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Wir befanden uns vor der Hausnummer 1237 in der 70. Straße Ost.

Es handelte sich um ein mehrstöckiges Brownstone-Reihenhaus. Außer der Privatwohnung von Dr. Jason Jameson befanden sich darin auch - mit separatem Eingang die Räume einer chirurgischen Praxis.

Ich betätigte die Sprechanlage.

"Sie wünschen bitte?", fragte jemand ziemlich mürrisch.

"Hier ist das FBI", sagte Milo. "Wir würden gerne mit Mister Jameson sprechen..."

"In welcher Angelegenheit?"

"Das besprechen wir ungern an der Tür."

Einen Augenblick lang geschah nichts. Es knackte im Lautsprecher der Sprechanlage. Dann hieß es: "Kommen Sie herein!"

Die Tür wurde geöffnet.

Ein riesenhafter Kerl stand uns gegenüber. Er war mindestens einen Kopf größer als ich, hatte gelocktes, bis auf die Schultern reichendes Haar und die Figur eines Bodybuilders.

Ich hielt ihm den Ausweis entgegen.

"Special Agent Jesse Trevellian. Sind Sie Dr. Jameson?"

"Mein Name ist Ross", erwiderte er. "Ich bringe Sie zu Dr. Jameson..."

Er drehte sich herum. Wir folgten ihm durch eine modern und luxuriös eingerichtete Wohnung. Ross führte uns in ein sehr weiträumiges Büro. Ein grauhaariger Mann saß hinter einem klobigen Eichenschreibtisch.

Er erhob sich, trat auf uns zu und grüßte knapp. "Ich bin Dr. Jameson, was kann ich für Sie tun?"

Er warf nur einen flüchtigen Blick auf unsere Ausweise.

Phi griff in die Innentasche seiner Jacke und hielt Jameson den Computerausdruck eines Fahndungsfotos unter die Nase.

"Kennen Sie diesen Mann?", fragte Milo.

Jameson nahm das Foto, runzelte die Stirn.

Er blickte auf, schien zu überlegen, wie groß die Chance war, bei einer Lüge auch erwischt zu werden. Jameson war Realist genug, um dieses Risiko nicht einzugehen.

"Einer meiner Patienten", erklärte er. "Ich kenne ihn flüchtig. Sein Name müsste... Helfen Sie mir!"

"Craig Lopez", ergänzte ich.

"Ja, richtig."

"Sie haben ihm des öfteren Grippemittel verschrieben."

"Woher haben Sie das denn?", erwiderte er mit einem eisigen Lächeln.

"Das geht aus seinen Abrechnungen hervor. Mit einem Blick in Ihre Dateien wäre das sicher auch nachweisbar!"

"Wozu Sie keinerlei Recht haben", sagte Jameson schroff.

"Mister Lopez hat sich mit Waffengewalt einer bevorstehenden Festnahme entzogen. Er tötete einen FBI-Agenten und zog sich sich selbst eine Verletzung zu, die vermutlich dringend einer ärztlichen Behandlung bedarf..."

"Und da dachten Sie, er kommt direkt hier her?"

"Ja."

"Tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Sie sich im Irrtum befinden,. Mister..."

"Trevellian."

Er verzog das Gesicht. Die Handbewegung, die er dann vollführte, wirkte nervös.

"Ist es eigentlich üblich, sich bei einem Chirurgen Medikamente für Bagatellekrankheiten aufschreiben zu lassen?", fragte ich.

"Wir leben in einem freien Land, Mister Trevellian. Jeder kann den Arzt wählen, den er will. Und wenn Sie wollen, können Sie Ihren Fußpilz vom Gynäkologen behandeln lassen..."

"Ich will darauf hinaus, dass Sie Lopez gut kennen, Mister Jameson. Und dass die Verbindung zwischen Ihnen nicht nur der eines Arztes und einem Patienten entspricht!"

"Jetzt bin ich aber gespannt!"

"Wissen Sie, was Mister Lopez zur Last gelegt wird?"

"Polizistenmord, das sagten Sie gerade..."

"Er führt eine Gruppe von Killern an, die in den Subway-Tunneln und Abwasserkanälen unter der Stadt auf Menschenjagd gehen. Sie töten und entführen, um an Transplantationsorgane zu kommen..."

"Und was soll ich damit zu tun haben?"

"Ich dachte, dass Sie mir dazu vielleicht etwas sagen könnten..."

"Jetzt gehen Sie aber zu weit, Mister Trevellian. Ich möchte Sie bitten, mein Haus zu verlassen."

"Nicht, bevor wir uns nicht davon überzeugt haben, dass Lopez wirklich nicht hier ist..."

"Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?"

"Den zu bekommen dürfte in dem Fall nicht schwer sein..."

Ich griff nach dem Handy und klappte das Gerät aus.

Es brauchte nur zwei Knopfdrücke, um die Nummer des Headquarters an der Federal Plaza 26 über das interne Menue anzuwählen.

Aber dazu kam es nicht mehr.

Ross riss blitzschnell eine Automatik hervor. Der Lauf war auf meinen Kopf gerichtet.

"Keine falsche Bewegung!", zischte er. "Das Handy fallenlassen!"

Ich gehorchte.

Der Apparat fiel auf den Teppichboden.

"Sind Sie verrückt?", ereiferte sich Dr. Jameson.

"Wir haben keine andere Wahl", erklärte Ross kalt. "Oder wollten Sie das Risiko eingehen, dass das FBI Lopez findet?"

Ross bleckte die Zähne. "Zu dumm, Mister Trevellian. Wenn Sie nur ein wenig später gekommen wären."

Ich hob die Augenbrauen.

"Und was geschieht jetzt? Unsere Kollegen werden früher oder später hier auftauchen."

"Ja, das weiß ich."

"Wenn Sie uns über den Haufen schießen sind Sie ein Polizistenmörder - und für die ist im Staat New York die Giftspritze vorgesehen. Überlegen Sie sich genau, was Sie tun!"

Ross lachte.

"Wer sagt, dass ich Sie einfach über den Haufen knalle?" Er schüttelte den Kopf. "Vorher werden wir Ihre Körper noch einem sinnvollen Zweck zuführen, Gentlemen!"

"Ross!", rief Jameson aus.

Ross drehte etwas den Kopf.

"Es fehlt an Material", erklärte er. "Das wissen Sie so gut wie ich, Jameson! Und Lopez kann ja nun nicht mehr liefern..." Er hob die Automatik. "Vorwärts!", zischte er.

"Gehen Sie voraus, Jameson! Wir bringen die beiden in die Praxisräume... Für die Narkose! Schließlich sind wir ja keine Unmenschen und reißen Ihnen Ihre Eingeweide bei vollem Bewusstsein aus dem Leib!" Er lachte zynisch. "Obwohl wir uns das natürlich auch noch anders überlegen können!"

12 Jesse Trevellian FBI Thriller August 2021: Krimi Paket

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