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6 - Ausschlaggebend aber dumm

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Logloglolohloh zückte sofort seinen Bogen und sagte, dass Gohrlack ihm einen Jesus-Saft, also Wein, ausgeben müsse, wenn er diesen Schuss landete.

Daraufhin folgte auch schon der bereits erwähnte Schuss mit einem sehr interessanten Pfeil. Die Pfeilspitze war eine, bereits mit Sauerstoff-Juice befleckte, Glasscherbe und der Pfeilkörper oder besser Pfeilschaft bestand aus einer Gurke und einer Möhre, was Logloglolohlohs kuriosen, bis jetzt noch unerwähnten, Geruch zu verantworten haben könnte.

‚Peng‘ der Pfeil schoss los und traf perfekt, wobei er überraschend tief in sein Opfer eindrang. Soweit gar, dass er bereits am anderen Ende des Kopfes der Mumie wieder herausguckte, denn ja, es war ein Kopfschuss, der sich sehen lassen konnte.

„YEEZEH!!“ Logloglolohloh schien eindeutig zufrieden mit seiner Leistung. Gohrlack entschied sich als Zeichen von Respekt nur für leise Wertschätzung, indem er langsam in die Hände klatschte, während der Kellner in einer schattigen Ecke des Balkons masturbierte.

Als sie mit einer weiteren Runde Jesus-Saft anstießen, war es bereits später Nachmittag und die beiden waren sturzbetrunken.

„Ich störe nur ungern,“ meldete sich der doch recht kleine Kellner zu Wort, während die beiden fröhlich soffen „aber ich denke, es wäre an der Zeit, mich mal zu bezahlen, denn bis jetzt ist ihre Rechnung doch ziemlich hoch und ich denke, bei viel weiterem Konsum, sind sie bald nicht mehr in der Lage dazu.“

Nachdem Gohrlack mit dem Rest seines Geldes bezahlt hatte, ging der Kellner die Treppen runter, und fragte dabei nach dem Wahrsager, um das Geld zählen zu lassen, da er das scheinbar selber nicht konnte. Als dann allerdings der Wahrsager kurze Zeit später die Treppen wieder hochkam, schien irgendetwas schief gegangen zu sein, denn der Ärmste guckte ganz erschrocken.

Zuerst waren Gohrlack und Logloglolohloh gleichermaßen verängstigt, dass Gohrlack sich im Suff möglicherweise verzählt haben könnte. Allerdings schien das Wahrsagerjungchen viel mehr davon abgelenkt zu sein, dass ihm irgendetwas folgte.

Aufgrund ihres Suffs dauerte es etwas bis Gohrlack und Logloglolohloh sich erinnerten, dass sie eine Mumie hierher gelockt hatten, da der Pfeilschuss für diese natürlich nicht tödlich war. Sie blickten sich für ein paar Sekunden erschrocken an, bevor sie in Gelächter ausbrachen. Der verwirrte und trotzdem verängstige Blick des Wahrsagers brachte sie dann jedoch in die Realität zurück.

Logloglolohloh stand auf und ging gemütlich zur Balkonbrüstung rüber, an der die Mumie grade versuchte hochzuklettern, wie sich herausstellte.

Er schlug ihr mitten ins Gesicht, was jedoch nicht viel brachte, und guckte dann seine Hand erstaunt an. Sein Blick traf den der Anderen, woraufhin er

„Bei Kyarakur… Ist! Das! Weich!“, rief.

„Lak und außerdem Lan! Was macht ihr?“, sprach der Wahrsager zornig beim Hinüberlaufen zu Gohrlack und Logloglolohloh, die inzwischen angefangen hatten, die Mumie zu streicheln, was diese zwar davon abhielt, effizient zu klettern, aber die beiden selbstverständlich auch in große Gefahr brachte.

Ironischerweise war aber der Wahrsager derjenige, den sich die Mumie ergriff und mit welchem im Arm sie schließlich abstürzte.

Nach einiger Zeit entschieden Gohrlack und Logloglolohloh sich dann auch dazu zu gehen, denn es wurde langsam aber sicher dunkel. Als sie nach einem äußerst lauten Sturz die Treppe herunter im Erdgeschoss angekommen waren, konnten sie vor dem Gebäude die Mumie und den Wahrsager immer noch am Rangeln sehen, wobei der Wahrsager mehr und mehr im Klopapier eingewickelt wurde, wodurch die beiden mit der Zeit zu einer Entität wurden.

Gohrlack wollte dieses Geschehnis mit seinem Telephon aufnehmen, als er feststellte, dass dieses immer noch fehlte. Er war so betrunken, dass er vergessen hatte, dass es ihm von einem der nun toten Waisenkindern abgenommen worden war. Durch all die Anstrengung beim Nachdenken daran, wo es sein könnte, fing er an rückwärts zu taumeln, was darin endete, dass er in das Zimmer des Wahrsagers stolperte. Zwar fand er kein Telephon, das er als seines bezeichnen würde, aber dafür etwas, das ihm vorher noch nicht annähernd so wichtig erschienen war, wie jetzt.

Eine Minute später rannte Gohrlack mit dem alten Sack im Rollstuhl aus dem Gebäude und geradewegs in die rangelnden Witzfiguren hinein, die immer noch versuchten, sich den Garaus zu machen. Während alle schmerzverzerrt dalagen, brüllte Logloglolohloh, dass er noch nie in seinem Leben so viel Spaß gehabt hätte und dass auch Gohrlack unbedingt mitmachen sollte.

Also zog er sich aus und sprang ins Getümmel.

Im Moment waren so ziemlich alle in einer physischen Situation, die sie davon abhielt, sich wirklich zu bewegen.

Erst am frühen Morgen, nachdem sie alle ihren Rausch ausgeschlafen hatten und wieder wach waren, stand Gohrlack wieder auf und wollte sich zurechtfinden, da sah er auch schon, dass sich inzwischen alle verknotet hatten, und ein dickes Klopapierknäuel bildeten.

Aber ausgerechnet Gohrlack wurde befreit. Eine vermummte, aber eindeutig nicht mumienartige Frau kam vorbei und schnitt ihn los. Sie sah aber nicht sehr menschlich aus, sondern eher wie ein Geist. Er hatte kaum Zeit ihr zu danken, da sprach sie schon in sein Ohr:

„Kümmere dich erst um dieses Pack, dann können wir in Ruhe einen Diskurs führen.“

Daraufhin verschwand sie wieder, als ob sie nie dagewesen wäre. Gohrlack war fast dabei, über die grade geschehenen Ereignisse nachzudenken, als das laute Ächzen der Anderen ihn aus seinen Gedanken riss. Sie waren ziemlich zerkratzt vom Gerangel der Nacht, ganz im Gegensatz zu Gohrlack, der aufgrund seines Körperbaus nicht verletzt wurde. Er schaffte es dann zwar Logloglolohloh loszubinden, stellte aber fest, dass dieser tot wirkte.

Gerade als Gohrlack um ihn trauern wollte, wurde er davon unterbrochen, dass die Mumie, die inzwischen beinahe Eins mit dem bis jetzt immer noch unbenannten Wahrsager geworden war, sich aufrichtete und auf Gohrlack zuschwankte.

„‘Piss dich wo du herkommst!“ sprach Gohrlack, dezent verkatert und trat die Gestalt um.

Er hatte eine grandiose Idee, die überhaupt nicht grandios, klug, oder auch nur besonders logisch war, doch er fühlte sich alleine schon beim Gedanken daran so cool, dass er sie ausprobieren musste.

Er bediente sich an den restlichen Flaschen alkoholischer Getränke, die er im Inneren des Gebäudes finden konnte und auch an Logloglolohlohs ranziger Kleidung, und versuchte diese so zurechtzuschneiden, dass er sie mit dem Fusel zu Brandsätzen kombinieren konnte.

Drinnen war es dunkel, die Stromrechnung wurde vermutlich nicht bezahlt, also nahm er alles mit raus auf den Balkon, wo es heller war, um ein paar Papiere zu zerfetzen, die er sich hier und da genommen hatte. Sie eigneten sich nicht sonderlich gut dazu, wie sich herausstellte, allerdings fand er auch ein Dokument bei all den Rechnungen und Drohungen, das ihm besonders auffiel. Es beschrieb einige Waffen, die man selber sehr leicht herstellen konnte und auch einige Arten, diese effektiv zu nutzen. In einer Ecke fand sich außerdem eine Inschrift wieder, die Gohrlack nicht ganz entziffern konnte, weil sie auf Englisch war, denn es war alleine schon ein Wunder, dass er überhaupt der deutschen Sprache mächtig war.

Allerdings fiel ihm das Wort „Peak“ besonders auf, also nahm er an, dass es vermutlich einfach nur das Wort „Pike“ bedeuten sollte, was Sinn ergab, da sich daneben eine Anleitung für eine selbstgemachte Waffe befand, die im normalen Sprachgebrauch zwar eher als Speer bezeichnet werden würde, aber auch mit dem Namen ‚Pike‘ bezeichnet werden konnte. Er dachte nicht allzu lange über all dies nach, und fertigte einfach einen einzigen Brandsatz an, für den er Logloglolohlohs gesamtes Gewand benutzen musste. Glücklich und zufrieden mit seiner Arbeit hielt er den Gegenstand gegen das Licht und zündete ihn kurz danach an, um schon mal auf die Begegnung mit der Mumie vorbereitet zu sein. Als er sich also umdrehte sah er allerdings, dass die Mumie bereits fast die gesamten Treppenstufen erklommen hatte, während der Wahrsager weiterhin versuchte, sich von ihr zu lösen.

Dann tat Gohrlack vermutlich das dümmste, gefährlichste, aber auch coolste, was er je tun würde: Er schlug der Mumie den Brandsatz mit voller Wucht in den Kiefer, wodurch sie aber auch Gohrlack selbst in Flammen aufgingen.

Gemeinsam fielen sie die Treppe hinunter, und versuchten sich durch panisches Hin-und-Her-Rollen zu löschen. Bei dieser Aktivität rollte sich Gohrlack mehrmals über die Mumien-Wahsager-Hybrid-Gestalt, die er damit scheinbar endgültig zur Ruhe legte und zu einer einzigen Entität verschmolz, da sie durch das Feuer sowie auch durch Gohrlacks platt walzen zuvor weder eine reine Mumie, noch ein reiner Mensch gewesen war. Doch es schien noch ein Teil von ihr zu leben, wie sich herausstellte, als Gohrlack die Flammen an seinem Körper gelöscht hatte und dabei größere Wunden vermieden hatte - irgendwie.

Der Wahrsager war wohl noch in seinem Todeskampf, denn er stöhnte und ächzte mit einem leiderfüllten Ton, der Gohrlack sehr unangenehm war.

Er war kein Held und kein moralisch auch nur ansatzweise guter Mann, aber er konnte diesen armen Mann nicht einfach so leiden lassen, weshalb er Logloglolohlohs Bogen holte und zu einem tödlichen Schlag mit diesem ansetzte.

In genau dem Moment, in welchem er diesen ausführen wollte, sprach der Wahrsager zu ihm mit gebrochener Stimme:

„Ich wusste, dass es so kommen würde, aber was ich nicht wusste, ist, dass ich selbst nun eine Prophezeiung habe… phick dich, so wollte ich die letzten Momente meines Lebens nicht verbringen!“

Er hustete laut und armselig, aber fuhr fort.

„Die Mutter deiner Kinder wird die meiner sein… Ach, nee, warte… Ich sehe einen Mann mit einer Liste, einen Mann mit Anschuldigungen, mit Hass, Niedertracht. Ja, einen richtigen Kackbanausen, wie man ihn sich vorstellt. Du findest deinen Sohn, über dessen Mutter ich meine Aussage zurücknehme, in Saccalang, nordsüdlich von hier. Er ist zwar noch nicht da, aber er wird es bald sein, glaube mir.“

Gohrlack, der sehr aufmerksam zugehört hatte fragte ein wenig verdutzt wo „Nordsüdlich“ sein sollte, bekam aber keine Antwort als der Blick des Wahrsagers sich endgültig versteifte, und in die Ferne wanderte.

Außer Frage, er war tot.

Logloglolohloh lag außerhalb des Gebäudes, genau da wo er vorher war, nur in der Mitte durchgeschnitten. Gohrlack war tatsächlich traurig darüber.

Er mochte den Kerl und hätte sich mehr Zeit mit ihm gewünscht, auch wenn ihre erste Begegnung mehr als problematisch gewesen war. Er nahm sich als Zeichen des Respekts seinen Köcher mit all den Pfeilen mit und sagte, dass er, insofern er Ungerechtigkeit in diesem Gebiet sehe, er es beenden würde, und jene, die es veranstalteten bestrafen würde.

Natürlich war das eine Lüge, die er nur sprach, um sein eigenes unreines Gewissen zu befriedigen, jedoch würde sich bald zeigen, dass er damit nicht einmal so viel Unrecht hatte, wie er ursprünglich dachte, in einer Instanz zumindest.

Gohrlack machte sich wieder auf, aber war sich weiterhin wegen der Worte des Wahrsagers unschlüssig darüber, in welcher Richtung er denn jetzt eigentlich gehen müsse.

Also ging er auf Saugmilch zu, um sich dort zu erkundigen.

Aber er war noch keine drei Schritte gegangen, da kam die spektrale Figur von vor ungefähr einer Stunde wieder zu ihm und sprach.

Sie sagte, sein Sohn wäre der beste Herrscher, den Wolkenheim je gesehen hatte, und dass er recht herzlich eingeladen sei, es zu besuchen. Sie sagte zudem, dass sie das „Gesindel“ von vorhin hinrichten musste, da es im Gegensatz zu Gohrlack nicht aufgrund seiner „Brut“ das Privileg hatte, davon zu erfahren.

Gohrlack war zornig. Dieser Geist, oder was auch immer er war, hatte soeben seinen neusten, und nach Krüppmann auch besten, Freund ermordet.

Er schlug mit dem Bogen vertikal zu.

Er traf also von oben etwas, das scheinbar unter der Gestalt auf dem Boden war, schlug aber geradewegs durch die Gestalt durch. Was auch immer er getroffen hatte, es war auf jeden Fall elektronisch, denn es sprühte Funken und machte laute mechanische Geräusche.

Diese Person, die ihn soeben in die feinste, schnöseligste und doch sozialistischste Gesellschaft eingeladen hatte, die er kannte, war lediglich ein Hologramm. Gohrlack war nun komplett am Ende seiner Auffassungsfähigkeit angelangt.

Thimthim war was?

Die Mutter von Thimthim, die Gohrlack nie zu Gesicht bekommen hatte, war was?

Und am Allerwichtigsten:

Was zum Kyarakurverdammten Ouzesohn war „Nordsüden“?

So ein Scheiß!

Gohrlack

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