Читать книгу HERRliche Erkenntnisse - Agnese Amalfi - Страница 8
Alexander B.
ОглавлениеAlexander B ist mir ebenfalls von der Arbeit bekannt. Wir befanden uns im gleichen Ausbildungsjahrgang. Einige Zeit nach der Ausbildung kamen wir uns bei einer Party näher. Es blieb bei einer einmaligen Nacht, die jedoch sehr schön war. Dass es bei einer Nacht blieb, lag daran, dass ich schon vergeben war. Alexander B und ich hatten eine gegenseitige Anziehungskraft.
Ich befand mich in einer Ausnahmesituation. Ein Freund von mir war auf sehr tragische Weise sehr jung ums Leben gekommen. Da mein damaliger Freund nicht anwesend war, er war in dieser Zeit bereits anderweitig beschäftigt, was ich viel später erfuhr, kümmerte sich Alexander B rührend um mich. Er tröstete mich, nahm mich in den Arm, sagte mir nette Worte und so kam es dazu, dass er die Nacht bei mir verbrachte, um mich zu trösten. Ich ließ mich gerne trösten, da Alexander B durchaus ein sehr ansehnlicher Mann war. Er war durchtrainiert, ein Bodybuilder. Ich war zu dieser Zeit auch durchtrainiert, da ich damals drei- bis viermal in der Woche im Fitnessstudio war. So trafen sich also in dieser Nacht zwei hübsche, durchtrainierte Körper.
Da ich ein schlechtes Gewissen hatte und damals noch nicht wusste, dass ich mit Alexander B noch diverse Nächte hätte verbringen können, ohne auch nur annähernd an die Anzahl von Nächten zu kommen, die mein damaliger Freund mit anderen Frauen verbrachte, hätte ich flott weitermachen können, was ich aber nicht tat. Mein Gewissen trieb mich dazu, das Ganze nach dieser einmaligen, aber dennoch sehr schönen Episode zu beenden.
Wir mochten uns dennoch und schickten uns ab und zu E-Mails. So zogen die Jahre ins Land. Inzwischen war ich verheiratet, hatte ein Kind, war wieder geschieden. Alexander B hatte ebenfalls Familie.
Es begab sich, dass ich eines Tages eine E-Mail von ihm erhielt.
Inhalt: »Liebe A., lass uns mal wieder treffen.« Natürlich auch etwas Vorgeplänkel, wie geht es dir, was machst du so, wie ist es bei der Arbeit? Daraufhin antwortete ich Alexander B, dass wir uns gerne einmal treffen könnten. Zwar wusste ich nicht, wie Alexander B nun aussah, aber noch oberflächlicher betrachten wollte ich das Ganze nicht. Schließlich war er früher ein sympathischer und sehr zuvorkommender Mann gewesen. Ich ging davon aus, dass er diese Charaktereigenschaften im Laufe der Jahre nicht eingebüßt hatte.
Als er mir ein Foto schickte, stellte ich allerdings fest, dass er vermutlich nichts an Nettigkeit eingebüßt hatte, aber an Haaren. Das war nicht dramatisch, obgleich er wesentlich jünger ist als ich. Ansonsten hatte seine athletische Figur wenig unter der Zeit gelitten. Das fand ich schon sehr erstaunlich, da sich die meisten Männer, wenn sie erst einmal verheiratet sind und Kinder haben, gehen lassen. Siehe oben, BIERbauch.
Wir schrieben hin und her, wann es zu einem Treffen kommen solle, wie es dazu kommen solle und schelmisch schrieben wir auch über die damalige Nacht. Alexander B schickte mir diverse Fotos von sich. Ich schickte ihm wenige Fotos von mir.
Somit erhielt ich eines Tages, als ich bei der Arbeit war und unser Treffen unmittelbar bevorstand, ein Foto von Alexander B. Als ich dieses Foto angeklickte, war ich doch überrascht. Von Freundinnen hatte ich von Ähnlichem oder Schlimmerem, gehört. Bei diesen delikaten Fotos handelt es sich um das Körperteil der Männer. Wobei ich mich frage, wieso ein Mann delikate Fotos spezieller Körperteile versendet.
A: Ist er so stolz darauf, dass er sein bestes Stück an sämtliche Damen seines Herzens versendet?
B: Liegt es daran, dass sein Selbstwertgefühl nicht ausreichend ist und er es damit bekräftigen muss, um eine Bestätigung zu bekommen, wie schön sein bestes Stück ist?
C: Hat er noch nie ein solches Foto verschickt und bist du diejenige, die ein solch primitives, Entschuldigung, primäres Foto erhält? Das könnte dann mit Mitläufertum mit den anderen Männern, die das regelmäßig machen, zu tun haben.
D: Es könnte auch sein, dass dieser Mann einfach nur gewissenlos und sexuell belästigend anderen Frauen sein Geschlechtsteil aufdrücken möchte.
E: Er ist exhibitionistisch veranlagt.
F: Es könnte für alle zutreffen, dass sie einfach zu dumm sind und nicht davon ausgehen, dass dieses Foto der Ehefrau gezeigt werden könnte. Sollte er davon ausgehen, dass ein Abgleich zwischen dem besten Stück und der gemeinsamen Wohnung nicht stattfindet, so hat er sich vielleicht getäuscht. Zudem kann ein Screenshot gefertigt werden, auf dem das beste Stück plus der Name des Versenders auftauchen. Ich wundere mich doch sehr, da es sich dabei auch um Männer handelt, die in gut situierten Positionen arbeiten und scheinbar über eine gesunde Intelligenz verfügen. Warum verschickt Mann also sein Geschlechtsteil?
Braucht Mann es selbst nicht mehr? Möchte Mann zeigen, dass es gerade in einem fröhlichen Zustand ist? Oder möchte Mann einfach nur zeigen, was die Dame des Herzens oder, besser gesagt, die Dame des Geschlechtsteils bald erwarten könnte?!
Nun bin ich sehr weit abgeschweift, ich muss euch (leider) mitteilen, dass es sich nicht um ein Pimmelfoto handelte, das ich von Alexander B erhielt. Dies würde er sich nicht trauen. Er kennt meine Art und weiß, dass ich das nicht tolerieren würde. Dennoch wage ich diesen Exkurs, da es mir an dieser Stelle angemessen erscheint. Bei dem Foto von Alexander B handelte es sich um ein Foto seines nackten Oberkörpers, welches sehr ansehnlich war, aber auch im Bereich des Porno Striches. Somit konnte ich also auch ansatzweise seinen Schambereich sehen.
Ich war über dieses Foto zwar erstaunt, aber nicht erbost. Alexander B jedoch hatte Sorge, dass ich doch böse sein könnte. Er fragte mich, ob das Zusenden dieses Fotos zu viel gewesen sei. Immerhin eine Nachfrage, die zwar spät kam, aber besser als gar nicht. Ich teilte Alexander B mit, dass ich mit meinem Kind ein sehr lockeres Verhältnis habe und wir auch zeitweise das Handy des anderen entsperren, natürlich nur in gemeinsamer Absprache und dass wir somit auch die Fotos des anderen sehen könnten.
Diesbezüglich hielt ich das Foto von Alexander B als zu gewagt. Gleichwohl weiß mein Kind, das bereits diverse Male mitbekommen hat, dass seine Mutter nicht gerade von Männern verabscheut wird. Einige Anbaggerversuche hat es bereits mitbekommen.
Alexander B schrieb mir, dass es ihm leidtue. Er und seine Frau würden eine offene Beziehung führen. Somit sei es beiden gestattet, parallel verlaufende sexuelle Beziehungen zu führen. Jeder könne mit anderen Leuten ausgehen, Sex haben oder was ihm sonst gefalle.
Dennoch stand auch der gemeinsame Sex der beiden Ehepartner in einem Swingerclub im Fokus. Ich sah mich nun schon nicht nur in einem Treffen mit Alexander B, was ja nicht so schlecht gewesen wäre, sondern in einem flotten Dreier. Nun bin ich nicht die Frau, die sich irgendeinem Mann mit irgendjemandem teilen würde. Ich habe keine Ambitionen, nennt mich auch gern langweilig, mit anderen Frauen und einem Mann Spaß zu haben. Außerdem möchte ich nicht in einen Swingerclub gehen, in dem die Laken, falls denn welche vorhanden sind, kleben oder andere Sekrete darauf verronnen oder geronnen sind.
Ich bin zwar ein fröhlicher und offener Mensch, der aber seine Grenzen in derartig ungesunden Milieus nicht suchen muss. Somit kam es dazu, dass Alexander B und ich uns nicht trafen.
Mir war nun klar, was der Hintergrund unseres Treffens sein würde. Ein Vorfühlen, ob man mich mit anderen, sexuell speziell orientierten Personen zusammenführen konnte. Sozusagen wäre ich das Frischfleisch für den Swingerclub, eine Akquise von Alexander B. Dies war nun wirklich keine meiner Ambitionen. Somit endete die ganze Sache mit Alexander B an dieser Stelle.
Ich kann euch zum Charakter des Alexander B folgendes schreiben, was ich aus meiner hobbypsychologischen Betrachtungsweise feststellen konnte:
Er ist Mitte 40, hat wenig bis keine Haare, schöne Augen, athletische Figur, ist also recht ansehnlich. Er ist ein interessanter Mann im Gentlemanstyle mit Hang zu mehreren Sexpartnern gleichzeitig. Dennoch ist er rein äußerlich nicht frivol oder ordinär. Nach den Fotos zu urteilen, führen sie rein äußerlich ein Spießerfamilienleben. Eine hübsche Familie mit hübschen Kindern, wie in einer amerikanischen Soap.
Alexander B wird es sicher nicht schwer haben, Frauen kennenzulernen. Vielleicht ist der Rasen aber schon abgegrast. Wenn mein Kopf nicht über die versifften Bettlaken im Swingerklub nachdenken würde oder über andere Spezialitäten, hätte es durchaus zu einem oder mehreren Treffen kommen können. Zu zweit!
An die Frau von Alexander B gerichtet, sollte sie zu meinen Lesern gehören, möchte ich erwähnen, dass Sie ein Prachtstück von Mann zu Hause haben. Machen Sie in Ihrer echten und Parallelwelt weiter, so lange keiner dabei zu Schaden kommt und alle gesund bleiben, die Kinder inklusive. Es sollten alle machen, was sie wollen, aber gerne ohne mich. Mit Ihnen würde ich vielleicht nach Mallorca in den Urlaub fliegen. Ich ziehe aber einen dezenten Urlaub unter Frauen vor. Wenn das für Sie auch möglich wäre, könnte es was werden. Vielleicht kann ich Ihnen den einen oder anderen Mann aus diesem Buch empfehlen.
Ende Alexander B.