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Doch dann kam der Krieg und die Flucht begann

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….Und plötzlich war alles anders. Die Bomben kamen immer näher und plötzlich schlug eine Bombe in unser Nachbarhaus ein. Dort wohnte meine beste Freundin Ayescha mit ihrer Familie. Mama und Papa rissen uns aus den Betten und wir rannten aus unserem Haus. Ich war auf Papas Arm und Ibrahim auf Mamas. Ich schaute zurück und sah, wie unser Haus, das durch eine Bombe getroffen wurde, in Flammen aufging.

Es wurde Morgen und die Sonne strahlte wie fast jeden Tag, aber wir, Mama, Papa, Ibrahim und ich, wir saßen nicht mehr an unserem Frühstückstisch, nein, wir saßen auf einem dreckigen Feldboden, voller Staub und Ungeziefer. Papa trug einen kleinen Rucksack auf seinem Rücken. Er war so groß, wie meine Schultasche und darin war nun das Wichtigste der Familie Hussein, unsere Ausweise, Papas Smartphone, Dokumente und Geld für unsere Flucht und natürlich eine Flasche Wasser. Wir mussten weiter. Heute mussten wir es bis zur türkischen Grenze schaffen. Wir liefen bei 40 Grad im Schatten. Doch Schatten gab es nirgendwo. Nach 5 Stunden Fußmarsch wurde Ibrahim ganz schlecht. Er hatte zu wenig getrunken. Doch ein Schluck Wasser musste ausreichen, denn ansonsten hätten Mama, Papa und ich nichts mehr zu trinken gehabt. Doch Ibrahim ging es immer schlechter bis er zusammenbrach. Nun trug Papa ihn auf seinem Rücken und Mama nahm den Rucksack. Es wurde Abend und wir waren noch nicht an der türkischen Grenze angekommen. Auf einmal hörten wir Schüsse. Das waren die gefürchteten Terroristen. Wir rannten so schnell wir konnten, bis wir uns im türkisch-syrischen Grenzgebiet hinter einem Felsen versteckten und abwarteten bis der Schusswechsel vorüber war. Die Nacht kam und wir froren erbärmlich, denn wir hatten nur unsere Schlafanzüge und Nachthemden an. Am nächsten Morgen wurden wir von 3 Männern geweckt. Papa sagte, das sind Schleuser, sie bringen uns nach Europa. Doch auf einmal wurde Papa von den 3 Männern angeschrien. Sie wollten wohl mehr Geld. Doch Papa konnte nicht mehr zahlen und dafür musste Mama mit ihnen gehen. Ich weiß nicht genau, was sie hinter dem Busch mit Mama machten, aber als Mama wiederkam weinte sie furchtbar und sie sagte etwas von einer Vergewaltigung.

Wir hatten kein Wasser mehr und Papa sagte zu uns, dass wir jetzt ein Spiel spielen und zwar, wer am Meisten pinkelt, bekommt auch am Meisten zu trinken. Ibrahim und ich legten los und jeder von uns wollte der Beste sein. Abwechselnd pinkelten wir in die leere Wasserflasche. Dann sagte Papa: „Und jetzt stellt euch vor, dass sei euer Lieblingsgetränk !“ Genau das stellten wir uns vor und so überstanden wir die Nacht. Am nächsten Morgen mussten wir durch ein Gebiet mit lauter Terroristen. Mama sagte zu uns: „Stellt euch vor, du spielst mit Ayescha fangen und Ibrahim will euch fangen, aber ihr seid schneller als Ibrahim. Und jetzt seid ganz leise, damit wir das Spiel gewinnen !“ Ibrahim sagte: „Warum war ich eigentlich immer der Fänger, wenn der Krieg vorbei ist, dann musst du, Sevil, mir das mal mit Ayescha erklären ?“ Doch dazu wird es nie mehr kommen, denn Ayescha lebt nicht mehr, doch ich ließ meinen kleinen Bruder in dem Glauben, dass wir bald wieder zuhause sind und alles so wie vor dem Krieg ist.

Nach 5 Tagen und Nächten Fußmarsch erreichten wir die türkische Grenze.


Flüchtlinge vor unserer Haustüre

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