Читать книгу Bratwurst mit Senf und Seelenheil - Adrian Plass - Страница 7
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ОглавлениеBangladesch: Land, in dem fünf Millionen Kinder jeden Tag ums Überleben kämpfen. Wohl kaum ein religiöses Thema. Lesen Sie schnell weiter.
Baptisten: Konfession, der man anmerkt, dass sich da eine Menge unter der Oberfläche abspielt.
Barmherziger Samariter: fiktive biblische Figur aus einem Gleichnis von Jesus. Wird von den Konservativen als Tory in Anspruch genommen, weil seine Investitionen ihm genügend Erträge eingebracht hatten, um helfen zu können, wenn er das wünschte, von der Labour Party als Sozialist, weil er tatsächlich bereit war, von seinem Geld abzugeben, und von den Liberaldemokraten, weil die Menge, die dem Gleichnis zuhörte, wie selbstverständlich davon ausging, er sei zu nichts nutze.
Beerdigung: 1. manchen Christen zufolge ein Anlass zu ausgelassenem Jubel. Man versteht natürlich, was sie meinen. Der Gesellschaft eines geliebten Menschen beraubt zu werden ist ein so herrliches Erlebnis, dass man sich ein Freudentänzchen kaum verkneifen kann; 2. Anagramm für »Gib du gerne«.
Behemoth: 1. Nilpferd oder Elefant, erwähnt im Buch Hiob; 2. Identitätsbezeichnung, die Adam einem Mitglied der Familie der Lepidoptera zuwies, als er den Tieren ihre Namen gab.
Beherrschung wahren: manchmal sehr nützlich. Höflichkeit ist eine der anziehendsten Eigenschaften, die ein Mensch haben kann. Zugleich ist sie aber auch eines der größten Hindernisse für den Fortschritt in der christlichen Gemeinde. Stellen Sie sich vor, Jesus hätte zu den Pharisäern gesagt: »Äh, Entschuldigung, ich hoffe, ihr seid mir nicht böse, wenn ich das sage, aber ich finde, ihr habt so eine Spur von etwas Schlangenähnlichem an euch. Ich meine, klar, in diesem Bereich haben wir es alle nicht leicht, aber ich glaube, ihr habt da vielleicht ein besonderes Problem …« Im schlimmsten Fall kann die Krankheit der übertriebenen Höflichkeit und des Wohlwollens um jeden Preis zu einem Dialog wie dem folgenden führen:
A: Sag mal, darf ich dir etwas sagen?
B: Ja, natürlich.
A: Also, ich finde, wir sollten die Sache von neulich bereinigen. Ich möchte dir einfach sagen, wie leid es mir tut, was ich da gesagt habe.
B: Oh, ach nein, mir tut es leid, dass ich dich in eine Lage gebracht habe, wo du das Gefühl hattest, dich für das, was du sagtest, entschuldigen zu müssen.
A: Das ist sehr nett von dir, aber weißt du, es tut mir wirklich leid, dass ich dich in eine Lage gebracht habe, wo du das Gefühl hattest, dich dafür entschuldigen zu müssen, dass du mich in eine Lage gebracht hast, wo ich das Gefühl hatte, mich für das, was ich sagte, entschuldigen zu müssen.
B: O lieber Himmel, nein, es tut mir einfach nur leid, dass ich dich in eine Lage gebracht habe, wo du das Gefühl hattest, dich entschuldigen zu müssen, als ich das Gefühl hatte, mich dafür entschuldigen zu müssen, dich in eine Lage gebracht zu haben, wo du das Gefühl hattest, dich für das, was du sagtest, entschuldigen zu müssen.
A: Ah, na schön, das ist großartig, aber ich möchte dir wirklich sagen, wie leid es mir tut, dass du das Gefühl hattest, dich dafür entschuldigen zu müssen, mich in eine Lage gebracht zu haben, wo ich das Gefühl hatte, mich dafür entschuldigen zu müssen, dass ich dich in eine Lage gebracht habe, wo du das Gefühl hattest, dich dafür entschuldigen zu müssen, mich in eine Lage gebracht zu haben, wo ich das Gefühl hatte, mich für das, was ich sagte, entschuldigen zu müssen.
B: Oh nein, es tut mir einfach nur leid, dass ich dich in eine Lage gebracht habe, wo –
A: Was habe ich eigentlich gesagt?
B: Wie meinst du das, was habe ich eigentlich gesagt?
A: Wie meinst du das, wie meinst du das, was habe ich eigentlich gesagt?
B: Nun, ich weiß nicht, was du mit deiner Frage meinst, wie meinst du das, wie meinst du das, was habe ich eigentlich gesagt? Du musst doch wissen, was du gesagt hast. Schließlich hast du dich gerade dafür entschuldigt.
A: Ja, aber du hast doch gesagt, es täte dir leid, mich in eine Lage gebracht zu haben, wo ich das Gefühl hatte, mich für das entschuldigen zu müssen, was ich gesagt habe.
B: Na ja, aber das war ja, bevor du mir gesagt hast, dass du vergessen hast, was du gesagt hast. Wenn du nicht vergessen hättest, was du gesagt hast, dann täte es mir immer noch leid, dass ich dich in eine Lage gebracht habe, wo du das Gefühl hattest, du müsstest dich für –
A: Jetzt fällt es mir wieder ein!
B: Was fällt dir wieder ein?
A: Mir ist wieder eingefallen, was ich gesagt habe.
B: Und was hast du gesagt?
A: Ich habe gesagt, dass du dazu neigst, die Dinge komplizierter zu machen, als sie sind – aber es tut mir leid, dass ich das gesagt habe.
B: Ach nein, mir tut es leid, dass ich dich in eine Lage gebracht habe, wo du das Gefühl hattest –
A: Ach, halt die Klappe!
B: Das ist aber nicht sehr nett.
A: Nein, das hätte ich nicht sagen sollen. Es tut mir leid.
B: (macht den Mund auf, besinnt sich aber dann eines Besseren) Gut.
Bekanntmachungen: wichtige praktische Details, die während eines Gottesdienstes von vorn mitgeteilt werden. Ein Phänomen, das man auf besonders faszinierende Weise in solchen Gemeinden beobachten kann, wo alles, was der Pastor sagt, von diversen Gottesdienstteilnehmern berichtigt wird.
Bekenntnis, gegenseitiges: sehr lobenswerte, nützliche und biblisch empfohlene Aktivität. Man muss nur sehr aufpassen, dass die »Gegenseite« auch wirklich die Klappe über das halten kann, was man ihr mutiger- oder törichterweise gesagt hat.
Benjamite: 1. Angehöriger des Stammes Benjamin; 2. Frühform eines israelischen Hefeextraktes, den man nur entweder lieben oder hassen kann.
Beschneidung: schmerzliche Trennung zwischen Juden und Heiden.
Bibelversionen: nur einige wenige können hier erwähnt werden:
1. Lutherbibel: die Form, in der die Bibel ursprünglich im Deutsch des 16. Jahrhunderts abgefasst wurde. Wurde später aus irgendeinem unerfindlichen Grund ins Hebräische und Griechische übersetzt, um dann in diese lächerlichen modernen deutschen Versionen zurückübersetzt zu werden.
2. Elberfelder Bibel: genauer als der Urtext.
3. Gute Nachricht: diese Version wird von all denen bevorzugt, die von den schlechten Nachrichten in all den anderen Übersetzungen die Nase voll haben.
4. Hauskreisbibel: enthält nach jeweils drei Versen einen Zeilendurchschuss, um das Reihumlesen zu erleichtern.
5. Geschlechtsneutrale Bibel: bislang sind nur die ersten drei Bände erschienen; weitere sieben sind in Vorbereitung.
6. Volxbibel: wird von manchen Christen heftig angefeindet. Sehr verständlich, da sie den Fehler macht, die Leser ihrer Zielgruppe in die Lage zu versetzen, mühelos zu verstehen, was die ursprünglichen Autoren sagen wollten. Schon dieser Gedanke ist natürlich gänzlich unannehmbar und widerspricht völlig dem Geist der Schrift.
7. Die »Lebendige, pulsierende, über die Kirchenbank schlitternde, sich wahllos öffnende und einen extra für dich bestimmten Vers zeigende Bibel«: nur von mir ausgedacht, wird aber trotzdem von einigen Leuten, die ich kenne, regelmäßig verwendet.
Billy Graham: 1. Anagramm für »Big Rally Ham«; 2. wunderbarer Mann Gottes, der mehr Hintern in die richtige Richtung drehte als der beliebteste und meistbeschäftigte Proktologe der Welt.
Blumenturnus: Hitliste, zusammengestellt von einer anglikanischen Mafiagruppe, die über den Bereich der Blumenarrangements innerhalb der Kirche von England mit eiserner Hand regiert. Manche, die so mutig oder so dumm waren, sich ihnen entgegenzustellen, wachten am nächsten Morgen auf und fanden den stiellosen Kopf ihrer Lieblingskamelie am Fußende unter ihrer Bettdecke.
Bratwurst mit Senf: sträflich vernachlässigtes evangelistisches Werkzeug. Stellen Sie sich vor, bei evangelistischen Kundgebungen würden am Eingang Würste gebraten, während der Redner spricht. Der Duft wäre natürlich himmlisch. Den Versammelten würde gesagt, jeder, der nach vorn komme, um sein Leben dem Herrn zu übergeben, werde kostenlos eine Bratwurst mit Senf erhalten. Es würde die Leute nicht auf den Stühlen halten! Bratwurst mit Senf und Seelenheil. Was für eine unschlagbare, ausgesprochen Jesus-gemäße Kombination! (Siehe auch Seelenheil.)
Braut Christi: die Gemeinde, ein Leib, der Christus rein und unbefleckt übergeben werden wird. Nun, ich sage zwar rein und unbefleckt, aber nicht immer bringen wir es zu solcher Vollkommenheit. Manchmal merken wir nicht einmal, dass wir sie verfehlen.
Ich erinnere mich, wie ich einmal in einer Gemeinde saß, die nicht meine eigene war, und einem hitzigen Wortwechsel zwischen Leuten zuhörte, die nach ihrem Tonfall zu urteilen einander offenbar zutiefst verabscheuten.
Es war die jährliche Hauptversammlung einer evangelikalen Gemeinde einige Meilen von meinem Wohnort entfernt, und ich war aus einem ganz bestimmten Grund eingeladen worden, daran teilzunehmen. Die Ältesten der Gemeinde wollten unbedingt eine evangelistische Veranstaltung durchführen, um Leute aus dem Ort anzulocken, die sonst niemals über die Schwelle dieses Etablissements treten würden. Offenbar verspürte die ganze Gemeinde den starken Wunsch, ihren Nachbarn das Evangelium mitzuteilen. Angesichts dessen hatten sie überlegt, ob Bridget und ich nicht eine christliche Revue schreiben und inszenieren könnten, die wirklich unterhaltsam sein, zugleich aber auch die Chance bieten sollte, ein klares, ehrliches und unaufdringliches Statement über Jesus abzugeben. Es war ein interessanter und faszinierender Vorschlag, und ich war gern darauf eingegangen, darüber nachzudenken. So war ich zu der Gemeindeversammlung eingeladen worden, damit ich irgendwann in der zweiten Hälfte der Tagesordnung meine Ideen in Umrissen vorstellen könnte.
Die Versammlung war inzwischen seit etwa fünfundzwanzig Minuten im Gange, und es kostete mich einige Willenskraft, zu verhindern, dass mir vor Staunen der Unterkiefer herunterklappte. Der Leiter der Versammlung war ein guter Freund von mir und machte seine Sache wacker, aber allmählich fing er an, sich so zu benehmen, dass Basil Fawlty neben ihm gewirkt hätte wie eine Nonne unter Valium, und ich konnte es ihm nicht verübeln. Ich hatte selten miterlebt, dass Christen – oder überhaupt irgendwelche Leute – sich so unangenehm, hinderlich, streitsüchtig, laut und unkooperativ verhalten hatten wie hier. Nicht, dass die ganze Gruppe von etwa fünfzig Gemeindegliedern sich so benommen hätte, aber doch eine Minderheit, die groß genug war, dass einem diese fromme Veranstaltung ausgesprochen erbittert und unerfreulich vorkam, besonders wenn man als Gast dort war.
Doppelt ärgerlich wurde die Situation durch die Tatsache, dass einer der beiden Männer, die sich vorrangig als Unruhestifter hervortaten, ein hochgewachsener Mann war, der mit durchdringend hoher Falsettstimme sprach, während der andere klein und rundlich war und eine mechanisch surrende Stimme hatte, nicht unähnlich dem vibrierenden Dröhnen eines Hochgeschwindigkeitsbohrers, wie Zahnärzte ihn verwenden. Diese beiden Personen besaßen ein großes Repertoire an Einwänden. Sie hatten Einwände gegen das, was gesagt wurde. Sie hatten Einwände gegen die Reihenfolge, in der diese einwandswürdigen Dinge gesagt wurden, und sie hatten Einwände gegen das, was als Ersatz für die Dinge gesagt wurde, die vorher gesagt worden und bei ihnen auf Einwände gestoßen waren.
Außerdem hatten sie Einwände gegen die Dinge, die nicht gesagt wurden. Wenn diese dann auf ihr Geheiß hin doch noch gesagt wurden, erhoben sie schwerste Einwände gegen die Art und Weise, wie sie gesagt wurden. Hätte man ihnen gesagt, dass jeder ihrer Einwände in vollem Umfang beherzigt werden würde, so hätten diese Leute auch dagegen Einwände gehabt, denn dann hätten sie ja gegen nichts mehr Einwände erheben können, was ihnen ihren ganzen Daseinsgrund geraubt hätte, und wer unter den Anwesenden, so fragte ich mich unwillkürlich, hätte dagegen etwas einzuwenden gehabt?
Vielleicht trügt mich mein Gedächtnis, und ich übertreibe. Schon möglich, aber nur ein wenig. Die Konflikte und die aggressive Atmosphäre, die in jenem Raum herrschten, nicht nur bei Quietsch und Brumm, sondern auch bei einigen anderen, musste man gesehen und gehört haben, um es glauben zu können. Es war eine wahre Erleichterung, als es endlich eine Kaffeepause gab.
Schließlich, als alle ihren Kaffee oder Tee getrunken hatten, war ich an der Reihe, mich vorne hinzustellen und der Gemeindeversammlung von der geplanten Revue zu erzählen. Einen Moment lang schaute ich in die Reihen der Gesichter vor mir. Mir dröhnten immer noch die Ohren vom Widerhall des verbalen Artilleriefeuers. Womit sollte ich anfangen?
»Nun«, sagte ich schließlich, »herzlichen Dank für die Einladung zu Ihrer Gemeindeversammlung, und ich muss gleich als Erstes sagen, dass Sie meiner Meinung nach überhaupt keine evangelistische Revue brauchen.«
Allenthalben zogen sich Augenbrauen zusammen. Gesichter legten sich in verdutzte Falten. Leute schauten einander kopfschüttelnd an. Aber deswegen war ich doch hier, oder etwa nicht?
»Nein«, fuhr ich fort, »diese Mühe können Sie sich wirklich sparen. Laden Sie einfach die Leute im Ort zu einer Ihrer Gemeindeversammlungen ein; das dürfte völlig reichen. Die Leute werden kommen und zuhören, wie Sie sich gegenseitig anschießen und Einwände erheben und Anstoß nehmen, und dann werden sie sagen: ›Ja! Ja! Genau das wollen wir auch. Wir wollen zu einer solchen Gruppe von Leuten gehören, die einander wahrhaft lieben. Wenn Nachfolge Jesu so aussieht, dann wollen wir das auch. Ja! Fantastisch! Wann geht es los? Wo sollen wir unterschreiben?‹«
Einen Moment lang blieb alles still. Ob ich wohl zu weit gegangen war? Vielleicht hätte ich mich lieber um meine eigenen Angelegenheiten kümmern sollen. Aber ich versuchte ein Nachfolger Jesu zu sein, und Jesus macht alles zu seiner Angelegenheit.
Dann lachte jemand. Und dann noch jemand. Und dann fingen jede Menge Leute an zu lachen. Ich konnte nicht genau nachzählen, aber ich schätzte, dass die Lacher über fünfzig Prozent der Anwesenden ausmachten, womit die Nichtlacher überstimmt waren und der nie eingebrachte, aber äußerst wichtige Antrag offensichtlich angenommen war:
»Diese Gemeindeversammlung findet, dass wir uns ausgesprochen blöd benommen haben und das nicht wieder tun sollten.«
All das bot einen hervorragenden Anknüpfungspunkt, um darüber zu reden, dass wir, wenn wir andere wirklich erreichen wollten, eine klare Vorstellung davon haben sollten, womit wir sie erreichen wollten. Was haben wir Christen, das es sich lohnt, anderen Leuten anzubieten? Es war abzusehen, dass die Antwort auf diese Frage ein zentraler Punkt in dem geplanten Projekt werden würde.
Brüste: von Salomo (der angeblich etwas von Frauen verstand) beschrieben als »junge Zwillinge von Gazellen, die unter den Lilien weiden«. Man kann nur vermuten, dass dem ein anfängliches Missverständnis zugrunde lag, das von den Untergebenen des kurzsichtigen Königs noch bestärkt wurde, indem sie dafür sorgten, dass alle seine Frauen sich ihm stets rückwärts näherten, auf dem Rücken einen Rucksack mit einem Strauß Blumen und einem Pärchen hungriger Frettchen darin.
Büffet: beliebte Form gemeinsamer Mahlzeiten in der Gemeinde. Hauptursache für die große Zazikiflut von 1964, bei der viele evangelikale Christen in den gewaltigen Mengen der schmackhaften weißen Sauce, die sich in den Gemeindehäusern ansammelte, zu ertrinken drohten.