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WIE DIE DEUTSCHEN SO AMERIKA LIEBEN!

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Oder ist es eher eine Hassliebe? Wir kennen dies alles schon seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Die Linken erkoren sich Amerika zum Feind Nr. eins und wetterten hemmungslos gegen diesen kapitalistischen Moloch sondergleichen. Die amerikanische Großindustrie, das amerikanische Militär, die amerikanische Großmannssucht, die amerikanische Politik, das oberflächliche amerikanische Leben, ach eigentlich alles, was mit diesem Adjektiv benannt werden konnte, wurde durch und durch verdammt. Nun ja, wer als Linker was auf sich halten will, braucht schon einen kräftigen Gegner. Nur nicht die Russen auf die Zielscheibe nehmen, oder den türkischen Diktator, das ist was ganz anderes. Der amerikanische Kapitalismus ist an allem schuld.

Am schlimmsten ist natürlich für den deutschen Kritiker die Schnellimbisskette McDonald, oder Burger King, die vollkommen bestätigen, dass man in den USA von der Kulinarik ganz und gar nichts versteht und man sich in der Neuen Welt sogar hinsichtlich der Nahrung industriell hat funktionalisieren lassen. Barbarisch muss es dort zugehen, einfach nur Hamburger und Chips. Wie ungesund die da drüben leben! Kein Wunder, dass immer mehr Amerikaner fettleibig sind. In Deutschland braucht man sich da keine Sorgen zu machen, denn es handelt sich dort ja nur um Bierbäuche. Freilich auch nicht schlecht!

Amerika ist die kapitalistische Dystopie sondergleichen, und die armen Menschen dort sind wirklich nur zu bedauern, müssen sie ja in einer so verfremdeten Existenz leben. Amerikanische Autos – das sind ja die letzten Blechkisten! Amerikanisches Bier – untrinkbares Spülwasser! Gutes Brot oder guten Käse – kann man da drüben gar nicht finden! Und die Kaffeekultur erst, undenkbar, nur lassen wir jetzt mal Starbucks beiseite, sonst verzerrt sich das Bild. Europa ist ja so viel weiter voraus, in jeder Hinsicht, da können wir uns wunderbar damit brüsten. Nur halt nicht auf die Details achten. Warum gibt es aber so viele McDonalds in Deutschland? So viele amerikanische Touristen wird es doch nicht geben. Also scheinen die meisten Kunden doch die Deutschen zu sein. Die aber essen doch nicht solche furchtbaren Burgers, oder? Bitte nicht nachbohren, die Jugendlichen stopfen sich ja hier genauso mit diesem Dreck voll wie in Amerika. Gut nur, dass man jedenfalls immer noch stolz sein kann auf das deutsche Brot oder das deutsche Bier – nach Reinheitsgebot gebraut. Überlegenheit auf kulinarischem Gebiet, toll. Amerikanische Mikrobrauereien gibt es wohl gar nicht, und wirklich schmackhaftes amerikanisches Brot, nein, das dürfte wohl ein Ding der Unmöglichkeit sein. Hm, ich habe da ganz anderes erlebt, aber wie soll ich das beweisen? Einen Leib Brot mit mir zu bringen, als Geschenk etwa? Geht wohl nicht. Amerikanisches Bier im Koffer nach Frankfurt – was für eine Beleidigung! Komm mir bloß nicht mit dem amerikanischen Käse, der darf doch gar nicht schmecken. Gut, der amerikanische Wein soll ja ganz lecker sein, aber was will man schon gegen Kalifornien ausrichten?

Allerdings wundere ich mich doch, wie ungemein populär die Jeans überall auf der Welt sind. Gut, Levi Strauss aus Deutschland hat sie erfunden, aber heute trägt sie die ganze Menschheit. Wer nur ein bisschen Englisch kann, schmeißt nur so mit den Fremdwörtern herum, ob sinnvoll oder nicht, spielt keine Rolle. Da gehen die guten Menschen zum ‘Public Viewing’, um das Fußballspiel anzusehen. Aber eigentlich begeben sie sich dann in eine Leichenhalle, um dem aufgebahrten Toten die letzte Ehre zu erweisen. Bedenken wir aber, was bei der deutschen Fußballmannschaft gelaufen ist, die ganz schnell aus der Weltmeisterschaft von 2018 rausgeflogen ist, eventuell doch nicht ein so untreffender Begriff … Andere lesen auf ihrem Display im Auto, es sei alles ‘deadlocked’. Wunderbar, denke ich mir, jetzt streikt der Motor vollkommen, nichts geht mehr, alles ist in sich verkeilt, oder? Nicht doch, der Wagen ist nur gut verriegelt! Tja, wie man sich so täuschen kann! Halt nicht so pingelig mit der Übersetzung, wer redet schon mit amerikanischen Muttersprachlern? Die schütteln nur so mit dem Kopf, aber ausreden können wir all das dem guten Deutschen nicht.

Viel besser ist aber das schöne Hirngespinst, bei uns im Südwesten der Vereinigten Staaten habe jeder eine Pistole, und da könne man so herrlich einfach herumballern und noch einmal den wahren Mann beweisen. Dann aber heißt es, wie grauenhaft die Situation in den USA sei, niemand sei mehr sicher, Mord sei an der Tagesordnung, auf offener Straße, wie im Wilden Westen. Dann aber merke ich, wie begeistert bis heute die amerikanische Cowboy-Kultur gefeiert wird. Und der Sinn für die Freiheit, ganz toll, wie es in der Marlboro-Werbung so schön zu sehen ist. Die Weite und der unendliche Raum vom Monument Valley! Da raucht ein kerniger Mann schon mal etwas Kräftiges, auch wenn am Rande der Packung steht, der Konsum könne tödliche Folgen haben. Meine lieben Leute, ich glaube, ihr habt einfach dumme Flausen im Kopf!

Ihr schwärmt von der amerikanischen Freiheit, aber wenn euch die Versicherung oder der Mechaniker übers Ohr haut, wenn die Flugfirma euch einfach aus der startbereiten Maschine schmeißt, wenn jemand spät nachts eine Party feiert und ihr die Polizei brauchtet, ja, dann sollte plötzlich der Staat auf der Matte stehen. Aber wie denn, entweder Freiheit ohne Staat, oder ein gut funktionierender Staat ohne all die Freiheiten. Die Statue of Liberty im New Yorker Hafen wird mir das alles schon erklären können.

Wichtig ist halt nur, dass der Deutsche einen Lieblingsfeind hat, auf dem er herumhacken kann. Am besten mit Hilfe von amerikanischen Schimpfwörtern, deren Aussagekraft jedenfalls in Europa gar nicht verstanden wird. Macht auch nichts, man will ja bloß zeigen, wie gut man Englisch kann, und fremde Wörter haben sich schon immer als herrliche Pfauenfedern erwiesen, mit denen man sich schmücken kann.

Ein Trostpflaster bleibt ja für die Deutschen – jedenfalls ihre Autos sind besser als die der Amerikaner. Nun ja, aber was soll man mit den vielen neuen amerikanischen Typen machen, die schlank und sparsam geworden sind, ausgetüftelte Elektronik besitzen und flink durch die Stadt fahren? Klar, die Kleinbusse und Pick-Ups nehmen bei uns immer mehr überhand, aber schaut Euch doch mal die riesigen Kisten an, die von den deutschen Autobauern heute hergestellt werden. Wer schon von Kutschen spricht, sollte auch mal im eigenen Stall nachschauen.

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