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ОглавлениеAARON SCHLÜTER
GOHRLACK
ROMAN
Impressum
Verantwortlich für den Inhalt und
Copyright der Originalausgabe © 2021 by Aaron Schlüter
Ansbacher Str. 41, 10777 Berlin
Umschlag: © 2021 Copyright Janina Schlüter
Umschlagmotiv: Harun Hafir / Janina Schlüter
Druck und Bindung: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin
Printed in Germany
Über den Autor
Aaron Schlüter wurde 2003 in der deutschen Haupstadt Berlin geboren, wo er immer noch wohnt. Bereits 2019 begann er seinen hier vorliegenden Erstling zu schreiben. Er hat inzwischen mehrere Kurzgeschichten verfasst und arbeitet zur Zeit an seinem zweiten großen Roman.
Widmung:
Für mein 15-jähriges Selbst, das innerhalb eines Jahres dieses Buch verfasste!
Alles ist möglich, also:
JUMP!
Berlin, im September 2021
Inhaltsverzeichnis:
2 USK-18
3 - Tomaten-Rot
4 - Von Lieferservices und Klopapier
5 - Vermummte Gestalt mit Gewalt
6 - Ausschlaggebend aber dumm
7 - Nagetiere in Rüstungen
8 - Freaks und Freundschaft
9 - Keine Revolution vor 16 Uhr
10 - Recidivismus
11 - Kebab und Polizei
12 - Woah-oah, we‘re half-way there. Woah-oah, Thimthim is the mayor
13 - Genozid
14 - Re-etablierung
15 - Tore zu vor Thorium
16 - Wer dieses Buch nicht liebt, ist Anti-Semit
17 - Wenn die Massen sich bewegen
18 - Ballerspiel
19 - Ich schwöre, das Buch ist keine Wirtschaftspropaganda
20 - Zurück zur Quelle
21 - Kuriose Merkwürdigkeiten
22 - So wie es war, so war es auch
1 - Fehler werden begangen
Stress. Purer, nervenaufreibender, belastender Stress. Als viel mehr ließ sich Gohrlacks Tag nicht beschreiben.
Nicht nur wurde er durchgehend während seiner Arbeit als Hausmeister im lokalen Puff der X-Raymountains von irgendwelchen betrunkenen Gästen belästigt und auf ein „Tänzchen“ aufgefordert, was bei seinem Aussehen nur ein wirklich Betrunkener gewollt haben könnte, sondern zudem wurde er auch noch, aufgrund seines schlechten Gehorsams den Kunden gegenüber, die in diesem Puff mit dem Motto „Der Kunde ist König“ behandelt wurden, mit einer Kürzung seines Gehaltes bestraft.
Sein Sohn Thimthim wurde auf dem Spielplatz seines Vertrauens geschlagen und auf der Rutsche, die ihm zu hoch war und ihm Angst machte, ausgesetzt.
Vor einigen Jahren konnte man in diesem Park, besonders um diese Jahreszeit, noch die lokalen Junkies und anderen Abschaum begutachten, nun aber hatte die Huanmafia den Park, sowohl als auch alles andere im Bezirk Schlougunos unter ihrer Kontrolle.
Die Huanmafia besteht hauptsächlich aus den „braunen Leutchen“, was ein Begriff für Leute ist, die eigentlich extrem hellhäutig sind, jedoch oft das Sonnenstudio besuchen, obwohl sie meistens davon nur Rot werden, weshalb es auch einige Menschen gibt, die sie als „verzweifelter, gescheiterter Versuch zu einem eigentlich Einheimischen zu werden“ bezeichnen.
Gohrlack öffnete die Türe zu seinem Haus und sah hilflos dabei zu, wie sein Sohn beim Hineingehen auf den Schwanz seiner Kyarakur-Aufblaspuppe trat. Sobald er die Tür schloss, hörte er auch schon Schritte, welche sich der Tür näherten. Gohrlack rollte mit den Augen, drehte sich um, öffnete die Tür wieder und sagte dem Sektenvertreter auf der anderen Seite, dass er nicht an seiner Ideologie interessiert sei und dass, was auch immer er anbetete, ihm noch einen schönen Tag bescheren solle.
Kurze Zeit später fing er mit dem Kochen des Abendessens an. Es gab wieder einmal Brot aus der Dose mit eingelegten Stückchen Überresten von dem, was auch immer sie, also die Produzenten derartiger Produkte, in den alten Gulags finden konnten.
Thimthims Leibspeise.
Dieser spielte momentan noch in seinem Zimmer, und fand sich dabei wieder, wie er nach etwas Masturbationsmaterial suchte. Er fand zu seiner Enttäuschung jedoch nichts Neues. Er hatte einfach schon viel zu viel, viel zu oft gesehen.
Doch als er gerade noch einmal „Omas von der Müllhalde“ auswählen wollte, wurde er von etwas abgelenkt. Etwas war an seinem offenen Fenster. Irgendeine Notiz, auf der da folgendes stand: „Buh!“
Nachdem Thimthim dies mit viel Mühe entziffern konnte, er war nämlich nicht in der Lage gut zu lesen, da ihm jegliche Bildung fehlte, wurde er von hinten aus dem Fenster geschubst.
Auf dem Boden vor dem Haus, sowohl als dem der Tatsachen, angekommen, schien alles wieder normal zu sein.
Thimthim verstand nicht recht, was gerade passiert war. Hatte jemand sich in sein Haus geschlichen und versucht, ihn aus seinem eigenen Fenster zu schubsen als eine Art Attentat? Aber wer und warum?
Fragen über Fragen türmten sich in ihm auf, also wollte er erst einmal wieder das Haus betreten und seinen Vater fragen. Nur leider konnte er nicht so weit hoch, als dass er hätte durch sein Fenster wieder das Haus betreten können.
Er schritt zur Tür und klopfte heftig, so heftig gar, dass seine Hand ihm brach. Thimthim war das jedoch inzwischen gewohnt, da er so ein Lauch war, dass so etwas des Öfteren passierte. Also wartete er auf seinen Vater, der hoffentlich nicht zu sehr von den Schreien der Gulagüberreste abgelenkt war, um ihn zu hören.
„Das ist doch jetzt nicht sein Scheißernst! Nur weil Krüppmann nicht da ist, versucht dieser Sektenabschaum, mir sein dämliches Buch zweimal anzudrehen? Na warte, dem wird sein falsches Lächeln und sein Bein schon noch vergehen!“, sagte Gohrlack, mit der festen Intention dem Sektenvertreter, den er zuletzt vor 5 Minuten gesehen hatte, kräftig gegen das Schienbein zu treten.
Wer sonst, sollte denn jetzt schon wieder an seiner Tür klopfen?
Er schwang die Tür, die sich nach innen öffnete auf. Diese traf die dahinterliegende Wand mit einer Wucht, die dafür sorgte, dass sich gar drei der Nägel, die Bilder von phallusförmigen Kürbissen in der Wand hielten, lösten und samt der Bilder zu Boden stürzten.
Gohrlack holte zum Tritt aus, dies so stark, dass er dafür seine Augen schließen musste, da er seine gesamte Kraft in diesen Angriff versetzen wollte, selbst wenn diese aufgrund seiner schlechten Körperkontrolle nicht sonderlich viel war und trat zu.
Thimthim absorbierte die gesamte Energie und wurde zu einem Projektil, für 15 Sekunden zumindest. Dabei flog er 3 Meter in die Luft, hoch genug, um das Haus von oben zu sehen, bevor ihn die Winde wegwehten. Dies war lediglich aufgrund seines geringen Gewichtes möglich, da er, wie man bis jetzt bereits bemerkt haben sollte, ein Lauch des Endstadiums war.
Außerdem war es einfach ein relativ windiger Tag.
Er hob ab. Nichts hielt ihn am Boden. Alles, besonders seine vorübergehende Energie, mit welcher er noch nicht so richtig klarkommen konnte, trieb ihn in die Lüfte, welche seinen leichten, fragilen und vor allen Dingen mit viel Energie geladenen Körper hinfort wehten. Im Flug geriet Thimthim so hoch, dass er das Gebiet der Nula erreichte.
Nula ist eine der Hohen. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle diejenigen, die zu hoch in der physischen Welt aufsteigen wollen, davon abzuhalten ihre maximale Höhe zu erreichen.
Als sie sich aus dem Nichts materialisierte und Thimthim erspähte, verstand sie sofort, was die hier vorliegende Situation war und, um es freundlich auszudrücken: Sie gab keinen einzigen Fick.
Thimthim war nun bereits in Nulas Schlaghöhe, ein Glück für ihn, denn glaubt mir, niemand will in Kontakt mit Nulas Springerstiefeln kommen, außer jedoch die Person ist ein gigantischer Masochist und/oder selbstmordgefährdet.
Thimthim wurde von einer Overhand getroffen und gefühlt in die vierte Dimension versetzt.
In Realität war es jedoch lediglich eine Stadt in geraumer Ferne, welche er schon bald besser kennenlernen sollte.
All dies geschah binnen einer Minute und das machte Gohrlack ziemlich zu schaffen. Er saß nun auf seiner Türschwelle und starrte mit einem blanken Gesichtsausdruck seinem Sohn hinterher. Jedoch blieb dazu nicht viel Zeit, da Nula auch einen Grund hatte, auf ihn erbost zu sein, was sie mit den Worten „Du Ouzesohn!“ untermauerte.
„Ziemlich vulgärer Sprachgebrauch, für eine der Hohen“ dachte Gohrlack sich. Jedoch waren nicht nur ihre Worte hart, sondern ihre Taten ebenso.
Sie versuchte Gohrlack einen Tritt zu versetzen, traf durch dessen Position in der Türschwelle jedoch lediglich sein Haus.
Es ist im Allgemeinen unbekannt, aber Gohrlack hatte eins der, seit langem illegalen, empfindungsfähigen Häuser seinem Nachbarn Krüppmann abgekauft. Ach ja, Krüppmann ist schon ein interessanter Kerl, er bewirkt so viel, und doch so wenig in dieser verrückten, großen, abenteuerreichen Welt.
Es ist fast so, als ob jemand mal ein Buch über ihn schreiben wolle.
WUMMS!
Das ist eine akkurate Schreibweise für das Geräusch, das Nulas Springerstiefel und Gohrlacks Haus machten, als sie auf einander trafen; es war kein romantisches Treffen, muss ich gestehen. Trotzdem tat es Gohrlacks Haus weh, was darin resultierte, dass es Gohrlacks inzwischen schmorendes Abendbrot auf Nula spuckte, die sich daraufhin wieder de-materialisierte. Außerdem verbannte sein Haus Gohrlack. Da halfen auch 2-stündige Debatten nicht weiter.
Gohrlack fiel allerdings ein, dass sein Haus versichert war, und so einigten die beiden sich darauf, dass das Haus einfach still sein würde, während Gohrlack das Haus auf Schäden inspizieren ließ, und sich von dem Versicherungsgeld ein paar Handwerker leisten würde, um die von Nula angerichteten Schäden wieder zu beseitigen und das Haus, da es ein harter Verhandlungspartner war und darauf bestand, neu zu lackieren.
„Gut, nun da das besprochen ist, gehe los, Thimthim bergen“,
so sprach das Haus, trotz fehlender Stimmbänder, zu Gohrlack, der als einzige Reaktion einen verdutzten Gesichtsausdruck lieferte.
Es herrschte kurzzeitig Stille -“OUZE?!“ Gohrlack war empört. „Wegen dem Lauch stecken wir doch überhaupt in der ganzen Scheiße!“
„Das ist mir ganz egal. Du hast keine Freunde, und trotzdem moralische Fähigkeiten, die komplett für die Tonne sind, also muss ich eben bessere moralische Fähigkeiten als du besitzen, damit ein Ausgleich herrscht“, entgegnete sein Haus.
„Du bist mein Haus!“, brüllte Gohrlack.
„Was willst du tuuun?“, sagte das Haus spöttisch.
Bevor Gohrlack damit entgegnen konnte, wie er sein Haus doch abfackeln würde, fiel ihm ein, dass er sein gesamtes Hab und Gut darin aufbewahrte.
„Na gut, dieses Mal hast du mich, aber in der Fortsetzung-“
„Es wird keine Fortsetzung geben, und nun los!“, brüllte sein Haus, ohne Gohrlack seinen Satz vollenden zu lassen. Es spuckte noch sein Mobiltelephon aus, seine Brieftasche und - aus irgendeinem Grund - auch ein Buch darüber, wie und wo man den Chinasquat exekutieren konnte.
Also machte Gohrlack sich auf die Reise, die ihm seinen Sohn, sein Versicherungsgeld und den Frieden mit seinem Heim garantieren sollte.
Tragischerweise waren, trotz ihrer Erfindung, viele der von uns als normal angesehenen und konventionellen Vehikel in dieser Welt strikt verboten. Es war nämlich so, dass Zauberer aufgrund ihrer Überlegenheit gegenüber Normalsterblichen diskriminiert und deshalb in großen Massen von der Zivilbevölkerung ermordet wurden. Es wäre also zu leicht für Zauberer, Vehikel wie Autos oder Flugzeuge für terroristische Aktivitäten zu verwenden. Auf andere technische Geräte trifft dies nicht zu, denn es wäre sehr riskant für einen Zauberer und würde die Chance entlarvt zu werden erhöhen, nur um Nacktbilder an die Verwandtschaft von jemandem über deren Mobiltelephon oder Computer zu senden.
Demnach war nun also offensichtlich, dass Gohrlack keine richtige Wahl hatte, er musste zu Fuß gehen. Als er die ersten Schritte ging, ließ er den gesamten Tag erneut in seinen Gedanken ablaufen und war erbost. Auch gegenüber seiner Gesamtsituation, in der er jetzt steckte, machte er sich Sorgen, denn er wusste nicht, was aus seiner Arbeit werden würde. Aber nachdem er an diesem Tage so von seiner Puffmutter disrespektiert wurde, obwohl er schon Ewigkeiten in ihrem Etablissement arbeitete, konnte er sich einfach nicht dazu aufraffen, ihr in einem Anruf den Grund dafür zu erzählen, dass er, mindestens am nächsten Tag, nicht zur Arbeit erscheinen würde.
„Soll die Olle sich doch selber drum kümmern wie ihr Puff aussieht“, sagte Gohrlack zu sich selbst, während er darüber nachdachte.
Auch sein Sohn kam in seinen Gedanken vor, die Heftigkeit der Situation hatte Gohrlack noch nicht so recht erfasst aber er hatte irgendwie das Gefühl, dem Jungen würde es gut gehen, schließlich hatte er immer schon viel Glück gehabt, alleine schon damals, als er ihn fand und adoptierte, als Baby, orange angemalt und in einem Supermarkt als phallusförmiger Kürbis ausgesetzt.