Читать книгу Ein Liebesabenteuer - Александр Дюма - Страница 2

II

Оглавление

Einen Monat lang speiste ich wöchentlich zwei- oder dreimal mit Madame Bulyowsky zu Mittag und zwei- oder dreimal wöchentlich führte ich sie ins Schauspiel.

Ich muß sagen. daß unsere Sterne sie wenig blendeten. mit Ausnahme der Rachel.

Madame Ristori war nicht in Paris.

Eines Morgens kam sie zu mir.

»Ich reise morgen ab.« sagte sie.

»Warum reisen Sie morgen ab?«

»Weil ich nur noch gerade so viel Geld übrig habe, um nach Pesth zurückzukehren.«

»Wollen Sie welches?«

»Nein. ich habe in Paris Alles gesehen. was ich dort sehen wollte.«

»Wie viel haben Sie denn noch übrig?«

»Tausend Franken.«

»Sie werden nicht halb so viel gebrauchen.«

»Doch, denn ich reise nicht direct nach Wien,«

»Sagen Sie mir Ihre Reiseroute.«

»Also: ich gehe nach Brüssel, nach Spaa, nach Köln, ich fahre den Rhein hinaus bis Mainz und reise von dort nach Mannheim.«

»Ei, was wollen Sie in Mannheim machen; Werther hat sich erschossen, und Lotte ist gestorben.«

»Ich will Madame Schröder sehen.«

»Die Schauspielerin?«

»Ja; kennen Sie sie?«

»Ich habe sie einmal in Frankfurt spielen sehen; aber ich habe ihre beiden Söhne und ihre Tochter gut gekannt.«

»Ihre beiden Söhne?«

»Ja.«

ihre beiden Söhne und ihre Tochter gut gekannt.« »Ihre beiden Söhne?« »Ia.«

»Ich kenne nur einen, Devrient.«

»Den Schauspieler; ich kenne den anderen, den Priester, der in Köln hinter der St. Gideonkirche wohnt. Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen einen Brief an diesen mit.«

»Ich danke Ihnen, ich habe mit seiner Mutter zu thun.«

»Was wollen Sie von ihr?«

»Ich bin Ungarin, wie ich Ihnen gesagt habe; ich spiele Komödie, Drama und Tragödie in ungarischer Sprache; nun bin ich dessen müde, nur zu sechs oder sieben Millionen Zuschauern zu reden; ich möchte deutsche Komödie spielen, um zu dreißig oder vierzig Millionen Menschen zu reden. Darum will ich Madame Schröder sprechen, in deutscher Sprache eine Scene vor ihr recitiren, und wenn sie mir die Hoffnung giebt, daß ich mit einer Arbeit von einem Jahre die fremdartige Aussprache verlieren kann, da verkaufe ich einige Diamanten, gehe in die Städte, wo sie sich aufhält, folge ihr als Gesellschafterin oder als Kammerfrau, wenn sie es will, und nach Verlauf von einem Jahre trete ich auf den deutschen Theatern auf. Nun, was giebt's?«

»Ich bewundere Sie.«

»Nein, Sie bewundern mich nicht. Sie finden dies ganz einfach; ich bin entsetzlich ehrgeizig, ich habe große Erfolge gehabt und will noch größere.«

»Bei diesem Willen werden sie Ihnen zu Theil werden.«

»Jetzt speisen wir zusammen zu Mittag, nicht wahr? Wir gehen zum letzten mal ins Schauspiel; Sie geben mir Briefe nach Brüssel mit, wo ich mich einen oder zwei Tage aufhalten und von wo ich all' mein Gepäck nach Wien abschicken werde; wir sagen einander Lebewohl und ich reise ab.«

»Warum sagen wir einander Lebewohl?«

»Nun, ich wiederhole Ihnen, weil ich abreise.«

»Es ist mir ein Einfall gekommen.«

»Welcher?«

»Ich habe in Brüssel zu thun.«


»Das ist nicht wahr.«

»Das ist nicht Ihre Sache.«

»Und dann?«

»Nun, anstatt Ihnen Briefe zu geben, reise ich mit Ihnen ab; allein werden Sie sich zum Sterben langweilen, sein Sie offen.«

Sie fing an zu lachen.

»Ich war gewiß, daß Sie mir diesen Vorschlag machen würden,« sagte sie.

»Und Sie waren zum voraus entschlossen, ihn anzunehmen?«

»Nun ja, in Wahrheit, ich liebe Sie sehr.«

»Meinen Dank.«

»Und wer weiß, ob wir uns je wiedersehen werden! Also morgen reisen wir ab.«

»Morgen, mit welchem Zuge?«

»Mit dem um acht Uhr Morgens. Ich entferne mich.«

»Schon!«

»Ich habe entsetzlich viel zu thun; Sie begreifen wohl, ein letzter Tag –«

»Ich kann Ihnen nicht helfen?«

»In nichts.«

»Dann lassen Sie mich arbeiten; ich muß an einem Tage mein Journal für zwei Wochen machen.«

»Für zwei Wochen? Sie wollen also vierzehn Tage in Brüssel bleiben?«

»Wer weiß: Der Mensch denkt, Gott lenkt.«

»Da fällt mir ein.«

»Was?«

»Wir reisen nicht zusammen ab, wir begegnen uns dort zufällig –«

»Warum das?«

»Weil ich mit Leuten von meiner Bekanntschaft reise.«

»Mit Wienern?«

»Ja.«

»Ihr Gewissen genügt Ihnen also nicht mehr?«

»Es sind Schwachköpfe.«

»Wir wollen mehr thun, als das.«

»Das Bessere ist der Feind des Guten.«

»Anstatt morgen früh abzureisen, reisen Sie morgen Abend ab.«

»Sie reisen erst morgen Abend ab; sie sind entschlossen, mit mir abzureisen.«

»Und wie weit reisen sie so?«


»Bis Brüssel nur.«

»Warten Sie; hören Sie, was wir thun wollen: wir reisen morgen Abend ab.«

»Sie bestehen darauf?«

»Ich bestehe darauf, Sie werden das wohl für mich thun, denke ich. Sie sind nicht voraus,«

»Sie werfen es mir vor?«

»Nein, ich bestätige es nur.«

»Nun, sagen Sie, wir werden später sehen.«

»Wir reisen also mit dem Abendzuge ab; wir begegnen einander nicht einmal; Sie steigen mit Ihren Wienern in irgend einen Waggon; ich sehe Sie einsteigen und bezeichne Sie einem der Angestellten; ich steige ganz allein in einen Waggon; auf der zweiten oder dritten Station beklagen Sie sich über Erstickung; der Eisenbahnbeamte macht Ihnen den Vorschlag, in einen weniger besetzten Waggon zu steigen; Sie nehmen es an, Sie kommen in den meinigen, wo Sie so viel Luft schöpfen, wie Ihnen nöthig ist und worin Sie die ganze Nacht ruhig schlafen.«

Und worin ich ruhig schlafen werde?«

»Auf Ehre.«

»In der That, das läßt sich so anordnen.«

»Also geschehe es so.«

»Vortrefflich.«

»Also auf diesen Abend?«

«Nein, auf morgen.«

»Wir werden morgen zusammen zu Mittag speisen?«

»Unmöglich, da ich am Abend abreise; ich bin genöthigt, mit meinen Wienern zu Mittag zu speisen.«

»Also werden wir uns erst auf der Eisenbahn wiedersehen.«

»Ich werde versuchen, im Laufe des Tages zu Kommen und Ihnen die Hand zu drücken.«

»Kommen Sie.«

Ich begann, mich daran zu gewöhnen, unter diesem Taffet und dieser Seide eine bezaubernde Gesellschafterin zu entdecken, wo ich eine hübsche Frau zu finden geglaubt hatte; wir reichten einander die Hand und Lilla entfernte sich.

Am folgenden Tage erhielt ich dieses kleine Billet:

»Unmöglich, Sie zu besuchen; ich kämpfe mit meinen Schneiderinnen und Modehändlerinnen. Ich packe so viel ein. daß man in Pesth ein Magazin davon anlegen könnte. Ich weiß nicht, wie ich es hätte machen, sollen, wenn ich diesen Morgen hätte abreisen müssen,

»Auf diesen Abend. Gute Nacht.

»Lilla.«

Das stark unterstrichene »Gute Nacht« erschien mir ziemlich ironisch.

»Gute Nacht« wiederholte ich indessen, »man weiß nicht, was geschehen kann.«

Am Abend war ich eine Viertelstunde vorher auf dem Bahnhofe; ich weiß nicht, ob ich je eine Gelegenheit finden werde, den Eisenbahnen in Masse für alle Aufmerksamkeiten zu danken, deren Gegenstand ich von Seiten der Beamten bin, sobald man mich in einem der Gänge sieht, an deren Thüre mit großen Buchstaben die bedeutungsvollen Worte stehen: »Das Publikum hat hier keinen Zutritt.«

Ich suchte den Chef des Bahnhofes auf; ich erklärte ihm die Lage.

Er fing an zu lachen.

»Ei, nein,« sagte ich zu ihm.

»Wirklich!«

»Auf Ehre!«

»O ja! aber während der Fahrt.«

»Ich glaube nicht.«

»Thut nichts. Gutes Glück.«

»Nehmen Sie sich in Acht, man wünscht keinem Jäger eine gute Jagd.«

Ich stieg in meinen Waggon, wo der Beamte mich hermetisch einschloß, indem er an den Griff meiner Thüre eine Karte hing, worauf mit großen Buchstaben geschrieben stand:

»Bestelltes Coupé.«

Als ich das Geräusch hörte, welches die Reisenden machten, als sie herbeiliefen, um ihre Plätze einzunehmen, steckte ich den Kopf aus der Thür, rief den Eisenbahnbeamten herbei, zeigte ihm Madame Bulyowsky, die eben mit ihren drei Wienern und ihren vier Wienerinnen in einen Waggon stieg und erklärte ihm, was ich von seiner Gefälligkeit erwarte.

Welche?« fragte er mich.

»Die hübscheste.«

»Also die mit dem Hute á la Mousquetaire?«


»Richtig.«

»Sie sind nicht übel, Sie!«

»Meinen Sie?

»Wahrhaftig.«

»Nun ich denke nicht.«

»Der Zugführer sah mich mit komischer Miene an und entfernte sich kopfschüttelnd.

»Schütteln Sie nur den Kopf, wie Sie wollen, es ist doch so,« sagte ich zu ihm, ganz ärgerlich, daß ich ihn nicht bewegen konnte, an meine Unschuld zu glauben.

Der Zug fuhr ab. Auf der Station von Pontoise war es finstere Nacht.

Die Thür öffnete sich und ich hörte die Stimme des Zugführers, welcher sagte:

»Steigen Sie ein, Madame, es ist hier.«

Ich streckte die Hand aus und half meiner schönen Reisegefährtin, die beiden Stufen heraufzusteigen.

»Ah! da sind Sie endlich!« rief ich.

»Die Zeit ist Ihnen lang geworden?«

»Das will ich glauben, ich war allein.«

»Nun, mir dagegen ist die Zeit lang geworden, weil ich Jemand bei mir hatte. Glücklicherweise konnte ich die Augen schließen und an Sie denken.«

»Sie dachten an mich?«

»Warum nicht?«

»Ich werde darüber nicht mit Ihnen zanken, doch auf welche Weise dachten Sie an mich?«

»Auf die möglichst zärtliche Weise.«

»Pah!«

»Ja. ich schwöre Ihnen, daß ich Ihnen aufrichtig dankbar bin für die Art, wie Sie sich gegen mich benehmen.«

»Ah! wirklich?«

»Auf Ehre.«

»So ist es freilich; doch wenn Sie in Wien angekommen sind, werden Sie meiner spotten.«

»Nein, denn ich bin nicht nur eine ehrliche Frau, sondern glaube auch eine Frau von Geist zu sein.«

»Und ich, bin ich ein Mann von Geist?«

»Mit aller Welt und für alle Welt, ja.«

»Ja, aber für Sie?«

»Für mich sind Sie mehr, als das; Sie sind ein Mann von Herz. Jetzt umarmen Sie mich und wünschen Sie mir eine gute Nacht; ich fühle mich sehr ermüdet.«

Ich umarmte sie auf deutsche und englische Weise, wie man will. Sie gab mir einen Kuß zurück, der für eine Französin sehr bedeutungsvoll, gewesen wäre – dann setzte sie sich in ihrer Ecke zurecht. Ich sah ihr zu und sagte mir, wenn ein Mann es gegen eine Frau an Respect fehlen lasse, so sei es die Frau, die Veranlassung dazu gebe.

Sie wechselte zwei – oder dreimal ihre Stellung, klagte leise, öffnete die Augen wieder, sah mich an und sagte:

»Ich glaube entschieden, daß es mir bequemer sein würde, wenn ich meinen Kopf an Ihre Schulter lehnte.«

»Vielleicht würde es Ihnen bequemer sein,« antwortete ich ihr lachend; »gewiß aber würde es mir unbequemer sein,«

»Sie verweigern es mir also?«

»Pah! ich werde mich wohl hüten.«

Wir saßen einander gegenüber. Ich veränderte meinen Platz und setzte mich zu ihr. Sie nahm ihren Hut ab, band ein seidenes Taschentuch um den Kopf, legte ihren Kopf an meinen Arm und sagte nach einem Augenblick:

»Ich befinde mich so sehr gut, und Sie?«

»Ich habe keine Meinung.«

»Also auf morgen früh; vielleicht werden Sie sich bis dahin eine gebildet haben. Die Nacht bringt Rath.«

Dann machte sie noch zwei oder drei kleine Bewegungen, wie der Vogel, der seinen Hals unter seinen Flügel steckt, suchte mit ihrer Hand meine Hand, drückte sie zum Zeichen, daß sie mir einen guten Abend wünsche, bewegte ihre Lippen, um ein unverständliches Wort an mich zu richten, und schlief ein.

Ich habe nie eine seltsamere Empfindung gehabt, als die, welche sich meiner bemächtigte, als das Haar dieses bezaubernden Wesens meine Wangen berührte, als ihr Hauch über mein Gesicht dahinfuhr. Ihre Physiognomie hatte einen kindlichen, jungfräulichen, ruhigen Ausdruck angenommen, den ich noch nie an einer Frau, die an meiner Brust geschlummert, gesehen.

Ich sah sie lange an, dann nach und nach schlossen sich meine Augen, öffneten sich und schlossen sich wieder. Ich drückte meine Lippen auf ihre Stirn, flüsterte ebenfalls: »Gute Nacht!« und dann schlief ich sanft und köstlich ein.

In Valenciennes öffnete der Zugführer in Person unseren Waggon und rief:

»Valenciennes, zwanzig Minuten Aufenthalt.«

Wir öffneten die Augen zugleich und fingen an zu lachen.

»In Wahrheit, ich glaube, ich habe nie so gut geschlafen,« sagte Lilla zu mir.

»Meiner Treu,« sagte ich, »was ich Ihnen antworten werde, ist vielleicht nicht sehr galant; aber ich auch nicht weniger.«

»Sie sind ein bezaubernder Mann,« sagte sie, »und Sie haben ein großes Verdienst.«

»Welches?«

»Nicht recht gekannt zu sein, was denen, die Ihre Bekanntschaft machen, Überraschungen bereitet.«

»Sie versprechen, bei Saphir meinen Ruf wieder herzustellen?«

»Ich schwöre es Ihnen zu.«

»Und mir Kunden zuzuschicken?«

»O! das verspreche ich Ihnen nicht.«

»Indessen, wenn ich mich gegen Ihre Empfohlenen wie gegen Sie benehme?«

»Es würde mir entsetzlich schmerzlich sein.«

»Und wenn ich mich aus die entgegengesetzte Weise benehmen wollte?«

»Ich würde entsetzlich aufgebracht sein.«

»Aber was ziehen Sie denn vor?«

»Es ist unnöthig, es Ihnen zu sagen, da ich Ihnen Niemand zuschicken werde.«

»Steigen Sie aus oder bleiben Sie?«

»Ich bleibe, ich befinde mich sehr wohl hier. Nur lassen Sie mich den Platz wechseln und mich an Ihre rechte Schulter setzen.«

»Sie finden, daß ich, wie der heilige Lorenz, auf der linken Seite genug gebraten bin, nicht wahr? Nun, so thun Sie es.«

Sie setzte sich an meiner rechten Schulter zurecht, wie sie es an meiner linken Schulter gethan, schlief wieder ein und erwachte in Brüssel.

»Steigen Sie aus?« sagte sie zu mir.

»Nun, und Ihre Wiener, was werden sie sagen, wenn sie uns bei einander sehen?«

»Es ist wahr, ich hatte sie vergessen. Wo logieren Sie gewöhnlich?«

»Im Hotel d'Europe, aber man hat dort eine so schlechte Meinung von mir, daß ich um Ihretwillen lieber anderswohin gehen möchte.«

»Wahlen Sie.«

»Nun also in das Hotel de Suede.«

»Gut, da Sie vor mir ankommen werden, indem ich für meine zehn oder zwölf Colli zu sorgen habe, so lassen Sie ein Zimmer für mich einrichten.«

»Sein Sie ruhig.«

»Sie umarmen mich nicht?«

»Gewiß nicht; es ist an Ihnen, mich zu umarmen, wenn Sie dazu Lust haben.«

»Sie sind das vielforderndste Geschöpf, welches ich kenne,« sagte sie.

Und sie küßte mich und brach in Lachen aus.

Eine Stunde später war sie im Hotel de Suede. Ich führte sie in ihr Zimmer, ich küßte ihr respectvoll die Hand und trat in das meinige, indem ich murmelte:

»Wie reizend wäre es, wenn man eine Frau als Freund haben könnte!«

Ein Liebesabenteuer

Подняться наверх