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Perfektionismus und seine Ursachen

Wenn jemand alles hundertprozentig - besser noch zweihundertprozentig - erledigen will und super penibel ist, einen Ordnungsfimmel hat und er Schweißausbrüche bekommt, wenn die Tischdecke eine Falte hat, dann gehen Sie mal davon aus, dass Sie es mit einem Perfektionisten zu tun haben – ein Pedant, wie er im Buche steht. Solche Menschen leiden darunter, wenn ihnen etwas gegen den Strich läuft und nicht stromlinienförmig ist. Das Soll wird zum Muss. Alles muss sitzen. Diese Menschen sind verbissen ehrgeizig, was anstrengend und nervenkräfteaufreibend ist. Denken Sie vielleicht auch immer so? Alles, was ich tue, ist nicht wirklich gut genug, nicht schnell genug und schon mal überhaupt nicht genug und gut schon mal gar nicht. Vielleicht wissen Sie ja es noch nicht genau: Dann fragen Sie sich doch mal: Könnte ich vielleicht ein Perfektionist sein? Sagen Ihre Freunde öfter mal, Sie seien ein Perfektionist oder Pedant. Das haben Sie dann wahrscheinlich erst einmal heftig bestritten oder sogar als Kompliment oder als Kritik gesehen.

“Oftmals sind es Menschen mit narzistischen Zügen, die zum Perfektionismus neigen, wie Workaholics, aber auch Menschen mit zwanghaften Tendenzen - wobei sich ihr Perfektionismus auf unterschiedliche Weise zeigt”, sagt Prof. Rainer Sachse, Dipl. Psychologe und Leiter des Instituts für Psychologische Psychotherapie in Bochum. Meist drückt sich ihr Perfektionismus durch Arbeitswut aus. Solche Menschen sind extrem ehrgeizig und meist sehr erfolgreich. Sie suchen Anerkennung durch Leistung und wollen immer einen Tick besser sein. Ihr Motto ist: höher, schneller, weiter. Und doch reicht es nie und sie kommen nie an. Sobald sie ein Ziel erreicht haben, nehmen sie die nächste Aufgabe in Angriff. Sie brauchen den Stress, um sich selbst zu spüren.

Perfektionisten haben in Ihrem Leben – meistens in der Kindheit – öfters mal die Erfahrung gemacht, dass Sie nur dann Zuwendung und Anerkennung bekommen, wenn Sie perfekt sind, funktionieren, gewisse Standards erfüllen und den Erwartungen Ihrer Eltern, Lehrer oder Freunde entsprechen. Sie wurden nur gelobt, wenn sie etwas geleistet hatten. Ihr Perfektionismus ist der Schlüssel zur Anerkennung und um eben Tadel, Kritik und Ablehnung zu vermeiden. Und so treiben sie sich stets zu Höchstleistungen an, oft weit über ihre Grenzen hinaus, und sind damit typische Burn-Out-Kandidaten.

Vielleicht erwarten Sie auch, durch Ihren Perfektionismus unangreifbar zu werden. Perfektionisten fühlen sich auch von anderen bedroht, die in manchen Dingen besser zu sein scheinen. Sie sehen dann gleich Konkurrenten. Sie fürchten sich davor, dann keine Anerkennung mehr zu bekommen, ja sie werden sogar süchtig nach Anerkennung von anderen und Bestätigung durch sie. Denn es steckt dahinter, dass sie sich selbst diese nicht geben können. Sie können sich nicht eingestehen, mal etwas wirklich klasse erledigt zu haben. Die Angst vor Fehlern nährt doch nur den Drang zum Perfektionismus. Man möchte durch perfektes Arbeiten verhindern, dass man mit der Angst in Kontakt kommt. Es ist nicht in Ordnung, Fehler zu machen, weil man sich dann minderwertig fühlen muss. Die erstrebenswerte Fehlerlosigkeit macht einen erst akzeptabel. Verantwortlich für den Perfektionismus sind ein geringes Selbstwertgefühl und die daraus hervorgehende Angst, nicht gut genug zu sein und die Angst vor Ablehnung.

Perfektionismus ablegen

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