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LISKA WOLLKE

Ich kannte ihn seit drei Tagen.

Nikolaus Demir.

Alles machte er mit enormer Intensität.

Wenn er in sich versunken nachdachte, nahm ich den Geruch von kochender Milch wahr.

Wenn er wild in mich drang, suchte ich nach dem Geruch von verbranntem Kondomgummi.

Jetzt aber, er führte nach Orgasmen mit drei zu zwei, lag sein Kopf auf meinem Bauch. Mit der rechten Hand verwöhnte er mich.

Sein Zeigefinger spreizte meine linke Schamlippe weg.

Sein Ringfinger tat Selbiges mit der Rechten.

Sein Mittelfinger war, nennen wir es … zentral zu Gange.

Ich hatte keinen Bock mehr. Er jedoch gab sich redlich Mühe.

Mein Gott, dieser Kerl, Nikolaus, war elf Jahre jünger als ich, Nichtraucher, Nichttrinker, Sportstudent und geil.

Permanent.

Und vor wenigen Stunden noch Jungfrau.

Petting verstand er. Bumsen lehrte ich ihn gerade.

Und Pausen gehörten zum Bumsen.

Ich küsste ihm seinen Scheitel, löste mich von ihm und ging unter die Dusche.

Wie kam ein Deutscher dazu, in Ankara Sport zu studieren, um Sportpsychologe zu werden?

Die Erklärung war simpel. Seine Eltern waren Türken. Er wollte einfach die Heimat seiner Familie kennenlernen. Die vier Jahre Studium würden ganz prima in seine Vita passen.

Seit einem Jahr war Nikolaus Demir in Ankara. Seine Sportpsychologiedozentinnen war ein ehemalige Kommilitonin von meiner Hatice.

Sie hieß Pinar. Der Name bedeutete „die Quelle“.

Was zweifelsohne stimmte.

Pinar war eine Quelle. Eine Quelle der sprudelnden Worte.

Ich schwöre bei dem wenigen was mir lieb ist, ich kenne keinen Menschen, der in der Lage ist dreisprachig derart geschwind zu parlieren.

Pinar versuchte sich gar nicht erst als Sprachethikerin.

Keinesfalls wenigstens im Deutschen, dass sie leidlich sprach. Nach den Reaktionen der anderen, die des Türkischen mächtig waren, auch nicht in Ihrer Muttersprache.

Im Englischen aber.

Mein Gott, ich schloss die Augen, wenn sie sprach.

Ihre wahrlich saubere Diktion hatte was Erotisches.

Sie sprach Porno-Oxford.

Ihre Figur versprach viel. Ob sie es hielt, konnten nur wenige Männer beurteilen. Wenn ich es richtig erfasst hatte, nur Drei.

Darunter nicht ein Türke.

Ich hätte sie gern nackt gesehen. Ich mag Menschen wenn sie nackt sind am liebsten. Ich stellte mir manchmal vor, wie ich in der Sauna sitze oder an einem verlassenen Strand neben einem nackten Mann im letzten Achtel seines Lebens. Und einen Tag später erfahren sie aus dem Fernsehen, dass der Kerl der Papst war? Sowas fänd ich als Erlebnis mal so richtig geil.

Okay, einverstanden. Sorry an Dr. Liska Wollke.

Der Begriff „geil“ im Kontext mit dem Papst… ich entschuldigte mich vor mir selbst.

Und ich nahm die Entschuldigung an.

Jedoch, allein schon der Gedanke.

Pinar überzeugte durch pure Präsenz. Durch Vorhandensein. Anwesenheit.

In der Universität kleidete sie sich, nun, ich halte angemessen, für einen flexiblen Begriff. Sie hielt sich grob an die Kleiderordnung der Universität. Hosenanzüge in jeder Farbe und jedem Schnitt. Nie Röcke, in Notfällen Kleider und auf gar keinen Fall türkische Folklore. Am Abend meiner Anreise verabredeten wir uns für den kommenden Nachmittag zu einem Ausflug. Der Dekan der Uni hatte an einem südlich von Ankara gelegenen See ein Wochenenddomizil. Einmal im Jahr wurden die Besten der Fakultäten und die Lieblinge der Studenten dorthin eingeladen. Immer mit dabei war eine Vertretung der ausländischen Studenten. Gleichzeitig war es wohl das letzte Fest, welches der Dekan austragen würde. Im Dezember würde er seinen einundachtzigsten Geburtstag begehen. Das Fest sollte in fast einer Woche steigen und Pinar war im Vorbereitungskomitee. Komitee war übertrieben. Sie organisierte, fuhr einmal täglich raus, um Wünsche der Studenten mit dem abzustimmen, was der Dekan zuließ. Es gelang ihr meist, die Differenzen auszuräumen. Ich mochte sie von der ersten Sekunde an. Pinar roch fantastisch, hatte unter den Hosenanzügen oder den Arbeitsmonturen sicherlich auch eine interessante Figur. Ihre Ohren passten in mein Akzeptanzfenster. Unser erstes längeres Gespräch fand auf dem Weg zwischen dem Strand, dem Grill der Küche und dem Parkplatz statt. Immer unterbrochen von irgendwelchen Anweisungen in ihrer Muttersprache, die ich nicht mal ansatzweise zu deuten vermochte. Immer aber reagierten die Studenten sofort und wirbelten mit einer nicht zu übersehenden Euphorie. Sie gehorchten Pinar gern und sogleich. Dann stand dieser Typ an dem Transporter. Nikolaus Demir. Er lud Kisten aus, hatte sein Hemd abgelegt. Der Wagen stand im Schatten einer Pinie. Gegen das Licht konnte ich nur den fantastischen Oberkörper eines Turners sehen. Als Pinar ihn rief, zog er den Kopf aus dem Laderaum des Fahrzeugs. Er hatte nahezu perfekte Ohrmuscheln. Ich bot mich an, hier zu helfen. Pinar grinste, verstand und verschwand. Eine Stunde später war ich fertig. Die Kisten waren einfach zu schwer. Mein besinnliches, sportfreies, deutsches Wohlstandsleben hatte Spuren hinterlassen. Der Bengel neben mir schwitzte eine, zugegebenermaßen wundervolle, Spannung aus. Ich wollte ihn, was er nicht wusste. Hoffentlich. Ein Abendbrot und ein nächtliches Schwimmen später wusste ich es besser. Er war ein guter Sportler, ein fleißiger Schüler. Punkt. Mehr nicht. Er hatte keinerlei Lebenserfahrung. Nikolaus Demir fehlte dieses Quäntchen an Abgeklärtheit Er hatte die Weisheit mit der Gabel gegessen. Nicht mit dem Löffel. Nein, auch kein Löffelchen. Wenn es bei ihm um Löffelchen ging, dann war das eine Pause zwischen zwei Orgasmen. Seinen Orgasmen. Meine waren da schon erledigt. Und doch war es schön. Ich würde es zulassen, mich vergnügen und mich bald von ihm verabschieden. In ein paar Tagen. Ziel meiner Reise war ja kein Erotikon von der Türkei zu erstellen, sondern meiner Arbeit, somit meinem Hobby zu frönen. In der Nacht durfte er bei mir schlafen. Schon am nächsten Morgen war folgendes klar: Er war wie ein leerer Hörsaal, er hatte keine Klasse. Bezogen auf seinen Horizont, sein Verständnis, seine Toleranz und Akzeptanz. Dennoch war Nikolaus auch in der kommenden Nacht mein Gast. Pinar nahm das alles sehr gelassen. Am zweiten Tag der Vorbereitungen zum Fest des Dekans brachte ich ohne Umschweife das Gespräch auf diesen jungen Kerl. Sie wusste, dass ich nur den Spaß suchte und akzeptierte das. Nach weniger als einer Stunde mussten wir, Pinar und ich, zurück zur Universität. Mehr war hier jetzt auch nicht zu tun. Im Auto unterhielten wir uns über die versprochenen Kriminalstatistiken. Die Psychologen hatten offiziell den Dekan angefragt, ob ich die Unterlagen einsehen dürfe. Scheiße. Sie hatte anfragen müssen. Der entsprechende Abteilungsleiter war Pinar gewogen. Das wollte sie mir zuliebe nutzen. Die Ankara Üniversitesi hatte eine ähnliche Genehmigungsstruktur wie eine ebenbürtige deutsche Lehreinrichtung. Zu Zeiten des Kaisers. Pinar wollte mir helfen. Sie warf mich am Kurtulus Park aus dem Auto und bat mich um Geduld. Mir ging es nicht gut. Bekam sie Ärger? Ich suchte mir eine Bank und entschied mich dann doch für einen schattigen Wiesenplatz. Ich nahm mir vor, Kontakt in die Heimat zu suchen. Mein Telefonino hatte ich seit fast einer Woche nicht in der Hand gehabt. Ich schaltete es ein und war nach der Pineingabe sofort geschockt. Heidi hatte achtmal angerufen. Siebzehn unbekannte Nummern. Zwei Rufnummern aus der heimatlichen Uni. Die Polizeinummern hatte ich mir alle abgespeichert. Die Dienststelle in meinem Heimatbezirk führte mit sechs Versuchen vor denen, die den Überfall in meinem Büro bearbeiteten. Opa Beyer hatte es zweimal versucht. Dann hörte ich von der Mailbox, dass die Polizei mich doch nochmal sehr gern sehen würde. Nähere Erläuterungen waren von keinem der Beamten zu hören. Heidi war erbost, sauer, konsterniert, verdattert, verwirrt, traurig, besorgt und klagend – jeder Spruch in meiner Box unter einem anderen emotionalen Stern. Sie hatte ja Recht. Ich hatte sie einfach ignoriert, hatte Heidi verraten. Ja, ich war meinem ureigenen Egoismus erlegen. Wieder einmal. Naja, immerhin war hier ein Sportstudent in den vergangenen Tagen und zugegebenermaßen auch in den Nächten mehrfach bemüht mich zu erfreuen und mir das Kleinhirn aus dem Schädel zu vögeln. „Verzeih mir Heidi“, murmelte ich. Zwei der unbekannten Nummern waren angeblich Journalisten die Näheres zu meiner Arbeit wissen wollten. Zwei weitere, eher Reporter als Journalisten interessierte nur mein Verhältnis zu Metin. Mein Professor informierte mich, dass die Promotionsurkunde auf postalischem Weg zu mir sei. Eine Kollegin wollte was Dienstliches – die konnte mich mal. Metins Testamentsvollstreckungsanwalt – der konnte mich dito. Opa Beyer klang sehr besorgt. Ich solle dringend meine Mails checken und auf die Sachen achten, die nicht in der Mail stünden. Und dann rief mich meine Bank an. Es gäbe da ein Problem mit einem Dauerauftrag meinerseits. Ich solle mich bitte dringend melden. Die Summe aus dem Gewinnspiel war nicht freigegeben worden. Keine guten Nachrichten. Was fehlte? Es fehlte was. Eben wollte ich mich um meine Mails kümmern, als Pinar wieder erschien. Ich erkannte sie erst auf den dritten Blick – nein vermutlich mutmaßte ich beim dritten Blick nur, dass sie es eventuell sein könnte. Beim zweiten Hinsehen nach diesem dritten Blick war ich dann sicher. WOW. Sie trug ein sehr mageres, unten ausgefranstes Shirt. Ohne Büstenhalter. Entweder wollte sie mit ihren angenehm üppigen Brüsten einen Kerl anlocken oder einen hungrigen Säugling. Beides hätte funktioniert. Die Länge, respektive die Kürze der Jeans hätten in Teheran die Todesstrafe durch Steinigung nach sich gezogen. Aber selbst auf dem Times Square in New York wäre in diesen Klamotten die Sittlichkeit durch die Polizisten überprüft worden. Glaube ich. Bis eben hatte ich Pinar immer nur in einem Hosenanzug oder in dem Arbeitsoverall gesehen. Jetzt erst wurde mir klar, wie attraktiv diese Frau war. Sie war einen halben Kopf größer als ich, war um Einiges attraktiver und natürlich jünger. Ihre Turnschuhe, Chucks mit blauen Totenköpfen, waren nicht zugeknotet. Die Senkel hingen lose als Knotenbündel herunter. Eine lange, rote Narbe am inneren Schenkel des linken Beins wirkte nicht einmal störend. Ich war so begeistert. So warm berührt. So angenehm überrascht. So geil. Ich war plötzlich geil – na und. Natürlich hatte ich auch schon sexuelle Erlebnisse mit Frauen. Das machte mehr Spaß. Frauen wissen wie weit sie gehen dürfen, orientieren sich am Partner. Männer wissen sowas, glaube ich, nur nach mehreren Jahren mit ein und derselben Frau. Mit Männern wurde gefickt, mit Frauen hatte ich erfüllenden Sex. Mit Pinar könnte ich mir vorstellen… aber das würde jetzt wohl einiges durcheinander bringen. Ich wusste ja auch überhaupt nicht, wie sie dazu stünde. Ich räusperte mich, schluckte den Kloß in meinem Hals runter und erwartete ihre Reaktion. Glücklich sah sie nicht aus. Sie setzte sich neben mich. Die Unterlagen würden mir auf gar keinen Fall ausgehändigt. Ihre zu aufreizende Kleidung konnte ihr auch nicht helfen. Auch wenn das, wie sie mir später gestand, in abgeschwächter Form, eher schon ihr bevorzugter Privatlook war, in dem sie auch schon von dem zu becircenden Kollegen gesehen worden war. Da diesem damals die Augen raus fielen, wollte sie dessen Schrecksekunde nutzen, in der ihm das Blut in die Lenden rauschte, um die Akten einzusammeln und zu verschwinden. Blöderweise war genau dieser Kollege, den sie verwirren wollte, zu einem Arztbesuch außer Haus. Dessen dreißig Jahre ältere, noch dazu weibliche Vertretung war extrem verwirrt bei Pinars Bitte. Sie hätte jetzt behaupten können, dass es mit deren Chef so abgesprochen war. Dann hätte die Vertretung aber nur das Handy des Abteilungsleiters anrufen müssen. Das konnte Pinar nicht riskieren. Das hätte ich auch nie von ihr verlangt. Arme Pinar. Sie lag mir einfach in den Armen. Nun gut, es hatte nicht sollen sein. Dann eben etwas mehr Erholung und Urlaub als Arbeit und Studium neuer Fakten. In drei Tagen spätestens wollte ich sowieso weiter. Weiter die Schwarzmeerküste entlang. Prioritätenliste erstellen. Prüfen. Sinnfälligkeitsgegencheck und LOS. Priorität Eins: Pinar eindeutig zeigen, dass ich nicht enttäuscht war. Prio zwei: Opa Beyers Mail. Prio drei: Die anderen Anrufe – ja, da war Wichtiges dabei. Dann Vorbereitung der kommenden Reiseziele. Prüfung? Den Check schenkte ich mir genauso wie die Prüfung. Also LOS. Pinar sah ein, dass sie selbst sich weiter aus dem Fenster gelehnt hatte, als ich erwartet hatte. Ich hatte ja nichts vorausgesetzt. Ich war eben davon ausgegangen, dass es offizielle Studien auch zur offiziellen Einsicht gab. So saßen wir auf der Wiese im Park und beruhigten uns gegenseitig. Es war ein Samstag am späten Nachmittag. Klar war, dass ich weiter wollte, allerdings erst am morgigen Abend. Oder spätestens übermorgen. Ankara, die türkische Hauptstadt sollte schon noch einige interessante Ecken haben, die mich zum Verweilen bewegen hätten können. Ich entschied mich gegen das Verweilen und für das Wiederkommen. Später. Ich würde dann noch einen letzten Versuchsballon bei Nezahat starten. Sie war mir ja sowohl von Hatice als auch von Tülin empfohlen worden. Die Frau aus dem Innenministerium. Pinar verstand mich. Begriff, dass ich auf einem Trip war, der keine Pausen, keine Verweilen zuließ. Jetzt aber wollte die Dozentin erst einmal aus den Klamotten raus. Ich fand es äußerst anregend und wirklich sexy – was ich ihr sagte. Ihr rundes, wundervoll offenes Antlitz lief puterrot an. Pinar senkte den Blick und ließ sich zu keiner Reaktion verleiten. Wie es so meine Art war, legte ich nach. Ohne Plüschhandschuhe, mit Respekt, doch ohne Rücksicht. Ich sah sie an und beschrieb ihr meine Empfindungen. Die Modulation meiner Stimme drückte dabei wie immer das aus, was ich meinte. Meine Worte dagegen, ich hatte es nie anders gelernt, waren die blanke Zerstörung. Verbale Schrapnelle. Sie setzte sich zu mir und hinterfragte. Unsere Blicke trafen sich – unsere Hände auch. Sie verstand, dass ich nicht irgendwelche pubertären, maskulinen Mustersätze zelebrierte um sie ins Bett zu bekommen, sondern das meine Aussagen einfach nur meine ehrliche, wenn auch ungehobelte Meinung darstellten. Nach einigen Minuten wurde aus meinem Vortrag ein ungemein ehrlicher Dialog. Der Nachmittag auf dieser Wiese, mitten in der türkischen Hauptstadt, endete in einem langen, lächelnden Blick in wundervolle braune Augen. Bis der blöde Teeverkäufer sein, glücklicherweise nicht kochendes, Wasser über meine Beine ergoss. Eine laue Unterbrechung – mehr nicht. Ich spendierte Pinar ein monumentales Abendessen. Vor dem viel zu süßen Nachtisch, ganz plötzlich, wusste ich was mir am Tag im Park auf der Wiese als fehlend aufgefallen war. Die Nervtante. Elenea Plitechna hatte sich nicht auf meiner Mailbox verewigt. Auch bei den Nummern, die unverrichteter Dinge wieder aufgelegt hatten, war die Nummer der Verlagstante nicht vertreten. Was mich wunderte. Sehr. Pinar war an diesem Abend extrem offen zu mir. Sie offenbarte mir ihre Lust. Sie hatte Lust. Und ja, wir verbrachten die Nacht miteinander – ohne Männer. Obwohl, nach meiner ersten Eroberung, dem Sportstudenten Nikolaus Demir, war ich ja nur noch einen Mann von einem knackigen Dreier entfernt. Das ist auch so ein Thema. Für später. Wollte ich einen Orgasmus, suchte ich mir einen Kerl oder griff in mein Nachtschränkchen. Sehnte ich mich nach Erotik schlief ich mit einer Frau oder mit Metin. Der hatte meine Knospen und Rezeptoren immer im Griff. Er hatte meist gewusst wie ich es wollte, und er sah mich immer schweigend an. Keiner von uns wäre selbst beim Orgasmus je laut geworden. Wir liebten uns immer in aller Stille. Es hatte immer etwas vom Anblick einer stillen, alle Sinne erfüllenden schneebedeckten Waldlichtung wenn wir uns gleichzeitig orgiastisch entspannten. Ein stiller Genuss. Kein wildes Schreien. Kein Ficken. Ein erotisches Ergänzen. Ich vermisste ihn. Jetzt brauchte ich etwas anderes. Seit Metin hatte ich nicht mehr gevögelt. Aber gut, bei meinem Sportler Nikolaus endete jedes Betrachten einer Frau sowieso in einem Paarungsversuch. Ich war nur diejenige, bei der es zum ersten Mal geklappt hatte. Diese Information stammte nicht nur von ihm, sondern Pinar konnte bestätigen, dass er aufgrund seiner Herkunft bei allen Mädchen immer wieder abgeblitzt war. Die Schlagzeile in der BILD hätte gelautet: „Rassismus in der Türkei – Deutscher wartet Jahre auf Entjungferung – Deutsche Frau opfert sich“ Er wollte sein neu entdecktes Hobby ausleben. Mit mir. Ob ich damit eine großartige Sportlerkarriere beendete? Es war mir schnurz! Der lebte jetzt seinen pubertären Gefühlsansturm aus. Ich hatte was davon, also war es mir egal, wie es weiter gehen würde. Eine Zukunft hatten wir nicht. Keine gemeinsame Zukunft. Komischerweise war ihm das nicht klar. Er klammerte, wollte mich in den Semesterferien besuchen, mich sogar begleiten. Dem war nichts klar. Er war nicht doof. Aber auf der Waschanleitung in seinen Shorts hätte stehen müssen: „Ask your mom!“ Ihm fehlte die Weisheit der Abgeklärtheit der Menschen, die in ihrem Leben schon öfter auf der Fresse gelegen hatten. Er konnte Sport. Kannte das Leben aber noch nicht. Der war nicht verliebt, der war fixiert. Einpolig auf mich fixiert. Er klammerte. Große Scheiße. Ich versuchte alles, um einen Abend vor meiner Abreise die Situation zu klären und mich dann zurück zu ziehen. Pinar hatte mir empfohlen auf Vernunft zu setzen. Ich setzte auf Alkohol. In dieser Beziehung war ich gegen diesen Sportler austrainiert, wettkampfreif. Natürlich landeten wir im Bett, woran er sich jedoch nicht erinnern dürfte. Zumal nichts passierte. Zumindest in der Nacht. Am kommenden Morgen stand fest, dass er Alkohol nicht vertrug. Wo andere Leute eine Speiseröhre hatten, saß bei mir die Trinkröhre. Bei ihm hatte die Natur dort einen Alkohollift hinein gebaut. Nikolaus Demir hatte mit Sicherheit alles wieder erbrochen, was er getrunken hatte. Nachdem wir sein Zimmer gemeinsam geputzt hatten, seine Dusche gemeinsam benutzt hatten, das Frühstück beide hatten stehen lassen, war es Zeit sich zu verabschieden. Nach einem längeren Gespräch verabschiedeten wir uns. Dreimal. Beim dritten Mal lag ich oben und holte es mir so wie ich es brauchte. Nach einem langen Kuss ging ich erneut unter die Dusche. Nur mit einem Handtuch auf dem Kopf betrat ich ein paar Minuten später wieder das Zimmer. Ich blickte aus dem Fenster. Beton. Schlimmer als in Berlin Marzahn. Ich spürte seine Blicke auf meinem Arsch. Er fragte mich: „Hast Du mich geliebt? Könntest Du mich jemals lieben?“ Meine Antwort war zweigeteilt. Zuerst antwortete die empörte, die schroffe Liska Wollke. Aber nur ganz kurz. Dann setzte ich mich zu dem Jungen, denn nichts weiter war er. „Weißt Du Nikolaus, man liebt nur wirklich das, wovon man auch träumt. Hast Du schon von mir geträumt?“ Seine Antwort war ein jungenhaftes, schüchternes Kopfschütteln. Er schloss die Augen. Ich griff unter die Decke und staunte nicht schlecht über seine bereits wieder hergestellte Einsatzbereitschaft. Mit meinem nassen Handtuch reinigte ich seinen, fast perfekte Maße besitzenden, Prachtliebesstengel. Dann warf ich meine nassen Haare so über meinen Kopf nach vorn, dass die Haarpracht auf seinem Bauch zu liegen kam. Mein Mund öffnete sich. Die Zunge suchte diese kleine Naht von Haut, welche die Vorhaut mit der Glans verbindet. Kein Mensch sagte heute mehr Glans zur Eichel. Da aber meine Assoziationen mit einer Eichel rein gar nichts Erotisches hatten, wählte ich den anderen Begriff – auch für meine innere Stimme. Denn beim Sex redete ich mit mir. Nie mit ihm. Wer auch immer er war? Oder Sie? Das motivierte mich dabei, an mich zu denken. Meinen Egoismus erotisieren und körperlich zeigen, wenn ich unzufrieden war. Immer. Das half mir. Dem oder der Anderen half es, mich besser zu verstehen, zu akzeptieren, mich kennen zu lernen, mich zu befriedigen. Das alles, hatte mein Sportstudent ganz wunderbar, innerhalb von ein paar Tagen gelernt. Jetzt aber hieß es Abschied nehmen. Als Dankeschön sollte er zum ersten Mal seinen „Membrum virile“ in meinem Mund haben dürfen. Ich liebe es auch, mit mir selbst lateinisch zu parlieren. Meine linke Hand lag unter seiner Hüfte und hielt seine linke Arschbacke fest. Auch das war ein Genuss. Welch ein Hintern. Während meine Lippen etwas deftiger zupackten, sich enger, verbindlicher um seinen schönen Stamm schlossen, massierte meine Linke seine Hoden und die Gegend zwischen Sack und Hintereingang. Streichelnd bis fordernd. Wie ich es wollte. Es war jetzt mein Schwanz. Ich hatte die Machtdarüber wie er sich orgiastisch ergießen durfte. Ich bestimmte wann. Es oblag meiner Entscheidung, ob überhaupt. Wie meine Zähne zum Einsatz kommen, hängt immer davon ab, wie ich gestimmt bin. Der Mann hatte nie zu bestimmen. Dieser Mann, der mir jetzt ausgeliefert war, hatte nichts zu befürchten. Ich war ihm wohl gesonnen. Mein Gaumen hatte die perfekte Form um seine Glans dort für bereits Geleistetes zu belobigen. Beides passte perfekt ineinander. Ich positionierte seine Glans dort und baute langsam, ohne Unterbrechung einen Unterdruck auf. Ich saugte. Er stöhnte etwas und wollte sich unter mit bewegen. Das unterband ich durch einen dezenten Biss. Wer hat hier die Macht über Wohl und Wehe? Er fügte sich. Mein Mund schloss sich wieder um seine Lustsäule. Das rhythmische Auf und Nieder meines Kopfes ließ ihn wiederholt leise jubeln. So also wollte er es. Das war seine Amplitude zum Glück. Ich liebte es an seinem Penis zu saugen. Was ich nicht liebte, war ein allzu tiefes Eindringen in meinen Hals. Sicherlich dürfte das Zäpfchen in meinem Rachen inzwischen ziemlich immun gegen jegliche Druck- und Reibereize sein, aber dann war auch Schluss. Ich gab dies dem Jungen unter mir durch einen heftigen Kniff in seinem Hintern zu verstehen. Entweder er interpretierte mich verkehrt, oder er hatte einen Muskelreflex. Er reagierte anders als erwartet. Ganz anders. Plötzlich spürte ich die Falten und den Haarkranz seines Skrotums an meinen Lippen. Dieser Bengel hatte meinen Pharynx entjungfert. Ich hielt eine Sekunde inne, wollte spüren. Erwartete den bekannten peristaltischen Würgereiz. In meinem Hals jedoch war alles beim Alten. Kein Reiz? Etwas Anderes erregte meine Besorgnis – nein – irritierte meine Urinstinkte – machte mich wahnsinnig. Verdammt, ich bekam keine Luft – war das schlimm? Ein bisschen konnte ich noch durchhalten. Ich spürte die rhythmischen Kontraktionen seiner Muskulatur. Er hatte jetzt schon seine Ejakulation. Ich ließ ihm sein Vergnügen. Für ein paar Sekunden. Dann brauchte ich Luft. Während er mich ganz verdattert ansah, erwachten meine Geschmacksknospen. Sein Sperma schmeckte bitter wie Chinin pur. Ekelhaft bitter. Alarmauslösend bitter. Kein Wunder, waren die Geschmacksknospen für Bitterstoffe ja auch auf dem hinteren Teil der Zunge, dort, wo er vor Sekunden noch sein Sperma ergossen hatte. Ich warf mich vom Bett und enterte mit einem Sprung die Küche. Ich trank einen halben Liter Milch in fünf großen Schlucken. Mein Abschiedsplan wurde beim Milchtrinken fertig. Nikolaus Demir, das wollen wir doch mal sehen. Ich machte mich an dem Kerl zu schaffen. Jetzt war ich wieder dran. Langsam begann ich zärtlich an seinen fantastischen Ohrmuscheln zu knabbern.

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Traurige Strände

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