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ОглавлениеNachdem Mona und Doug zusammen das Appartement verlassen hatten, blieb Sue allein im Wohnzimmer zurück. Sie legte eine Schallplatte mit Beethovens Siebter Symphonie auf den Teller des Stereogerätes und ging zu ihrem Sessel zurück. Sie räkelte sich bequem darin zurecht, zog die Beine an und lauschte der Musik.
Sue fühlte sich unzufrieden … unglücklich, ohne zu wissen warum.
Natürlich war es albern, sich wegen Doug und Mona Sorgen zu machen. Die beiden waren doch nur gute Freunde, weiter nichts. Sue war davon überzeugt, daß ihr Mann bestimmt nicht mit anderen Frauen herumtändeln würde … und schon gar nicht mit einer Frau wie Mona. Denn Mona war ganz einfach (Sue errötete bei dieser Vorstellung beinahe) sexbesessen.
Mona hatte der Freundin gegenüber auch nie ein Hehl daraus gemacht. Oft hatte sie Sue erzählt, welche Marathonläufe der Liebe sie mit Tom hinter sich gebracht hatte. Und Doug war ganz sicher kein Sex-Athlet, sagte sich Sue. Oh, in den ersten Monaten ihrer Ehe hatte er schon Perioden gehabt, in denen er sehr anspruchsvoll und fordernd gewesen war. Da hatte er versucht, Sue dazu zu bewegen, mit ihm alles auszuprobieren, was in diesen diversen Büchern zu lesen war … oraler Sex, Analverkehr und so weiter, eben alles. Aber nachdem Sue sich beharrlich geweigert hatte, sich an solchen Dingen zu beteiligen, hatte Doug schließlich nachgegeben und darauf verzichtet. Jetzt hatte er an sich nur noch wenig sexuellen Appetit. Vielleicht einmal in der Woche, und dann meistens auch nur sehr flüchtig, sehr rücksichtsvoll und zart, wie Sue es nun einmal gern hatte.
Doug würde also ganz bestimmt nicht an einer solchen Sex-Bombe wie Mona interessiert sein! Nein, nein … Mona würde Doug allenfalls zu Tode erschrecken. Einer solchen Frau war der arme Doug ganz einfach nicht gewachsen. Doug ist glücklich. Und ich bin es auch, redete sich Sue ein. Gewiß, in unserer Ehe gibt es nicht mehr viel Aufregung, aber vielleicht ist das eben so, daß im Verlauf einer Ehe nach einer Weile eine Beruhigung in sexueller Hinsicht eintritt. Mit mir ist alles in Ordnung. Und mit Doug auch. Wir fühlen uns beide wohl und sind zufrieden. Nein, nein, wegen Doug und Mona brauche ich mir bestimmt keine Sorgen zu machen. Und es braucht mich auch nicht zu bedrücken, daß ich gelegentlich diese merkwürdigen Gefühle bekomme … wenn ich mir beinahe wünsche, doch etwas anders zu sein … nicht ganz so gehemmt.
Nachdem Sue eine ganze Weile bei der Musik solche Überlegungen angestellt hatte, stand sie schließlich auf und wanderte ruhelos im Wohnzimmer herum. Beim Kamin blieb sie endlich stehen. Es brannte kein Feuer darin. Das supermoderne Appartement war mit einer Klimaanlage ausgestattet.
Während Sue neben dem kalten Kamin stand, merkte sie plötzlich, daß einer ihrer Strümpfe beim Herumgehen heruntergerutscht war. Sie hob ihr Kleid an und befestigte den Strumpf wieder am Strumpfhalter ihres Hüftgürtels. Ohne sich dessen richtig bewußt zu werden, bereitete es ihr einen Hauch von Vergnügen und Lust, als sie mit beiden Händen über das nylonbestrumpfte Bein fuhr.
Ich bin hübsch, dachte sie, und Doug braucht keine andere Frau als mich.
In diesem Augenblick hörte sie ein schwaches Geräusch. Es hörte sich an, als hätte eben jemand sehr scharf die Luft eingezogen.
Sue drehte sich rasch um.
Tom Baxter stand in der offenen Tür des Schlafzimmers und hielt seine Tabakspfeife in der Hand. Er hatte sich umgezogen und trug nun nur noch Hose und Sporthemd.
Darin schien er sich sehr wohl zu fühlen, denn er machte einen entspannten Eindruck.
Sein Blick haftete wie gebannt auf ihrem nackten Oberschenkel unmittelbar über dem Strumpfband. Dann wanderte sein Blick langsam nach oben bis zu ihrem Gesicht.
Sue ließ hastig das Kleid fallen.
Tom hatte sich sehr rasch umgezogen. In Gedanken war er dabei immer noch mit seinen beruflichen Problemen beschäftigt gewesen. Sein Jahresbericht war fällig. Sally, seine Sekretärin, war ungemein tüchtig und stellte auf geradezu bewundernswerte Weise alles erforderliche Material zusammen, aber es würde doch noch allerhand Arbeit zu erledigen sein, bis der Jahresabschlußbericht fix und fertig vorliegen würde.
Tom dachte mit leisem Grauen an die vielen arbeitsreichen Nächte, die ihm noch mit Mr. Cummings, dem Präsidenten der Bank, bevorstehen dürften. Sehr lustig würde es dabei nicht gerade zugehen … obwohl Tom seinen Vorgesetzten — einen lebenslustigen Junggesellen von fünfundfünfzig Jahren — ungemein gut leiden konnte. Mr. Cummings verstand sich darauf, bei Geschäftsreisen stets das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden.
Als Tom an die letzte Reise dachte, vergaß er vorübergehend seine Sorgen und lächelte vor sich hin. Niemand würde vermuten, wie sehr Mr. Cummings es liebte, sich außerhalb der Stadt zu amüsieren.
Tom war in jener ersten Nacht in Buffalo sehr überrascht, ja beinahe schockiert gewesen, als die beiden Mädchen plötzlich in der Hotelsuite aufgetaucht waren. Aber es war eine wilde Nacht geworden, einfach phantastisch! Die Mädchen waren zwar noch sehr jung, aber ungemein erfahren und eifrig gewesen. Mr. Cummings hatte sein Alter Lügen gestraft und alles mitgemacht. Und Tom natürlich auch. Ja, es war schon großartig gewesen!
Vielleicht, so dachte Tom, könnten er und Mr. Cummings irgendwohin fahren, um den Bericht fertigzustellen … irgendwohin, wo man nebenbei auch ein bißchen Spaß haben könnte.
Aber da war natürlich immer das Problem Mona. Falls sie je dahinterkommen sollte, würde es bestimmt einen Mordskrach zwischen ihnen geben.
Tom liebte seine Frau sehr. Sie war immer noch bei weitem die beste Frau, die er je im Bett gehabt hatte.
Aber du mußt den Tatsachen offen ins Gesicht sehen, Tom! sagte er sich. Selbst der Sex mit dem besten Bettpartner kann zur Routine werden! Jetzt brauchte er Abwechslung … die Aufregung eines neuen Erlebnisses. Irgendeine Veränderung, die ihn aus dem Alltags-Trott herausreißen würde.
Und weil Mona eine so große und auch so fordernde Frau war, neigte Tom jetzt dazu, sich kleinere Frauen zu wünschen, die ein bißchen weniger aggressiv waren.
Während Tom das Umziehen beendete, dachte er schon wieder an seine Arbeit.
Aber er wußte auch, daß Sue jetzt ganz allein im Wohnzimmer war. Er hörte die Musik. Nachdem er seine Pfeife gestopft und angezündet hatte, verließ er das Schlafzimmer, um ins Wohnzimmer zu gehen.
Als er jedoch von der Tür aus sah, wie Sue sich gerade damit beschäftigte, den Strumpf unter dem hochgerafften Kleid wieder am Strumpfhalter zu befestigen, blieb er jäh wie angewurzelt stehen.
Sue stand neben dem Kamin und hielt Tom halb den Rücken zugewandt.
Tom konnte so das feine Profil des Frauengesichtes sehen.
Sue beugte sich ungeniert etwas zur Seite, hielt dabei das Kleid immer noch hochgerafft und befestigte den Clip des Strumpfhalters am rosa Hüftgürtel wieder am oberen Strumpfsaum.
Sie sah so klein, so hilflos, so unglaublich zerbrechlich und allein aus.
Das Licht schimmerte auf ihren kleinen, perfekt geformten Beinen.
Tom konnte den prallen Oberschenkel und das weiße, nackte Fleisch über dem Strumpf sehen.
Sue hatte kleine, zierliche Knöchel und hübsche Knie.
Tom hatte sich diese Frau stets überall klein und zierlich vorgestellt, aber ihre Oberschenkel verrieten, daß sie sehr kräftige Beine und stark ausgeprägte Hüften hatte … und als Tom jetzt die kleine Frau seines besten Freundes so dastehen sah, fielen ihm auch zum ersten Mal die Umrisse ihrer festen Brüste auf.
Diese Sue war doch wesentlich mehr, als er sich bisher vorgestellt hatte. Gewiß, sie war klein, aber sie war eine voll erblühte Frau … etwa von dem Typ, wie die Kleine damals in jener Nacht in Buffalo.
Tom mußte wohl irgendeinen Laut von sich gegeben haben, denn Sue drehte sich plötzlich nach ihm um und ließ rasch das Kleid fallen.
„Meinetwegen brauchst du deine hübschen Beine nicht zu verstecken“, sagte Tom und kam grinsend ins Zimmer.
Sue ging zu ihrem Sessel zurück und kuschelte sich wieder hinein. Ihr Gesicht hatte sich gerötet, so daß es nun rosig schimmerte.
„Ich … ich habe dich gar nicht kommen hören“, sagte sie verlegen.
„Es war ein schöner Anblick“, sagte Tom. „Aber …“
„Bitte, Tom, sprich nicht so!“ rief sie rasch und errötete von neuem.
Tom ging zum Sessel hinüber und blieb dahinter stehen. Sein Puls hatte sich merklich beschleunigt.
Sue war noch so jung; jünger als er und auch noch jünger als Mona. Und sie war klein und zierlich. So … so schutzlos. Beinahe wie eine kleine Jungfrau.
Tom spürte, wie eine neue Welle der Erregung durch seinen gesamten Körper strömte.
Er legte beide Hände auf die Schultern der jungen Frau.
„Wir beide können doch miteinander reden, wie wir wollen, nicht wahr, Sue?“ fragte er.
Sie blickte zu ihm empor, als wüßte sie jetzt nicht so recht, ob sie lächeln oder wütend werden sollte.
Toms rechte Hand schob sich wie von selbst weiter nach unten und schloß sich um eine der festen, harten, spitzen Brüste. Sein Daumen tastete nach der Warze, die sich bereits hart und straff unter dem Spitzenbüstenhalter abzeichnete.
Sue sprang hastig auf und trat zwei, drei Schritte zurück. „Nicht, Tom!“ rief sie.
Sue war vollkommen durcheinander.
Tom spürte, wie jetzt ihm das Blut ins Gesicht schoß.
„Tut mir leid“, sagte er förmlich. „Entschuldige, bitte!“
„Nein“, flüsterte sie. „Es braucht dir nicht leid zu tun. Nur … tu’s bitte nicht wieder!“
„Was soll das heißen?“ fragte Tom. „Wenn ich ein bißchen aus der Rolle gefallen bin …“
„Ich fühle mich geschmeichelt“, unterbrach ihn Sue und gab damit ihre eigenen Empfindungen ehrlich zu. Aber ihr Gesicht war dabei noch dunkler angelaufen. Sie wich auch Toms Blick aus. „Aber … aber, wir dürfen das nicht!“
„Ach, und warum nicht? Als ich vorhin hereinkam und dich so dastehen sah, da …“
„Nicht, Tom!“
Tom war wütend auf sich selbst und auch auf Sue. Er ging zur Hausbar hinüber und mixte sich einen steifen Drink.
Als die Musik des Plattenspielers verstummte, lastete unbehagliches Schweigen im Raum.
„Prost!“ sagte Tom ironisch und hob ihr sein Glas entgegen.
„Tom …“, sagte Sue bittend. „Ich fühle mich wirklich geschmeichelt, aber … aber du mußt doch verstehen, daß ich nicht sehr scharf bin auf Sex.“
„Okay“, sagte Tom. „Du brauchst gar nichts mehr zu sagen.“
Sue lächelte ihn scheu an, und ihre Augen schimmerten so hell, als würde sie jeden Augenblick zu weinen anfangen.
„Wirklich, Tom … und … und sei bitte nicht böse. Es gefällt mir sehr … wirklich … nur … na ja … wie ich eben sagte, halte ich nun mal nicht allzuviel von Sex … das ist einfach nichts für mich …“
„Mit anderen Worten“, stellte Tom unverblümt fest, „ich übe keinerlei Anziehungskraft auf dich aus!“
„Das habe ich damit keineswegs sagen wollen!“ protestierte Sue sofort.
„Natürlich hast du das damit sagen wollen“, widersprach Tom. „Jeder Frau macht Sex Spaß, wenn sie den richtigen Mann im Bett hat!“
„Das ist nicht wahr! Tom, ich …“, sie zögerte, dann holte sie tief Luft und fuhr fort: „Ich war noch nie allzu erregbar … nicht einmal mit Doug.“
Tom kippte seinen Drink. Sein Kopf dröhnte vor Erregung und Zorn, vielleicht auch ein bißchen vom Alkohol. „Dann brauchst du möglicherweise einen anderen Mann“, behauptete er.
Sue schüttelte den Kopf, und wieder stieg ihr das Blut ins Gesicht.
„Ich würde eine schlechte Geliebte für dich abgeben, Tom. Weißt du … ich … ich bin so … so schrecklich konventionell! Ich tue nicht einmal Dinge, die Doug zu gern von mir haben möchte.“
Tom starrte sie an. Sie war so klein, zierlich und zerbrechlich … und schien doch vor Leidenschaft nur so zu strotzen. Irgendwie machte sie den Eindruck, Angst zu haben. Gleichzeitig aber schien sie von Verlangen getrieben und gehetzt zu werden. Ihre Augen schienen förmlich zu betteln: Mach mich zu einer richtigen Frau! Wecke mich! Bringe mir zum Bewußtsein, daß ich eine Frau … eine vollwertige Frau bin, die jeden Mann zufriedenstellen kann!
Es war jedoch ein unbewußtes Flehen, das sie wohl selbst gar nicht begriff.
Sue mißverstand sein Schweigen und hielt es für Verwirrung, ja vielleicht sogar für Zorn.
Deshalb schüttelte sie schließlich langsam den Kopf und lächelte ihn ein wenig verloren an.
„Jedenfalls … nach Mona … selbst wenn ich ganz schrecklich sinnlich veranlagt wäre … ich würde selbst dann immer noch armselige zweite Wahl sein!“
„Was willst du denn damit schon wieder sagen?“ fragte Tom ungehalten.
Jetzt hielt Sue seinem Blick stand.
„Ich meine … Mona hat doch alles … und sie tut auch alles! Oh, sie hat mir eine Menge erzählt! Du hattest sie bereits auf jede nur erdenkliche Art! Als ihre Nachfolgerin würde ich doch kaum mehr sein als ein Kind … als ein … ein Nichts!“
„Das würdest du ganz bestimmt nicht sein, Sue“, antwortete er entschieden. „Du könntest niemals ein Nichts sein!“
„Ich … ich verstehe nicht …“
„Hör zu, Sue“, sagte Tom nun energisch. „Jede Ehe verliert mit der Zeit den anfänglichen Reiz. Die meisten Leute akzeptieren das auch. Ja, sie heißen es sogar willkommen. Vielleicht nur deswegen, weil sie dann wieder imstande sind, all ihre Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu konzentrieren. Sie werden zu Lohn-Sklaven. Nun, bei meiner Ehe mit Mona ist es nicht anders. Ich liebe sie, gewiß. Aber selbst mit einer Frau wie Mona ist es doch immer das gleiche! Manchmal glaube ich, daß jede Ehe Abwechslung braucht … ab und zu eine kleine Auffrischung … ein Seitensprung, um der ganzen Sache zwischen den Ehepartnern neue Würze zu verleihen.“
Sue beobachtete ihn aufmerksam. Ihre rosa schimmernden Lippen waren leicht geöffnet.
„Willst du damit vielleicht sagen, daß du … daß du mich wirklich haben willst?“ fragte sie schließlich.
Da ging er rasch zu ihr hinüber und nahm sie in die Arme. Ihre Brüste, ihr Leib und ihre Hüften preßten sich fest an ihn.
Sue blickte zu ihm empor … ängstlich, unsicher.
Es würde sein wie bei einer Jungfrau, dachte Tom.
„Ja, ich will dich haben!“ keuchte er erregt. „Ich brauche dich!“
Sue öffnete den Mund, um etwas zu sagen.
Tom benutzte die Gelegenheit, um Sue sehr hart zu küssen. Beinahe grob rammte er seine Zunge in ihren Mund. Einen wilden Augenblick lang reagierte Sue hemmungslos, doch dann stieß sie ihn plötzlich ungestüm zurück und schluchzte laut auf.
„Nein, Tom! Nein! Es hat keinen Zweck!“
„Hast du Angst?“
„Das wohl weniger“, gab sie zu. „Aber … ich bin einfach zu gehemmt … zu gehemmt, verstehst du?“
„Nein, das verstehe ich ganz und gar nicht! Ich weiß nicht, was du damit meinst.“
„Es würde dir bestimmt keinen Spaß machen, Tom. Ich weiß ja nicht einmal, ob ich überhaupt eine Affäre will. Oh, mein Gott … ich bin vollkommen durcheinander!“
„Du brauchst nur den richtigen Mann, der es versteht, dich auf Touren zu bringen!“ grollte Tom.
Sie starrte ihn an. Ihre großen, grünen Augen sahen ängstlich drein.
Dann machte Sue abrupt kehrt und ging zum Plattenspieler hinüber. Sie drehte die Schallplatte um.
Tom warf sich auf die Couch.
Nun ja, sagte er sich, du hast deine Chance gehabt. Offensichtlich hast du sie aber verpaßt. Wer weiß, vielleicht ist’s ganz gut so.
Sue und Tom versuchten jetzt gar nicht erst, sich zu unterhalten. Sie saßen sich stumm gegenüber und gaben sich beide den Anschein, auf die Musik zu lauschen.
Tom war enttäuscht und wütend. Es gibt einfach keinen Weg, diese Frau zu bekommen, dachte er mißmutig. Und bis heute abend hatte ich eigentlich auch gar nicht begriffen, daß ich sie überhaupt will … und schon gar nicht mit dieser Art von gierigem Hunger!
Sue und Tom saßen immer noch stumm da und fühlten sich beide unbehaglich, als die Tür geöffnet wurde und Mona mit Doug hereinkam. Sie lachten.
Jeder von ihnen hatte eine Flasche Wein im Arm.
„Na, das wird aber auch Zeit!“ sagte Tom und grinste sie mit falscher Herzlichkeit an.
„Wir hatten eine Reifenpanne“, erklärte Doug und sah dabei ziemlich verlegen drein.
Jetzt erst fiel Tom der merkwürdige Ausdruck in Dougs Augen auf, dann entdeckte er das lebhaft gerötete Gesicht seiner Frau. Er erschrak nun doch ein wenig, als er diese Symptome ganz richtig deutete, aber er sagte nichts.
Mona mixte Drinks und kümmerte sich um das Essen. Es würde bald fertig sein, kündigte sie an.
Man aß bei Kerzenlicht und gedämpfter Musik.
Tom hatte bereits mehrere Drinks gekippt, und jetzt sprach er auch noch dem schweren Wein ausgiebig zu. Die ganze Zeit über beobachtete er Sue aus den Augenwinkeln heraus.
Die Unterhaltung plätscherte oberflächlich dahin.
Erst als Sue sich lange nach Mitternacht entschuldigte, um ‚sich die Nase ein bißchen zu pudern‘, ergriff Tom die Gelegenheit, endlich zur Sache zu kommen.
Er saß Mona und Doug gegenüber, die diskret und weit voneinander entfernt auf der Couch Platz genommen hatten.
„Also gut, ihr beide“, grollte Tom.
Mona lächelte.
„Was ist denn, Liebster?“
„Hat sich was mit ‚Liebster‘!“ knurrte Tom. „Und du brauchst auch gar nicht so unschuldig zu tun!“ Tom mußte aber doch unwillkürlich lächeln.
„Worauf willst du eigentlich hinaus, alter Junge?“ fragte Doug.
„Auf diese sogenannte Reifenpanne!“
„Aber wir hatten wirklich einen Platten. Darling!“ protestierte Mona. „Wir …“
„Ihr habt irgendwo geparkt und miteinander geschlafen!“ fiel er ihr ins Wort. „Versucht gar nicht erst, es abstreiten zu wollen! Zum Teufel, mir ist’s doch durchaus recht!“
„Du bist wirklich nicht wütend?“ fragte Doug. Er war mit der Frage ohne langes Überlegen herausgeplatzt und hatte ganz vergessen, daß er damit alles zugab.
„Nun ja … zuerst war ich’s schon“, gab Tom zu. „Vielleicht sollte ich jetzt so tun, als wäre ich es immer noch … der gekränkte Ehemann und so. Aber ich habe schon allerhand getrunken und … äh, ja … also, hier ist auch was passiert, während ihr beide unterwegs wart.“
„Was ist hier passiert?“ fragte Mona.
Tom berichtete den beiden kurz, wie er Sue in dieser aufreizenden Position überrascht und was sie im Anschluß daran miteinander geredet hatten.
„Laßt uns also vernünftig sein“, schloß er. „Geben wir es doch ehrlich zu. Wir haben uns alle gelangweilt. Schön und gut. Es braucht keineswegs zu bedeuten, daß wir einander nicht mehr lieben. Okay. Mona, du und Doug, ihr beide hattet heute abend bereits eure Abwechslung. Ich nehme an, daß es nun zwischen euch eine recht intensive Affäre geben wird. Okay, okay. Wenn euch beiden das Spaß macht, so habe ich nichts dagegen einzuwenden. Mir soll’s recht sein.“
Doug starrte ihn reichlich verblüfft an.
„Also … ja, weißt du, Tom … ich muß schon sagen, daß es mich einigermaßen überrascht, wie gelassen du das alles hinnimmst!“
„Vielleicht sollte ich’s ja nicht tun“, sagte Tom nachdenklich. „Und vielleicht würde ich’s auch nicht tun … wenn ich auf deine kleine Frau nicht genauso scharf wäre wie du auf meine, Doug!“
„Ach, herrje!“ entfuhr es Doug. „Hör zu, alter Junge … Sue ist lieb und süß und nett, aber im Bett ist weiß Gott nicht viel mit ihr los! Da ist sie einfach nicht auf Touren zu bringen.“
„Dann werde ich es eben mal versuchen! Vielleicht bringe ich es fertig!“ kündigte Tom selbstbewußt an.
Mona war blaß geworden.
„Tom … was schlägst du vor?“ fragte sie.
Er machte ihnen die Sache unverblümt klar.
„Wenn ihr beide euren Spaß haben wollt, so werdet ihr mir schon ein bißchen helfen müssen, damit auch ich zu meinem Vergnügen komme … mit Sue!“
„Mein Gott!“ flüsterte Doug.
„Ist es überhaupt möglich?“ fragte Mona.
Doug schüttelte sofort den Kopf.
„Sie ist weiß Gott nicht gerade kalt, aber sie will nichts von Variationen wissen! Überhaupt nichts!“
„Ich traue mir schon zu, sie zu überzeugen“, behauptete Tom zuversichtlich.
„Aber vielleicht schaffst du’s doch nicht.“
„Ich würde es jedenfalls zu gern mal versuchen!“
Doug blickte zweifelnd drein.
„Hm … vielleicht gibt’s eine Gelegenheit dazu“, sagte er nachdenklich. „Weißt du, Tom … ich habe dich ja im Klub unter der Dusche gesehen. Du bist ausgestattet wie ein Hengst. Vielleicht könntest du Sue wirklich zu einer Art … ähem … Wiedergeburt verhelfen.“
„Größe allein ist doch nicht ausschlaggebend“, meinte Mona. „Um genau zu sein … Größe allein hat überhaupt nicht viel zu bedeuten. Auf die Technik kommt es an!“
„Ja“, sagte Doug, jetzt offensichtlich selbst sehr erregt. „Aber vielleicht würde es Sue doch endlich richtig wachrütteln, wenn sie einmal mit einem wirklich großartig ausgerüsteten Mann ins Bett ginge.“
Tom machte eine ungeduldige Handbewegung.
„Dann seid ihr also einverstanden?“ fragte er. „Dann werdet ihr mich unterstützen?“
„Mit anderen Worten … wir sollen dir helfen, Sue in dein Bett zu bringen?“ fragte Doug.
„Ja.“
Doug spreizte die Hände.
„Meinen Segen hast du, alter Junge. Wenn wir alle miteinander schlafen, vereinfacht das die Dinge und macht alles weniger .. nun ja … unehrlich.“
Das durch das öffnen der Badezimmertür verursachte Geräusch warnte sie.
„Ich werde darüber nachdenken“, sagte Tom noch rasch.
„Aber wie sollen wir das nur zustandebringen?“ fragte Doug noch.
„Es wird uns schon was einfallen!“ sagte Mona.