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Mona lag in der Badewanne und streckte ein nacktes, vor Nässe glänzendes Bein nach oben, bis es fast ein bißchen weh tat. Sie untersuchte es eine Weile und bemerkte dabei, wie sich das Licht auf der feuchten Haut spiegelte und ihr eine goldene Tönung verlieh.

Es ist ein schönes Bein, dachte sie. Viele Männer würden wer weiß was dafür geben, es einmal so wie jetzt sehen zu können.

Der Gedanke beunruhigte sie innerlich. Zugleich ärgerte er sie.

Mona war beinahe wütend, als sie nach der rosa Seife langte, die in der vergoldeten Schale lag. Dann begann sie langsam und sanft das erhobene Bein einzuseifen.

Es gab wirklich viele Männer, die alles daraum geben würden, mich jetzt so beobachten zu können, dachte sie weiter. Und ich muß ehrlich zu mir selbst sein: Ich möchte zu gern, daß einige von ihnen mich so sehen könnten. Ich möchte einen Mann hier bei mir haben. Sofort! Auf der Stelle! Dann wäre ich nicht allein … und dann wäre mir auch nicht so zumute.

Er könnte mir zu einem richtigen Bad verhelfen …

Mona schloß halb die Augen, verrieb den Seifenschaum auf dem Unterschenkel, dann auf dem Knie und schließlich auf dem prallen, wohlgeformten Oberschenkel.

Während sie sich auf diese Weise einseifte, fiel ihr Blick ganz zufällig in den großen Badezimmerspiegel auf der linken Seite.

Mona betrachtete ihr eigenes Spiegelbild.

Sie sah eine große Blondine mit feinen Gesichtszügen, die beinahe klassisch schön waren.

Mona lehnte sich wohlig entspannt in der Badewanne zurück.

Das fast silberfarbene Haar war zu einer hochgetürmten Frisur aufgesteckt. Ein langer, schlanker Arm ruhte auf dem Rand der Badewanne.

Mona saß so da, daß ihr nackter Oberkörper im Spiegel zu sehen war.

Gute Brüste, dachte sie. Und ganz bestimmt nicht zu klein. Perfekt geformt, straff und hochstehend. Die großen rosa Warzen waren leicht vergrößert; eine Folge der Leidenschaft, die ihren Körper durchpulste und fast so etwas wie Schmerz in Bauch und Oberschenkeln auslöste.

Aber was nutzte es ihr, daß sie so schön war? fragte sie sich bitter. Es wollte ihr scheinen, als ob sie jetzt genauso gut häßlich sein könnte … entweder dick und fett oder aber nur Haut und Knochen.

Sie hätte ein groteskes Monstrum sein können.

Tom befriedigte sie nicht mehr. Er wollte sie längst nicht mehr oft genug oder stark genug haben. Es war alles so verkehrt … so verkehrt!

Mona war nun sieben Jahre verheiratet. In der Hochzeitsnacht war sie keine Jungfrau mehr gewesen, denn sie hatte vor Tom bereits zwei nette Liebesaffären gehabt. Mit anderen Männern, versteht sich.

Aber Mona hatte sich eingebildet, daß die Hochzeitsnacht ewig dauern würde; daß ihr in der Ehe niemals etwas vorenthalten werden würde; daß sie niemals um etwas betrogen werden könnte.

Oh, natürlich war sie sentimental gewesen … trotz ihrer fünfundzwanzig Jahre. Aber ihre Vorstellungen von einer Ehe hatten darin bestanden, von Tom geliebt zu werden; in all der Erregung und dem Entzücken, das er in ihr zu wecken verstand. Das war schon in der ersten Nacht mit ihm so gewesen.

Jetzt wußte sie, daß sie damals von den besonderen Finessen der körperlichen Liebe nur sehr wenig gewußt hatte. Als Tom ihr das Nachthemd von den Schultern geschoben und ihre Brüste geküßt hatte, da hatte sie bereits vor Leidenschaft am ganzen Leibe gezittert.

Aber dann … als er im Bett nach unten gerutscht war und angefangen hatte, an ihrer Vagina zu lecken und zu lutschen … und auch alle anderen Teile ihres Körpers mit Mund und Zunge zu bearbeiten … oh, mein Gott, solch lustvolle Verzückung hatte sie noch nie erlebt!

Während sich Mona jetzt in der Badewanne daran erinnerte, wie sie damals sinnlich geweckt wurde, verspürte sie bereits wieder, wie die Hitze zwischen ihren Beinen zu glühen begann.

Sanft und beinahe zaghaft streichelte sie mit den eingeseiften Händen ihre anschwellenden Brüste …

Tom hatte ihr so viel beigebracht! Er hatte sie so richtig lebendig gemacht, eigentlich erst zum Leben erweckt, bis sie sich all ihrer Sinne bewußt gewesen war. Er hatte ihr zu einem Sich-selbst-bewußt-werden verholfen, wie sie es sich niemals zugetraut hätte.

Und in diesen ersten wilden Nächten hatte er sie befriedigt, bis sie im Morgengrauen restlos erschöpft und verausgabt gewesen war und vor Freude geweint hatte.

Und so war es lange Zeit gutgegangen.

Bis vor etwa drei Jahren. Da hatte es angefangen. Da hatte sich Toms Glut merklich abgekühlt. Es war der Anfang gewesen …

„Es ist keine andere Frau!“ hatte er verärgert behauptet. „Es ist nichts dergleichen! Es ist ganz einfach so, daß … nun ja, wir sind nun schon eine ganze Weile verheiratet. Mein Job bei der Bank nimmt mich sehr in Anspruch. Du hast doch inzwischen genügend vom Kinsey-Report gelesen, um Bescheid zu wissen und das alles zu verstehen.

Männer neigen nun mal dazu, die Dinge etwas langsamer gehen zu lassen, wenn sie in die Dreißiger kommen. Du dagegen hast gerade den Gipfel deiner Leistungsfähigkeit erreicht. Das ist eben etwas, womit die Menschen leben und fertig werden müssen.“

Mona hatte versucht, damit zu leben und fertig zu werden.

Aber mit jedem weiteren Monat, der verstrich, hatte ihr Körper immer heftiger und verzweifelter nach Liebe verlangt … nach mehr und mehr Liebe jeder nur erdenklichen Art.

Und jetzt hatte Mona den Gipfel ihrer Verzweiflung erreicht.

Mona begann sich nun sanft zwischen den Schenkeln zu massieren. Aber die kleinen Wellen des lustvollen Entzückens waren jetzt schon stärker und intensiver. Elektrisierendes Prickeln durchpulste ihre Beine, konzentrierte sich in der Vagina und pflanzte sich durch den Leib bis zu den Brüsten fort.

Ich kann es einfach nicht mehr länger aushalten, dachte sie und schloß die Augen.

Ihr ganzes Sinnen und Trachten konzentrierte sich allmählich auf einen einzigen Gedanken.

Ich muß unbedingt irgendeinen anderen Mann finden!

Aber Mona war nie sehr aktiv gewesen. Sie konnte nicht einfach ausgehen und Jagd auf einen Mann machen … Während sie fortfuhr, mit einem Finger ihre Klitoris zu reiben, fiel ihr plötzlich Doug ein.

Doug Thelm, Sue’s Ehemann … der Ehemann ihrer besten Freundin. Mona stellte sich Doug im Geiste vor. Etwas kleiner als ihr eigener Mann; dunkles, gewelltes Haar; stets freundlich und grinsend.

Sie waren jetzt länger als fünf Jahre miteinander befreundet.

Doug und Sue kamen öfter ins Haus; manchmal nur auf einen Drink, mitunter auch zum Kartenspielen.

Doug pflegte Mona ständig zu necken, sie in die Arme zu nehmen und sie scherzhaft als ‚seine beste Freundin‘ zu bezeichnen. Alle mußten stets darüber lachen.

Aber war es wirklich nur ein Scherz? Wollte Doug sie vielleicht insgeheim auch haben?

Doug … verheiratet mit der reizenden, schlanken, süßen kleinen Sue!

Mona und Sue hatten nie voreinander Geheimnisse gehabt. Deshalb wußte Mona auch, daß Sue in sexueller Hinsicht nicht allzu aktiv war.

Sue hatte Mona nicht selten etwas über Dougs ‚Ansinnen‘ zugeflüstert … Dinge, die Sue niemals für ihn oder mit ihm tun könnte … Dinge, nach denen sich aber Monas Körper unglaublich sehnte.

Dinge, nach denen ihr Körper in diesem Augenblick geradezu schrie!

Mona dachte immer intensiver an Doug. Sie stellte sich vor, wie es wohl sein würde, wenn er jetzt hier bei ihr wäre.

Sie würden ganz allein sein …

Doug würde sie berühren … hier … an den Brüsten … und hier … ja, hier vor allem … Er würde sie streicheln und liebkosen … er würde sie lieben … sie berühren … an den Brüsten … und dann hier unten … ja, hier unten zwischen den brennenden Schenkeln … er würde ihre schlüpfrige Fotze massieren und … und …

Monas Phantasie drohte mit ihr durchzugehen. Ihre Hüften begannen wie von selbst zu zucken. Ihr Leib hob und senkte sich. Ihr Atem ging immer schneller.

Das Wasser in der Badewanne begann zu plätschern und drohte über den Rand hinwegzuschwappen.

Monas Körper erbebte immer leidenschaftlicher.

Und noch immer stellte sie sich im Geiste Doug vor.

Mona murmelte sogar seinen Namen immer wieder vor sich hin. Sie stellte sich vor, wie er aussehen würde … was er mit ihr anstellen würde …

Bei allen diesen Überlegungen wurde das sinnliche Verlangen bei Mona stärker und immer stärker, bis es kaum noch zu bezwingen war. Sie brannte innerlich lichterloh vor Leidenschaft. Ihre sinnliche Erregung wuchs und wuchs und wuchs …

Ein leises Stöhnen kam über Monas Lippen, als sie spürte, wie ihre Erregung den Gipfel erreichte. Ihr Körper wurde von sanften, zerrenden Zuckungen geschüttelt.

Dann lehnte sie sich aufatmend im warmen Wasser zurück. Ihre angeschwollenen Brüste mit den harten Warzen hoben und senkten sich unter den Nachwehen des eben erlebten Orgasmus.

Doch schon nach einer Minute schlug Mona die Augen wieder auf, setzte sich mit einem Ruck in der Badewanne auf und war wütend auf sich selbst.

Ihre Bitterkeit war stärker denn je.

Das war einfach nicht genug. Sich das alles nur vorzustellen und sich dabei selbst zu befriedigen, das reichte nicht. Es war niemals genug gewesen.

Selbst wenn sie durch Masturbation einen Orgasmus erreichte, so war auch das noch nicht genug, denn Mona war niemals mit einem einzigen Höhepunkt zu befriedigen.

Sie brauchte einen starken Mann. Einen Mann, der bei ihr und in ihr bleiben konnte. Einen Mann, der imstande war, sie bis zum Äußersten zu treiben, sie alles um sich herum vergessen zu lassen … und auch dann noch bei ihr zu bleiben, bis ihre Leidenschaft wieder anstieg … und wieder und immer wieder.

Mona stieg schließlich aus der Badewanne, rieb sich mit einem Frotteetuch kräftig trocken, schlüpfte in das durchsichtige rosa Negligé und ging ins leere Appartement hinaus.

Es war ein wunderschöner Tag. Frühling. Früher Nachmittag.

Frühling …

Die Jahreszeit, in der alle Welt nur für die Liebe lebte! Mona mixte sich einen Drink; einen sehr starken Drink. Sie kippte ihn auf einen Zug.

Dann begriff sie, was sie getan hatte.

Das ist nicht gut, dachte sie. Ich habe schon Hausfrauen kennengelemt, die sich dem Trunk ergeben und sich damit ruiniert hatten … die ihr eigenes Leben und auch das Leben anderer zerstört hatten.

Du mußt dich energisch zusammenreißen, Mona Baxter! Du kannst nicht schon bei Tage mit dem Trinken anfangen! Willst du vielleicht zur Säuferin werden?

Aber als sie quer durch den Raum ging, vermeinte sie förmlich zu hören, wie ihr Körper seinem sinnlichen Verlangen flüsternd Ausdruck verlieh.

Mona kuschelte sich auf die Couch und befaßte sich eingehend mit ihrem Problem.

Nach einer Weile griff sie schließlich fast unbewußt nach dem Telefonhörer und wählte eine Nummer.

„Peerless Steel“, meldete sich eine teilnahmslose, sachliche Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Doug Thelm, bitte“, sagte Mona und wurde sich dabei bewußt, daß allein die Nennung dieses Namens ihren Puls beschleunigte. Wilde Erregung stieg in ihr auf und machte sich durch schmerzhaftes Hämmern in den Schläfen bemerkbar.

Sekunden später hörte sie Dougs Stimme: „Hallo …?“

„Doug?“ fragte Mona, und dabei wollte ihr die Stimme kaum gehorchen.

„Mona …?“ fragte er, und es hörte sich erfreut an. „Hallo, Mona!“

„Was machst du denn im Moment gerade?“ erkundigte sich Mona. „Jagst du vielleicht alle hübschen Sekretärinnen im Büro herum?“

„Aber Darling …“, sagte Doug, und sie glaubte sich lebhaft vorstellen zu können, wie er jetzt vor sich hin grinste. „Du weißt doch ganz genau, daß ich nur Augen für dich habe!“

„Na, wenn das so ist“, sagte Mona, „dann werdet ihr beide, Sue und du, sicher meine Einladung annehmen.“

„Einladung?“ wiederholte Doug ein wenig überrascht.

„Aber natürlich! Wann?“

„Heute abend.“

„Ach, herrje! Das ist aber verdammt knapp! Ich …“

„Du brauchst ja nicht anzunehmen“, unterbrach ihn Mona heftiger, als sie es eigentlich beabsichtigt hatte.

Doug lachte laut auf.

„Es geht doch gar nicht um mich, meine Liebe! Ich werde ganz bestimmt kommen! Aber du kennst doch die liebe, alte Sue! Sie hat nicht viel übrig für so kurzfristig arrangierte Einladungen.“

Sie hat überhaupt nichts übrig für all die Dinge, die ich nur allzu gern mit dir anstellen möchte, dachte Mona.

Laut sagte sie zu ihm: „Natürlich kenne ich ihre Abneigung gegen kurzfristige Einladungen, aber könntest du sie für heute abend nicht ausnahmsweise einmal überreden?“

„Doch, das schon“, sagte Doug. „Wenn’s sein muß, schleppe ich sie eben mit Gewalt zu euch!“

„Wunderbar!“ schnurrte Mona zufrieden. „Sagen wir … so gegen acht? Wir können zusammen zu Abend essen und anschließend ein bißchen Kartenspielen.“ Sie fügte hinzu: „Oder … wenn dir das lieber ist … ein paar Schallplatten anhören.“

„Hört sich gut an“, sagte Doug.

„Also dann … ich freue mich schon jetzt darauf.“

„Ich auch!“

Mona legte den Hörer behutsam auf die Gabel zurück. Sie spürte bereits, wie eine neue Welle der Erregung ihren Körper durchströmte.

Irgendwie würde sie heute abend Doug zu erkennen geben, was sie unbedingt brauchte.

Doch sofort schoß die alte Furcht in ihr hoch.

Was nun, wenn Doug seiner Sue treu war?

Allein diese Vorstellung jagte ihr einen eiskalten Schauer des Entsetzens über den Rücken.

Doch dann verdrängte Mona diese Angst aus ihrem Bewußtsein.

Heute abend! sagte sie sich wild entschlossen.

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