Читать книгу Bratwurst mit Senf und Seelenheil - Adrian Plass - Страница 11
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ОглавлениеFamilienandacht: ein Fernseher in jedem Zimmer.
Familienrundbrief: jährliche Mitteilung, verschickt von Leuten, deren Kinder bei Prüfungen gut abgeschnitten haben.
Fanatiker: 1. Menschen, die von übertriebener und oftmals fehlgeleiteter Begeisterung für etwas erfüllt sind; 2. Ausdruck, der oft für Christen verwendet wird, die so arrogant und rücksichtslos sind, andere sehen zu lassen, dass ihr Glaube doch tatsächlich ein paar geringfügige Auswirkungen auf ihre Lebensweise hat.
Feigenbaum: Obstbaum, der mit einigem Recht möglicherweise etwas beleidigt über seine Rolle in der Bibel ist, da er hauptsächlich dafür bekannt wurde, dass er nach dem Sündenfall die Blöße Adams und Evas bedeckte und dass er nur um einer Aussage in einer Predigt willen von Jesus verflucht wurde.
Fersenwippen: ein Phänomen, das oft das eindringliche Beten elegant gekleideter christlicher Geschäftsleute aus der Finanzdienstleistungsbranche begleitet, wenn sie wie vor einem Rugbymatch einen Ring um den Gastredner bilden, um ihn für seinen Vortrag fitzubeten.
Fett des Landes: 1. Reichtum und Wohlstand, wie sie im fünfundvierzigsten Kapitel des ersten Buches Mose der Pharao Josef und seiner Familie in Aussicht stellte; 2. Gewinnquelle für Tausende von Sportstätten und Fitnesscenter überall im Land.
Fisch: Symbol der christlichen Gemeinde, vermutlich, weil Fische nervöse Geschöpfe sind, die gern unsichtbar bleiben und hilflos herumzappeln, wenn sie aus ihrer sehr begrenzten Umgebung herausgeholt werden.
Fragen: sehr nützlich, solange es nicht solche zielstrebigen Sackgassenfragen sind wie die, die man manchmal von Hauskreisleitern hört, wie zum Beispiel: »Nachdem wir nun den Abschnitt gelesen haben – was meint ihr, war der Aussätzige froh über seine Heilung oder nicht?«
Frau am Brunnen: neutestamentliche Gestalt, die entdeckte, wie gefährlich und unberechenbar es sein kann, sich von einem fremden Mann zu einem Getränk einladen zu lassen.
Freiheit: ein Nebenprodukt der Wahrheit, von dem viele von uns behaupten, sie wünschten es sich mehr als alles andere. Allerdings finden wir erst in dem Moment, wo sie uns tatsächlich angeboten wird, heraus, wie sehr wir sie uns wirklich wünschen, wie der Gefangene in dem folgenden Dialog entdeckt:
GEFANGENER: (laut und leidenschaftlich) Hilfe! Hilfe! Bitte helft mir! Hilfe! Hilfe! Irgendjemand muss mir hier heraushelfen! (usw.)
RETTER: (mit einem großen Schlüssel in der Hand) Schon gut! Schauen Sie! Ich habe einen Schlüssel. Ich kann Sie herauslassen.
G: (nach einem Blick auf die Uhr) Mmm. Wissen Sie was, es ist gleich Mittagspause, und das Essen ist hier gar nicht so schlecht. Wie wär’s, Sie kommen so um halb drei wieder?
R: (deutet auf den Beutel, den er trägt) Ich habe reichlich zu essen für uns beide. Kommen Sie! Gehen wir!
G: Oh. Äh, gut. Okay. Gut! Ich packe nur schnell meine Sachen.
R: (schaut sich um) Sachen? Was denn für Sachen? Sie haben doch gar keine Sachen. Kommen Sie, gehen wir!
G: Richtig, Sie haben ja recht. Aber wissen Sie, es ist doch ein bisschen kalt um diese Tageszeit. Vielleicht gehen wir lieber am Vormittag, sobald die Sonne ein bisschen –
R: (reicht ihm eine dicke Jacke) Hier haben Sie eine Jacke. Los, ziehen Sie sie an!
G: (nachdem er die Jacke angezogen hat) Puh! Da wird es einem aber mächtig warm drin. Ich schwitze jetzt schon, und –
R: (reicht ihm ungeduldig seine eigene Jacke) Dann tauschen Sie meinetwegen mit mir! Meine ist dünner. Aber jetzt lassen Sie uns gehen, bevor es zu spät ist! Kommen Sie! (Sie tauschen.)
G: Okay! (zögert) Sie kennen doch den Weg, oder?
R: (zeigt ihm eine Landkarte) Ich habe eine Karte! Ich kenne den Weg!
G: Gut! Okay! Okay! Jawohl! Gut …
R: Also los dann!
G: (nach einer Pause) Sagen Sie, Sie hätten nicht zufällig Lust, hier bei mir einzuziehen, oder? Es ist gar nicht so übel, wenn man sich dran gewöhnt hat, und jeden zweiten Mittwoch veranstalten sie hier so ein ganz nettes …
R: Nein, natürlich will ich nicht hier bei Ihnen einziehen! (Pause) Hören Sie – wollen Sie jetzt frei sein oder nicht?
G: (eingeschnappt) Nun ja, aber ich finde, ich sollte derjenige sein, der entscheidet, wann ich gehe. Ich finde es nicht fair, dass Sie hier einfach so hereinplatzen, so ganz unangemeldet, und –
R: Aber Sie haben doch gerufen, dass Sie unbedingt hier herauswollen! Ich habe Sie gehört! Jetzt kommen Sie schon! (packt ihn am Arm) Lassen Sie uns –
G: Hilfe! Hilfe! Ich werde gekidnappt! Bitte helft mir! Hilfe! Hilfe! Rettet mich! Hilfe!
R: (angewidert) Ach, dann bleiben Sie eben hier! (verschwindet)
G: (nach einer Pause, um sich zu vergewissern, dass er weg ist) Hilfe! Hilfe! Rettet mich! Jemand muss mich hier herausholen! Hilfe! Hilfe! (usw.)
Freiwillige: Leute, die niemals befürchten müssen, stundenlang in einer Schlange warten zu müssen.
Freizeit: häufige christliche Veranstaltung zur Füllung von Wochenenden oder Urlaubstagen mit strammem Vortragsprogramm.
Friedensgruß: Element des anglikanischen Kommunionsgottesdienstes, das bei denen unter uns verschwitzte Handflächen und innere Panik auslöst, die sich nicht ganz sicher sind, ob sie a) die ganze Gemeinde, b) nur die Leute, die sie kennen, c) die Leute in den Reihen vor und hinter ihnen oder d) überhaupt niemanden begrüßen sollen, was sich dadurch bewerkstelligen lässt, dass man still mit geschlossenen Augen sitzen bleibt, so als ob man für jeden in der Gemeinde betete.
Weitere Spannung entsteht durch die Frage, ob sie diejenigen, die sie begrüßen a) umarmen, b) küssen, c) mit einem Händedruck grüßen, d) ihnen kumpelhaft auf die Schulter klopfen oder e) ihnen über die Köpfe anderer hinweg zuwinken sollten. Wie schön ist es doch, dieses entspannende kleine informelle Intermezzo inmitten eines traditionellen Gottesdienstes zu haben.
Frommes Crescendo: ein Phänomen, das sich häufig unter Christen bei Aktivitäten wie dem Gebet, der Anbetung und der Ausübung von Geistesgaben zeigt. Es scheint ein verbreitetes Missverständnis zu geben, dass Gott solche Äußerungen unsererseits eher hören und darauf antworten kann, wenn die Stimmen seiner Anhänger allmählich an Lautstärke und Eindringlichkeit zunehmen, bis es sich anhört, als würden die Sprecher jeden Moment explodieren. Manchmal steht dahinter auch ein gemeinschaftliches Bemühen. Ein denkwürdiges Beispiel dafür erlebte ich vor einigen Jahren an einem warmen Abend im West Country.
Es handelte sich, soweit ich mich erinnere, an eine pfingstlerische Kundgebung, eine gemeinschaftliche Anbetungsveranstaltung am Ende eines Tages voller Seminare und Lektionen. Nach einigen Chorälen und Chorussen stand ein Mann auf, um vor der Versammlung eine Prophetie vorzutragen. Dagegen spricht natürlich nichts. Die Prophetie ist zweifellos eine der Gaben des Geistes, und je mehr wir Bedürftigen von Gott hören können, desto besser. Probleme gibt es allerdings dann, wenn Gruppenüberschwang, Wunschdenken und leichte Hysterie den gesunden Menschenverstand überwältigen. Jene Art von himmlischen Bildern, in denen grüne Käfer sanft auf den Stufen des Gemeindehauses vor sich hin zittern, kann auch die aufgeschlossenste Versammlung in Verwirrung und Niedergeschlagenheit stürzen.
Wie war es nun mit der Botschaft (oder den Botschaften), die bei diesem Anlass weitergegeben wurden? Rührte Gott da jemanden in der Versammlung an oder ließ sich nur wieder einmal der menschliche Übereifer ein wenig hinreißen? Das Urteil überlasse ich Ihnen selbst.
Die Prophetie des ersten Mannes war noch einigermaßen vernünftig und zurückhaltend im Ton.
»Ich sehe ein Kaminfeuer«, sagte er, »dessen Flammen kleiner werden, sodass es keine Wärme mehr gibt wie zuvor. Schürt das Feuer, bevor es ganz erlischt. So ergeht das Wort des Herrn.«
Abgesehen von dem eigentümlichen Rückfall in die Sprache des sechzehnten oder siebzehnten Jahrhunderts am Schluss der Prophetie, hörte sich das ganz vernünftig und hilfreich an, ob es nun direkt von Gott kam oder nicht. Es muss wohl mindestens eine Person in dieser großen Menge gegeben haben, die frisches Brennholz für das Feuer ihres geistlichen Lebens nötig hatte. Wahrscheinlich mehr als eine. Eine Menge, schätze ich. Aber als der erste Mann sich setzte, stand ein zweiter auf. Die Stimme dieses Mannes erhob sich eine Stufe höher als die des ersten.
»Das Feuer ist jetzt schon ganz niedrig! Das Holz ist verzehrt, und es wurde nicht nachgelegt. Bringt Holz an das Feuer, solange es noch wieder entfacht werden kann. Die Zeit ist kurz, und ich werde nicht immerdar in euch walten, spricht der Herr. Hört meine Worte und gehorcht meinem Willen, damit das Feuer erhalten werde.«
Nun, wenn es damit geendet hätte, wäre es vielleicht noch in Ordnung gewesen, auch wenn mir das mit »ich werde nicht immerdar in euch walten« nicht besonders gefiel. Den Leuten kommen diese Worte viel zu leicht über die Lippen, und das mit einer eigenartigen Befriedigung. Die Bibel sagt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Dämonen, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch Mächte und Gewalten, weder Hohes noch Tiefes noch sonst irgendetwas in der ganzen Schöpfung uns von der Liebe Gottes trennen kann, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. Wie könnte ein bisschen Nachlässigkeit bei der Brennholzbeschaffung unsere Beziehung zu ihm zerstören, wenn all diese anderen Dinge das nicht können? Aber wie auch immer. Es war klar und deutlich gesagt worden, dass wir unser Leben neu von Gott entfachen lassen sollten. Zweimal. Wie wär’s jetzt mit dem nächsten Lied?
Aber nicht doch. Ehe wir uns versahen, erhob sich ein dritter, mit prächtigem Bart gezierter Prophet wie ein Behemoth von seinem Platz in der Mitte der sitzenden Heiligen.
Dieser Bursche trieb die stimmlichen Effekte auf eine neue Spitze. Wie einer jener Theaterschauspieler alter Schule aus der Zeit, als es noch keine Mikrofone gab, ließ er seine Baritonstimme vor schicksalsschwerer Gefühlswallung röhren und tremolieren und zittern. Verglichen mit diesem Kerl war Donald Wolfit ein Taubstummer mit angeschlagenem Selbstbewusstsein.
»Ich sehe den Ort, wo einst die brennenden Kohlen lagen!«, wetterte er, »und sie brennen nicht mehr! Gehet hin zu der Stätte, da Brennholz zu finden ist, und bringet es her zur Feuerstelle, auf dass es den Verlorenen eine Quelle des Lichtes und der Kraft sein möge! O säumet nicht, auf dass ihr nicht in der letzten Stunde für Spreu erachtet werden möget!«
Danach begann die Sache erst richtig albern zu werden. Falls es so etwas wie ein religiöses Trittbrett gibt, dann sind an jenem Abend eine Menge Leute darauf mitgefahren. Als ich hörte, wie viele Leute dort praktisch dieselbe Botschaft von sich gaben, kam mir der Gedanke, wenn das so weiterginge, würde am Ende der arme Schlucker, dessen Feuer am Ausgehen war, der Einzige im Saal sein, der noch keine Prophetie über sich selbst verkündet hatte.
Das Ende kam, als ein hochgewachsener, dünner Mann mit unsäglich scheußlichem Haarschnitt und einer Jacke, deren Ärmel auf halber Länge seiner unnatürlich stark behaarten Unterarme endete, sich von seinem Stuhl erhob wie eines jener altmodischen, einen Meter langen Holzlineale, und sich anschickte, seinen Senf zu dem Vorausgegangenen dazuzugeben. Inzwischen hatten sich Tonfall und Lautstärke der aufeinanderfolgenden Prophetien zu einer solch hysterischen Raserei gesteigert, dass die Laute, die aus der Kehle dieses leidenschaftlichen Bruders kamen, einem wahnsinnigen Gejodel glichen. Stellen Sie sich vor, Kenneth Williams, der Star aus den Ist-ja-irre-Filmen, würde sich die Lungen mit Helium füllen und dann jemanden in einer halben Meile Entfernung auf sich aufmerksam zu machen versuchen, dann haben Sie einen ungefähren Begriff davon.
»Ich sehe die Asche, und sie ist ka-a-alt! Sie ist so ka-a-a-alt! Oh, die Asche, die Asche auf dem kalten Rost! Seht die Asche! Sie ist ka-a-a-alt! Ganz ka-a-a-alt! Alles ist so –«
An dieser Stelle, keine Sekunde zu früh aus meiner Sicht, befand der Gottesdienstleiter, nun sei es genug.
»Ja, schön«, unterbrach er übers Mikrofon, und ein leiser Anflug von Gereiztheit gab seiner volltönenden, gebieterischen Stimme eine gewisse Schärfe, »ich glaube, die Botschaft ist wohl bei uns allen angekommen …«
Ja, dem konnte ich nur beipflichten. Bei irgendjemandem ging das Feuer aus, und wenn er oder sie das bis jetzt noch nicht kapiert hatten, dann half wohl alles nichts mehr.
Wenn ich annehme, dass die ursprüngliche Botschaft tatsächlich von Gott stammte, dann frage ich mich manchmal, wie wohl die angesprochene Person mit dem wahnsinnigen Crescendo umgegangen sein mag, das darauf folgte. Da ich nicht die leiseste Ahnung habe, wer diese Person war, werde ich mich wohl damit abfinden müssen, es nie zu erfahren.
Übrigens, falls Ihnen die Frage in den Sinn kommen sollte, ich selbst war es definitiv nicht …
Fundamentalist: 1. jemand, der strikt an traditionellen protestantischen Überzeugungen wie der Irrtumslosigkeit der Schrift und einem buchstäblichen Verständnis der Glaubensbekenntnisse als Fundamenten des christlichen Glaubens festhält; 2. Anagramm für »Und Satan filmte« und »Saftladen im Tun«.