter sterben", sagte er dann gedehnt. "Das ist das Gesetz."

"Wessen Gesetz?"

"MEIN Gesetz!", dröhnte er und riss dabei den zahnlosen Mund weit auf. Sein Gesicht war eine Grimasse geworden. "MEIN Gesetz! Das Gesetz der Unterwelt, das Gesetz der lichtlosen Höhlen...." Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Ein irres Lachen kam über seine Lippen. Dann blickte er auf. "Ich habe keine Angst", sagte er. "Vor niemandem. Vor euch nicht, vor keinem, der über der Erde lebt..."

"Da UNTEN geschah nichts, ohne, dass du es weißt, nicht wahr?", fragte ich.

"Nichts, ohne dass ich es ZULASSE!", korrigierte er mich.

"Okay, geschenkt", erwiderte ich. "Und wenn dort in den Tunneln jemand in großem Stil auf Menschenjagd geht, Männer und Frauen gefangennimmt und tötet, um ihnen Organe zu entnehmen... Wie sollte so etwas geschehen, ohne dass du es erlaubt hast, Tunnel King?"

Er sah mich an.

Sein Mund öffnete sich halb. Er schien etwas sagen zu wollen, überlegte es sich dann aber anders.

Er wich meinem Blick aus.

Ich hätte eine Menge dafür gegeben, jetzt zu wissen, was in seinem tätowierten Schädel vor sich ging.

In sich zusammengesunken saß er da.

"Du hast mit diesen Mördern zusammengearbeitet", stellte ich fest. Er widersprach mir nicht. "Das Wichtigste, wenn man zu den Mole People gehört, ist der Zusammenhalt, habe ich recht?"

"Allein kannst du nicht überleben", sagte der Tunnel King. "Du schaffst es nicht einmal eine Woche, wenn du niemanden hast, auf den du vertrauen kannst..."

"Und das schlimmste sind Verräter!"

"JA!" Er fauchte es mir geradezu entgegen.

"Dann verstehe ich nicht, wieso du Verräter schützt, Tunnel King!"

"Das tue ich nicht."

"Ach, nein?"

"Ich bestrafe sie. Ich lösche sie aus, ich zerreiße ihnen die Gedärme..."

"Ich spreche nicht von Crazy Joe", wandte ich ein, "sondern von den maskierten Killern, die deine Leute niedergeballert haben und uns beinahe in die Luft gejagt hätten. Du hast mit ihnen zusammengearbeitet, du hast ihnen vertraut, du wolltest ihnen zwei G-men liefern, die diese Killer suchten... Zum Dank haben sie alles zerstört, was du dir aufgebaut hattest. Ist das kein Verrat?"

Ein Ruck ging durch den Tunnel King.

Er blickte auf.

In seinem sehenden Auge blitzte es.

"Doch", gab er dann zu. "Das ist Verrat."

"Du wirst diese Leute nicht mehr bestrafen können. Aber wir können es."

"Zur Hölle mit ihnen!"

"Was weißt du über sie?"

Er nahm den Kaffeebecher, nippte an dem kalt gewordenen Getränk.

"Nicht viel", sagte er dann. "Ich habe nie ihre Gesichter gesehen. Sie tauchten eines Tages in den Tunneln auf. Es gab Schwierigkeiten zwischen ihnen und meinen Leuten. Und dann schlugen sie vor, sich mit uns zu einigen. Sie konnten uns viele Dinge geben, die wir dringend brauchten..."

"Und ihr habt ihnen freie Hand gelassen."

"Ja."

"Ihr wusstet, dass mein Kollege und ich bei euch auftauchen würden", stellte ich fest. "Ihr wusstet sogar den Weg..."

"SIE wussten es."

"Wer sind SIE?"

"Mein Gott, wenn ich das wüsste! Ich sagte doch, dass ich nie ein Gesicht gesehen habe."

"Und doch hast du ihnen vertraut?"

"Sie waren gut bewaffnet, wenn wir mit ihnen nicht zusammengearbeitet hätten, wären unsere Tage gezählt gewesen."

"Von IHNEN habt ihr also die Informationen über unseren Einsatz bekommen?"

"Ja."

"Wie lautete die Information genau?"

"Dass zwei G-men auf dem Weg zu uns wären und dass sie den Weg durch den Professor wüssten. Wir sollten euch gefangennehmen, wenn nötig auch töten. Was die mit euch gemacht hätten, weiß ich nicht..."

"Vielleicht hätte man uns als ausgeweidete Leichen irgendwo gefunden", vermutete ich. "Ohne Leber, Nieren und Augen..."

"Damit habe ich nichts zu tun!"

"Warum haben sie euch plötzlich angegriffen. Ich dachte, ihr habt in IHREM Auftrag gehandelt. Das macht doch keinen Sinn."

Der Tunnel King fuhr sich mit der flachen Hand über den tätowierten Schädel. Verzweiflung stand in seinem Blick. Er schnaufte hörbar. "Mein Gott, ich weiß es doch auch nicht!"

"Sie haben euer Vertrauen missbraucht."

"Ja."

"Sie sind Verräter."

"Ja."

"Du willst, dass sie bestraft werden?"

"Ja."

"Dann versuche dich jetzt an jede Einzelheit zu erinnern, die dir bei diesen Leuten aufgefallen ist. Jede Kleinigkeit kann wichtig sein."

Er schloss die Augen, saß da wie ein buddhistischer Mönch in tiefster Meditation.

Er sagte keinen Ton.

"Denk an deine Leute", sagte ich. "Denk daran, wie diese Bestien sie einfach niedergemetzelt haben..."

"Ich denke an nichts anderes", knirschte der Tunnel King zwischen den blassen Lippen hervor. Dann öffnete er wieder die Augen, sah mich an und meinte: "Der Kerl, mit dem ich verhandelt habe, hatte, glaube ich, an der rechten Hand keinen kleinen Finger."

"Glaubst du?", echote ich.

"Er trug Lederhandschuh. Aber der kleine Finger wirkte irgendwie...", er suchte nach dem richtigen Wort, "...schlaff!"

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