Читать книгу La San Felice Band 11 - Александр Дюма - Страница 3
Elfter Theil
Drittes Capitel.
Der Anfang des Endes
ОглавлениеWährend diese ernsten Ereignisse in der Terra de Bari vorgingen, war Neapel Zeuge nicht weniger ernster Vorgänge.
Wie Ferdinand in der Nachschrift zu einem seiner Briefe gesagt, hatte der Kaiser von Oesterreich sich endlich entschlossen, »sich zu rühren.«
Diese Bewegung war für die französische Armee verhängnißvoll gewesen. Der Kaiser hatte die Russen erwartet und er hatte wohl daran gethan.
Suwarow hatte, noch berauscht von seinen Siegen über die Türken, Deutschland durchzogen, war über die Tiroler Gebirge in Verona angelangt, hatte das Commando der unter dem Namen der österreichisch-russischen Armee – vereinigten Heere übernommen und sich Brescia’s bemächtigt.
Unsere Armeen waren überdies bei Stockach in Deutschland und bei Magnano in Italien geschlagen worden.
Macdonald war, wie wir bereits erwähnt haben, auf Championnet gefolgt.
Der, welcher nachfolgt, ersetzt aber nicht immer. Bei großen militärischen Tugenden mangelte es Mardonald dennoch an jenen sanften, freundschaftlichen Formen, welche Championnet in Neapel so populär gemacht hatten.
Eines Tages meldete man ihm, daß unter den Lazzaroni des Altmarktes eine Empörung ausgebrochen sei. Diese Leute, die Nachkommen Derer, welche sich mit Masaniello empört und welche, nachdem sie sich mit ihm empört, nachdem sie mit ihm geplündert, nachdem sie mit ihm gemordet, ihn selbst ermordet oder wenigstens ermorden lassen – welche nach seiner Ermordung seinen Körper im Straßenschmutz umhergeschleppt und seinen Kopf in eine Schleuße geworfen – die Nachkommen jener selben Menschen, welche in Folge einer jener unbegreiflichen und dennoch beiden Südländern häufig vorkommenden Reaction seine zerstreuten Glieder wieder zusammengesucht, in einen vergoldeten Sarg gelegt und mit beinahe göttlichen Ehrenbezeigungen begraben hatten, die Lazzaroni, die im Jahre 1799 noch ganz dieselben waren wie im Jahre 1647, rotteten sich zusammen, entwaffneten die Nationalgarde, nahmen die Musketen und rückten gegen den Hafen, um die Fischer und Seeleute aufzuwiegeln.
Macdonald folgte in diesem Falle den Traditionen Championnet’s. Er ließ Michele rufen und versprach ihm den Grad und den Sold eines Legionschefs mit einer noch brillanteren Uniform, als welche er schon trug, wenn er die Revolte beschwichtigte.
Michele stieg zu Pferde, warf sich unter die Lazzaroni hinein und Dank seiner gewohnten Beredsamkeit gelang es ihm, sie zu bewegen, die Waffen wieder herzugeben und in ihre Häuser zurückzukehren.
Die auf diese Weise beschwichtigten Lazzaroni schickten eine Deputation an Macdonald, um ihn um Verzeihung zu bitten.
Macdonald hielt das Versprechen, welches er Michele gegeben, ernannte ihn zum Legionschef und schenkte ihm eine prachtvolle Uniform, mit welcher er sich sofort beeilte sich dem Volke zu zeigen.
An diesem selben Tage erfuhr man in Neapel den Verlust der Schlacht bei Magnano, den Rückzug, welcher die Wirkung dieses Verlustes war, und die Folge dieses Rückzuges, das heißt den Verlust der Minciolinie.
Macdonald erhielt Befehl, sich mit der vor der österreichisch-russischen Armee in vollem Rückzuge begriffenen französischen in der Lombardei zu vereinigen.
Unglücklicherweise stand es ihm nicht vollkommen frei, zu gehorchen. Wir haben gesehen, daß Championnet vor seiner Abreise ein französisches Corps nach Apulien und ein neapolitanisches nach Calabrien entsendet hatte.
Das Resultat dieser beiden Expeditionen kennen wir. Broussier und Ettore Caraffa waren Sieger gewesen, Schipani aber war besiegt worden.
Macdonald schickte sofort den um ganz Neapel herum zerstreuten französischen Corps den Befehl zu, sich auf Caserta zu concentriren. So wie die Republikaner sich zurückzogen, rückten die Sanfedisten vor, und Neapel begann sich in einen bourbonischen Zirkel eingeschlossen zu finden. Fra Diavolo stand in Itri, Mammone und seine beiden Brüder waren in Sora, Pronio war in den Abruzzen, Sciarpa in dem Cilento; Ruffo und Cesare marschierten in einer Linie, indem sie ganz Calabrien occupirten und mittelst des jonischen Meeres den Russen und den Türken, sowie durch das tyrrhenische Meer den Engländern die Hand reichten.
Während dieses geschah, kamen die Deputierten, welche nach Paris geschickt worden, um die Anerkennung der parthenopäischen Republik zu erwirken, und mit dem Direktorium ein Schutz- und Trutzbündniß abzuschließen, nach Neapel zurück.
Die Situation Frankreichs war aber nicht glänzend genug, um Neapel zu schützen, und die Neapels nicht stark , genug, um den Feinden Frankreichs trotz zu bieten.
Das französische Directorium ließ daher der neapolitanischen Republik sagen, was zwei Staaten in extremen Situationen trotz der zwischen ihnen bestehenden Verträge einander gewöhnlich sagen, nämlich: Jeder für sich. Alles, was das Directorium thun konnte, bestand darin, daß es der neuen Republik den Bürger Abrial, einen in dergleichen Dingen sehr geschickten Mann, überließ, damit er der Republik eine bessere Organisation gebe.
In dem Augenblick, wo Macdonald sich anschickte der ihm ertheilten Rückzugsordre heimlich zu gehorchen, und wo er unter dem Vorwand, daß seine Soldaten durch das Leben in Neapel verweichlicht würden, dieselben in Caserta concentrirte, erfuhr man, daß fünfhundert Bourbonisten und ein nach weit bedeutenderes englisches Corps bei Castellamare unter dem Schutz der englischen Flotte an’s Land stiegen.
Diese Truppe bemächtigte sich der Stadt und des kleinen Forts, welches sie beschützt. Da man auf diese Landung nicht gefaßt war, so hatte das Fort blos eine Besatzung von dreißig Mann Franzosen. Sie capitulirten unter der Bedingung, daß sie mit kriegerischen Ehren abziehen dürften. Was die Stadt betraf, so hatte diese, da sie überrumpelt worden, keine Bedingungen stellen können und war geplündert und verheert worden.
Als die Bauern von Lettere, von Grognana und die Bewohner der benachbarten Gebirge, eine Art Hirten ungefähr wie die Samniter des Alterthums, erfuhren, was in Castellamare geschehen, fielen sie ebenfalls in die Stadt ein und begannen ihrerseits zu plündern.
Alles, was Patriot hieß, oder Alles, was als ein solcher bezeichnet ward, mußte über die Klinge springen. Das einmal vergossene Blut erzeugt weiteren Blutdurst und selbst die Garnison ward trotz der Capitulation niedergemacht.
Diese Ereignisse geschahen am Vorabend des Tages, wo Macdonald mit der französischen Armee Neapel verlassen wollte, und er sah sich dadurch veranlaßt, seine Dispositionen zu ändern. Der muthige Heerführer wollte nicht, daß es aussähe, als verließe er Neapel unter dem Drucke der Furcht.
Deshalb stellte er sich an die Spitze der Armee und marschierte gerade auf Castellamare.
Vergebens versuchten die Engländer durch das Feuer ihrer Schiffe den Marsch der französischen Colonnen zu beunruhigen. Macdonald nahm trotz dieses Feuers die Stadt und das Fort wieder, legte Neapolitaner hinein und schenkte, noch denselben Abend nach Neapel zurückgekehrt der Nationalgarde drei Fahnen, siebzehn Kanonen und dreihundert Gefangene.
Am nächstfolgenden Tag verkündete er seinen Abmarsch nach dem Lager von Caserta, wo er wie er sagte, mit seinen Truppen große Uebungsmanöver vornehmen wollte.
Dabei erklärte er, er werde stets bereit sein, nach Neapel zurückzukehren, um es zu vertheidigen, und bat, daß man ihm alle Abende einen Bericht über die Ereignisse des Tages zusende.
Es war, wie er zu verstehen gab, nun Zeit, daß die Republik ihre ganze Freiheit genösse, sich durch ihre eigene Kraft aufrecht erhielte und eine unter so glücklichen Auspicien begonnene Revolution beende.
In der That hatten die durch Abrial’s Rathschläge geleiteten Neapolitaner weiter nichts mehr zu thun, als die Insurgenten zu unterwerfen und die Regierung zu organisieren.
Am 6. Mai Abends, während Macdonald beschäftigt war, an den Commodore Truebridge einen Brief zu schreiben, in welchem er an die Humanität des Commodore appellierte und ihn beschwor, Alles, was in seinen Kräften stünde, zu thun, um den Bürgerkrieg erlöschen zu lassen, anstatt denselben zu schüren, meldete man ihm den Brigadier Salvato.
Salvato hatte zwei Tage vorher bei der Wiedereroberung von Castellamare unter den Augen des Obergenerals Wunder von Tapferkeit verrichtet. Von den siebzehn Kanonen waren fünf von seiner Brigade genommen und von den drei Fahnen eine von ihm selbst erobert worden.
Man weiß bereits, daß Macdonalds Charakter ein rauherer und strengerer war als der Championnet’s, dennoch aber war er, selbst bis zur Tollkühnheit muthig ein gerechter Würdiger der Tapferkeit eines Andern.
Als er Salvato eintreten sah, bot er ihm die Hand.
»Herr Brigadechef,« sagte er, »ich hatte nicht Zeit, Ihnen auf dem Schlachtfeld oder nach dem Kampfe die Complimente zu machen, welche Ihnen gebühren. Ich habe aber etwas noch Besseres gethan. Ich habe für Sie von dem Directorium den Grad eines Brigadegenerals verlangt und gedenke Ihnen mittlerweile das Commando der Division des Generals Mathieu Maurice zu übertragen, der durch eine schwere Verwundung für den Augenblick dienstunfähig gemacht worden ist.«
Salvato verneigte sich.
»Leider, mein General,« sagte er, »werde ich vielleicht Ihre Güte nicht gebührend anerkennen, denn in dem Falle, daß Sie, wie man sagt, nach Centralitalien zurückgerufen werden sollten —«
Macdonald sah den jungen Mann verwundert an.
»Wer sagt denn das?« fragte er.
»Nun, zum Beispiel der Oberst Mejean, dem ich begegnete, während er Proviant für das Castell San Elmo holte, und welcher mir, ohne mir dabei Geheimhaltung zur Pflicht zu machen, sagte, daß Sie ihn mit fünfhundert Mann in dem Castell San Elmo zurücklassen würden.«