Читать книгу Mord aus kühlem Grund - Achim Kaul - Страница 7
5. Kapitel
ОглавлениеMoritz Kronberger schlief. Im sicheren Gefühl, bisher keinen Fehler gemacht zu haben, und der Situation adäquat begegnet zu sein, wie sein Vater sich ausgedrückt haben würde, hatte ihn, nach vier Stunden konzentrierten Atmens, die Erschöpfung übermannt. Damit hatte man gerechnet. Die Klebebänder, mit denen er gefesselt war, wurden überprüft. Sie waren unversehrt. Er hatte keinerlei Versuche unternommen, sie loszuwerden. Atmung und Puls wiesen keine Besonderheiten auf. Man schnitt ihm den rechten Ärmel seines teuren Hemdes ganz oben ab und maß seinen Blutdruck. Auch der war im grünen Bereich. Der Gefangene war in einem guten Zustand. Sie waren zufrieden. Sein Zustand würde sich noch ändern. Wie geplant.
Schilling blieb abrupt stehen, als er Zweifel und Melzick auf der Treppe sah.
»Na endlich, Kommissar. Wollten Sie nicht die Innereien der Therme kennenlernen, wie Sie sich auszudrücken belieben?« Zweifel war mit zwei großen Schritten neben ihm.
»Zunächst einmal interessiert mich der Kopf des Ganzen.«
»Der steht vor Ihnen«, sagte Schilling und warf sich in die Brust.
»Der Kommissar meint den ganz großen Kopf«, sagte Melzick. Schillings Stirn rötete sich.
»Sie meinen Herrn Kronberger? Ich sagte Ihnen bereits, dass er gerade im …«
»… Ausland weilt und vielleicht morgen hier ankommt, ich weiß«, unterbrach ihn Zweifel. »Kennen Sie seine Söhne?« Schilling blickte verwirrt zwischen beiden hin und her.
»Seine Söhne? Nein, nein nicht persönlich, nur dem Namen nach.«
»Gesehen haben Sie sie also noch nicht? Auch nicht auf Fotos oder Videos?«
»Ist das denn so wichtig?« Zweifel nickte. »Von mir aus Herr Kommissar. Ich gestehe, ich weiß nicht wie die beiden aussehen. Genügt das?«
»Das ist tatsächlich eine wichtige Aussage, Herr Schilling. Immerhin sind Sie einem der beiden heute schon begegnet. Beinahe jedenfalls.«
»Sie sprechen in Rätseln. Macht Ihnen wohl Spaß.«
»Blond, knapp dreißig Jahre alt, unbekleidet, ruhiges Wesen« Schilling nahm seine Brille ab, drehte sich nach allen Seiten um und setzte sie wieder auf. Auf seiner Stirn hatten sich Schweißtröpfchen gebildet.
»Wollen Sie damit sagen, dass …«
»Der Tote in Ihrer Sauna ist einer der Kronberger-Zwillinge. Dr. Kälberer, unser Polizeiarzt, hat das bestätigt. Er weiß nur nicht, welcher von beiden es ist. Das wundert mich allerdings nicht. Herr Kronberger wird sich da leichter tun.«
»Sie haben eine wirklich fragwürdige Art, sich auszudrücken, Herr Kommissar.« Zweifel wusste, dass Schilling in diesem Fall Recht hatte und zog es vor, ihm ausnahmsweise nicht zu widersprechen.
»Herr Kronberger muss unverzüglich informiert werden. Sie sprachen vorhin mit ihm. Er ist also erreichbar?« Schilling nickte zögernd.
»Im Prinzip ist das richtig.«
»Was heißt das?«
»Er ist in Florida, geschäftlich. Dort ist es jetzt«, er schaute auf seine groß dimensionierte Armbanduhr, »7 Uhr 15.«
»Scheint ein Frühaufsteher zu sein.«
»Schlafen gehört nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Er hat mich ausdrücklich gebeten, ihn nur im äußersten Notfall vor seiner Rückkehr anzurufen. Er führt sehr wichtige Verhandlungen mit den Amerikanern und will durch nichts abgelenkt werden. Dass Ihr Vorgesetzter ihn überhaupt telefonisch erreicht hat, ist ein Wunder.«
»Herr Klopfer kann sehr hartnäckig sein«, warf Zweifel ein.
»Jedenfalls muss dieser Herr Klopfer den Vorfall wahnsinnig aufgebauscht haben. Sogar vom BKA hat er gefaselt. Herr Kronberger war einigermaßen beruhigt, nachdem ich ihm die Angelegenheit aus meiner Sicht geschildert habe.«
»Die Leiche haben Sie auch erwähnt?«
»Herr Kronberger ist unterrichtet. Er sagte: ›Nachdem der Mann nun mal tot ist, erübrigen sich für heute weitere Maßnahmen durch mich‹.«
»Klare Aussage«, meinte Zweifel. Schilling sprach nun besonders langsam und betonte jedes einzelne Wort.
»Er sagte außerdem: ›Spätestens morgen Mittag bin ich zurück. Bis dahin keine Störungen mehr, Schilling, unter gar keinen Umständen‹. Ich nehme das wörtlich, Herr Kommissar.«
Zweifel rieb sich mit der linken Hand über seinen Schädel und schaute Schilling prüfend an. Dann fasste er einen Entschluss.
»Ich werde morgen hier sein. Und ich werde der Erste sein, mit dem Herr Kronberger spricht, Herr Schilling. Unter allen Umständen. Ich denke, das ist auch eine klare Aussage. Und jetzt möchte ich, dass Sie meiner Assistentin erläutern, wer in Ihrem Spaßbad wofür zuständig ist, welche Mitarbeiter heute Vormittag hier waren, wie lange diese schon bei Ihnen arbeiten und wie zufrieden Sie mit ihrer Arbeitsqualität sind. Außerdem möchte ich wissen, ob es ein Sicherheitskonzept gibt, wer dafür verantwortlich zeichnet, und ob Sie externe Sicherheitsdienstleister beschäftigen. Falls ja – seit wann. Speziell möchte ich wissen, wer für die Haustechnik zuständig ist und wer die Durchsagen macht. Gibt es eine technische Zentrale, welche die gesamte Anlage elektronisch überwacht und steuert? Wer ist dafür der verantwortliche Mitarbeiter? Und ich möchte, dass Herr Fischli mir alles zeigt.« Zweifel hatte seine Aufzählung beendet, während Schilling versuchte, gelassen zu bleiben, was ihm nicht gelang.
»Sind Sie jetzt fertig?«, platzte es aus ihm heraus. »Das sind verdammt viele Fragen und ich weiß nicht, ob ich …«
»Keine Sorge«, unterbrach ihn Melzick, »ich werde keine Einzige davon vergessen. Wenn Sie freundlicherweise etwas zu Schreiben für mich hätten, können wir sofort anfangen«, sagte sie und strahlte ihn an. Er starrte auf ihre hennaroten Dreadlocks und knirschte zum wiederholten Mal an diesem Tag mit den Zähnen. In diesem Augenblick erschien, wie auf ein Stichwort, John Fischli.
»Ah, Herr Fischli«, sagte Zweifel, »dann können wir ja ebenfalls anfangen.«
Fred bog mit einem tiefen Aufatmen in ihre altvertraute Berliner Straße ein, manövrierte behutsam an den auf beiden Seiten parkenden Autos vorbei und hielt kurz mitten auf der Straße vor ihrem Haus, um die Seitenspiegel einzuklappen. Dann schickte er Johanna nach vorne, damit sie ihn durch den schmalen Torweg in den Hinterhof dirigieren konnte. Elias beorderte er auf den Beifahrersitz, damit er aus dem Seitenfenster den Abstand zur Mauer kontrollierte. Fred war in seinem Element. Im Rangieren eines Wohnmobils machte ihm so schnell keiner was vor. Da konnte ihn so leicht nichts aus der Ruhe bringen, auch nicht die zahlreichen Zuschauer, die in den Nachbarhäusern in den Fenstern lagen und sonst nichts zu tun hatten. Auch Elias war hochkonzentriert bei der Sache und vergaß für kurze Zeit sein Buch, in dem er die letzten fünf Stunden fast ununterbrochen geschmökert hatte. Nach wenigen Minuten stand das Wohnmobil ohne einen Kratzer erlitten zu haben auf seinem Stammplatz zwischen Teppichstangen, Mülltonnen und alten und neuen Fahrrädern. Fred klopfte zum Abschluss dieser Reise dreimal auf’s Lenkrad und stieg beschwingt aus. Johanna war bereits dabei, ihr Reiseinventar auszuladen.
»Nimm schon mal den Korb mit dem Jeschirr«, rief sie ihm aus dem Innern zu. »Elias, du kannst die Wäsche hochtragen. Und denn …« Fred beugte sich durch die offenstehende Seitentür.
»Nu lass uns doch erstmal ankommen. Wir setzen uns auffen Balkong und jönnen uns een kleenes Willkommensbierchen.«
»Mach, wattu willst. Ick hab keene Ruhe, bis die janze Chose ausjeladen is.« Fred verdrehte die Augen und klopfte Elias, der vollbepackt neben ihm auftauchte, auf die Schulter.
»Weeßt du, wat Sklaven sin?« Elias nickte.
»Die gab’s ganz früher in Rom. Die konnte man kaufen.« Fred seufzte.
»Die jibtet auch heute noch. In Berlin.«
»Janz recht«, kam es von Johanna, »und wer nicht spurt wird vakooft.« Fred schnappte sich den Korb mit dem klappernden Geschirr.
»Kannstet ja mal versuchen. Auf Ebay. Sofortkauf. Kein Rückjaberecht. Hätten wir vielleicht beide wat davon.« Johanna packte ihm noch die Schublade mit dem Besteck obendrauf und schaute ihn prüfend an.
»Dit is vielleicht jar keene so üble Idee. Muss ick drüber nachdenken.« Elias war leicht beunruhigt. Er hatte immer noch nicht herausgefunden, wann die beiden etwas ernst meinten und wann nicht. Streit zwischen Erwachsenen konnte er nicht vertragen. Den hatte er oft genug zwischen seinen Eltern erlebt. Er marschierte entschlossen auf die Eingangstür zu, in der Hoffnung, sein Onkel würde ihm folgen. Die nächste halbe Stunde waren sie alle drei emsig damit beschäftigt, den Reisehausrat in ihre Wohnung im dritten Stock zu tragen, eine schweißtreibende Angelegenheit, da es keinen Aufzug gab. Sie hatten es sich gerade auf ihrem Balkon gemütlich gemacht, als das Telefon klingelte.
»Ach du liebes bisschen, ick wollte doch Katharina anrufen«, rief Johanna und stürzte ins Wohnzimmer. Fred schaute Elias an. Elias schaute Fred an und beide grinsten. Sie hörten Johanna in ihrer üblichen Lautstärke telefonieren, was bedeutete, dass zum Beispiel der schwerhörige Herr Lüdenscheid von gegenüber problemlos jedes Wort verstehen konnte. Zumindest galt das für den Anfang des Gesprächs, solange, bis Johanna sich wortreich für die übereilte Abreise entschuldigt hatte. Fred kam naturgemäß dabei nicht gut weg, doch das machte ihm nichts aus. Nach einer Weile war von Johanna nichts mehr zu hören. Ihr hatte es buchstäblich die Sprache verschlagen. Fred und Elias tauschten wieder einen Blick aus und zwinkerten sich einvernehmlich zu. Sie wussten zwar nicht, was ihr die Sprache verschlagen hatte, doch konnten sie jetzt umso ungestörter die Abendsonne auf dem geräumigen Balkon genießen. Als Johanna zurückkam, war es mit der Ruhe vorbei. Sie war etwas blass um die Nase, dafür waren ihre Wangen kräftig gerötet, als ob sie zwei Ohrfeigen bekommen hätte. Sie setzte sich wortlos in ihren Korbsessel, nahm ihr Bierglas vom Tisch und leerte es in einem Zug.
»Hoppla«, sagte Fred. Sie schaute ihn an, als ob sie seine Anwesenheit erst jetzt bemerkte.
»Dit kannst du laut sagen.«
»War Katharina stinkich?«, fragte Fred. Elias vertiefte sich wieder in sein Videospiel und tat, als hörte er nicht zu. Johanna schüttelte den Kopf.
»Stinkich is jar keen Ausdruck. Sei froh, dat du nüscht am Telefon warst. Sie hatte ja een komplettes Menü für uns vorbereitet, mit allen Schikanen, wir hätten uns nur hinzusetzen brauchen. So wie et ausjemacht war. Aber nee, der Herr musste ja sofort nach Hause flüchten. Nur wech aus dem feindlichen Ausland.« Sie redete sich in Rage. Elias starrte konzentriert auf das kleine Display. Fred stand wortlos auf und holte sich noch ein Bier. »Jetzt bloß keene Eskalation«, dachte er. Er dachte es zum zweiten Mal an diesem Tag.
»Hol dir doch een Stück Kuchen, Elias, ick hab den Rest innen Kühlschrank jestellt«, sagte sie, als Fred zurückkam. Elias schüttelte den Kopf. »Dann hol dir noch wat zu trinken.« Wieder schüttelte er den Kopf.
»Lass den Jungen doch.«
»Ick lass ihn ja!«, fauchte sie plötzlich giftig. »Ick weeß nur nich ob …« Elias stand auf und verließ den Balkon, ohne sie anzusehen.
»Na siehste«, sagte Fred, »du weeßt doch, wie er is.«
»Ja, ja, ja, ick weeß, ick weeß. Aber heute Morgen wolltest du ihn noch stundenlang inner Sauna schmoren lassen, haste schon vajessen?« Fred winkte ab.
»Jetzt verrat mir nur mal, warum du’n weghaben wolltest«, raunte er ihr zu. Johanna wischte ein paar Mal mit der flachen Hand unsichtbare Krümel vom Tisch.
»Et hat’n Toten jejeben«, sagte sie leise. »Ick will nüscht, dat der Junge nochmal irjendwat mit Toten zu tun hat.« Fred schaute sie mit großen Augen an.
»Inner Therme? Heut Morjen?« Sie nickte und zupfte am Tischtuch.
»Een junger Mann. Lag als Leiche inner Sauna.«
»Welche Sauna?«
»Is doch ejal, Mensch. Die Stollensauna jloob ick. Katharina hattet von eener Freundin, die dort arbeetet. Angeblich soll er ertrunken sein.«
»Ertrunken? Inner Sauna?« Fred fehlten die Worte. Und Elias, der neben der Balkontür stehengeblieben war, um zu lauschen, fiel das weiße Gesicht ein, das ihn an diesem Morgen so erschreckt hatte.
Lucy tat etwas Verbotenes: Sie lauschte. Der Polizeichef von Bad Wörishofen, Alois Klopfer, telefonierte in seinem Büro. Von Angesicht zu Angesicht konnte Klopfer bedrohlich leise sein, wenn er wütend war. Am Telefon dagegen konnte er sehr laut werden. »Ich lausche ja gar nicht«, sagte Lucy zu sich selbst, als sie sich an seine Bürotür schlich, »ich höre nur nicht weg.«
»Hat man Ihnen als Sie klein waren nicht die Uhr erklärt?«, dröhnte es klar und deutlich von drinnen. »Wissen Sie, was man im Westen unter einer Viertelstunde versteht? Möchte der Herr Kommissar vielleicht, dass ich ihm hinterher telefoniere?« Lucy hätte zu gern Zweifels Antworten mitbekommen. Sie schienen jedenfalls nicht dazu geeignet, den Chef zu beruhigen. »Nein, ich habe das BKA noch nicht alarmiert. In weiser Voraussicht, wie mir scheint. Gottseidank habe ich noch andere Informationsquellen als Sie. Den Geschäftsleiter der Therme zum Beispiel, Herrn Schilling.« Eine Zeit lang war nichts mehr zu hören. Offenbar wurde der Chef mit den ersehnten Informationen gefüttert. »Ist Frau Zick bei Ihnen? Ja. Ja doch! Ist mir bekannt, wir werden das schon regeln mit ihrem Urlaub!« Klopfers Stimme schien näher zu kommen, obwohl er deutlich leiser redete. »Ja. Ist mir bekannt. Ist mir egal! Wir sehen uns in meinem Büro. Um 17 Uhr!« Die Tür ging auf, und Lucy stand perplex vor ihrem Chef. Vor Schreck blieb ihr die Spucke weg. Sie deutete stumm mit ausgestrecktem Arm auf ihren Arbeitsplatz, wobei sie sich um einen unschuldigen Gesichtsausdruck bemühte. Klopfer fixierte sie.
»Wollen Sie mir sagen, dass Sie von da drüben nichts verstehen können?«
»Ääh …«
»Hätte ich lauter werden sollen?«, fragte er und verschränkte seine Arme.
»Äähm …«
»Was ist los, Frau Lucy, so kenn ich Sie ja gar nicht? Sind Sie etwa verlegen? Oder sind Sie nur um Worte verlegen? Werden Sie mir ja nicht rot.« Lucy schluckte.
»Kaffee, Cognac, Tabletten vielleicht …?«, sprudelte es aus ihr hervor.
»Was soll das nun schon wieder?«
»Ich dachte — nur so — zur Beruhigung vielleicht …«
»Kaffee können Sie meinetwegen haben. Cognac und Tabletten verbiete ich Ihnen!«
»Ähm, nein — ich dachte eigentlich — für Sie …«
»Für mich? Mache ich den Eindruck als sei ich unruhig?« Lucy hatte sich, ihren umfangreichen Körper vorsichtig rückwärts schiebend, ihrem Schreibtisch genähert. Klopfer hatte sie langsam vor sich hergetrieben.
»Äh, nein, also — Sie sind eigentlich wie immer«, sagte sie und plumpste auf ihren Stuhl. Klopfer verzog keine Miene. Er baute sich vor ihrem Schreibtisch auf und ließ sie nicht aus den Augen. Lucy wusste nicht, wo sie hingucken sollte. Schließlich wurde es ihr zu dumm. Sie reckte trotzig ihr Dreifachkinn und stieß einen tiefen Seufzer aus.
»Also gut, Herr Klopfer, ich habe gelauscht, wobei das bei Ihrer Lautstärke der falsche Ausdruck ist. Soll nicht wieder vorkommen.«
»Glaub’ ich nicht.«
»Aber …«
»Schokolade!«, sagte er wild entschlossen.
»Was meinen Sie?«
»Strafe muss sein. Schokolade! Sie wissen schon, was ich meine. Los, her damit!«, sagte er mit einer fordernden Handbewegung.
»Meine Schokolade?«, stammelte sie.
»Muss ich sie mir selbst holen?«, polterte Klopfer.
»Aber …«, sie zog beide Schubladen auf, »nix mehr da, Herr Klopfer.« Er überzeugte sich mit eigenen Augen.
»Es ist unglaublich.«
»Es tut mir sehr leid, Herr Klopfer. Ich hatte noch keine Zeit, welche zu kaufen.«
»Keine Zeit also, aha. Wohl zu viel Arbeit, was?« Sie schüttelte verwirrt den Kopf, dann nickte sie heftig.
»Hören Sie gut zu, Frau Lucy. Wenn ich das nächste Mal meine Bürotür aufmache, kleben Sie besser nicht mit Ihrem Ohr dran.« Wieder nickte sie eifrig. »Und wenn ich das nächste Mal Ihre Schublade aufmache, liegt gefälligst eine Schokolade drin. Beste Qualität. War ich laut genug?«
»Ich — ich konnte nichts überhören.«
»Gut, wie sieht Ihr Arbeitsplan für den Rest des Tages aus?« Sie zuckte zögerlich mit den Schultern und deutete vage auf ihren Schreibtisch. Klopfer starrte darauf.
»So muss es damals in Pompeji ausgesehen haben. Nach dem Vulkanausbruch.« Er nahm sie ins Visier. »Wenn es Ihre geistige Verfassung wieder erlaubt, dann suchen Sie mir alles an Informationen zusammen, was Sie über Herrn Kronberger und seine Zwillingssöhne herausfinden können. Sagen wir – bis halb vier. Und passen Sie auf Ihren Nacken auf.«
»Warum?«, hauchte Lucy, die so viel Zuwendung seitens Ihres Chefs nicht gewohnt war.
»Sie nicken zu heftig.«