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AMERIKANISCHE POLITIK
ОглавлениеWir können schon stolz darauf sein, einen Präsidenten zu haben, der laut eigener Aussage der genialste, begabteste, intelligenteste und fähigste Führer unseres Landes sei. Mir ist zwar nicht ganz klar, wer ihn gewählt haben könnte, aber die Neuentwicklung Amerikas als großartigstes Land der Welt kann nun endlich ohne jegliche Einschränkungen vonstatten gehen. Umweltschutz und Hilfe für die Einwanderer, was für törichte Vorstellungen! Sozialwesen und Energieeinsparungspläne können wir nun in die Mottenkiste der Vergangenheit stecken. Dazu kommen natürlich sofort die Frauen, die allesamt zurück in die Küche geschickt werden, oder einfach ins Ehebett. Wenn unser Präsident einmal an die Muschi packt, dann ist das ja aus männlicher Sicht ganz in Ordnung, selbst die Evangelikalen stecken das einfach weg. Von den Homosexuellen wollen wir mal gar nicht reden, die werden sowieso an der Wand plattgedrückt.
Lieber Präsident, wie wahr, wir sind eine weiße, christliche Nation. Wer das nicht anerkennt, braucht sich gar nicht erst anzustellen, um Hilfe vom Staat zu erhalten. Es geht alles nur um Golf, auf höchster Ebene, und wer nicht mitspielen will, und auch nicht seine Millionen Dollar Mitgliedsgebühr zu bezahlen bereit ist, soll sich gleich verkrümeln. Heil Donald, so heißt es heute im Weißen Haus. Woher aber diese weiße Weste kommen mag, ist mir schleierhaft. Vielleicht hat man sie in Moskau gestrickt? Überhaupt, wir sollten alle Russisch lernen, um die von dort ausgesandten Befehle besser verstehen zu können. Da, da, da.
Leider gibt es Millionen von Latinos, die hier im Lande geboren sind, von den anderen Nicht-Weißen mal ganz zu schweigen. Aber der gute Donald hat natürlich so seine eigenen Vorstellungen und wird sie alle ganz schnell jenseits seiner Mauer katapultieren, wenn sie denn mal gebaut sein sollte. Auf Biegen und Brechen soll da so ein Bauwerk entstehen, das eigentlich niemand will, das in Wirklichkeit gar nicht möglich sein wird, das aber höchst publikumswirksam die Vorherrschaft der weißen Rasse betonen wird, die schon längst zur Minderheit gehört und immer noch auf die weiße Bibel pocht, die stets schon völlig vielfarbig gewesen ist. Oh mein Gott, welche üblen Früchte wachsen da heran?
Früher hatten wir noch eine Regierung, die so halbwegs erwachsen wirkte, Ich weiß zwar nicht, was ich über den George Bush Junior oder Ronald Reagan sagen soll, aber Schwamm darüber, Verfehlungen hat es schon immer gegeben. Wir wollen einmal gutwillig annehmen, dass es auch in der Vergangenheit einen demokratischen Prozess gegeben haben mag, aus dem tatsächlich der in Mehrheit gewählte Präsident herausgekommen sein könnte. Wie gut nur, dass wir uns im Konjunktiv auszudrücken vermögen. Immerhin, es gab eine Wahl, und bisher entschied man sich, wie man so dachte, für den besseren Kandidaten, oder die bessere Kandidatin. Inzwischen aber hat sich der grüne Kerl, der Dollarschein, ganz frech zwischen die Menschen und die Politiker gestellt, und dies massenhaft. Man mag es nun glauben oder nicht, es könnte einmal ein demokratisches System gegeben haben, in dem ehrlich gewählt wurde. Dies war zwar niemals in den USA der Fall, und auch nicht in der Schweiz, aber träumen ist ja immer noch gestattet.
Was sollte ich denn z. B. von den Schwarzen sagen? Sind sowieso nur ehemalige Sklaven, und da wollen sich die guten christlichen Amerikaner auf gar nichts einlassen. Wer also wählen will, in den USA, muss ganz einfach weiß, christlich und männlich sein, und sowieso nur republikanisch denken. Wer keinen Kleinlaster fährt, wer kein Munitionslager oder eine Galerie an Schnellfeuerwaffen besitzt, kann sich gleich verkriechen, denn heute bedeutet Demokratie eben etwas anderes. Wir sind endlich wer, aber halt nicht mehr Gastfreunde für die Flüchtlinge aus der ganzen Welt. Dort soll man ruhig unsere Waffen kaufen, schön Krieg führen, ohne Bedenken die Natur ausbeuten, die Frauen vergewohltätigen oder die Schulen zerstören. Solange der Rubel, ich meine, der Dollar, rollt, sind wir doch mit allem zufrieden. Na, so ganz sicher bin ich mir vielleicht doch nicht.