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Franziska Jahn trug an diesem Morgen ein auberginefarbenes Strickkostüm, das ihre makellose Figur wunderbar modellierte. Ihr langes blondes Haar war hochgesteckt. Dadurch kam ihr schlanker Hals hervorragend zur Geltung.

„Wenn ich ehrlich sein soll, muss ich zugeben, dass du eigentlich viel zu schade dafür bist, Tag für Tag den Vorzimmerdrachen zu spielen“, sagte Bernd Schuster, der Privatdetektiv.

Franziska schoss einen leidenschaftlichen Blick aus ihren veilchenblauen Augen ab.

„Soll das heißen, dass du mich von nun an mehr im Außendienst einsetzen wirst, Bernd?“

Sie war ganz versessen darauf, mehr an vorderster Front eingesetzt zu werden. Die elektrische Schreibmaschine entwickelte sich mehr und mehr zu ihrer persönlichen Feindin. Sie liebte das Abenteuer, von dem Bernd Schuster sie tunlichst fernhielt, weil er sie nicht verlieren wollte. Aber sie hatte schließlich ebenfalls eine Ausbildung als Detektivin durchlaufen und trainierte nicht nur den Nahkampf mehrmals wöchentlich, sondern perfektionierte auch ihr Schießtraining.

Er lächelte.

„Du kriegst deinen Job im Außendienst, sobald irgendeiner reichen Matrone das Schoßhündchen entlaufen ist.“

„Unterdrücker des weiblichen Geschlechts!“, sagte Franziska und schmollte.

„Ich halte es mit Herbert von Karajan. Willst du hören, was er anlässlich einer Pressekonferenz gesagt hat?“

„Was?“

„Es genügt, wenn eine Frau kochen kann. Und das kannst du. Vor allem im Zubereiten von Kaffee bist du einsame Spitze. Würdest du diese Behauptung bitte gleich mal wieder unter Beweis stellen?“

„Man sollte euch überheblichen Männern ...“

„Brich bitte kein emanzipatorisches Streitgespräch vom Zaun“, fiel Bernd seiner Franziska grinsend ins Wort, „sonst kommen wir den ganzen Tag nicht zum Arbeiten.“

„Scheusal!“, sagte Franziska, und es blitzte in ihren Augen.

„Wie bitte?“

„Du hast schon richtig gehört.“

„Dann kann ich mir den Weg zum Ohrenarzt ja sparen.“

Franziska verließ Bernds Arbeitszimmer. Er lächelte belustigt. Franziska war seine bildhübsche Lebensgefährtin, aber auch seine Assistentin. Aber wenn sie sich ärgerte, war sie noch hübscher.

Sie meldete sich zwei Minuten später über die Gegensprechanlage. Bernd war gerade dabei, sich eine Roth Händle anzuzünden.

„Ein Herr Dennis Grieger ist hier, Bernd. Er möchte dich sprechen.“

„In welcher Angelegenheit?“

„Mord.“

„Schick ihn rein, und bring auch für ihn eine Tasse Kaffee mit!“

Als sich die Tür öffnete, erhob sich Bernd und lächelte höflich. Ein schlanker junger Mann trat ein. Bernd schätzte ihn auf zweiundzwanzig. Der Eintretende war korrekt und elegant gekleidet. Seine schwarzen Schuhe waren auf Hochglanz poliert. Bernd reichte ihm die Hand.

„Herr Grieger.“

„Guten Tag.“

„Was kann ich für Sie tun?“

„Gestern Nacht wurde mein Vater ermordet. Ich möchte, dass Sie seinen Mörder finden.“

Bernd bot Dennis Grieger Platz an und setzte sich ebenfalls. Franziska brachte den Kaffee und zog sich gleich wieder zurück. Grieger machte auf Bernd einen traurigen Eindruck. Er schien an seinem Vater sehr gehangen zu haben.

„Erzählen Sie mir, was passiert ist“, bat Bernd Schuster.

„Ich bin der Werbefachmann einer Firma, die Heizungen und sanitäre Anlagen herstellt, Herr Schuster. Mein Vater, Ernst Grieger, war in derselben Firma tätig. Als Nachtwächter.“

Bernd blickte ihn erstaunt an. Grieger bemerkte es und nickte.

„Ich weiß, was Sie denken. Es ist richtig, dass ich meinem Vater einen besseren Posten hätte beschaffen können. Ich hätte ihn zum Beispiel in meine Abteilung nehmen können, aber das wollte er nicht. Er lehnte jede Protegierung strikt ab. Ich musste seine Einstellung akzeptieren. Ich hätte seinen Stolz verletzt, wenn ich mich darüber hinweggesetzt hätte. Und er hatte eine ganze Menge Stolz.“

Bernd nahm einen Schluck von seinem Kaffee. Er zog noch einmal an der Roth Händle, dann drückte er die filterlose Zigarette im Aschenbecher aus.

„Wie ist Ihr Vater gestorben, Herr Grieger?“

Dennis Grieger betrachtete seine Hände.

„Ich mache mir heute natürlich bittere Vorwürfe, weil ich diesem Dickkopf seinen Willen gelassen habe. Wenn ich ihn zu mir in die PR-Abteilung genommen hätte, wäre er jetzt noch am Leben. Irgendeine Arbeit hätte sich für ihn schon gefunden. Er war ein intelligenter Mann. Aber so verdammt starrsinnig. Er und Fritz Walther hatten gestern Nacht Dienst. Ein Kerl klaute einen der LKWs, belud ihn mit einer Menge Ware und verschwand damit. Ein Mann allein. Diese Verbrecher werden immer dreister. Der Gangster trug eine Maschinenpistole bei sich. Mein Vater versuchte ihn zu stellen, es kam zu einem Feuerwechsel, in dessen Verlauf mein Vater sein Leben verlor.“

„Hat Fritz Walther den Gangster gesehen?“

„Ja.“

„Kann er ihn beschreiben?“

„Ja.“

„Wurde der LKW mit dem Diebesgut wiedergefunden?“

Dennis Grieger schüttelte den Kopf.

„Der Laster ist in der Versenkung verschwunden. Genau wie der Mann, der meinen Vater auf dem Gewissen hat. Ich möchte, dass Sie diesen Fall übernehmen, Herr Schuster. Bringen Sie diesen gemeinen Killer ins Zuchthaus. Es genügt mir nicht, dass die Polizei den Kerl sucht. Ich will, dass sich der beste Mann mit diesem Fall beschäftigt, und das sind Sie.“

Bernd nickte.

„Okay. Ich übernehme den Fall, Herr Grieger.“

„Wieviel kriegen Sie?“

„Hundert Mark pro Tag. Spesen extra.“

„Einverstanden.“

„Sie können das später mit meiner Sekretärin, Fräulein Franziska Jahn, regeln.“

„Gut.“

„Wo wohnt Fritz Walther, Herr Grieger? Wissen Sie zufällig seine Adresse?“

Der junge Mann nannte ihm die Adresse und Bernd Schuster notierte sie. Er

versprach Dennis Grieger, alles in seiner Macht Stehende zu unternehmen, um den Mörder seines Vaters zu finden.

Lass dich nicht mit dem Mongolen ein! Berlin 1968 Kriminalroman Band 43

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