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Viertes Kapitel
Der Unglücksvogel

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Kaum war Franz verschwunden, als Mathias den Kopf empor richtete und ein Ausdruck von Schlauheit, den man ihm schwerlich zugetraut hätte, blitzschnell über sein Gesicht zog.

Dann forschte er auf die sich entfernenden Schritte des jungen Mannes, und als er nichts mehr von denselben vernahm, schlich er zu der Cognacflasche, schielte nach der Türe, griff nach der Flasche und hielt sie ins Licht, um zu sehen wie viel darin sei und wie viel er also daraus trinken könne.

»Der alte Geizhals! mir bietet er nichts an!«

Um diese Vernachlässigung auszugleichen, führte er den Flaschenhals an seine Lippen und nahm daraus rasch drei oder vier Züge von dem Feuerwasser, als wäre es unschuldiges Wasser.

In diesem Augenblicke hörte er die Schritte Franzens wieder näher kommen und er kehrte geräuschlos auf seinen Schemel an dem Kamine zurück, wo er mit einer Miene der Unschuld, die selbst den Franz täuschen mußte, ein Lied zu summen begann, das durch die Dragoner in Villers-Cotterets bekannt geworden war. Ohne sich durch die Anwesenheit Franzens stören zu lassen, summte er weiter, dieser aber blieb vor ihm stehen und fragte:

»Du singst gar?«

»Ist es denn verboten? Dann muß es der Maire bekannt machen lassen und man wird nicht mehr singen.«

»Verboten ist es nicht,« sagte Franz, »aber Unglück wird es mir bringen.«

»Warum?«

»Wenn ich früh im Walde zuerst eine Eule schreien höre, denke ich bei mir: das fängt schlimm an.«

»So bin ich eine Eule? Meinetwegen. Ich bin Alles was ich sein soll.«

Er hielt beide Hände aneinander, nachdem er die unumgängliche Vorsicht gebraucht hatte, in dieselben zu spuken und ahmte täuschend den traurigen und eintönigen Eulenruf nach.

Franz selbst erbebte.

»Willst Du still sein, Unglücksvogel!« sagte er.

»Wenn ich Dir aber etwas vorzusingen hätte, was würdest Du sagen?«

»Ich würde sagen: ich habe keine Zeit, Dich anzuhören. Thue mir lieber einen Gefallen.«

»Dir?«

»Ja, mir. Meinst Du, Du könntest keinem Menschen einen Gefallen tun?«

»Was verlangst Du?«

»Du sollst mein Gewehr vor das Feuer halten, damit es trocken werde, während ich andere Gamaschen anziehe.«

»Andere Gamaschen! Der Franz fürchtet, sich einen Schnupfen zu holen!«

»Das gar nicht; ich will die Dienstgamaschen anziehen, weil der Inspektor zur Jagt kommen kann und ich nicht unvollständig dienstmäßig bekleidet vor ihm erscheinen mag. Willst Du mein Gewehr halten?«

»Weder das Deinige noch ein anderes. Man soll mir lieber den Kopf mit Steinen zerpochen, ehe ich von heute an bis ich sterbe ein Gewehr anrühre.«

»Da Du immer ungeschickt damit umgehst, wird es kein Verlust sein,« sagte Franz, der einen kleinen Schrank öffnete, in dem mehrere Gamaschen lagen, unter denen er die seinigen hervorsuchte.

Mathias sah ihm mit dem linken Auge zu, während das rechte sich ausschließlich mit der letzten Kartoffel zu beschäftigen schien, die er langsam und ungeschickt schälte; dann murmelte er:

»Warum sollte ich besser mit einem Gewehre umgehen für Andre? Wenn ich eins einmal für mich brauche, wirst Du schon sehen, daß ich nicht ungeschickter bin als Du. Ein Jahr, zwei, drei Jahre dem Herzoge umsonst dienen? Schönen Dank. Da werde ich lieber Bedienter bei dem Herrn Maire.«

»

»Wie so Bedienter bei dem Maire? bei Raisin, dem Holzhändler?«

»Bei Raisin, dem Holzhändler oder bei dem Maire, das bleibt sich gleich.«

»Meinetwegen,« sagte Franz. indem er die Gamaschen anknöpfte und verächtlich die Achseln zuckte.

»Es ist Dir nicht recht?«

»Mir?« antwortete Franz; »mir ist es sehr gleichgültig. Ich frage mich nur, was dann aus dem alten Peter werden soll.«

»Nun,« entgegnete Mathias; »der geht.«

»Der geht?« wiederholte Franz mit sichtbarer Theilnahme für den alten Diener, von dem die Rede war.

»Gewiß. Wenn ich an seine Stelle komme, muß er wohl gehen,« fuhr Mathias fort.

»Das ist nicht möglich,« fiel Franz ein. »Er ist ja seit zwanzig Jahren in dem Hause Raisins.«

»Ein Grund mehr, daß endlich einmal die Reihe auch an einen Andern kommt,« entgegnete Mathias mit seinem boshaften Lachen.

»Du bist ein schlechter Kerl, Schielax!« sagte Franz.

»Erstens,« antwortete Mathias mit dem dummen Gesichte, das er anzunehmen verstand, »heiße ich nicht Schielax; der Hund, den Du in die Hütte geführt hast, heißt so, nicht ich.«

»Du hast Recht,« entgegnete Franz; »und als er erfuhr, daß man Dir zufällig seinen Namen gab, machte der arme Hund Einspruch, und seitdem nennt man Dich nicht mehr Schielax, obgleich Du noch immer schielst.«

»Ich bin also Deiner Meinung nach, Franz, ein schlechter Kerl?«

»Ja, meiner Meinung und Aller Meinung nach.«

»Warum denn?«

»Schämst Du Dich nicht, einem armen alten Manne, wie Peter, das Brod wegzunehmen? Was soll aus ihm werden, wenn er keinen Dienst mehr bat? Er wird das Brod für sich, seine Frau und seine beiden Kinder an den Türen suchen müssen.«

»Du kannst ihm ja eine Pension von Deinen fünfhundert Francs Gehalt geben.«

»Das kann ich nicht,« antwortete Franz; »weil ich von den fünfhundert Francs meine Mutter mit erhalte, die Allen vorgeht, aber so oft er zu uns kommen will, soll er einen Teller voll Zwiebelsuppe und ein Stück Kaninchen finden, das tägliche Gericht von unser Einem. Bedienter bei dem Maire!« fuhr Franz fort, der nun auch die zweite Gamasche angeknöpft halte. »Es sieht Dir ähnlich, Bedienter zu werden.«

»Ein Bedientenrock ist so gut wie der andere,« sagte Mathias; »und der ist mir der liebste, in dem Geld steckt.«

»Halt einmal, Freund! – Nein, das war versprochen, mein Freund bist Du nicht. Unser Rock ist kein Bedientenrock, sondern eine Uniform.«

Katharine Blum

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