Читать книгу Wie Sie garantiert in den Himmel kommen - und auch wieder heraus - Albrecht Gralle - Страница 6
Zweite Denkpause
ОглавлениеDie Hölle, sagte einmal der Existentialist Jean Paul Sartre, das sind die anderen. Und er meinte damit, dass wir uns gegenseitig das Leben zur Hölle machen können und dass die Hölle hier schon anfängt, wie übrigens auch der Himmel.
Vielleicht haben Sie bei dieser Höllenszene ein komisches Gefühl gehabt und sich gefragt: Meine Güte, wir haben es endlich geschafft, die Angst vor der Hölle abzubauen und jetzt fängt Gralle wieder damit an.
Gibt es denn noch schrecklichere Szenen als Auschwitz? Wozu brauchen wir eine Hölle nach dem Tod? Wäre es nicht viel besser, wenn nach dem Tod alles aus ist? Wir haben diese Welt doch schon genug zur Hölle gemacht? Und glauben wir nicht an einen Gott der Liebe? Wie könnte er es ertragen, seine Geschöpfe in der Hölle schmoren zu lassen?
Stammen nicht die Vorstellungen der Hölle schließlich aus einem antiken Weltbild, das wir getrost zur Seite schieben können?
Ich habe versucht, die gewohnten Vorstellungen von Hölle einmal anders zu beschreiben, nämlich als logische Folge unseres Lebens.
Das ist nicht meine Idee, wie Sie im Anhang des Buches erkennen können. Glauben Sie mir, Gott hat nicht die geringste Lust, irgendjemanden für etwas zu bestrafen. Er ist kein Sadist. Wir bestrafen uns selbst, wenn wir uns von Gott, von der Quelle des Lebens, entfernen.
Aber wenn wir davon ausgehen, dass es ein geistiges Leben gibt, auch wenn unser irdischer Körper stirbt, dann können wir nicht plötzlich jemand anders sein, wenn wir dort leben.
Mensch! Was du liebst, in das wirst du verwandelt werden, schreibt der berühmte Dichter Angelus Silesius und meint damit, dass zu unserem Leben wesentlich unsere Grundliebe gehört. Man könnte auch mit dem berühmten schwedischen Naturforscher und Universalgenie Swedenborg sagen: Was ich liebe, das bin ich. Meine Grundneigung macht mich im Wesentlichen aus.
Jeder Mensch hat, wenn er ehrlich zu sich selbst ist, eine verborgene oder offene Leidenschaft, die wie ein tiefer Fluss sein Leben durchströmt. Alles, was er tut, denkt und handelt, wird gespeist von dieser Grundliebe.
Der eine hat den inneren Drang zu forschen oder andere zu unterrichten, jemand hat ein Herz für Kinder oder liebt es, Dinge zu erfinden, jemand geht ganz in Musik auf oder sein Leben ist die Landwirtschaft, das Säen, Wachsen und Ernten. Da ist jemand, der für sein Leben gerne hilft oder der Reformen durchführt. Oder da ist jemand, der es einfach liebt, ein normales Leben zu führen und eine große Familie zu haben.
Aber es gibt auch Leute, die sich wohl fühlen, wenn sie Böses tun, andere quälen, wenn sie stehlen, betrügen und töten. Das bereitet ihnen das größte Vergnügen. Sie würden das offen nicht zugeben, weil das nicht gut ankommt, aber im Stillen gehen alle ihre Gedanken und Wünsche in diese Richtung.
Wenn man nun diese Grundneigung eines Menschen wegnehmen würde, wäre sein Leben zerstört. Er würde aufhören, er selbst zu sein, auch wenn das, was er liebt, nicht gut im herkömmlichen Sinn ist und ihn selbst zerstört.
Das Leben nach dem Tod lässt uns also diese Grundliebe. Und die Hölle wäre der einzige Ort, wo jemand, der für sein Leben gerne raubt, stiehlt und lügt, der Perversionen liebt und andere hasst, am besten aufgehoben wäre. Er könnte niemals im Himmel existieren, weil die ganze Atmosphäre gegen ihn arbeiten würde.
So lebt er in einer geistigen Welt mit anderen zusammen, die so sind wie er. Und gegenseitig machen sie sich das Leben zur Hölle und fühlen sich in einem gewissen Grad wohl. Gleichzeitig leiden sie aneinander. Dieses Leben ist kaum ein Leben zu nennen.
Das ist die Hölle, wenn man sie einmal systematisch im Zusammenhang betrachtet.
Gott gewährt jedem Menschen das Leben, das er sich selbst geschaffen hat. Er hat es nicht nötig zu bestrafen. Die Sünde, die selbst gewählte Entfernung von Gott, hat ihre eigene Strafe.
Ja – um Himmels willen! Gibt es da kein Entkommen? Hört die Hölle niemals auf?
Die Hölle hier auf der Erde kann aufhören, wenn sich ein Mensch Gott zuwendet und ihn bittet, ihn aus diesen Zwängen und Grundneigungen herauszuholen. Das nennt man Umkehr oder Wiedergeburt und das ist oft ein mühevoller Prozess. Gott muss mit seiner positiven Energie, mit seinem Geist in unseren inneren Kern vordringen und ihn verändern. Das geht aber nur, wenn wir das freiwillig wollen, sonst würde Gott unsere Freiheit zerstören.
Das Ganze ist ein Geschenk, das uns Gott anbietet. Man kann sich nämlich Gottes Zuneigung nicht verdienen oder kaufen. Insofern kann man sich auch den Eintritt in den Himmel nicht durch fromme Werke verdienen. Jeder kann eintreten. Aber damit unser Leben zum Himmel passt, müssen wir natürlich Gott an uns arbeiten lassen.
Und keinesfalls ist es so, dass alle Leute, die sich Christen nennen, automatisch im Himmel landen und alle Nichtchristen in der Hölle. Der christliche Glaube ist keine Sekte.
Es könnte sein, dass es Christen gibt, deren Grundneigung aus Hass und Gemeinheit besteht, auch wenn kein anderer Mensch das ahnt. Sie werden sich im Himmel nicht wohl fühlen, sondern nur recht und schlecht in der Hölle. Auch wenn sie alles im Glaubensbekenntnis für wahr hielten, getauft und scheinbar bekehrt waren.
Es kommt eben auf das Innenleben an.
Es ist deshalb nicht zufällig, dass es in der gesamten Bergpredigt Jesu um das Verändern von inneren Einstellungen geht.
Und es wird sicher Nichtchristen geben, die schon immer, ohne dass sie es wussten, Gott gedient haben, zu ihm unterwegs waren und die Liebe gelebt haben und deshalb unterwegs sind zum Himmel. Das Matthäusevangelium sagt: Christus wird jeden Menschen nach seinen Taten und Motiven beurteilen. Er ist derjenige, der das letzten Endes entscheidet. Die Wege zu Gott führen über ihn. Und es wäre kein schlechter Gedanke, ihn jetzt schon kennen zu lernen.
Aber fahren wir in unserer Erzählung fort. Sie wollten sich ja einen Umhang leihen, um den Himmel besser aushalten zu können, aber da fällt Ihnen ein: Auf der Almhütte im Hades gefällt es Ihnen immer besser, die Aussicht ist fantastisch und dann merken Sie, dass Sie vielleicht gar nicht im Himmel leben wollen. Vielleicht geht es ja auch im Hades. Das würde Ihnen ja reichen. Und das sagen Sie schnell noch zu Andie, bevor es wieder durch die Tür aller Türen geht: